Читать книгу Porto MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag - Michael Müller - Страница 9

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Wege durch Porto

Auf der Touristenmeile

Tour 1

Von der Praça da Liberdade über die Rua das Flores hinunter zum Cais da Ribeira, den „Anlegestellen am Fluss­ufer“ - das ist der touristische High­way der Stadt. Vom Flussufer kann man mit dem Lift oder der Stand­seilbahn wieder hinauf­fahren. Oder man über­quert auf der Eisengerippe­brücke Dom Luís I den Douro, um auf die andere Uferseite mit den Portwein­kellereien zu kom­men.

Estação de São Bento, blau-weiße Kachelkunst in der Vorhalle des Bahnhofs

Palácio da Bolsa, sein Prunkstück ist der prächtig ausgestattete Arabische Saal

Cais da Ribeira, Flaniermeile am Douro-Ufer

Ponte Dom Luís I, eisernes Wahrzeichen der Stadt


Vom Bahnhof zum alten Hafen

Im Centro Histórico

Kunst auf Kacheln

Estação de São Bento

Vom südlichen Ende der Praça da Liber­dade strahlt uns unten, gleich ums Eck, das Hauptportal des Bahn­hofs São Bento entgegen. Zwar ist schon die Außenansicht im­posant - São Bento ist ein streng symmetrischer Bau im Beaux-Arts-Stil -, das eigent­liche Prunkstück ist aber die mit Azu­le­jos aus­geschmückte Vorhalle des Bahn­hofs. An die 20.000 Keramik­kacheln zeigen Szenen aus dem ländlichen und reli­giösen Leben Portu­gals (Getreide­ernte, Weinlese, Wall­fahrten usw.), aber auch bedeutende Ereig­nisse aus der portugiesischen Geschichte, z. B. die Eroberung von Ceuta durch Hein­rich den Seefahrer. Im Fries ist der Entwicklung der Trans­portmittel ab­gebildet, den ruhm­reichen Ab­schluss markiert die Eisenbahn.

Die neue Bahnstrecke nach Porto und auch der Tunnel zum Stadtteil Baixa waren längst fertig, doch nicht so der Bahnhof São Bento. Der Bau hatte sich verzögert, weil das an dieser Stelle stehende Kloster Mosteiro de São Bento de Avé-Maria nicht abgerissen wer­den konnte, da eine Nonne sich weigerte, es zu verlassen. Erst nachdem sie ver­stor­ben war, konnten die Pläne um­gesetzt und der Bahnhof 1916 eröffnet werden. Wenn heute in Portugal die Bahn streikt, heißt es, die Nonne sei wieder zurückgekommen ...

Keine Blumen in der Blumenstraße

Rua das Flores

Die Rua das Flores ist für viele Be­su­cher die eigentliche Hauptachse der Stadt. Ihr Name „Stra­ße der Blumen“ stammt aus einer Zeit, als sie noch durch die Gärten des Bischofs führte. Heute verbindet sie das Ge­schäftsviertel Baixa mit dem Cais da Ribeira am Douro-Ufer; als Fuß­gän­ger­zone ist sie an­ge­neh­mer zu gehen als die parallel ver­lau­fen­de Haupt­straße Rua de Mou­zinho da Silveira mit ihrem regen Auto­verkehr. Früher war die Rua das Flores das Revier der Gold­schmiede, und noch heute sind hier viele Juwe­lier­geschäfte angesiedelt. Aller­dings gibt es inzwischen mindes­tens ebenso viele Sou­venir­läden und Cafés mit Außenbestuhlung.

Moderne und Tradition

Museu da Misericórdia do Porto

Zum Ende des Mittelalters regierten Not, Krankheit und Krieg in ganz Eu­ropa. Deshalb wurde nach dem älteren Vor­bild von Florenz (Miseri­cordia di Firenze) in Lissabon 1499 diese ge­mein­nützige Bruderschaft ge­grün­det und Niederlassungen in ganz Portugal und den Überseegebieten geschaffen.

Das Museum erzählt gut aufbereitet die Geschichte der Stiftung. Einen großen Teil der Ausstellung nehmen die Ölpor­traits der Stifter ein. Das wertvollste Werk heißt Fonte da Vita (Quelle des Lebens) und ist eine flämische Auf­trags­arbeit; sie zeigt König Manuel I., den Mitinitiator der Casa Misericórdia, mit Gemahlin, Prinzen und Prinzes­sin­nen auf dem Kalvarien­berg (ca. 1517). Hübsch anzuschauen ist die moderne Überdachung des Innen­hofs, eine Kons­truktion aus Glas und Eisen aus dem 20. Jh.

Den Rundgang beginnt man im 3. Stock. Unten angekommen, kann man die be­nachbarte Kirche besichti­gen: die Igreja da Misericórdia.

Tägl. 10-17.30 Uhr, Eintritt 5 €. Rua das Flores 15, Tel. 220-906960, www.mmipo.pt.

Seife vom Auswanderer

Claus Porto

Gegenüber dem Museo Casa da Miseri­córdia hat das in Porto gegrün­dete Sei­fen- und Parfüm­unter­nehmen seinen Vorzeigeladen eingerichtet. Im ersten Stock sind alte Fotoaufnahmen aus der Gründerzeit zu sehen. Sie stammen vom deutschen Ingenieur und Foto­pionier Emílio Biel und zeigen u. a. den Fir­mengründer Ferdinand Claus. Claus, Chemiker und Einwanderer aus Deutsch­land, begann 1887 mit einer eigenen Fabrikation in der Avenida de França, die dort bis vor wenigen Jahren betrieben wurde. 1916 musste er - wie alle Deutschen während Ersten Welt­kriegs - Portugal verlassen, sein Be­trieb wurde zunächst verstaatlich. Spä­ter wurde er von Achilles de Brito, einem seiner früheren Geschäfts­part­ner, übernommen und seit 1924 unter dessen Namen weitergeführt.

Tel. 229-289821, www.clausporto.com. Rua das Flores 22.

Kasperl zum Anfassen

Museu das Marionetas do Porto

Nach der Rua das Flores können wir einen kurzen Abstecher nach rechts in die Rua de Belomonte machen, bevor wir weiter in Richtung Rua de Ferreira Borges gehen. Das kleine ansprechende Museum zur Erinnerung an den Grün­der des Marionettentheaters João Paulo Seara Cardoso (1956-2010) dürfte nicht nur Kindern gefallen. In den hellen, freundlichen Räumen gibt es eine Menge hübscher Puppen von groß bis klein, zum Teil auch zum An­fassen und Spielen. Theater­auf­füh­run­gen fin­den ein paar Häuser weiter statt (Nr. 57), im Sommer z. T. in Englisch.

Tägl. 11-13 und 14-18 Uhr, Eintritt 2 €. Rua de Belomonte 61, www.marionetasdoporto.pt.


Im Marionettenmuseum

Strenge Prüfung

Instituto dos Vinhos do Douro e Porto (Port and Douro Wines Institute)

Das Institut fungiert fast wie eine Be­hörde, die für den guten Ruf der regio­nalen Weine zu sorgen hat. Das Douro-Gebiet war die erste Weinbau­region der Welt, die für ihre Erzeug­nisse ein Ur­sprungs­zertifikat ein­führte. In den Labo­ren im Haus werden die Qualitäts­kontrollen der Weine durchgeführt.

Die Räume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen, parfümierte Besucher sind dabei nicht erwünscht, weil dies die Sensorik der Prüfer irri­tiert. In einem überschaubaren öffent­lichen Bereich informieren Schautafeln über die Regionen mit ihren unter­schied­lichen Qualitäten. Witzig ist ein Zapfautomat, der mit einer an der Rezeption gekauften Guthaben­karte Port­weinproben aus­gibt. Er bietet acht verschiedene Qua­litäten von 2 bis 9 € pro Glas an.

Anmeldung für eine kostenlose Vintage-Port-Probe über ivdp@ivdp.pt (ab 7 Personen). Mo-Fr 10-19 Uhr. Rua de Ferreira Borges 27, Tel. 222-071600.

Glas, Stahl, Folklore

Mercado Ferreira Borges

Die rot gestrichene Halle wurde 1885 aus Stahl und Glas errichtet, aber nie als Markthalle genutzt, obwohl sie so geplant worden war. In den 1970er-Jahren sollte der Bau einem Parkplatz weichen. Zum Glück setzten sich Per­sön­lichkeiten der Stadt dafür ein, dieses Architekturbeispiel der euro­päi­schen Glas- und Stahlepoche zu erhal­ten. Erst später wurde eine Tiefgarage unter dem gepflegten Rasenvorplatz angelegt, auf dem sich heute gerne die Touristen ausruhen. In dem Hallenbau sind Souvenirläden, Cafés und der „Hard Club“ (www.hardclubporto.com) zu finden, in dem regelmäßig Konzerte stattfinden, von Death Metal bis zu brasilianischer Folklore.

Rua da Bolsa 19.

Börsenpalast

Palácio da Bolsa

Der Palast wurde 1844 als Sitz der Por­tu­en­ser Handelskammer gebaut und zwi­schenzeitlich auch als Börse ge­nutzt, daher der Name. An seine alte Be­stim­mung erinnert noch die hier tra­di­tionell abgehaltene Wahl des Han­dels­kam­mer­präsidenten, ansonsten wird das repräsentative Gebäude meist nur noch für öffentliche Empfänge genutzt. Und sein Prunkstück, der Ara­bische Saal, wird für Hoch­zeiten oder private Feste für 7000 Euro pro Abend vermietet.

Von außen zeigt sich die Fassade eher kühl, innen ist der Palast dafür umso reicher aus­ge­schmückt. Bemerkens­wert im Treppenhaus ist die aus dem har­ten Granit herausgearbeitete, auf­wen­dige Ornamentik. In vielen Räu­men ziehen die meisterlichen Werke der Stuckaturkunst den Blick auf sich, meist sind sie mit Blatt­gold beschichtet.

Bei der Ausstattung des Arabischen Saals ließ sich der Architekt bis ins Detail von der maurischen Architektur der Alhambra inspirieren. Sogar die mehrfache In­schrift „Allah über alles“ schmückt den Raum, obwohl Vandalen die Schrift­zeichen stellenweise zerstört haben. Eine Hymne auf die englische Köni­gin („Gott beschütze Königin Queen Mary II“), ebenfalls in arabi­scher Schrift, blieb dagegen unbehelligt.

Der Fußboden im Neben­raum ist eine Intarsienarbeit aus verschie­denfarbi­gen tropischen Höl­zern, deren Muster so plastisch wirken, dass man fast glaubt, darüber zu stolpern. Die Wände schmückt aufwendiges Stuckdekor, das täuschend echte Holzimitationen zeigt.

April-Okt. tägl. 9-18.30 Uhr, Nov.-März 9-12.30 und 14-17.30 Uhr. Führung jeweils zur halben Stun­de. Eintritt 8,50 €, Stud. mit Cartão Jovem und über 65 J. 5 €, mit Porto Card 50 % Nach­lass. Rua de Ferreira Borges. Tel. 223-399000, www.palaciodabolsa.com.


Im Börsenpalast - der Saal des Präsidenten

Companhia Aurifíca

Das Handwerk zur Herstellung von Blattgold, um damit Holzaltäre oder auch Hau­halts­gegenstände wie Schalen oder Besteck zu überziehen, wurde durch die Com­panhia Aurificía ab 1864 industrialisiert. Fast 150 Jahre, bis 2010, existierte diese Fabrik in der Rua dos Bragas, gegenüber der juristischen Fakultät, wenn auch zum Ende hin dort mehr ordinäre Schrauben und Nägel produziert wurden - auf dampf­betriebenen Pressen aus dem Jahre 1897!

Das 1,6 Hektar große Gelände wurde 2013 für 10 Millionen Euro an einen Immo­bilieninvestor verkauft, eine Wohnanlage soll hier entstehen. 2019 konnte man durch den Zaun noch das alte bordeauxfarbene Bürogebäude sehen.

Gold, mehr Gold, noch mehr Gold

Igreja de São Françisco

Die Kirche - eines der frühesten goti­schen Bauwerke in Portugal - wirkt mit ihrer dunklen Granitfassade auf den ersten Blick düster. 1383 wurde der Bau begonnen, 1425 war er fertiggestellt. 1833 brannte ein großer Teil bei der Belagerung von Porto ab, deshalb sind die gotischen Elemente nur noch im Chor gut zu erkennen, aber auch die Grabkapelle von Luis Alvares de Sousa am Eingang links ist Gotik pur. Das Gotteshaus wurde im Ver­zierungswahn des 18. Jh., als ganze Schiffsladungen mit Gold aus Brasilien eintrafen, mit blattgoldüberzogenem Schnitzwerk ausgekleidet. Die Franzis­kanermönche, ein Bettel­orden, weiger­ten sich daraufhin, die Kirche weiter für ihre Gottesdienste zu nutzen. So blieb es bis heute - nur weltliche Ver­an­staltungen und Konzerte werden hier veranstaltet.

Der linke Seitenaltar ist ein ganz bemer­kenswertes Werk, ein fein ge­schnitz­ter Stammbaum von Jesus Chris­tus. Von der in einem Schrein darunter aufgebahrten Figur der heili­gen Maria erbitten sich die Gläubigen eine gute Reise in die Ewigkeit.

Gegenüber vom Haupteingang der Kirche ist im Haus des Dritten Ordens der Franziskaner (Ordem Terceira de São Francisco) eine Ausstellung sakra­ler Gegenstände zu sehen, im Unter­geschoss stößt man auf eine sehens­werte Krypta. Das Haus plante der italie­nische Architekt Niccoló Nasoni, der die ganze Stadt mit seinen Barock­bau­ten verschönerte.

Im Sommer tägl. 9-20 Uhr, im Winter bis 18 Uhr. Eintritt ca. 7 €; Tickets für die Kirche im „Haus des Dritten Ordens“. Rua Infante Dom Henrique, Tel. 222-062125, www.ordemsaofrancisco.pt.

Zeit der Entdecker

Casa do Infante

Das stattliche Gebäude wurde 1325 unter König Afonso IV. als Zollhaus erbaut. Es war damals das einzige königliche Gebäude in der Stadt und diente Angehörigen bzw. Bediensteten des Hofes ver­mut­lich auch als tem­poräre Unter­kunft. Berühmt ist aber in erster Line deswegen, weil hier einer früh­neu­zeitlichen Chronik zufolge am 4. März 1394 der Infante Dom Henrique, o Navegador, zu Deutsch: Heinrich der Seefahrer, geboren wurde.

Heinrich, der vierte Sohn des portu­gie­sischen Königs João I und seiner Frau Philippa von Lancaster, war Initiator und finanzieller För­derer der portu­gie­sischen Ent­deckungs­fahrten, was ihm später seinen berühmten Beinamen ein­gebracht hat (und nicht etwa der Umstand, dass er selbst in großem Stil als Seefahrer aktiv gewesen wäre).

Die Ausstellung informiert in einem chro­nologischen Rundgang über die Zeit der Entdeck­ungsfahrten und den Werdegang des Prinzen nüchtern und ungeschönt (Schautafeln auf Portu­gie­sisch und Englisch). Treibende Kraft war von Anfang an die Suche nach neuen Vorkommen von Silber und Gold.

Der erste Raum der Ausstellung wid­met sich der Münzprägung. Eine ge­wisse Menge an Edelmetallen war damals für eine florierende Ökonomie lebensnotwendig. Doch die Silber­mi­nen in Böhmen und Serbien waren fast erschöpft und um neue Vor­kom­men zu erschließen, musste man erst Ceuta an der Meerenge zu Gibraltar unter Kon­trolle bringen. Die späteren Fahrten führ­ten die Flotte Heinrichs bis nach Brasilien und Indien.

In den modern gestalteten Aus­stel­lungs­räu­men rechts des Eingangs sind jähr­lich wechselnde Themen­aus­stel­lun­gen zu sehen.

Di-So 9.30-13 und 14-17 Uhr, Mo Ruhetag. Eintritt 2,50 €, Stud. und über 65 J. frei, Sa/So frei für alle. Rua da Alfândega 10, Tel. 222-060400, casadoinfante@cm-porto.pt.


Farbenpracht statt grauem Granit

Museum mit Probierbar

Museu do Vinho do Porto

Um den Portwein geht es in diesem kleinen „Museum für Lokal­ge­schichte“ nur ganz unten, in der Port­wein-Probierbar mit Blick zum Fluss. Im 1. Stock sind Konstruktions­zeich­nungen und Holzmodelle von Rabelo-Trans­port­barken zu sehen, auf denen der schwere Süßwein flussab geschifft wur­de. Ein Stockwerk höher sind alte Ge­wichte und Maßeinheiten aus dem Eich­amt zu sehen, und der Raum ganz oben wid­met sich den Inspektoren, die frü­her u. a. die Lebens­mit­tel­aufsicht innehatten.

Tägl. 10­-17.30 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 2,50 €, Rua da Reboleira 37. Man kann von der Straße aus durch die Portweinbar zur Fluss­balus­trade gehen, ohne Eintritt zu zahlen.

Sehen und gesehen werden

Cais da Ribeira

Auf der Flaniermeile der Porto-Besu­cher herrscht von Mittag bis in die Nacht ein großes Kommen und Gehen.

In den Bögen der Arkaden, ursprüng­lich waren es Lagerräume, haben sich heute Restaurants mit großflächiger Bestuhlung davor breitgemacht. Preise und Qualität der Gerichte sind ganz okay, und wer den Trubel nicht scheut, kann hier beim Essen die prächtige Aussicht genießen.

In Richtung Brücke Ponte Dom Luís I - neben dem Haus Nr. 20 - findet sich eine rußgeschwärzte Reliefdarstellung der Französischen In­vasion von 1808. Damals floh die Bevölkerung in Panik über den Fluss, denn Na­po­leons Solda­teska kam aus dem Norden. Die Schwimm­brücke aus miteinander ver­täu­ten Booten konnte die Menschen­masse nicht tragen und brach, die halbe Stadt dräng­te nach und schob die Flüchtenden in die Flut - etwa 4000 Menschen ertranken.

Dem Relief werden übrigens Wunder­taten zuge­schrieben. Eine Kerzen­spende oder gar das Ein­wer­fen eines 10-Euro-Scheins in den Opferstock soll lang ge­hegte Hoff­nungen er­fül­len. Die Ein­hei­mi­schen nennen das Bild heute noch wehmütig as alminhas, „die Seelchen“.

In der Arkade dahinter hatte der „Her­zog vom Kai“, Deocleciano Monteiro Duque da Ribeira (1902-1996), sein Kon­tor. Er war Flusswächter und ein hoch geach­teter und über Porto hinaus bekannter Mann, der auch schon mal mit dem Staats­präsidenten Eanes zu Mit­tag aß und vom Autor dieses Buchs bei frü­he­ren Reisen regel­mäßig be­sucht wurde. Seine Arbeit be­schränkte sich frei­lich nicht auf den Verkauf der Kerzen.

Nach eigenem Bekunden war er in seiner 60 Jahre langen Laufbahn fünf­zig­mal Lebens­retter und fünf­hun­dert­mal Leichen­fischer. Ein kleines Denk­mal hat die Stadtverwaltung dem Duque wenige Schritte entfernt, nahe „seiner“ Brücke errichtet. Es war über Jahre sein ausdrücklicher Wunsch, dass es noch zu seinen Lebzeiten aufgestellt würde ...

Rua de Cima do Muro: Ein hübscher Blick bietet sich von dieser „Stra­ße auf der Mauer“, die auf den Arkaden, hin­ter der Freifläche am Fluss verläuft.

Für müde Füße

Ascensor da Ribeira (Elevador da Lada)

Dieser Aufzug, etwas hinter dem Cais da Ribeira, findet sich eine moderne Mini­aus­füh­rung des berühmten „Eiffel-Aufzugs“ in Lissabon. Seit 1994 ist er in Betrieb und verbindet die Ribeira mit dem Paço Episcopal, dem Bi­schofs­sitz (nur Mo-Fr 8-19.30 Uhr, Eintritt frei). Oben angekommen, sind es allerdings noch ca. 80 Treppenstufen zur Sé do Porto, der Kathedrale.

Als Alternative für etwas Fußlahme bietet sich die Fahrt mit der ultra­mo­der­nen Standseilbahn Funicular dos Guindais an, die am Beginn der Ave­nida Gustavo Eiffel gleich hinter der Bücke hinauf zur Praça da Batalha fährt (Fahrpreis etwa 2,50 €).

Eisernes Wahrzeichen der Stadt

Ponte Dom Luís I

Die Stahlbrücke mit zwei Etagen ist Portos berühmtestes Bauwerk. Auch wenn sie so aussieht - sie stammt nicht von Gustave Eiffel, sondern vom belgi­schen Architekten Théophile Seyringeinem Schü­ler des französischen Meis­ters. Revolutionär für die damalige Zeit war die Statik des Bauwerks: Das Ge­wicht der Konstruktion ließ Seyring auf nur drei Punkten lagern.

Die Eisenbahnbrücke Ponte D. Maria Pia, etwas flussaufwärts, hatte Gustave Eiffel neun Jahre zuvor selbst geplant. Eigentlich sollte die Ponte Dom Luís I ein Gemeinschaftswerk von Eiffel und Seyring werden, doch Eiffel wollte sich nicht reinreden lassen und ver­ließ das Projekt.

Die 172 m lange Brücke wurde 1886, nach fünf Jahren Bauzeit, eingeweiht und 2004 umfassend restauriert. Die untere Ebene soll zudem noch ver­breitert werden, zurzeit schiebt sich der zweispurige Autoverkehr über die Brücke, und die schmalen Gehsteige zu beiden Seiten sind dem dichten Fuß­gängerverkehr nicht mehr gewachsen. Auf der oberen Etage, 50 m über dem Fluss, fährt die Metro im Schleich­tempo: Oben ist eine Art Fußgänger­zone, und wenn’s bimmelt, muss man an die Seite ausweichen.

Übrigens: Auch auf der Ponte Dom Luís I gibt es noch jugendliche Brü­cken­springer, die sich von der unteren Ebene in den Fluss stürzen. Der Partner sammelt Geld, der Hauptdarsteller steht auf dem Geländer und kündigt seinen Sprung an. Das kann allerdings eine Viertelstunde dauern. Vor Jahren warfen die Touristen noch Geldstücke in den Fluss, die die Springer dann heraustauchen mussten.


Die Brücke Dom Luís I und ehemalige Barken der Douroschiffer

Zu den Portweinkellereien auf der anderen Flussseite in Vila Nova de Gaia → hier.

Praktische Infos Karte

Essen & Trinken

Das Essen in den Restaurants an der Kaimauer unten am Fluss ist nicht teuer und auch nicht schlecht. Unter den Sonnenschirmen stehen die Tische dicht an dicht, man fühlt sich wegen der Enge etwas an ein Bierzelt erinnert. Die Lage ist aber in jedem Fall einmalig, und oft sorgen Straßenkünstler für Unterhaltung. Wer es ruhiger haben will, findet 50 m flussaufwärts des Ponte Dom Luis I einige Cafés und Res­taurants, in denen ein kleiner Teller mit Steak und Beilagen nicht weniger kostet als auf der Touri-Meile 300 m flussab. Dort lassen sich die Wirte eben auch für ihre Authentizität bezah­len ... Die richtigen Genießer allerdings suchen sich ihren Platz in der zweiten Reihe. Etwas ober­halb vom Kai, in der Rua de Cima do Muro, finden sich ausgezeichnete Weinbars mit super Sortiment und kleinen Häppchen zum Brot­zeit­machen und zum Aussichtgenießen.

Casario 25, das Restaurant für Gourmets im Gran Cruz House (eine Etage über dem Praça da Ribeira). Ein ganz kleines Lokal, bei dem man auch draußen auf dem Balkon sitzen kann. Das 4-gängige Mittagsmenü kommt dort auf ca. 32 €, das exklusivere 6-gängige am Abend wird teurer. Viele der Weine auf der Karte bekommt man auch im Glas (5 €). Rua de Cima do Muro 61, Tel. 227-662270, www.grancruzhouse.pt.

Grupo Desportivo Infante Dom Henrique 27, diese „Sportgaststätte“ abseits der Besu­cher­ströme wirkt sympathisch aus der Zeit gefallen. Als Deko dienen in der Hauptsache Erinnerungsstücke des Stadtteilfußballclubs. Ser­viert werden typisch portugiesische Gerich­te zu günstigen Preisen, draußen stehen auch ein paar Tische im schmalen Gässchen mit freiem Blick zum Fluss. Tägl. geöffnet. Cais da Estiva 153, Tel. 223-246893.

Casa da Horta 24, nette, etwas aben­teuer­liche Lage in einem reich dekorierten einstigen Lagerkeller im Ribeira-Viertel. Auf der Karte stehen nur ein paar frisch zubereitete Gerichte. Betrieben wird das Lokal von einem alterna­tiven Verein, der auch Kurse (z. B. Sprachkurse) und Veranstaltungen organisiert (siehe www.casadahorta.pegada.net). Di-Sa 12.30-24 Uhr. Rua São Francisco 12 A, Tel. 222-024123.

Gion 23, diese Sushi-Bar gehört zu den bes­ten der Stadt. Sehr liebevoll und verspielt wer­den die feinen Stücke serviert, auch eine Him­beere kann den Genuss von rohem Fisch und Reis verfeinern. Mo Ruhetag. Rua Comércio do Porto 197, Tel. 938-334479, Tel. 221-124391.


Flussrestaurants am Douro

Cafés

Café Brasileira 13, das prächtige Kaffeehaus, 1903 im Jugendstil errichtet, war anfangs nur ein Kaffeegeschäft, in dem die Kun­den beim Kauf der frisch gerösteten Bohnen als Drein­gabe eine schwarzen Bica hingestellt bekamen. Dieses neue Ritual bereitete der Kaffee­haus­kultur in Portugal den Weg. Doch das Vor­zeige­kaffeehaus gammelte erst einmal Jahr­zehnte vor sich hin, bis 2018 die Pestana-Hotel­kette in den Ober­geschossen ein Luxushotel ein­rich­tete. Der Cafétempel im Erdgeschoss sowie ein Res­taurant mit der Original­aus­stat­tung von 1903 erstrahlen nun wie­der im alten Glanz. Rua de Sá da Bandeira 75.

McDonald’s 16, mindestens mal rein­schau­en, denn einstmals war das Haus mit seinen herr­lichen Glasmalereien eines der spektaku­lär­s­ten Kaffeehäuser. 1936 bis 1995 nannte es sich „Art-déco-Café Imperial“, der imperiale Bron­ze­adler wacht bis heute über dem Ein­gang. Man erzählt, dass sich hier gerne die Grö­ßen der Oppo­sitio­n trafen und in Gedanken die Revo­lu­tion gegen Salazar vorwegnahmen. Praça Liberdade 126.

Guarany 11, ebenfalls ein Art-déco-Café. Doch nur wenige Tische stehen für Kaffee­trin­ker und Schaulustige bereit, denn an den weiß gedeckten Tischchen wird zur Essenszeit erwar­tet, dass der Gast speist. Das Guarany wurde als Musikcafé konzipiert und ist dies auch heute noch. Die verbotene Liebe der Port­u­giesin Cecília zu dem Indianer­häupt­ling aus dem Stamm der Gurani gab die Vorlage zu einer Oper und dem Café seinen Namen. Die Oper war das Werk des brasilianischen Kom­po­nisten Antônio Carlos Gomes, das 1870 in Mailand urauf­geführt wurde. Auch heute gibt es regelmäßig ein musikalisches Abend­pro­gramm, es wechselt zwischen Fado, Cuba und Klassik, Näheres auf www.cafeguarany.com. Avenida dos Aliados 89/85.

Com Cuore 18, kleines Café mit über­schau­barer Auswahl an süßem, glutenfreiem Gebäck. Rua Trindade Coelho 16 (bei der Einfahrt zur Tiefgarage).


Cafés

11 Guarany 13 Café Brasileira 18 Com Cuore

Essen & Trinken

16 McDonald’s 23 Gion 24 Casa da Horta 25 Casario 27 Grupo Desportivo Infante Dom Henrique

Shopping

2 Weinhandlung/Garrafeira A. M. Santos 9 Mercado de Porto Belo 19 Loja da Burel 20 Ferragens Fermoura 21 Ecolã Portugal 22 Loja das Tábuas 26 La Paz

Einkaufen

Weinhandlung/Garrafeira A. M. Santos 2, großartige Räumlichkeiten, alle vier Wände sind bis zur Decke mit Flaschen dekoriert, etwa 1000 verschiedene Weine stehen zur Wahl. Jede Woche wechselnd werden 12 weiße und 12 rote Weine zur glasweisen Verkostung ange­boten, für ca. 2-4,50 € pro Glas. Zur Ver­kos­tung gibt es die typischen portugiesischen „Petiscos“: Sardinen, Pasten, Oliven, Käse, Schin­ken. Rua da Conceicao 38, Tel. 222-083571.

Mercado de Porto Belo 9, Kunst, Schmuck und Textilien (auch Secondhand), überschau­bar präsen­tiert, nette Atmosphäre. Jeden Sams­tag 10-18 Uhr auf der hübschen Praça de Carlos Alberto.

Loja da Burel 19, Isabel Costa lässt die tradi­tio­nelle „Burel-Weberei“ wieder aufleben. Aus der Wolle der Ovelhas Bordaleiras, einer alten Schafs­rasse aus der Serra da Estrela, werden zuerst dicke Wollstoffe gefertigt, die beim an­schließenden Kochen stark schrumpfen und dadurch sehr fest und praktisch wasser­un­durch­lässig wer­den, also verfilzen. Aus die­sem Material wurde früher das wetterfeste Cape der Schäfer gefertigt. In der Fabrik im Dorf Man­teigas wer­den inzwischen auch sehr modi­sche Stücke gefer­tigt, gerne auch Hand­taschen, Rucksäcke und Hüte in auffälligen Farben, die sich der Kunde bei Vorbestellung aus einem Farbkatalog aussuchen kann. Rua de Mouzinho da Silveira 83, Tel. 915-174710, www.burelfactory.com.

Ecolã Portugal 21, ein kleiner Mitbewerber, der ebenfalls in Manteigas produziert. Her­ge­stellt wer­den einfachere Sachen wie hübsche Pullo­ver und Wolljacken für ca. 90 €. Der Laden liegt gleich gegenüber in der Quergasse, Travessa da Bainharia 37, Tel. 919-204440, www.ecolaportugal.com.

La Paz 26, ein kleines und feines portu­gie­si­sches Label (Hemd ca. 100 €) mit hochwer­ti­gen, etwas ausgefallenen De­signs, meist mari­tim inspiriert. Auch der La­den in einer frü­heren Apo­theke in einer en­gen, dunklen Gasse am Fluss ist eine Seh­ens­würdigkeit. Rua da Reboleira 23, Tel. 222-025037, lapaz.pt.

Ferragens Fermoura 20, dieser Eisen­waren­laden nicht weit von der Börse wird schon in dritter Generation geführt. Neben den vielen Krimskrams-Läden der Gegend, die erst für die Touristen eröffnet wurden, ist dieser ein echtes Unikat, in dem man noch das Ölpapier riecht, in dem rostanfällige Gegen­stände ursprünglich eingewickelt waren. Doch die Öl-/Essigspender-Garnitur im alten Design ist heute nicht mehr aus verzinktem Blech gefertigt, sondern aus rost­freiem Edelstahl. Originell sind auch die Mausefallen. Largo São Domingos 40.

Loja das Tábuas 22, Spezialgeschäft für Schneid­bretter, viele Formen und Größen, nur aus Kiefernholz. Largo São Domingos 20.

Ein Deutscher, der die portugiesische Küche revolutioniert?


Miguel Castro e Silva (* 1961) ging in Porto auf die deutsche Schule und spricht akzentfrei Deutsch - Miguels Mut­ter kam aus Deutschland. Er selbst hat zwar die portugiesische Küche nicht neu erfunden, doch in seiner Hei­matstadt Porto schon einiges auf den Weg gebracht, Kochbücher pub­li­ziert und vieles mehr. Sein Anspruch ist es, die Küche des Landes zu moder­ni­sie­ren. Zum Beispiel durch neue Beilagen­kom­binationen oder durch das lang­same Garen des Bacalhau, der vakuum­ver­packt bei 66° C im Topf zieht. Vor ein paar Jahren hat sich Miguel mit dem französischen Portweinhersteller Gran Cruz zusammengetan und be­treibt auf bei­den Seiten des Douro je­weils ein Res­taurant (Casario und De Castro Gaia).


Die mit Azulejos ausgeschmückte Bahnhofshalle

Porto MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag

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