Читать книгу Antibiotika in der Zahnmedizin - Michael Hülsmann - Страница 40
Die Rolle des Biofilms
ОглавлениеDer Biofilm ist ein mikrobielles Multi-Spezies-Agglomerat, das in einer sehr gut organisierten extrazellulären polymeren Substanz eingebettet ist. Diese Grundsubstanz besteht vorwiegend aus Polysacchariden, enthält aber auch Proteine und Lipide und ermöglicht den Austausch der genetischen Signale und Informationen zwischen den mikrobiellen Zellen nach einem Mechanismus, der als Quorum sensing bekannt ist43.
Orale Biofilme können an verschiedenen Oberflächen, wie Prothesen, Implantaten, Mukosa, Zähnen und Knochen, haften und werden in vier Stufen gebildet44–46: Pellikelbildung – primäre/frühe Kolonisation – sekundäre Kolonisation/Ko-Aggregation – Reifung. Die frühe Kolonisation und schließlich die Reifung des Biofilms werden multifaktoriell gesteuert. Die Zusammenhänge zwischen der Morphologie der periimplantären Gewebe, der implantatprothetischen Oberfläche, der vielfältigen Zusammensetzung des individuumspezifischen Mikrobioms und der individuumspezifischen Perzeption sind komplex und nicht vollständig geklärt.
Das Problem der biofilmassoziierten Infektionen ist ihr notorisches Resistenzverhalten gegenüber der antimikrobiellen Therapie. Zum einen werden die im Biofilm organisierten Bakterien durch die extrazellulären polymeren Substanzen geschützt, indem die Penetration der antimikrobiellen Wirkstoffe in vor allem tiefere Areale des Biofilms verhindert wird, und zum anderen sind die im Biofilm organisierten Bakterien selbst in der Lage, bestimmte protektive Mechanismen zu aktivieren und so innerhalb der multizellulären Community resistente Eigenschaften zu entwickeln43. Der Austausch und die Übertragung der resistenten und virulenten Gene erfolgen auf dem horizontalen Weg innerhalb des Biofilms. Der Biofilm ist in etwa 1.000-fach resistenter gegenüber Antibiotika als die entsprechenden planktonischen Bakterien31.