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Lehrer der Rhetorik

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Inzwischen hatte Augustinus das Studium in Karthago beendet und unterrichtete Rhetorik in seiner Heimatstadt Thagaste. Während er also in Karthago Cicero las, sich der Philosophie näherte, war er zugleich überzeugter Manichäer, was unter den Intellektuellen der Zeit als schick galt. Wie die Sektierer jeder Couleur versuchte auch er geschwätzig Menschen zu seiner Ansicht zu bekehren. Seiner Mutter Monnica ging er so auf die Nerven, dass sie ihm das Haus verbot. Erst als sie durch einen Engel im Traum getröstet wurde und ein Bischof, der ihrer Klagen schon ein wenig überdrüssig geworden war, ihr sagte: „Nun geh und lass mich! So wahr du lebst, es ist unmöglich, dass ein Sohn solcher Tränen verlorengeht“. Auf diesen, wenn auch vielleicht etwas mürrisch gegebenen Trost hin nahm sie ihn wieder auf. Zuvor hatte er bei seinem Gönner Romanianus Unterschlupf gefunden, den er dann auch zum Manichäismus bekehrt hatte. Der Freund Alypius ließ sich ebenfalls von Augustins Ansichten überzeugen. Ebenso folgte ihm ein junger Mann, der ihm aus seiner Kindheit bekannt war, mit dem er in die Schule gegangen und mit dem er gespielt hatte. Jetzt schloss er mit ihm, dessen Namen er nie nennt, innige Freundschaft.

Dieser Freund erkrankte am Fieber, lag geraume Zeit bewusstlos, „und da man ihn schon aufgab, ließ man ihn taufen“. Er überstand die Krankheit und als sie wieder miteinander reden konnten, machte Augustinus sich über die Taufe lustig, weil er sich sicher war, dass auch der andere das, was in seiner Bewusstlosigkeit an ihm geschehen war, nicht ernst nehmen würde. Jedoch erschauerte der Freund vor ihm „wie vor einem Feind, und mit erstaunlichem, jähem Freimut verbat er sich solches Gerede“. Augustinus war verblüfft, glaubte, der andere würde, wenn ganz gesund, sich der alten religiösen Überzeugung wieder zuwenden. „Allein er ward meinem Aberwitz entrissen, um in Dir, Gott, bewahrt zu sein zu meiner Aufrichtung.“ Wenige Tage danach erlitt der Freund einen Rückfall und starb.

Augustinus war vor Schmerz außer sich, die Heimat wurde ihm zur Qual, da jede Straße, jeder Platz, jedes Haus, in dem sie sich aufgehalten hatten, Erinnerungen wachrief, die ihn peinigten. Eine zerrissene und blutende Seele schleppte er mit sich herum, weswegen er den Schmerzen nicht entfliehen konnte, denn er konnte nicht seiner Seele, nicht sich selbst entfliehen. Gleichwohl floh er, floh aus der Heimat, verließ Thagaste und ging nach Karthago.

Glücklich wollen wir mit Sicherheit sein

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