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Die Sati(e)rische Sozialpädagogen-Selbsthilfegruppe
ОглавлениеDie Sati(e)rische Sozialpädagogen Selbsthilfegruppe auch liebevoll SSS genannt, trifft sich alle zwei Wochen zum Plausch. Einfach 10x schnell hintereinander Aufsagen, dann haben sie es verinnerlicht. Es hat aber rein gar nichts mit Sensation Seeking (Scale) zu tun, was ebenfalls mit SSS abgekürzt wird oder vielleicht doch? Es scheint ja eh gerade modern zu sein, solche Abkürzungen zu verwenden, wie bspw. FFF = Fridays For Future. Frau Meise, Herr Fuchs und Herr Wolf könnten unterschiedlicher nicht sein, in ihrer eigens gegründeten Selbsthilfegruppe versuchen sie Psychohygiene zu betreiben. Dies beinhaltet, über den Arbeitsalltag oder was auch immer jeden belastet, zu reden, da solch ein Sozialpädagogen-Alltag nicht immer nur alltägliche Dinge mit sich bringt. Natürlich geschieht dies unter der Prämisse der Schweigepflicht, an welche wir als Sozialpädagogin/Pädagoge nach § 203 StGB gebunden sind. Dabei fällt schnell auf, dass Herr Wolf mit seinen verqueren Ansichten nicht so recht in die Gruppe passen möchte. Anfänglich versuchen Frau Meise und Herr Fuchs noch diesen zu motivieren, zu helfen wo es nur geht und sein Chaos, welches er anrichtet, schön zu reden. Sie sind Menschen liebende Philanthropen, was Herr Wolf ist, wollen wir lieber nicht wissen auch wenn wir es noch erfahren. Da sein Verhalten immer grenzwertiger wird, wissen sie nicht, wie man diesen Herrn Wolf wieder loswird, ohne sich seine Wut aufzuhalsen, da man sonst schnell kopflos dasteht. Und da wir an die Schweigepflicht gebunden sind, auf welche ich noch eingehe, ist guter Rat teuer, auch wenn Generalisten eigentlich über ein sehr breites Wissen und viele Kompetenzen verfügen.
Aber was soll’s, versuchen wir es mit einem joint venture und schreiben ein Buch. Aus den Namen machen wir einfach eine Allegorie, dann kann die Leserschaft sich mehr darunter vorstellen. Gelegentlich einen joint rauchen, tut aber eigentlich nur Herr Fuchs, er ist nämlich nicht schlau wie ein Fuchs sondern er riecht lediglich wie einer. Andererseits hat halt Jeder seine eigenen Bewältigungsstrategien. Herrn Wolf geht es besser, wenn es Anderen schlecht geht. Frau Meise weiß nicht wie es ihr besser gehen könnte, sie ist einfach zu gut für diese Welt oder hat ein Helfersyndrom.
„Sensation Seeking beschreibt ein mehrdimensionales, relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal, das durch die Verhaltenstendenz charakterisiert ist, abwechslungsreiche, neue, komplexe und intensive Eindrücke (sensation engl. = ‚Sinneseindruck, Empfindung‘), Erlebnisse und Erfahrungen zu machen und Situationen aufzusuchen und hierfür oft (aber nicht notwendigerweise) physische, psychische oder soziale Herausforderungen oder Risiken auf sich zu nehmen.“
Anfänglich waren wir drei uns relativ sympathisch, was ein symbiotisches Beisammensein erleichterte. Vielleicht auch, weil man sich Selbsthilfegruppen/Supervisionsgruppen nicht immer aussuchen kann, also macht man das Beste daraus und wenn du mal nicht weiter weißt, dann bildest du einen Balint Kreis. Wie heißt es, Freunde kann man sich aussuchen, Kolleginnen und Kollegen nicht. Herr Wolf war bei unseren ersten Treffen noch motiviert, das zu verheimlichen, was sein Innerstes antreibt. Er war empathisch, herzlich sowie freundlich und wer rechnet schon damit, dass ein Mensch Sozialpädagogik aus völlig falschen Beweggründen studiert. Immerhin ist es eine Profession mit Berufsethik und dort sollten nur Profis arbeiten. Aber auch makabre Witze, können einen lustigen Beigeschmack haben. Natürlich lassen im Alter die Rezeptoren im Mundraum nach, somit ist dieser Humor nur etwas für junge Leute, die einem anderen Zeitgeist nacheifern und freie Meinungsäußerung noch schmecken können. Nur Spaß, wir Sozialpädagoginnen sind halt ein lustiges Völkchen, da wir kompensieren müssen, dass wir in einer solch makabren Welt leben, wo das Motto wenn Jeder an sich denkt, ist an Jeden gedacht, zählt.
Man(n) lernt nie aus, auch wenn man(n) Fuchs heißt. Vielleicht war es auch der Nervenkitzel, diesem Menschen an den Lippen zu kleben, da er eine völlig andere Sicht auf die Welt hat. Aus heutiger Sicht keine schöne Ansicht, jedoch eine Notwendige. Wer mag schon Autounfälle, aber wenn man einen sieht, kann man nicht wegschauen. So traurig es klingt, dennoch hat dieser Wolf in Birkenstocks meine Sicht auf die Welt verändert. Vielleicht hat er mir auch meine Naivität geraubt und ich glaube nicht mehr uneingeschränkt an das Gute in uns, da aufgrund bestimmter psychischer Erkrankungen dies fatale Folgen haben kann. Auch muss ich oft daran denken, in wie vielen anderen Berufen wohl Menschen arbeiten, die dort wenn es gut läuft, einfach nur nicht arbeiten wollen, aber ihre Arbeit trotzdem machen und leider Jene, die ihren Beruf ausüben um ihre eigenen Perversionen zu befriedigen. Eh sie jetzt oder im Verlaufe des Buches nachfragen, warum wir nicht die Polizei alarmiert haben, will ich folgenden Paragraphen kurz erläutern.
§ 203 (6) StGB Verletzung von Privatgeheimnissen oder auch Verschwiegenheitspflicht genannt, verpflichtet uns als Sozialpädagogen alle anvertrauten Geheimnisse für uns zu behalten. Wenn nicht, wird man mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe konditioniert. Ausnahmen wie bspw. Mord oder Totschlag, Völkermord, Kriegsverbrechen, Angriff auf den Luft- und Seeverkehr, Mitglied einer terroristischen Vereinigung sowie erpresserischen Menschenraub muss man aber dann doch laut § 139 StGB melden. Als MitGlied nur Männer zu zählen, wäre natürlich Quatsch, da Mitglied ein Neutrum ist und rein Garnichts mit dem männlichen Glied zu schaffen hat. Wo ich gerade so schön am Erklären bin, wissen sie eigentlich, wer selbst bei den genannten Punkten wie Mord oder Terrorismus nicht auspacken darf/muss, die Geistlichen. Sollte Ihnen also mal einer der genannten Punkte auf der Zunge liegen, mit dem Sie unbedingt angeben möchten, oder sich Absolution versprechen, erzählen Sie es dem Pfaffen. Vielleicht haben sie Glück, während sie noch denken, haha der Pfaffe fällt vom Glauben ab, erzählt ihnen dieser schon von seinen Verfehlungen und sie kotzen unbedacht in den Beichtstuhl, um danach Atheist zu werden.
Im Leben eines Fuchses ist relativ wenig Aufregendes los, weshalb ich hier die Erzählungen von Frau Meise und Herrn Wolf weiter zum Besten gebe, da diese die SSS kurz vor Fertigstellung des Buches, aus Gründen verlassen haben, die ich nicht vorwegnehmen möchte. Um die Schweigepflicht zu umgehen, habe ich uns einfach neue Namen gegeben, ich bin halt ein Fuchs. Auch das Anonymisieren von Kontextinformationen, durch die auf Personen und Orte rückgeschlossen werden kann, fielen ebenfalls dem Anonymisierungs Schema zum Opfer. Wer sich dennoch meint wiederzuerkennen, kann sich gerne Outen. Ansonsten frei nach dem Motto: „Die Personen und die Handlung des Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.“ Man möchte ja keinerlei Persönlichkeitsrechte verletzen, selbst wenn es der Wahrheit entspricht. Oder kann man dies umgehen, da es sich hierbei eindeutig um Satire handelt? „Egal, jetzt lassen wir es so stehen.“
Auch möge man mir meinen unter Umständen merkwürdigen Erzählstil verzeihen, aber was ich/wir zu berichten habe/n, ist einfach zu wichtig, als dass man sich an solchen Kleinigkeiten aufhängen sollte. Es soll auch nicht so klingen, als seien alle Lehrkräfte und Fachkräfte verrückt, da hier durch Erörterung der vielen nicht so musterbeispielhaften Geschichten unter Umständen dieser Eindruck entsteht. Ein Großteil der Menschen die ich kennenlernen durfte, sind sehr engagiert und herzensgut. Um diese Menschen soll es ausnahmsweise nicht gehen, da hier das Abstrakte, Verrückte und Böswillige im Fokus steht. Hier geht es um die Wenigen, die im falschen Beruf tätig sind ohne es vielleicht zu wissen und dementsprechend verhalten sie sich auch.
Lehrkräfte verhindern, dass Kinder durch Unwissenheit in den sprichwörtlichen Brunnen fallen. Sollte doch einmal ein Kind in den Brunnen fallen, ist es an der Schulsozialarbeit, diesem dort wieder heraus zu helfen.