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Das Gesäuse

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Geheimnisvolle Nationalparkregion

»Wildes Wasser – steiler Fels«, so lautet der Slogan des Nationalparks Gesäuse und bringt damit die Besonderheiten dieses Fleckchens Erde auf den Punkt. Wer hierher reist, kommt nicht zufällig vorbei. Das Gesäuse muss man suchen, um es zu finden.

An- und Rückreise

Mit Bahn und Taxi: München–Salzburg–Linz–Ardning (oder Selzthal)–Taxi

Mit Pkw: München–Salzburg–A 9 Richtung Graz–Admont

Gesäuse-Sammeltaxi: www.gesaeuse.at/mobil, Tel. 0043/3613/210 00 99

Nachhaltige Übernachtungsmöglichkeit, Einkehr, Kultur

Hotel Spirodom: www.spirodom.at, Tel. 0043/3613/366 00

Gasthaus Kölblwirt: www.koelblwirt.at, Tel. 0043/3611/216

Hesshütte: Tel. 0043/664/430 80 60

Bibliothek und Museum Stift Admont, www.stiftadmont.at

Nationalpark Gesäuse, www.nationalpark.co.at

Rafting und Canyoning: www.raftingcamp.at

Geführte Wanderungen und Naturvermittlung: www.bergvagabundin.at

Ausrüstung

Wanderausrüstung mit Kletterhelm

Karten und Literatur

Alpenvereinskarte: Ennstaler Alpen – Gesäuse, AV 16

Kompass-Karte Nationalpark Gesäuse, 1:25 000, Blatt 206

Kompass-Karte Ennstaler Alpen, Gesäuse 1:50 000, Blatt 69

Ernst Krenn/Hubert Wolf, Wanderatlas Gesäuse, Schall Verlag

Publikationen des Nationalparks Gesäuse

Kontakt

www.gesaeuse.at


In der nördlichen Steiermark liegt als Teil der Ennstaler Alpen zwischen den Eisenerzer Alpen, den Haller Mauern und den Niederen Tauern im Westen ein spektakulärer Naturraum. Kaum eine Landschaft Österreichs kann mit derart großen Höhenunterschieden auf engstem Raum aufwarten wie das Gesäuse, das seinen lautmalerischen Namen jenem Geräusch verdankt, das die Enns beim Durchschneiden der wilden Kalklandschaft in einer der tiefsten Schluchten Europas verursacht. Beim Gesäuseeingang zwischen Himbeerstein und Haindlmauer rauschen die Wassermassen in Wildwasser-Stärke 6 zwischen großen Felsbrocken talabwärts. Einst sollte hier ein Kraftwerk entstehen, doch in der Region regte sich Widerstand, dem viele Jahre später der Nationalpark als Schutzgebiet entwuchs. Heute wird die gefürchtete Flussstrecke von Kajakfahrern aus aller Welt geschätzt. Lokale Wildwasserprofis bieten geführte Raftingtouren und Canyoning in den Zuflüssen an. Der Bruckgraben mit seiner teils nur einen Meter breiten, glatten hellgrauen Schlucht zählt zu den schönsten Canyons Österreichs.

Nur 12 000 Hektar großDas Gesäuse ist ein kleiner Nationalpark, an dessen nördlicher Grenze beinahe der oberösterreichische Nationalpark Kalkalpen anschließt. Über dieses »Beinahe« wird seit Jahren verhandelt: Es ließen sich doch die beiden Parks zu einem großen Schutzgebiet vereinen, denn die Haller Mauern, die dazwischen liegen, wären es durchaus wert, ebenfalls in den Genuss der zweithöchsten internationalen Naturschutz-Kategorie zu kommen. Wer sich von Westen aus der weitläufigen Schotterebene des Ennstals dem Gesäuse nähert, sieht schon von Weitem die steilen Wände aufragen. Berühmt ist die Hochtorgruppe bei Kletterern von nah und fern aufgrund ihrer langen und schweren Routen im kompakten Dachsteinkalk. Das namensgebende Hochtor ist mit 2369 Metern der höchste Gipfel in dieser Kette.

Unterhalb und jenseits der WändeModerate Wanderwege bieten dem Naturliebhaber die Möglichkeit, Ein-, Hoch- und Tiefblicke in die Kathedralen aus Kalk zu erhaschen, ohne sich den Abgründen aussetzen zu müssen. Vis-à-vis erhebt sich der Buchstein (2224 m) als mächtiger Klotz im Norden, und die Reichensteingruppe westlich davon lockt mit weiteren gang- und kletterbaren Gipfeln. Viele der Wanderungen sind anspruchsvolle Bergtouren im zweiten bis zum unteren dritten Schwierigkeitsgrad, darunter der Admonter Reichenstein, das Hochtor, der Ödstein oder der Peternpfad. Sechs bewirtschaftete Hütten und eine Selbstversorgerhütte erleichtern der Bergsteigerin das Leben und die Zustiege zu ausgesetzten Gipfeln. In den Talorten findet man schöne Gasthöfe.


Einige Rästel gibt dieser Felsbrocken im Sulzkar auf.


Kaum eine Landschaft Österreichs kann mit derart großen Höhenunterschieden auf engstem Raum aufwarten wie das Gesäuse.


Blick von der Peternscharte in die Nordwestwand der Planspitze

Gigantische Schuttströme ergießen sich aus den Steilwänden ins Tal und begraben regelmäßig die Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Bahngleise unter sich. Allein auf den 25 Kilometern Bahnstrecke zwischen Admont und Hieflau arbeiten elf Mitarbeiter der Österreichischen Bundesbahnen, um die Strecke befahrbar zu halten. Lawinenverbauungen, Felssprengungen und Wildbachregulierungen sind notwendig, damit nicht nur die Bahngleise frei, sondern auch die Ortschaft Johnsbach mit ihren rund 100 Einwohnern erreichbar bleibt. Im Bergsteigerdorf findet sich auch ein Bergsteigerfriedhof, denn nicht wenige Alpinisten bezahlten hier ihre Leidenschaft mit dem Leben.

Das Benediktinerstift AdmontRund um das Stift mit der weltberühmten Barock-Bibliothek machte einst Pater Strobl mit seiner Botanisiertrommel Exkursionen durch abenteuerliche Steilrinnen und sammelte zahllose Herbar-Belege, die heute noch in der Sammlung des Stifts zu bewundern sind. Das weltoffene Kloster beherbergt ein Museum, das auch Werke zeitgenössischer Künstler präsentiert. In der Naturhistorischen Sammlung sind 243 Wachsäpfel zu bewundern, die in faszinierender Detailgenauigkeit im 19. Jahrhundert gefertigt wurden und die zahlreichen, heute größtenteils ausgestorbenen Apfelsorten der Steiermark dokumentieren. Die Region, die sich am Rande der Würmeiszeit-Gletscher befand, beherbergt einige endemische Arten wie die Zierliche Federnelke. Von den Tallagen aufwärts finden sich Auwälder, Schluchtwälder, Kiefernwälder, montane Waldgesellschaften und die östlichsten Vorkommen von Lärchen- und Zirbenwäldern bis an die Baumgrenze auf rund 1800 Meter. Seltene Orchideenarten wachsen in allen Höhenlagen, darunter der Frauenschuh, die Hummel-Ragwurz und die Kugelorchis, und wer über all das unterwegs noch mehr erfahren möchte, kann diese Wanderung auch mit der Autorin unternehmen.

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