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Kapitel 3

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High-Command des Direktorats, Arcturus-Basis, Hauptliegeplatz der Sky-Navy,

Hauptstützpunkt der Streitkräfte und Rettungstruppen.

Die militärische Macht des Direktorats stützte sich hauptsächlich auf drei Flottenbasen, nämlich Arcturus, Rigel und Arantes. Es handelte sich um Stationen, die als Ankerplatz der Sky-Navy und Versorgungsbasen dienten. Hauptstützpunkt war Arcturus, wo sich auch das High-Command der Direktorats-Truppen befand. Die Direktorats-Flottenbasis war zu einem Zeitpunkt erbaut worden, als die Expansion der Menschen in den Weltraum noch in ihren Anfängen steckte und man noch nicht über den Hiromata-Nullzeitantrieb verfügte. Die Basis befand sich daher im relativen Zentrum jenes kleinen Bereiches, den die Menschheit bei der ersten Expansionswelle für sich in Anspruch genommen hatte. Sie diente nicht nur als Militärstützpunkt, sondern auch als Hauptumschlagplatz von Gütern und Zwischenstation für Siedler auf deren Weg zwischen den Sternen. Aufgrund des Nullzeit-Sturzantriebs hatte die Bedeutung für den Handel abgenommen und die beiden neueren Basen Rigel und Arantes bildeten nun ein unregelmäßiges Dreieck, mit dem Sol-System im Mittelpunkt.

Die Station bestand aus einer diskusförmigen Scheibe von fast zehn Kilometer Durchmesser, aus deren oberen und unteren Polen die hohen Nabentürme aufragten. Riesige hydroponische Gärten dienten der Kultivierung von Lebensmitteln. Zwei der Decks waren vollständig bewaldet und wurden zur Sauerstoffversorgung und Naherholung genutzt. Der Bau hatte sich über fast zwanzig Jahre hingezogen und war nur möglich gewesen, da man die Basis nur zu einem geringen Teil aus Tri-Stahl errichtete. Genau genommen bestand lediglich ihr Skelett aus Metall, der Rest war aus jenem Schaum geformt, der auch auf dem Mars und den Kolonien als Hauptbaumittel für alle Gebäude diente. Der Schaum war billig, leicht herzustellen, feuerfest und, abhängig von seiner Dicke, auch strahlungsabschirmend. Kleinstmeteoriten wurden von dem dicken Material förmlich verschluckt, welches sich hinter den kosmischen Projektilen wieder schloss. Größere, wirklich gefährliche Objekte, wurden von den Geschützen der Basis abgewehrt.

Aus dem Äquator der Station ragten zehn lange Pylone heraus, die als Ankerplatz für zivile und militärische Schiffe dienten. Zusätzlich gab es eine Reihe von Hangars und Warenlager ziviler Firmen, welche die Wartung und Reparatur privater und militärischer Raumschiffe durchführten. Einige Arbeiten waren allerdings, aus Sicherheitsgründen, dem Militärpersonal vorbehalten.

Derzeit ankerten vier der großen Trägerschlachtschiffe an den Pylonen, nebst einer Reihe von Kreuzern und zwei großen interstellaren Transportern. Einst hatten die in Modultechnik erbauten Frachter den Handel dominiert, doch mit Entwicklung des Nullzeit-Sturzantriebes dauerte der Flug zwischen zwei Sternensystemen nur noch Stunden. Dadurch lohnte es sich nun auch mit kleinen Schiffen Passagiere und Waren zu befördern. Häufig wurden hierfür die sogenannten FLVs, die Fast Landing Vehicles, genutzt, von denen inzwischen Hunderte im zivilen Gebrauch waren. Einst für die Landung auf der Hanari-Welt erbaut, wurden sie nach erfolgreichem Abschluss der Evakuierung größtenteils überflüssig. Die Sky-Navy hatte viele von ihnen an Privatpersonen und zivile Firmen veräußert. Ein wesentlicher Teil des interstellaren Verkehrs wurde mit ihrer Hilfe durchgeführt. Ein Landungsboot war ursprünglich nur fünfunddreißig Meter lang und brauchte lediglich drei Besatzungsmitglieder. Um es mit einem Hiromata nullzeittauglich zu machen, schnitt man es auseinander und setzte das Modul mit dem neuen Antrieb mittig ein, wodurch das Boot auf eine Länge von fünfzig Meter kam.

Genau diese abgeänderten FLVs waren Gegenstand einer Besprechung, die der Oberkommandierende der Direktorats-Streitkräfte, Hoch-Admiral John Redfeather, in seinem Amtsraum abhielt.

John Redfeather war reinblütiger indianischer Abstammung und oberster Chief der Sioux-Stämme. Seine Haut wies den typischen kupferbraunen Farbton der Präriestämme auf und seine langen Haare trug er zu zwei Zöpfen geflochten, die nach vorne auf das Brustteil seiner Uniform fielen. Beim Militär waren lange Haare eine Besonderheit, doch Redfeather gehörte nicht mehr zu jenen, welche noch einen Kampfhelm mit dessen integrierten Kontaktsensoren tragen mussten. Silbrige Strähnen im Haar zeigten an, dass Redfeather ein beachtenswertes Alter erreicht hatte. Seine hoch gewachsene Gestalt steckte in der Uniform der Direktoratstruppen. Eine dunkelgrüne Jacke und graublaue Hosen, die lang über die schwarzen Schuhe fielen. Schulterklappen und Nahtstreifen der Hose waren mittelblau.

Die Streitkräfte des Direktorats bestanden aus zwei verschiedenen Truppenteilen: der Sky-Navy mit ihren Stationen, Schiffen und Besatzungen, sowie der Sky-Cavalry, deren Sky-Troopers sowohl für Kampfeinsätze als auch Rettungsmissionen bei Katastrophenfällen ausgebildet waren. Beide Waffengattungen hatten ihre eigenen Kommandeure, doch Hoch-Admiral Redfeather war ihr Oberbefehlshaber.

Zwei der Anwesenden trugen ebenfalls die Uniformen der Navy. Nur die Rangabzeichen unterschieden sich von denen des Hoch-Admirals: Admiral Carl Uddington, taktischer Offizier des High-Command, und Lieutenant Faso, der persönliche Adjutant von Redfeather.

Der Uniformbesatz von Omar ibn Fahed war hingegen von kräftigem Gelb und statt Schuhen trug der Offizier mit arabischen Wurzeln aus Tradition langschäftige Stiefel zu seiner Ausgehuniform. Der Hoch-General befehligte die Sky-Cavalry.

Die Letzte in der Runde war in Zivil gekleidet. Professor Candice Bergner war als Hoch-Koordinatorin die Chef-Wissenschaftlerin der Basis und wohnte der Besprechung als Beraterin bei.

Das Thema war ernst genug, denn vor kaum einem Jahr war man erstmals auf die Machenschaften der schwarzen Bruderschaft gestoßen. Der gezielt herbeigeführte Absturz eines Touristen-Raumschiffes auf eine Kolonie hatte dem Direktorat bewusst gemacht, dass man es mit einem skrupellosen Gegner zu tun hatte, dessen Motive allerdings im Dunkel lagen. Es war zu einem ersten Gefecht zwischen Einheiten der Sky-Navy und den Piraten gekommen, bei dem sich die Schiffe der Navy als überlegen zeigten. Dieser Vorteil war jedoch relativ, denn da es im Weltraum keine Grenzen gab, konnten die Piraten jederzeit und überall erneut zuschlagen. Die Navy besaß einfach nicht genug Schiffe, um alle bewohnten Sternensysteme und die Handelsrouten zu sichern.

„Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir kaum Informationen über diese ‚schwarze Bruderschaft‘ besitzen und, vor allem, ihre Stärke nicht kennen“, stellte John Redfeather fest. „In jedem Fall müssen sie über beachtliche industrielle Kapazitäten verfügen. Ihre schwarzen Walzenschiffe sind offensichtlich Eigenkonstruktionen und uns technisch fast gleichwertig. Ohne unsere Railguns hätten wir sicher einen schweren Stand gegen sie.“

„Sie mögen über eine beachtliche Industrie verfügen“, wandte ibn Fahed ein, „doch sie hat ihre Schwächen. Von den Ladelisten der Schiffe, welche dieser Mordbande zum Opfer fielen, wissen wir, dass sie unter Mangel an modernen tetronischen Rechnern und Hiromata-Kristall leiden. Nun ja, von dem haben wir wohl ebenfalls nicht genügend.“

Candice Bergner machte eine Eingabe in ihren tragbaren Mini-Comp, überlegte kurz und lehnte sich dann in ihrem bequemen Sessel zurück. „Es steht ebenso außer Frage, dass sie ausgezeichnete Verbindungen ins Direktorat haben.“

„Bedauerlicherweise“, räumte Redfeather ein. „Sie scheinen genau zu wissen, bei welchen Schiffen sich ein Überfall lohnt. Diese Informationen können sie aber nur von den Lademeistern der jeweiligen Häfen oder von den Frachtmeistern der Schiffe haben.“

„Immerhin wissen wir inzwischen, welches geheime Kennzeichen die Piraten als Tätowierung tragen.“ Lieutenant Faso schenkte ibn Fahed Tee nach und wechselte dann zu Kaffee für die beiden Admirale. „Der Sky-Marshal-Service und die planetaren Polizeien sind informiert. Früher oder später werden uns die Spione der Piraten ins Netz gehen.“

„Die Kerle sind nicht dumm.“ Admiral Uddington schüttelte den Kopf. „Ich wette, nachdem wir auf Kelly´s Rest aufgeräumt haben, sind schon längst Piraten ohne dieses Zeichen unterwegs. Aber ich finde, die Spione dieser ominösen Bruderschaft zu fangen, ist Aufgabe der Sky-Marshals. Unser Job ist es, die Überfälle zu verhindern, die Schiffe der Piraten zu vernichten und ihre Basen ausfindig zu machen.“

„Womit Sie mir das Stichwort geben, Carl“, seufzte John Redfeather. „Denn für alle diese Aufgaben benötigen wir Schiffe. Zur Raumüberwachung mittels Patrouillen, als Schutz für die Handelsrouten und Handelsplätze sowie als Kampfeinheit, um den Feind zu vernichten. Leider haben wir hierfür nicht genügend Raumschiffe zur Verfügung. Wir wissen nicht, wie stark die Piraten sind. Schon eine Handvoll ihrer Schiffe würde ausreichen, ein Sonnensystem anzugreifen und unermesslichen Schaden anzurichten, bevor dort ein Geschwader der Navy eintreffen könnte.“

„Nach Eingang eines Notrufs mittels Nullzeit-Funk können unsere Schiffe innerhalb von sechzehn Stunden vor Ort sein“, warf Uddington ein.

„Das reicht, um ausgiebig zu plündern und uns das Hecktriebwerk zu zeigen, wenn wir aus dem Nullzeit-Sturz kommen“, knurrte Redfeather verdrießlich. „Andererseits haben wir nicht genug Schiffe, um in jedem System ein Geschwader zu stationieren. Es gibt … Faso, wie viele besiedelte Welten gibt es?“

„Aktuell sechsunddreißig, Sir. Wobei die kleinen Kolonien mit wenigen tausend Bewohnern eingerechnet sind. Dreißig Welten sind im Hohen Rat des Direktorats vertreten.“ Der Adjutant zuckte mit den Schultern. „Mit den modifizierten FLVs kann sich jeder, der sich ein solches Boot leisten kann, seine eigene kleine Welt suchen.“

Uddington nickte. „Diese neue Expansionswelle ist außer Kontrolle. Diesbezüglich bin ich froh, dass eine Knappheit an Hiromata-Kristall herrscht. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Abenteurer und Unzufriedene ihr Glück in den Weiten des Weltraums suchen.“

„Wir haben zu wenige Schiffe, um sie alle zu schützen“, bekräftigte der Hoch-Admiral nochmals. „Somit müssen wir alles daran setzen, die Basis oder Basen der Piraten ausfindig zu machen und sie allesamt auszuräuchern. Ich schätze, das ist der einzige Weg, der uns bleibt, um diesen Mördern das Handwerk zu legen.“

Redfeather ließ die Worte einwirken und erhielt keinerlei Widerspruch. Er sah zu der riesigen Panoramascheibe, die eine ganze Wand des Raumes einnahm. Ein Teil der Sonne Arcturus war zu sehen und überstrahlte mit ihrem Glanz den der Sterne.

„Die Navy verfügt über knapp siebzig Kreuzer, elf Trägerschlachtschiffe und einige Hundert FLVs, die mit Hiromata-Antrieb ausgerüstet und für Langstreckenflüge geeignet sind. Ich glaube nicht, dass die Piraten uns zahlenmäßig überlegen sind. Sie sind gefährlich, weil sie aus dem Verborgenen heraus operieren und ohne Vorwarnung zuschlagen.“

„Sie haben recht, Lieutenant“, stimmte Candice Bergner Adjutant Faso zu. Inzwischen war sie es gewohnt, das Redfeather den jungen Offizier nahezu gleichberechtigt an den gemeinsamen Sitzungen teilnehmen ließ. „Was uns helfen würde, das wäre nicht allein die Entdeckung der Piratenstützpunkte, sondern auch eine rechtzeitige Ortung ihrer Schiffe.“

John Redfeather runzelte die Stirn. „Sie spielen auf das Problem von Kommunikation und Ortung an, Hoch-Koordinatorin?“

Kommunikation und Ortung hatten mit der Entwicklung des Nullzeit-Sturzantriebes nicht Schritt gehalten. Die Verständigung im Direktorat basierte auf verschiedenen Systemen, die alle ihre Vorzüge und Nachteile besaßen. Der klassische Funk war noch immer weit verbreitet und wurde für die Kurzstrecken-Kommunikation genutzt, da er weniger störanfällig war als eine Bild-Ton-Kommunikation. Funkverbindungen waren maximal lichtschnell und daher für die interplanetare oder interstellare Kommunikation nicht geeignet. Der überlichtschnelle Raumfunk übermittelte auch dreidimensionale Bilder, benötigte jedoch, wie der Überlichtantrieb, Tage oder sogar Jahre, um sein Ziel zu erreichen. Er wurde daher nur innerhalb eines Sonnensystems oder bei der unmittelbaren Begegnung von Schiffen eingesetzt. Mittels des Hiromata-Kristalls war es möglich, einen gerichteten Funkimpuls zu erzeugen, der sein Ziel, gleichgültig in welcher Entfernung, in Nullzeit erreichte. Der Nullzeit-Funk unterlag jedoch zwei wesentlichen Einschränkungen.

Der Funk-„Strahl“ war sehr fokussiert und wies eine nur sehr geringe Streuung auf. Um den Empfänger zu erreichen, musste dessen Position also genau bestimmt werden können. Bei Basen und Planeten war dies aufgrund der Navigationstabellen und entsprechender Berechnungen problemlos möglich, nicht jedoch bei beweglichen Empfängern. Selbst wenn die Route eines Schiffes feststand, so reichten geringfügige Änderungen von Kurs oder Geschwindigkeit aus, um das Ziel zu verfehlen. Ein Schiff konnte also oft nur erreicht werden, wenn dieses seine Position durch einen eigenen Krachspruch offenbarte. Eine spontane Kontaktaufnahme mit einem patrouillierenden Raumschiff war daher sehr schwierig. Militärschiffe hatten Order, sich in regelmäßigen Abständen mit der Basis in Verbindung zu setzen.

Die zweite Einschränkung bestand darin, dass man mit dem Hiromata-Nullzeitfunk nur kurze und lange Impulse abgeben konnte. Man nutzte eine Art von Morse-Alphabet, um sich zu verständigen. Aus diesem Grund wurde der Nullzeitfunk oft als „Krachfunk“ bezeichnet. Eine Bildübertragung war nahezu unmöglich, es gab hierfür jedoch eine Alternative durch die Formatierung. Sollte ein Bild übertragen werden, so wurde zu Beginn der Bildimpulse ein spezielles „Anfang“-Zeichen gesendet, an dessen Ende das Zeichen für „Bildende“. Alle kurzen und langen Impulse, die zwischen diesen Zeichen übermittelt wurden, gehörten somit zum Bild. Um dieses korrekt aufbauen zu können, nutzte man ein formatiertes Raster, bei dem die Zeilen vorgegeben waren. Kurze Impulse bilden ein weißes Bildpixel, lange Impulse ein schwarzes. Ein derartiger Bildaufbau benötigte Zeit und konnte nur eine schlechte und „pixelige“ Schwarz-Weiß-Darstellung ermöglichen. Dennoch konnte auch ein so grobes Bild hilfreich sein.

Ähnliche Probleme bestanden bei der Ortung von Objekten. So fortschrittlich überlichtschnelle Scanner auch erschienen, so waren ihre Fähigkeiten eingeschränkt, wenn ein ebenfalls überlichtschnelles Objekt erfasst werden sollte. Flog das betreffende Raumschiff in Richtung des Scanners, so konnte das Schiff prinzipiell den Standort des Scanners erreichen, bevor der reflektierte Suchstrahl dies tat. Entfernte sich ein Schiff mit Überlichtgeschwindigkeit, wurde es vom Scanner nicht mehr erfasst. Für eine zuverlässige Raumüberwachung waren dies derzeit noch unlösbare Probleme.

Die Professorin lächelte. „Wie Sie sicherlich wissen, Gentlemen, hat die wissenschaftliche Abteilung unlängst die Karabiner der Sky-Cav zum Modell E weiterentwickelt. Der M73-E verfügt nun zusätzlich über einen Pulslaser und wird gerade an die Regimenter ausgeliefert. Wir haben allerdings noch etwas anderes entwickelt: die Prototypen eines Ortungsgerätes, welches mit Hiromata-Impulsen arbeitet. Vereinfacht formuliert … ein Nullzeit-Ortungsgerät.“

„Bei Allah …“, ächzte ibn Fahed. „Meinen Sie das ernst?“

„Ein Hiromata-Impuls wird nicht reflektiert“, wandte Uddington ein.

Die Hoch-Koordinatorin lächelte spöttisch. „Das ist mir durchaus bekannt, Admiral. Aber der von Ihnen als Krachfunk bezeichnete Nullzeitfunk basiert schließlich auch auf einem uralten Tastenfunkgerät, dessen Impulse durch einen Hiromata-Kristall beschleunigt werden. Es ist uns gelungen, ein auf dem alten Radar basierendes Gerät zu entwickeln, welches mit einem Kristall modifiziert wurde.“

John Redfeather sah die Wissenschaftlerin skeptisch an. „Und das funktioniert?“

„Nun, zumindest in der Theorie.“

Omar ibn Fahed stieß ein leises Schnauben aus. „Toll. Ihr Wissenschaftler entwickelt immer wieder Dinge, die in der Theorie funktionieren und in der Praxis versagen.“

Sie warf ihm einen bösen Blick zu. „Wenn Sie gestatten, Hoch-Admiral? Ich habe die Ergebnisse der ersten Versuchsreihen dabei.“

Redfeather nickte. Während Candice Bergner ihren Mini-Comp mit der holografischen Steuerung des Tisches verband, tippte der Hoch-Admiral an eine bestimmte Stelle an seiner rechten Schläfe. „Raumsteuerung: Beleuchtung auf zwanzig Prozent reduzieren. Volle tetronische Abschirmung meiner Räume.“

Viele Privatleute und alle Militärs verwendeten das sogenannte „Implant“. Es wurde in Höhe der Schläfe in den Schädelknochen eingesetzt und vom elektrischen System des Körpers mit Energie versorgt. Man aktivierte und deaktivierte es durch einen sanften Druck. Es reagierte auf die Schwingungen der Sprache des Trägers und empfing Sprache, die durch Schwingung an diesen übermittelt wurde. Das Implant entsprach einem simplen Funkgerät und hatte eine Reichweite von nur wenigen Metern. Überall, wo man es nutzte, wurden daher Transmitter installiert, welche die Übertragung über größere Entfernung ermöglichten. Ähnlich alten Mobilfunknetzen waren individuelle Gespräche möglich, da jedes Implant eine eigene Kennung besaß. Alle Gespräche, die über einen Transmitter erfolgten, liefen über eine tetronische Vermittlung.

Redfeathers Aufforderung erreichte die kleine Tetronik, welche die Einrichtungen des Amtsraums steuerte. Als sichtbare Folge wurde der Raum abgedunkelt, zugleich verriegelten sich die Türen und ein Schwingungsfeld aktivierte sich, welches es unmöglich machte, die Vorgänge im Raum von außen zu verfolgen. Dem Hoch-Admiral war nur zu bewusst, wie brisant Bergners Ausführungen sein konnten.

Dies galt auch für den Hoch-General. „Ich hoffe, Hoch-Koordinatorin, Sie haben entsprechende Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet? Was Sie uns da präsentieren wollen …“

Bergner war eine sehr fähige Wissenschaftlerin, gehörte allerdings nicht unbedingt zu den umgänglichen Menschen, was sie erneut bewies, als sie dem hohen Offizier ins Wort fiel. „Für wen halten Sie mich, ibn Fahed?“

John Redfeather machte eine beschwichtigende Geste. „Wir sind wohl alle ein wenig, aufgrund der Situation mit den Piraten, angespannt. Hoch-Koordinatorin, wenn ich nun bitten darf?“

Über dem Tisch baute sich ein Hologramm auf. Die Projektion wechselte mehrfach, während die Wissenschaftlerin Erläuterungen zu den technischen Details gab. „Wir haben drei Prototypen gebaut. Nicht besonders elegant, aber ausreichend, um damit einen Feldversuch zu starten. Das erste Gerät haben wir von der astronomischen Station aus getestet und wie Sie sehen, funktioniert es. Die Echos des Taststrahls sind ein wenig grob, aber das lässt sich sicher noch verbessern.“

„Das ist wirklich fantastisch“, gab Hoch-Admiral Redfeather unumwunden zu. „Damit wäre es uns erstmals möglich, auch überlichtschnelle Objekte in Nullzeit zu erfassen. Ein unschätzbarer Vorteil gegenüber den bisherigen Ortungsverfahren, Hoch-Koordinatorin. Das ist eine großartige Leistung.“

Candice Bergner nickte, da sie nichts anderes als ein Lob erwartet hatte, doch sie erwies sich als fair. „Das Lob gebührt Frau Doktor Doktor Regener. Sie hat das Gerät entwickelt. Eine Zufallsentdeckung, gewiss, aber viele wissenschaftliche Durchbrüche sind ja durch Zufall erzielt worden.“

„Welche Reichweite hat das Gerät?“

„Wir nennen es Hiromata-Taster. Die Prototypen sind klein und nach den bisherigen Versuchen beträgt die Reichweite knapp fünf Lichtjahre. Auch das lässt sich möglicherweise noch verbessern.“

„Und Sie haben drei Geräte gebaut?“

„Zusammengebastelt trifft es eher“, räumte Bergner ein. „Aber es sind drei Geräte, ja.“

„Wir sollten keine Zeit verlieren“, meinte Uddington. „In unserer jetzigen Situation kommen die Geräte gerade rechtzeitig.“

„Wir müssen strikte Geheimhaltung über die Entwicklung der Hiromata-Taster halten.“ Redfeather deutete auf die holografische Projektion. „Professor, welche Sicherheitsmaßnahmen haben Sie eingeleitet?“

„Nun, solange eine Entdeckung nicht serienreif ist, wird sie natürlich unter Verschluss gehalten.“ Bergner lächelte. „Man will sich ja nicht durch eine vorschnelle Veröffentlichung blamieren.“

Uddington schnappte hörbar nach Luft, während Redfeather verständnisvoll nickte. Der Hoch-Admiral wandte sich seinem Adjutanten zu. „Faso, organisieren Sie vier Gruppen. Sorgen Sie dafür, dass eine Gruppe Laborkleidung trägt und als Zivilisten durchgeht. Es muss nicht gleich auffallen, dass wir ein besonderes Augenmerk auf unsere wissenschaftliche Abteilung haben.“ Redfeather bemerkte den irritierten Blick der Professorin. „Candice, wir wissen nicht, wie weit der Arm der Piraten reicht. Auf Kelly´s Rest waren sie bis in den Sicherheitsdienst vorgedrungen. Selbst die Hotelmanagerin gehörte zu ihnen. Ich verbürge mich für unsere Truppen, aber wir haben hier ein paar tausend Zivilisten. Denken Sie an die Geschäfte und Restaurants in den Einkaufsebenen und die Angestellten der Konzerne, die hier Werkstätten und Handelslager betreiben. Faso, die drei anderen Gruppen werden die Prototypen im Auge behalten. Höchstens zehn Männer oder Frauen, dezente Dienstuniform und Seitenwaffe, aber keine Kampfanzüge oder Karabiner.“

„Wenn du gestattest?“ Ibn Fahed schaltete sich ein. „Lieutenant, setzen Sie sich mit meinem taktischen Offizier in Verbindung. Er kennt die richtigen Leute und er soll für jede Gruppe einen erfahrenen Offizier abstellen. John, ich gehe davon aus, dass diese Gruppen auch dabei sein sollen, wenn die Prototypen im Raum getestet werden?“

„Du liegst richtig, Omar. Womit wir bei dem Thema wären, auf welchen Schiffen wir die drei Geräte installieren“, stimmte der Hoch-Admiral zu. „Träger fallen aus. Zu auffällig, wenn einer plötzlich ablegt.“

„Also ein Kreuzer“, meinte Faso und rief auf seinem Mini-Comp auch schon die Liste der auf Arcturus verfügbaren Schiffe auf.

„Ich denke eher an etwas Unauffälligeres.“ Redfeather schmunzelte. „Während wir nur wenige Kreuzer besitzen, haben wir derzeit fast dreihundert FLVs als Patrouillenboote draußen.“

„Dann wäre das geklärt.“ Ibn Fahed rieb sich die Hände. „Womit wir wieder beim Ursprung unserer kleinen Zusammenkunft sind: Wie finden wir die Heimatwelt der Piraten, denn die muss es ja schließlich geben?“

Sky-Troopers 4 - Das Sandschiff

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