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Kapitel 5

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FLV-Patrouillenboot D.S. Looking Glass, Registernummer FLV-PB-209.

Die D.S. Looking Glass, Registernummer FLV-PB-209, war fünfzig Meter lang, fünfzehn breit und acht Meter hoch. Ihre Form war massig, auf Zweckmäßigkeit ausgelegt und ließ jede Eleganz vermissen. Der Rumpf trug nicht mehr die graugrüne Tarnfarbe der Sky-Cavalry, sondern war im Hellgrau der Navy lackiert. Über die sanft gerundete Bauchseite zogen sich die dunkelgrauen Hitzekacheln. Es gab keine Tragflächen, aber ein V-förmiges Leitwerk auf dem Heck, welches bei Bedarf abgesenkt oder ausgefahren werden konnte. An den Flanken und der Oberseite befanden sich die ausladenden Schächte der vier Staustrahltriebwerke. Ihre Ansaugöffnungen waren mit Tri-Stahl-Gittern versehen. Das Heck wurde durch eine breite ausfahrbare Rampe verschlossen, der Zugang erfolgte über eine kleine Mannschleuse an der Backbordseite. Die voll verglaste Kanzel am Bug war ein wenig nach links versetzt, neben ihr befand sich die tonnenartige Schutzhülle einer schweren Gatling-Revolverkanone. Das „Fast Landing Vehicle“, kurz FLV, war einst eines der Landungsboote des Trägerschlachtschiffes D.C.S. Agincourt gewesen. Trotz der inzwischen vorgenommenen Umrüstung konnte es seine Herkunft nicht ganz verleugnen, auch wenn der einfahrbare Raketenwerfer auf der Oberseite durch die Kuppel eines leistungsstarken Langstrecken-Scanners ersetzt worden war.

Inzwischen diente die Looking Glass als Langstrecken-Patrouillenboot der Sky-Navy und ersetzte hierdurch einen der modernen APS-Kreuzer. Ein Landungsboot wurde von einer dreiköpfigen Crew geflogen, als Patrouillenboot dienten auf ihm neun Mannschaftsmitglieder, damit sie sich in Schichten ablösen konnten. Der einstige Laderaum, für einen schweren Kampfpanzer oder eine Kompanie von hundert Sky-Troopern vorgesehen, war für den neuen Aufgabenbereich umgebaut worden. Energieerzeuger, leistungsstarke Tetroniken und Arbeitsplätze ließen nicht viel Platz für die Bequemlichkeit der Männer und Frauen an Bord. Es gab drei winzige Kammern mit dreistöckigen Schlafstellen, eine Bordküche und einen Gemeinschaftsraum, der so beengt war, dass man sich lieber am Arbeitsplatz aufhielt. Die Hygiene war auf eine Toilette und eine Dusche beschränkt. Zudem mussten auch Ersatzteile, Vorräte und Wasser untergebracht werden. Wer an Bord eines solchen Bootes flog, war froh, wenn die Patrouille ihr Ende fand.

Auf diesem Flug ging es sogar noch beengter zu. Hoch-Admiral John Redfeather hatte entschieden, dass die D.S. Looking Glass zu jenen drei Einheiten gehörte, mit denen die Prototypen des Hiromata-Tasters getestet werden sollten. Nur drei der neun Besatzungsmitglieder waren an Bord und anstelle der sechs fehlenden zwängte sich ein zehnköpfiges Kommando der Sky-Troopers unter Major Joana Redfeather sowie der Tech-Lieutenant Jennifer Hartmann in das Boot.

Inzwischen war man seit einer Woche im Raum unterwegs und die kleine Lufterneuerungsanlage an den Grenzen ihrer Kapazität angelangt. Es roch nach menschlichen Ausdünstungen und erhitzter Isolation, denn die Vielzahl der Geräte und laufenden Energieerzeuger führte auch die Klimaregulierung an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Solange man mit Arbeit beschäftigt war, ließ es sich noch aushalten, doch jene, die Freischicht hatten, spürten die Enge und fehlende Privatsphäre immer deutlicher.

Joana Redfeather war die Tochter des Hoch-Admirals und ebenfalls eine Sioux von reiner Abstammung. Eigentlich war sie stolz auf ihre schwarzen Haare, doch für diese Mission hatte sie deren Länge auf drei bis vier Millimeter reduzieren müssen. Eine Notwendigkeit, wenn man den Sensorhelm eines Kampfanzuges tragen wollte. Derzeit trug keiner der männlichen oder weiblichen Trooper mehr als das Unterzeug, denn es war viel zu warm an Bord. Doch Waffen und Kampfanzüge wurden mitgeführt, auch wenn es bislang keine Anzeichen dafür gab, sie jemals zu benötigen.

Bislang verlief der Flug ohne besondere Ereignisse und zugleich überaus erfreulich, denn der neue Taster schien ausgezeichnet zu funktionieren. Derzeit bewegte man sich in einem Sektor, der schon lange vermessen und kartiert worden war. Eine ideale Voraussetzung, um die Zuverlässigkeit des Prototypen zu testen.

Joana Redfeather befehligte ein Bataillon der fünften Raumkavallerie, welches aus den Troops A, B und C bestand. Eigentlich war ihr Rang zu hoch, um die Eskorte dieser Mission zu befehligen, doch Colonel Carruthers, der Befehlshaber des Regiments, hatte sie hierzu abgeordnet.

„Wahrscheinlich werden Sie sich bei diesem Flug zu Tode langweilen, Major“, hatte Carruthers lächelnd gesagt, „doch dieser Hiromata-Taster ist brandneu und streng geheim. Er könnte sich als entscheidende Waffe im Kampf gegen die Piraten erweisen und so wird die Sky-Cav alles tun, um die wertvollen Prototypen zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie auch geheim bleiben. Offiziell hat Second-Lieutenant Blenheim den Befehl über die Eskorte. Ihre Sorge gilt dem Taster. Ein gelegentlicher Blick auf Blenheim kann aber nicht schaden. Er ist ganz ohne praktische Erfahrung.“

Joana kam dieser Befehl durchaus gelegen. Auch wenn sie die Tochter des Oberbefehlshabers war, so war sie jedoch keineswegs sein Protegé und hatte sich ihren Rang durch Mut und Kampferfahrung erworben. Das schützte sie jedoch nicht vor der Routine, der die Kavalleristen nun einmal unterworfen waren. Ein Ausflug in den Raum erschien ihr allemal verlockender als Fortbildungen, Drill und Verwaltungsarbeit, mit denen sie momentan die meiste Zeit auf der Arcturus-Basis verbringen musste.

Colonel Carruthers hatte ihre freie Hand bei der Auswahl der Trooper gelassen, die zur Eskorte gehören sollten. Joana hatte diese „carte blanche“ voll ausgeschöpft und die erfahrensten und härtesten Angehörigen aus ihrem Bataillon gewählt.

Sergeant-Major Mario Basari war Regimentsfeldwebel der fünften Sky-Cavalry. Er war stolz auf seine italienischen Wurzeln. Seine Haare waren inzwischen grau geworden. Er war groß, hager und durchtrainiert. Er hatte einst als Sergeant unter Hoch-Admiral Redfeather gedient und dem damaligen Lieutenant geholfen, ein so hervorragender Offizier zu werden. Basari war mehrmals angeboten worden, selbst die Offizierslaufbahn einzuschlagen, doch dies lehnte er immer mit der Begründung ab, dass sich ja auch jemand um die „Jungs und Mädels“ kümmern müsse. Keiner zweifelte daran, dass Basari zu den Besten gehörte. Die Troopers respektierten und liebten ihn, wohl auch, weil er den Mist, der gelegentlich in der Truppe auftrat, meist persönlich regelte, bevor der Gestank die oberen Ränge erreichte.

Sergeant June Galley war ausgesprochen hübsch, scharfzüngig und gefährlich, denn sie gehörte zu den Kanonieren unter den Troopern. Im Kampf führte sie eine der tragbaren Gatling-Kanonen mit tödlicher Präzision. Sie war klug, gelegentlich allerdings auch ein wenig heißblütig. Sie und Sergeant Dan Riordan waren nahezu unzertrennlich. Riordan nahm ihre spöttischen Bemerkungen mit Gelassenheit. Er war der Medo-Tech der kleinen Truppe und hatte sich im Verlauf der zahlreichen Einsätze ein umfassendes Wissen angeeignet. Er war mit seinem Medo-Set ebenso geschickt wie mit seinem Karabiner M73-E.

Corporal Holger „Bear“ Bremer war ein Hüne. Was Körperkraft und Ausdauer betraf, gab es immer wieder die Behauptung, Bremer benötige keinen Kampfanzug mit bionischer Verstärkung, er sei Kampfanzug genug. Er war ein gutmütiger Riese und immer die erste Wahl, wenn es darum ging, einen anderen Trooper aus einer Gefahr herauszuhauen oder Auseinandersetzungen mit einer gewissen Nachdrücklichkeit zu schlichten.

Die Troopers Wellton und Zerdeck waren so erfahren, wie man es von Raumkavalleristen erwarten konnte. Joana hatte sie auf Basaris Rat hin mitgenommen, weil beide ausgesprochen gutmütig waren, was sich unter den beengten Verhältnissen in der Looking Glass als hilfreich erwies.

Lieutenant Carl Blenheim besaß offiziell das Kommando über die Eskorte. Der kleine und schmächtige Offizier kam frisch von der Akademie des Mars. Er war vollgestopft mit theoretischem Wissen und bar jeglicher praktischer Erfahrung. Basari war allerdings schon nach wenigen Tagen der Überzeugung, dass Blenheim das richtige Maß an Neugierde und Eifer an den Tag legte und das Zeug zu einem guten Offizier aufwies.

Über die Flug-Besatzung des Bootes hatte sich Joana Redfeather noch kein genaues Bild machen können. Captain Mireille Delonge, Co-Pilot Lieutenant Dan Meiker und Tech-Sergeant Lem Petzold machten einen fähigen Eindruck, doch das war von Navy-Personal auch nicht anders zu erwarten. Gleiches galt für Tech-Lieutenant Jennifer Hartmann. Die hübsche Rothaarige war Offizier der Sky-Navy, gehörte jedoch zum technischen Stab der Hoch-Koordinatorin Candice Bergner. Hartmann hatte die Installation des Prototypen überwacht und bediente ihn während dieser Mission.

Joana war nach vorne ins Cockpit des FLV gegangen, wo derzeit Captain Delonge am Steuer saß. Lieutenant Blenheim hatte Co-Pilot Petzold abgelöst, der nun in einer der Kojen lag. Trooper Zerdeck saß am Platz des Tech-Spezialisten. Da die Flugmannschaft im Augenblick auf drei Personen reduziert war, hatte man mit Bedacht Trooper ausgewählt, die Kenntnisse in der Handhabung eines FLV besaßen. Joana hatte nie gelernt, ein Landungsboot zu steuern und gab unumwunden zu, dass sich Second-Lieutenant Blenheim bislang überraschend gut bewährte.

Joana klappte den Notsitz aus der Rückwand des Cockpits und saß nun dicht hinter Delonge und Blenheim. In ihrem Unterzeug wirkte sie wie ein Fremdkörper, da die anderen den Bordoverall mit seinen sensorischen Anschlüssen trugen, und Pilot und Co-Pilot zudem die Virtual-Reality-Helme aufgesetzt hatten. „Hallo, Captain“, grüßte sie freundlich. „Etwas Neues hier vorne?“

Mireille Delonge, eine stämmige Frau mit mädchenhaften Gesichtszügen, wandte den Kopf. Unter dem Helm, der nur die Kinnpartie frei ließ, war nichts von ihrem Gesichtsausdruck zu erkennen, aber der leichte Spott in ihrer Stimme war unverkennbar. „Langeweile, Major?“

„Kann man so sagen“, gab Joana zu.

„Ich würde jetzt gerne feststellen, wie überlastet das Navy-Personal an Bord ist“, meinte die Kommandantin des FLV, „aber leider müsste ich lügen. Was allerdings auch der Mitarbeit Ihrer Truppe zu danken ist, Major.“ Die Pilotin blickte wieder nach vorne, obwohl dies kaum erforderlich war, da der Helm ihr ein perfektes Abbild des umgebenden Raums ermöglichte und zudem eine Reihe von Informationen vermittelte. „Ehrlich gesagt, Major, man hätte für diese Testflüge besser ein paar Kreuzer abgestellt. Wir sind bis zur Dachkante mit tetronischem Zeugs vollgestellt und als sei das nicht genug, schiebt man uns Ihre Truppe ins Boot. Ich war schon versucht, an alle Öl auszugeben, damit man sich auch in unsere Sardinenbüchse hineinquetschen kann.“

„Sardinenbüchse?“ Joana runzelte die Stirn.

Delonge lachte. „Ein winziger Fisch auf der alten Erde, den man mit mehreren Exemplaren in kleine Blechbehälter quetschte. War zum Verzehr gedacht. Sie essen Fisch, Major?“

„Gelegentlich. Ich stehe eher auf ein saftiges Steak.“

„Grundgütiger, Major, Sie sind ja eine richtige Karnivore“, spottete die Pilotin. „Hier an Bord werden Sie so etwas aber nicht finden. Der begrenzte Raum verbietet uns die Rinderhaltung“, scherzte sie. „Dafür haben wir jede Menge abwechslungsreicher Konzentratnahrung. Alle Geschmacksrichtungen. Rot, gelb, grün …“

„Danke, Captain, ich denke nicht, dass ich großen Hunger empfinde.“

„Danken Sie meinem Co, Lieutenant Meiker. Heute Abend gibt es nämlich eine Runde Käse für jeden von uns.“

„Käse?“

„Ich rede von echtem Käse, Major, nicht diesen Synthoscheiß, den die Truppe normalerweise bekommt. Meiker ist von Nedland. Netter kleiner Planet mit Vieh, Milchwirtschaft und Käserei. Seine Familie hat ihm ein Fresspaket zum Arcturus geschickt und da Sie und Ihre Jungs und Mädels uns so nett aushelfen, bekommen alle ein Stück. Natürlich darf Lieutenant Hartmann auch einmal beißen.“

„Besten Dank, auch im Namen von Lieutenant Hartmann“, versicherte Joana.

Der Anblick des Weltraums war für sie immer wieder faszinierend. Das Patrouillenboot bewegte sich im Augenblick mit dem Cherkov-Überlichtantrieb zwischen zwei Sonnensystemen, so dass die Pracht der Sterne voll zur Geltung kam. Sie flogen näher an das Zentrum der Milchstraße heran und die Sternenhaufen bildeten verlaufende Farbflecken in der samtenen Schwärze. Die Sterne strahlten wie Diamanten und einige zeigten sanfte rötliche oder blaue Schimmer, je nachdem, in welchem Alter sich die betreffende Sonne befand. Trotz der hohen Geschwindigkeit blieben die Sterne klar umrissen und punktförmig.

„Sind wir noch im Sektor Sieben?“, fragte Joana nach.

Delonge nickte unter ihrem Helm. „Wir werden bald seinen Außenrand erreichen. Dann geht es in kaum erforschte Außenbereiche. Mister Blenheim?“

Lieutenant Blenheim nahm eine Schaltung auf einer Tastatur vor, die nur ihm sichtbar war. „Bei gleichbleibender Geschwindigkeit und ohne Kursänderung werden wir in sieben Stunden und dreiundzwanzig Minuten die Grenze zu Außensektor Blau-Acht passieren.“

„Sehr schön, Mister Blenheim“, lobte Delonge. „Wir machen Sie noch zu einem richtigen Navy-Offizier.“

Joana akzeptierte solche kleinen Scherze, die immer wieder aufkamen, wenn sich Angehörige der Navy und der Cavalry begegneten. Die einen waren nun einmal die „Kutscher“ und die anderen die „Schlammfüße“. Diese Frotzeleien würden wohl Bestand haben, solange es das Militär gab. Niemand hatte etwas dagegen, da man am gleichen Strang zog, wenn es ernst wurde.

Sie sah Trooper Zerdeck an, der auf dem Platz des Technikers, links hinter Delonge, saß und nur ein Headset trug. „Und, Zerdeck? Alles grün?“

„Alles grün, Ma´am“, kam die Bestätigung.

Niemand schien wirklich zu einem Schwätzchen aufgelegt zu sein und so verließ Joana das Cockpit wieder.

Die Schiebetür zu der kleinen Vorratskammer stand offen und Joana entdeckte Sergeant-Major Basari, der die Hände in die Hüften gestemmt hatte und auf einen der Transportbehälter starrte.

„Etwas nicht in Ordnung, Basari?“

„Wie man es nimmt, Ma´am. Ich kümmere mich darum.“

„Ein ‚Trooper-Ding‘, Basari?“

Der Sergeant-Major lächelte. „Definitiv unterhalb der Offiziers-Ebene, Major.“

„Schön, dann stelle ich mich blind und taub.“ Joana erwiderte das Lächeln und ging weiter zum Heckraum des Patrouillenbootes.

Mario Basari musste ein Grinsen unterdrücke und hob dann seine Stimme. „Sergeant Galley! Zu den Vorräten! Im Laufschritt!“

Wie Basari schon vermutet hatte, wurde die Kanonierin von Dan Riordan begleitet. Die beiden Sergeants nahmen Grundhaltung ein, soweit die beengten Verhältnisse dies zuließen.

„Dachte mir schon, dass Riordan da mit drin steckt“, knurrte der Sergeant-Major. Er deutete auf einen Transportbehälter, der ganz unten stand. „Also schön, ihr beiden, ihr braucht mir nicht zu erklären, dass das ein Waffenbehälter für eine tragbare Gatling-Kanone ist. Jeder weiß, dass für diesen Flug nur leichte Waffen vorgesehen sind. Wie kommt also die Kanone an Bord?“

„Es ist eine Frage der Definition, Sarge“, sagte June Galley und blickte starr, über die Schulter des Vorgesetzten hinweg, auf einen imaginären Punkt an der Wand. „Im Vergleich mit einem Schiffsgeschütz handelt es sich bei einer tragbaren …“

„Galley.“ Basari´s Stimme war bedenklich leise und verständnisvoll. „Ich mache mir ernsthafte Sorgen um deinen Gemütszustand, wenn du dieses Ding wirklich überall mit dir herumschleppst.“

„Ist in der Kiste, Sarge. Nur für den Fall…“

„Schließlich haben wir ja auch unsere Kampfanzüge dabei“, wandte Riordan ein.

„Sergeant Dan Riordan.“ Basari legte all sein Mitgefühl in seine Stimme. „Möglicherweise sind Sie durch Ihren Dienstgrad überfordert und fühlen sich als Corporal wohler. Fühlen Sie sich überfordert, Sergeant?“

„Äh, nein, Sarge“, versicherte Riordan hastig.

Basari wirkte niedergeschlagen. „Von einem Sergeant der Sky-Cavalry würde ich erwarten, dass ihm bekannt ist, dass die Cav über keine leichten Raumanzüge verfügt. Hat etwas mit Beschaffungskosten zu tun, Sergeants. Daher hat die Cav nur die Kampfanzüge. Na schön, ihr beiden … Wie habt ihr das Ding an Bord gebracht? Wenn ich mich recht entsinne, und ich bin bei Weitem noch nicht senil, Sergeants, dann war Lieutenant Blenheim für die Beladung zuständig.“

„War wirklich kein Problem, Sarge“, versicherte Galley. „Wir haben das Ding ganz einfach an ihm vorbeigetragen und ihm gesagt, da seien Ergänzungsmittel drin. Was in gewisser Weise auch zutreffend ist“, fügte sie hastig hinzu. „Hätte der El-Te ein wenig genauer hingesehen …“

„Ihr habt also die Unerfahrenheit eines vorgesetzten Offiziers missbraucht, um euer Ding durchzuziehen, nicht wahr?“

„Nun, wenn man es böswillig betrachten will, dann kann man es wohl so formulieren“, räumte June Galley ein.

„Schön, das Ding ist jetzt an Bord und ich kann es nicht einfach in den Weltraum hinauswerfen, da es sich um Eigentum der Cav handelt“, knurrte Basari. „Das gilt auch für euch beide. Ich werde mir eine passende Maßnahme für euch ausdenken, sobald wir wieder in der Basis sind. Und jetzt verschwindet aus meinen Augen. Abmarsch!“

Der Sergeant-Major konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als die beiden Sergeants salutierten, eine unbeholfene Kehrtwendung machten und dann eilig verschwanden.

Inzwischen folgte Joana Redfeather dem Gang, der zwischen Aufenthalts- und Schlafbereich durch das Mittelteil führte, in dem sich der Hiromata-Antrieb befand. Wie immer verharrte sie fasziniert, denn dieser unscheinbar wirkende Nullzeit-Antrieb hatte der Menschheit den Weg zu den Sternen eröffnet. Anschließend warf sie einen Blick in das kleine Materiallager. Hier waren auch die Kampfanzüge und Waffen ihrer Truppe gelagert, die den meisten Raum beanspruchten.

Als sie schließlich den Heckbereich des Patrouillenbootes betrat, hatte Basari sie bereits überholt. Der Sergeant-Major saß auf einem Klapphocker und blickte Lieutenant Hartmann über die Schulter, die den Prototypen bediente. Der Sergeant-Major bemerkte Joanas Annäherung und nickte ihr zu. In der herrschenden Enge war nicht viel Raum für Förmlichkeiten und einen Ehrensalut, zudem waren beide so vertraut miteinander, dass sie dem Zeremoniell nur Genüge taten, wenn die Situation dies erforderte.

„Dieser Hiromata-Taster ist eine feine Sache, Ma´am“, stellte der alte Sergeant-Major fest. „Für die Raumüberwachung, Ortung und Zielerfassung ist das Ding ein Quantensprung.“

Jennifer Hartmann war ganz auf ihre Konsole konzentriert. Neben ihr lag ebenfalls ein VR-Helm, doch die junge Offizierin bevorzugte eine „handfeste“ Tastatur. Joana vermutete, dass sich die Frau ihre üppige rote Haarmähne nicht durch den Helm verderben wollte. Obwohl sie einen Navy-Dienstgrad innehatte und eine Uniform trug, empfand sie sich wohl eher als Zivilistin, womit sie nicht ganz Unrecht hatte. Sie war ursprünglich Konstrukteurin bei Mars Tetronik Technologies gewesen, dann aber von Bergner abgeworben worden. Sie hatte keine militärische Ausbildung durchlaufen und das Offizierspatent eher symbolisch erhalten, um in die Hierarchie eingeordnet werden zu können, da die Planstelle dies so vorsah. Bergner hatte dies gegenüber dem Hoch-Admiral durchgesetzt und damit wohl recht behalten, da Hartmann wesentlich zur Konstruktion der Prototypen beigetragen hatte.

Die rothaarige Frau sah konzentriert auf eine Reihe von Instrumenten und reagierte auf Basaris Bemerkung, ohne sich zu Joana umzuwenden. „Bedauerlicherweise ist der Taster allerdings noch nicht serienreif. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Navy ihn benutzen kann.“

Basari hob eine seiner Augenbrauen und schien nicht dieser Auffassung zu sein.

„Woran liegt das, Lieutenant? Ich dachte, das Gerät funktioniert“, erkundigte sich Joana.

Jennifer Hartmann ließ einen leisen Seufzer hören und lehnte sich zurück, während sie das Headset abnahm und nun Joanas Blick erwiderte. „Sicher, im Prinzip funktioniert das Gerät, Major. Aber die Erfassung ist zu grob. Sie können sich das wie ein Bild vorstellen, welches mit Hilfe von Krachfunk übermittelt wird. Rasterpunkte in Weiß und Schwarz lassen nur eine grobe Darstellung zu. Ich rede hier nicht von Unschärfe, sondern von fehlenden Bildpixeln.“

Joana runzelte die Stirn. „Wenn ich Sie richtig verstehe, dann bedeutet dies, dass kleine Objekte eventuell im Bild nicht aufgebaut werden, ist das richtig?“

„Sehr vereinfacht kann man es wohl so sehen, Major.“ Hartmann überlegte kurz, ob sie eine weitere Erklärung hinzufügen sollte. Nach ihrer persönlichen Auffassung waren Redfeather und Basari klassische Schlammfüße und hatten kaum technisches Verständnis. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. „Der Taster schickt Nullzeit-Radarstrahlen aus, die, wie bei einem klassischen Radar, von Objekten reflektiert werden. Die Abfolge der Taststrahlen erfolgt extrem schnell, dennoch gibt es natürlich gewisse, äh, Lücken zwischen ihnen. Ein kleines oder weit entferntes Objekt kann in einer solchen Lücke ‚verschwinden‘ und wird dann nicht angezeigt.“

„Und woran kann das liegen?“

„Theoretisch an allen drei Komponenten des Nullzeit-Tasters. Der Energieerzeuger versorgt das Radargerät, dessen Strahlen wiederum durch den Hiromata-Kristall geschickt werden. Es kann ein winziger Justierfehler sein oder an einer Fluktuation der Spannung liegen. Ich habe verschiedene Feineinstellungen versucht, aber bislang kein befriedigendes Resultat erhalten.“

„Dennoch ist das Gerät schon jetzt ein gewaltiger Fortschritt“, wandte Basari ein.

Hartmann machte eine Geste, die ihre Zweifel verriet.

Joana überlegte kurz. „Wir sollten die Sonden ausschicken.“

Das Patrouillenboot hatte zwei Scout-Drohnen an Bord, die über eigene Überlichtantriebe, Scanner und Sensoren verfügten. Diese Sonden wurden als Fernerkunder eingesetzt und vergrößerten so den Bereich, den ein Patrouillenschiff überwachen konnte.

„Dafür ist es noch zu früh“, widersprach die Tech-Offizierin.

Joana lächelte. „Schön, ich bin kein Tech, aber ich sehe das anders. In diesem Fall nicht, weil die Sonden unseren Erfassungsbereich erweitern, sondern weil sie klein und überlichtschnell sind. Sie sind also ideal geeignet, um die Schwächen zu belegen, die Sie beim Taster festgestellt haben.“

Hartmann zögerte kurz mit ihrer Antwort, bevor sie nickte. „Nun, wenn Sie meinen, Major. Ich werde Captain Delonge bitten, die Sonden startbereit zu machen.“

„Lassen Sie nur. Ich muss mit Delonge ohnehin das Suchmuster für den neuen Sektor besprechen. Da teile ich ihr gleich mit, dass wir dann auch die Fernsonden einsetzen.“ Joana sah auf den großen Monitor über Hartmanns Arbeitsplatz. Die Grafik zeigte alle erfassten Raumobjekte im Suchbereich. Die Karte war mit der Datenbank gekoppelt. Zoomte man an eines der Objekte heran, so wurden sofort alle verfügbaren Informationen angezeigt. Eine dünne gestrichelte Linie, ein gutes Stück hinter dem aktuellen Sektor, zeigte eine der Handelsrouten des Direktorats. „Gibt es irgendwelche Schiffsbewegungen?“

„Nein, Major“, antwortete Hartmann. „Wir sind hier am äußersten Rand dessen, was man als Einflussbereich des Direktorats bezeichnen könnte. Vor zwei Tagen hatten wir kurz einen Interstellar-Frachter im Taster, scheinbar mit Kurs auf Gideon.“

„Ein großer bewohnbarer Mond, Ma´am“, ergänzte Basari. „Derzeit wohl der äußerste Vorposten der Menschheit.“

„Halten Sie die Augen offen“, ermahnte Joana die Tech-Offizierin. „Wir testen bei diesem Flug nicht nur Ihre Prototypen, sondern suchen auch nach Anzeichen der Piraten.“

Hartmanns Blick war spöttisch. „Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Major.“

Sky-Troopers 4 - Das Sandschiff

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