Читать книгу Glücklich wollen wir mit Sicherheit sein - Michael Klaus Wernicke - Страница 8
Der Student
ОглавлениеDer Vater fand schließlich einen Gönner, der bereit war, das Studium des Sohnes zu bezahlen: Romanianus, einen reichen Grundbesitzer, einen Bürger Thagastes. Augustinus blieb ihm in Dankbarkeit verbunden: „Du hast mir armen Jungen, der studieren wollte, dein Haus geöffnet, dein Vermögen und, was mehr ist, dein Herz, hast mir nach dem Tod meines Vaters Trost gegeben …“
So kam er denn nach Karthago als Neunzehnjähriger und begann „mit jenen Studien, die man die höheren nennt“, den Studien der Rhetorik, die abzielten auf „die kampferfüllten Gerichtshallen“; „dort wollte ich glänzen“ als Verteidiger oder Ankläger, „um so ruhmreicher, je gewandter ich das Recht verdrehen würde“, gesteht er in den Bekenntnissen.
Außerhalb der Hörsäle gab er sich als Mann von Welt – elegans et urbanus –, wurde leidenschaftlicher Theaterbesucher und hatte seine Liebschaften. Die aber mündeten schließlich im Jahr 372 in eine feste Beziehung. Heiraten wollte er allerdings seine Freundin nicht; denn er strebte nach einem ehrenvollen Posten „und dazu noch eine Ehefrau mit etwas Vermögen, um unsere Ausgaben nicht zu sehr zu belasten“. Er blieb aber der jungen Frau, deren Namen er nicht preisgibt, treu, hatte keine Affären mehr, bis es etwa 385 zur von Monnica betriebenen Trennung kam, worüber noch zu reden sein wird.
In Karthago gebar ihm die Freundin einen Sohn: Adeodatus, der von Gott Geschenkte. Das ist der ins Lateinische gewendete punische Name Iatanabaal, der beliebt war bei Karthagos Christen. Der Junge wuchs heran und entwickelte sich zu einem Hochbegabten. Ein Zwiegespräch mit ihm zeichnete Augustinus auf in dem Buch „Über den Lehrer“. In den „Bekenntnissen“ erinnert er sich dieses Dialogs: „Es ist da mein Buch, welches den Titel hat ‚Der Lehrer‘. Er, mein Sohn Adeodat selbst, führt dort mit mir ein Gespräch. Du weißt, mein Gott, dass alle Probleme, die dort von meinem Partner in das Gespräch gebracht werden, seine eigenen Empfindungen waren, als er im sechzehnten Lebensjahr stand. Andere bewundernswerte Dinge habe ich reichlich von ihm erfahren. Diese Begabung erweckte in mir Schauder.“