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Das Tote Gebirge

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Alles andere als »tot«

Das Tote Gebirge macht nur streckenweise seinem Namen alle Ehre. Denn an zahlreichen Stellen wird man von der Vielfalt der Vegetation überwältigt, die sich von den Tälern bis in die Almregion zieht. Der Kalkstock verdankt den schaurigen Namen einem riesigen, kargen Karstplateau in seinem Zentrum. Vielleicht hat genau dieser Name bisher so manchen Wanderer abgeschreckt?

An- und Rückreise

Mit Bahn und Bus: München–Linz–Bahnhof Hinterstoder–Haltestelle Schiederweiher; Heimreise von Grundlsee/Gößl: Bus nach Bahnhof Bad Aussee, von dort mit dem Zug bis Attnang Puchheim Richtung Salzburg bzw. München Mit Pkw: End- und Startpunkt liegen auf der Straße rund 100 Kilometer voneinander entfernt, daher empfiehlt sich ausschließlich die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Nachhaltige Übernachtungsmöglichkeit, Einkehr, Einkaufen

Ausseerland: Seehotel Grundlsee: www.seehotelgrundlsee.at

Die Wasnerin, Bad Aussee: www.diewasnerin.at;

Ferienhaus Das Heinz in Altaussee: www.dasheinz.com

Stodertal, Pyhrn-Priel-Region: Steinergut – wunderschön renoviertes Bauernhäuschen in Alleinlage für 7–14 Personen

Hütten: Prielschutzhaus (1420 m): www.prielschutzhaus.com

Pühringerhütte (1637 m): www.alpenverein.at/puehringerhuette

Ausrüstung

Wanderausrüstung, mind. 3 Liter Wasser Geführte Touren mit der Autorin Susanne Posegga: www.bergvagabundin.at

Karten und Literatur

Alpenvereinskarten: Totes Gebirge Mitte AV 15/2 | Totes Gebirge West AV 15/1 Franz Hauleitner, Salzkammergut Ost, Rother Wanderführer

Kontakt

www.urlaubsregion-pyhrn-priel.at


Als Teil des geschichtsträchtigen Salzkammerguts, das mit seinen kristallklaren Seen, den grünen Almen, den weißen Kalkbergen und wilden Schluchten zu einer der schönsten Landschaften Österreichs gehört, liegt das Tote Gebirge im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und der Steiermark. Schon Kaiser Franz Joseph liebte die Schönheit dieser Gegend und errichtete seine Kaiservilla im Kurort Bad Ischl, in dem sich gleich drei Flüsse in der Traun vereinen. Zwischen dem türkisfarbenen Wolfgangsee, dem tiefblauen Traunsee und dem von hohen Felswänden eingekesselten schwarzblauen Hallstätter See gelegen, markiert Ischl das oberösterreichische Zentrum der Region, die im Süden vom Dachstein begrenzt wird. Weiter nach Osten, auf der Südseite des Gebirges, bildet Bad Aussee das steiermärkische Pendant dazu – zwischen Grundlsee und Altausseer See von zwei glasklaren Gebirgsseen flankiert. Die Geschichte des Salzabbaus und der Almwirtschaft reicht hier 7000 Jahre zurück und in der Saline Altaussee unter dem Sandling wird bis heute Salz gefördert.

Einst tropisches UrmeerWährend sich das touristische Hauptaugenmerk auf den Dachstein richtet, erstreckt sich das Tote Gebirge rund 60 Kilometer in West-Ost-Richtung zwischen Bad Ischl und dem Pyhrnpass sowie rund 25 Kilometer in nord-südlicher Ausdehnung zwischen Bad Mitterndorf und dem Almtal. Mit einer Fläche von rund 1200 Quadratkilometern ist es das größte Karstplateau der Nördlichen Kalkalpen und eines der am wenigsten erschlossenen Gebirge Österreichs. Von steilen Nordwänden begrenzt, läuft es zum Süden hin etwas flacher und bewaldet ins Ennstal und das Ausseer Land aus. Die Schermberg-Nordwand gilt mit 1800 Metern Höhe nach der Watzmann-Ostwand als die zweithöchste durchgehende Wand der Nördlichen Kalkalpen. Vom höchsten Gipfel, dem Großen Priel (2515 Meter), erstreckt sich in Richtung Westen ein schier endloses Karstplateau, aus dem zahlreiche Gipfel ragen. Es wird wegen seines kargen Erscheinungsbildes oft auch als Mondlandschaft bezeichnet.


Wildnis im Almtal


Das Wehr am Schiederweiher


Karstlandschaft im zentralen Toten Gebirge

Der hellgraue Kalkstein erzählt eine Geschichte aus früher Urzeit, als sich das Gebiet vor 250 Millionen Jahren noch am Grunde des tropischen Urmeers Tethys befand: Milliarden Muscheln, Schnecken und Skelette sind im Sedimentgestein eingeschlossen. Aufgrund der Wasserlöslichkeit des Gesteins wird die Oberfläche durch die Witterung fortlaufend zu bizarren Formen gestaltet. Wie von Bildhauerhand geschaffen, schlängeln sich Mäanderkarren und Rillenreliefs auf der Felsoberfläche. Tiefe Spalten und Dolinen verschlucken das Regenwasser und leiten es ins Berginnere, wo es sich in unterirdischen Flüssen, Seen und Wasserfällen vereint, um nach einiger Zeit am Fuße der Berge in Riesenkarstquellen wieder zutage zu treten. Die letzte Eiszeit hat der Landschaft ihren Endschliff verpasst und aus so manchem schroffen Nunataker (ein aus dem Norwegischen stammendes Wort für einen aus Eismassen aufragenden Berg) einen abgerundeten Kogel geformt. Weit unter dem Dachsteinkalk findet sich das Haselgebirge, ein Gemenge aus Ton, Gips und Steinsalz. Letzteres verhalf der Region einst zu ihrem Reichtum und war sogar für die Gründung der Stadt München verantwortlich.

Wenig erschlossenNur eine Handvoll kleiner Skigebiete wie im Süden am Loser (1837 m) und auf der Tauplitzalm, im Osten und Nordosten auf der Wurzeralm und der Höss flankieren den gewaltigen Kalkstock, dessen zentrales Plateau im Winter nur von erfahrenen Tourengehern erreicht werden kann. Die Abstände zwischen den 28 Hütten, darunter fünf Selbstversorgerhütten, sind teils groß, und im Winter haben nur die am Rande gelegenen geöffnet. Auf der Tauplitzalm finden sich zudem auch einige kleine Almhütten, die wochenweise vermietet werden, und sogar drei Hotels.

Im Sommer jedoch lädt das Tote Gebirge Wanderer aller Couleur ein, seine Geheimnisse zu erkunden. Ein lockeres Wegenetz, das sich bei den Skigebieten etwas verdichtet, durchzieht das Gebiet. Rund um das Prielschutzhaus finden sich einige Klettersteige, und zahllose Wände bieten alpine, wenig abgesicherte Kletterrouten. Weitwanderwege wie unter anderem der E 4 sowie der Nordalpenweg 01 verlaufen in Ost-West-Richtung vom Pyhrn-Pass bis nach Bad Ischl. Während im Tal schon Sommer herrscht, ist im Toten Gebirge Mitte Juni gerade der letzte Schnee in den Mulden geschmolzen, und auf den Hochalmen und in den Karstspalten prahlt der Frühling mit seiner Farbenpracht. Jetzt beginnt der kurze Sommer in der Höhe und die Zeit für eine einzigartige Durchquerung. Die ideale Wanderzeit dauert von Ende Juni bis Ende September.

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