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Warum man mich Fuchs mag (Herr Fuchs)

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Vielleicht sollte ich mich an dieser Stelle zunächst kurz vorstellen, ich bin Herr Fuchs und seit knapp neun Jahren als Schulsozialarbeiter tätig. Hierbei habe ich, genauso wie die anderen beiden der Selbsthilfegruppe, viele Schulen besuchen dürfen. Da die Schulsozialarbeit häufig von einem Träger finanziert wird, hatten wir auch hier die Möglichkeit, diese und ihre Eigenarten kennenlernen zu müssen. Als ruhiger Zeitgenosse habe ich meinen eigenen Stil und die Kinder sowie Jugendlichen mögen mich einfach, warum auch immer. Jede Schule, die ich verließ, erhielt eine persönliche Geschichte von mir, wie die Nachfolgende, um den Schülerinnen und Schülern eine Freude zu machen und den Abschied leichter zu gestalten:

Die Geschichte vom Schulmaskottchen...

Es war einmal eine Schule, die hatte viele Kinder, denen oftmals langweilig war oder aber sie hatten Niemanden zum Reden. In den Pausen immer der gleiche Trott, weshalb manche Schüler/innen gerne Blödsinn machten, um sich die Langeweile zu vertreiben. Irgendwann, durch einen glücklichen Zufall, kam ein Maskottchen zu ihnen in die Schule, um etwas zu verändern, und wurde prompt ihr Schulmaskottchen. Manche Menschen bezeichneten die Schule als Assi-Schule, dennoch ließ sich das Schulmaskottchen nicht abhalten, diese Schule doch einmal genauer zu betrachten. Immerhin war das Schulmaskottchen schon ganz gespannt, ihm wurden ja sogenannte Assis versprochen und das Schulmaskottchen hatte bisher noch nie welche gesehen, sondern immer nur davon gehört. Das Schulmaskottchen sah viele verschiedene Charaktere an Menschen, aber es sah keine Assis. Es sah Menschen, die Pech im Leben hatten, jedoch keine Assis. Ihr Schulmaskottchen wurde ganz nachdenklich, können Kinder denn überhaupt Assis sein? Oder sind es nicht vielmehr die Eltern, welche früher ebenfalls Pech hatten und dieses Pech haftete nun auch an ihren Kindern? Unabsichtlich möchte ich an dieser Stelle betonen. Pech kann Jede/n treffen, nur es wieder los zu werden, ist schwerer als man denkt. Das Schulmaskottchen kennt sich aber etwas mit dem Pech aus, da es damals in der „Maskottchen Akademie“ so Einiges darüber gelernt hatte. Nun versuchte es daher, den Kindern und ihren Eltern zu helfen, dieses Pech wieder loszuwerden. Alleine ist dies nicht immer ganz einfach, manchmal hat man Pech und sieht es nicht, da kann ein weiteres paar Augen ganz nützlich sein. Immerhin hat ein Maskottchen einen anderen Blick auf die Welt.

Manchmal muss ein Maskottchen auch Schaden von der Gesellschaft abwenden, da unsere Welt nicht immer ganz rund läuft, was wohl auch damit zu tun hat, dass sie nicht ganz rund ist. Daher ist unsere Welt nicht immer gerecht, da durch die unrunde Bewegung die Rohstoffe unserer Erde nicht gerecht verteilt wurden. Darum sitzen manche Menschen auf riesigen Schätzen, welche sie mit dem Rest von uns nicht teilen wollen. Jedoch können wir gemeinsam für eine bessere Welt zusammenstehen.

Gebt euch nicht auf, macht euch nicht gegenseitig fertig, und selbst wenn man sich mit etwas Pech beschmiert, ist es kein Weltuntergang, sondern eine Erfahrung, die euch neue Perspektiven und Verständnis für eure Mitmenschen bringt. Nur runterziehen lassen solltet ihr euch nicht vom Pech, ich bin nicht mehr da um euch zu helfen, allerdings glaube ich fest an euch, sowie dass ihr euch als vernunftbegabte Wesen nicht runterziehen lassen werdet. Manchmal braucht es nur einen einzigen Menschen, der an eine/n glaubt, daher kann ich euch allen versichern, auch wenn ich nur ein Maskottchen bin, so glaube ich an euch, ihr seid unsere Zukunft! Auch wenn ich nirgends lange bin, weiß ich, dort wo ich war, verändert sich vielleicht etwas zum Guten.

Euer Maskottchen

Ich kann nicht genau sagen, weshalb ich so vertrauenswürdig bin. Vielleicht liegt es daran, dass ich nichts erwarte. Von mir wurde immer viel erwartet, wogegen ich mich sträubte. Die meisten Lehrkräfte haben etwas an sich, was sie wenig vertrauenswürdig erscheinen lässt, sei es bewusst oder unterbewusst, kommen sie aus ihrer Haut nicht hinaus und wirken belehrend. Nun wo ich erstmals genauer darüber nachdenke, warum Menschen so problemlos mit mir kommunizieren können, muss ich gestehen, dass ich nie wirklich darüber nachdachte. Für mich ist es wie das Atmen, es ist einfach da und man denkt nicht weiter darüber nach. Erst wenn einem die Luft abgeschnürt wird, merkt man welche Bedeutung das Atmen hat. Vielleicht weil ich Ratsuchende bedingungslos als Menschen sehe, welche sich nicht grundlos an mich wenden. Und da bei mir der Groschen auch erst sehr spät gefallen ist, denke ich, dass es bei anderen Menschen nicht anders sein muss. Außerdem weiß ich, in welcher ungerechten Welt wir leben, also warum Menschen angreifen, die auch nur winzige Rädchen in einem riesigen Getriebe sind. Durch meine ernst gemeinte Bestätigung erreiche ich die Menschen, da ich keine Respektsperson sein will aber trotzdem als ehrenhaft wahrgenommen werde. Ich denke, das ist damit gemeint, dass man sich Respekt verdienen muss. So mehr man danach lechzt umso unwahrscheinlicher ist es, diesen zu erhalten, da es unaufrichtig wirkt. Ich habe auch bis heute nicht darüber nachgedacht, warum ich alle Menschen akzeptiere wie sie sind, vielleicht weil ich sie und ihre Biografien akzeptiere, da nur die Wenigsten aktiv ihr Elend erzeugten. Denn sie wissen nicht was sie tun, woher auch. Schlechte Sozialisation schafft ein sehr ungünstiges Grundgerüst. Wie könnte ich also jemanden dafür verantwortlich machen, dass er/sie schlechte Eltern hatte, welche ebenfalls schlechte Eltern hatten. Erziehung ist eigentlich kein Einmischen, sondern eher ein Vorleben durch die Eltern, welches das Kind nachäfft. Es gibt auch Menschen, welche von guten Eltern sozialisiert wurden aber aus Neugier, weil es so anders erscheint, sich mit Menschen anfreunden, die sie negativ beeinflussen. Vergleicht man es mit Star Wars, hat jeder von uns den langen Weg des Lebens vor sich, auf welchem Vieles passieren kann und man vom rechten Weg abkommt aber es nie zu spät ist, die dunkle Seite wieder zu verlassen. Manche reden sich ein, diesen Pfad eh nicht mehr verlassen zu können und hören auf, die innere Stimme, welche uns lange Zeit sicher durchs Leben führte, wahrzunehmen. Man resigniert, bleibt stehen und flüchtet sich in den Hass auf Andere, sich selbst und das Leben, da es leichter ist, Andere zu hassen, als sich selbst zu befreien. Dazu muss man aber unter Umständen zunächst erkennen, dass man sich überhaupt verlaufen hat. Und wenn man merkt, sich verlaufen zu haben, ist man dem Menschen, welche/r einen, da er sie/ihn zufällig fand und wieder auf den Weg bringt, natürlich dankbar. Vielleicht hätte man den Weg auch alleine gefunden. Zurück zu mir, ich komme nur zufällig vorbei, sehe dort Jemanden der irgendwie verloren scheint und spreche sie/ihn an und zeige mein ehrliches Interesse.

Ich bin Authentisch, weil ich zum Teil eine kindische Sicht habe und daher nie verlernte, mich für Dinge zu begeistern, die auf andere primitiv wirken. Mich dem Spielen in einer Phantasiewelt hinzugeben war für mich immer selbstverständlich. Kinder sind neugierig, manche sind auch frühreif, aber deshalb nicht pervers, da sie Menschen sind, haben sie individuelle Interessen. Je mehr man also den Kindern die eigenen Glaubenssätze aufzwingt, um so mehr entfernt man sich von Ihnen. Einfach mal reflektieren, wie man sich selbst fühlen würde, wenn Jemand die eigenen Interessen diskreditiert. Würden wir die Person ernst nehmen und wären dankbar für diese Wertung oder denken wir, um es freundlich zu formulieren, Jedem das Seine? Viele Lehrkräfte beobachten die Kinder/Jugendlichen nur aus der Entfernung, von oben herab sehen sie etwas, was ihnen missfällt ohne sich in die Person hineinversetzen zu können. Dies führt zu Spannungen, wenn ein Mensch sich wie ein Mensch verhält aber nur als dummes Kind wahrgenommen wird. Da ich wie Peter Pan bin, habe ich nie bemerkt, kein Kind mehr zu sein, weshalb ich auf die Kinder wie ein Gleichgesinnter wirkte, bei welchem es ehrlich klang, wenn er fragte wie es ihnen geht. Ich habe mich nie als Vorbild gesehen, aber doch wie Eines gewirkt, was wohl zu meiner Beliebtheit führte, die ich nie ganz verstand. In Wirklichkeit lernten sie von mir nicht, was Respekt ist, sondern mein Auftreten hat eher dazu geführt, zu hinterfragen ob jeder den Respekt verdient hat, den er für sich beansprucht. Man kann das Auftreten Anderer tolerieren, aber man muss nicht alles akzeptieren. Vielleicht haben nur die Respekt verdient, welche man akzeptieren kann.

Auch ist es wichtig, einfach nur zuzuhören, wenn ein Kind mit jemandem spricht. Viele Kinder wollen einfach nur gesehen werden, sich gleichwertig fühlen gegenüber anderen. Kinder testen aus, wo ihre Stärken liegen und buhlen um die Aufmerksamkeit der Lehrkraft, damit diese sie bestärkt. Ein Kind merkt schnell, ob es ein guter Schüler, Sportler oder aber kreativ ist. Und wenn man einen Menschen nicht beachtet, besonders ausgeprägt bei Kindern, wird Dieses einen anderen Weg finden um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Selbstsichere Kinder neigen dann dazu, den sogenannten Klassenkasper zu mimen, welcher Aufmerksamkeit durch Lacher erhält. Wieder andere haben ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein, weshalb sie sich als Klassen-Sheriff sehen, aber unter Umständen als Anscheißer wahrgenommen werden. Egal wie sie wahrgenommen werden, zählt am Ende nur, dass man überhaupt wahrgenommen wird. Die Lernverweigerer sind nicht dumm, sie sind meistens introvertiert und sehen dadurch nur so eine Möglichkeit, wahrgenommen zu werden. Durch stillen Protest, verweigern sie die Mitarbeit, damit die Lehrkraft sie ermahnt, dadurch fühlen sie sich als Teil der Gemeinschaft. Menschliches Denken ist sehr komplex und viele Prozesse finden unterbewusst statt.

Der tollwütige Wolf in Sandalen

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