Читать книгу Zwerge der Meere - Michael Schenk - Страница 9

07 Massaker in Benderskart

Оглавление

Es war ein guter Handel für Fennegman und die anderen Fischer gewesen und wieder einmal bedauerte der kleine Mann, dass ein so guter Handel anderntags mit einem so schmerzenden Schädel bezahlt werden musste.

„Sere Fennegman, wenn du glaubst, ich lasse dich so aus dem Haus gehen, dann hast du dich getäuscht.“ Henafraws Stimme duldete keinen Widerspruch und obwohl sie die Lautstärke kaum gehoben hatte, verzog der kleine Mann schmerzlich das Gesicht. „Du stinkst nach Bier und an deinem schönen Bart kann man die Anzahl der Gläser erkennen.“

Da hatte sie durchaus recht, wie Fennegman betrübt feststellte. Aber den Bart nun zu bürsten, wäre sehr unangenehm gewesen. „Frische Seeluft wird mir gut tun“, sagte er würdevoll, „und die reinigende Kraft des Seewassers wird auch dem Bart nicht schaden.“

Henafraw musste auflachen und obwohl Fennegman ihr Lachen sehr schätzte, schmerzte auch dies in seinen Ohren. Bedauernd nahm er seine Brottasche vom Haken neben der Tür, tätschelte die Hand seiner Frau, die entsagungsvoll seufzte und dann einen kritischen Blick auf Torbjong warf. Er fiel zu ihrer Zufriedenheit aus und sie gab dem Sohn einen aufmunternden Klaps. „Achte darauf, dass dein Vater sich nicht zu weit über den Bootsrand beugt“, flüsterte sie. „Er ist heute nicht besonders sicher auf seinen Beinen.“

Der Vierzehnjährige grinste und folgte dann seinem Vater zum Strand hinunter.

„Ein schöner Morgen“, rief Losterman gut gelaunt zu ihrer Begrüßung. „Es war ein sehr erfolgreicher Abend gestern.“

„Auch für den Sere Tolkman“, murmelte Fennegman. „Unser Wirt hat sicher das beste Geschäft von allen gemacht.“

„Soll Torbjong heute mit hinaus?“ Wandeman deutete auf die pralle Brottasche des Jungen.

„Er hat am Bier geschnuppert“, erwiderte Fennegman, „da kann er auch an der Seeluft schnuppern.“

Losterman lachte auf. „Auch meiner hat am Handel geschnuppert. Verdammt, ich habe dem Bengel gesagt, er soll es probieren, nicht mehr als einen Mund voll. Du weißt ja, wie stark Tolkmans Bier ist, wenn er es frisch gebraut hat. Heute wird mein Junge wohl keine Arbeit leisten, verdammt.“

„Wir werden schon zurechtkommen“, meinte Fennegman beruhigend. „Dein Junge ist fleißig und er wird gutmachen, was er heute versäumt.“

„Will ich ihm auch geraten haben.“ Losterman fuhr sich über das Gesicht und es gab ein leicht schabendes Geräusch. An diesem Morgen hatte er die übliche Rasur verpasst. „Ach, verdammt, mir erging es damals nicht besser und ich hatte nicht die Ausrede, einen Handel zu schließen. Weißt du, Fennegman, mein Freund, damals nahm mich mein Vater in die Schänke mit, da wir…“

„Irgend etwas geht da vor sich“, brummte Fennegman unvermittelt. „Oben, im Dorf.“

Sie verharrten und hoben lauschend die Köpfe. Ganz schwach waren Rufe zu hören, die aus Benderskart kommen mussten.

„Du hast recht.“ Wandeman ließ das Netz sinken, das er gerade in seinem Boot ordnete. „Jetzt kann ich es auch hören. Du hast wirklich gute Ohren.“ Er schwang sich über die Bordwand und sprang in den Sand. „Was mag da los sein? Ob ein Feuer ausgebrochen ist?“

Die Fischer und ihre Söhne ließen ihre Arbeit stehen und liegen und eilten die lange Düne hinauf, hinter der sich der Ort befand.

„Ich kann keinen Rauch sehen“, ächzte der rundliche Pilkman. „Es kann noch nicht lange brennen.“

Die Häuser von Benderskart bestanden aus Lehm und Holz, denn beides fand man reichlich in der Gegend. Der Lehm war gebrannt, denn die schweren Regenstürme der Schlechtwetterzeit hätten den Häusern sonst übel mitgespielt. Die Dächer waren mit Lehm gedeckt und so konnte sich ein Feuer nur schwer ausbreiten.

Je näher sie dem Kamm der Düne kamen desto deutlicher wurden die Rufe. Nein, keine Rufe, es waren Schreie der höchsten Not und als die Männer und Jungen endlich oben ankamen, erkannten sie entsetzt den Grund. Menschen rannten zwischen den Häusern umher, scheinbar planlos und in blinder Panik, verfolgt von seltsamen Kreaturen, die sich auf sechs Gliedmaßen fortbewegten und mit tödlichen Kieferzangen nach den Bewohnern schnappten.

„Ein Überfall“, keuchte Wandeman.

„Kein Überfall“, sagte Fennegman grimmig, der ein wenig später oben anlangte, da seine Beine etwas kürzer waren. Aber er war der erste, der die Situation überblickte. „Das da ist blanker Mord. Was auch immer das für Kreaturen sind… Denen geht es nicht um Beute. Sie wollen töten.“

„Meine Frau, meine Kinder…“ Losterman starrte leichenblass zum Ort. „Los, Männer, wir müssen ihnen helfen!“

Er stürmte einfach los und sein Sohn und einige andere folgten ihm, die anderen wurden von Fennegmans Stimme zurückgehalten, der sich mit ausgebreiteten Armen vor sie stellte. „Wollt ihr sterben? Jene im Ort, sie sind schon tot.“

Sie starrten ihn verwirrt, ja wütend an.

„Geh aus dem Weg, Fennegman!“, schrie ein stämmiger Fischer. „Wenn du zu feige bist, ich bin es nicht. Ich lasse es nicht zu, dass diese… diese… dass sie unsere Familien töten!“

Der Mann schlug nach Fennegman, der in einer eleganten Drehung auswich und als der Stämmige losrannte, stellte der kleine Mann ihm ein Bein und warf sich mit einem Satz auf seinen Rücken. Blitzschnell drehte er einen Arm des Mannes auf den Rücken, griff in dessen Haarschopf und zwang ihn so, nach Benderskart zu blicken.

„Kannst du es sehen, du Narr? Bei allen Seeteufeln, gäbe es eine Möglichkeit, den unseren beizustehen, dann würde ich der Erste sein, der ins Dorf rennt. Seht euch diese Wesen an! Mit was wollen wir sie töten? Mit unseren Fischspeeren oder den Messern? Verdammt, seht doch hin! Wir haben nichts, mit dem wir diese Kreaturen töten können.“

Er hatte recht.

Viele Menschen, die zuvor auf die Straßen geeilt waren, versuchten nun verzweifelt, wieder in die Häuser zu gelangen, um dort Schutz zu finden. Aber die Bohlentüren, so stark sie auch sein mochten, hielten dem Ansturm der Angreifer nicht lange stand. Andere Bewohner hatten sich auf dem zentralen Platz gesammelt, wo der Älteste, Sere Amderman und der Schmied Schloochman versuchten, eine Verteidigung zu organisieren. Ein oder zwei Jagdbogen, einige Speere und massive Knüppel waren die Waffen. Ein einziges Schwert wurde geschwungen. Jene alte und verschrammte Klinge, die der Wirt Tolkman hinter seinem Tresen aufgehängt hatte und die von angeblichen Ruhmestaten kündete. Diese Männer hatten einen Ring um Frauen und Kinder gebildet und stemmten sich den Angreifern entgegen. Sie hatten keine Chance gegen die starken Kieferzangen.

Fennegman war froh, keine Details sehen zu müssen. „Wir müssen retten, was zu retten ist“, sagte er eindringlich. „Die Boote sind unsere einzige Fluchtmöglichkeit, an Land werden die Kreaturen uns erwischen und töten.“ Er deutete auf einige der Männer. „Ihr bereitet mit Wandeman die Boote vor. Sie müssen in seichtes Wasser, damit wir rasch ablegen können. Torbjong, mein Sohn, du wirst mit den anderen Jungen zu unserem Haus eilen. Nehmt an Vorräten und Trinkwasser, was ihr findet und bringt es her. Und beeilt euch.“

Der Weg zu Fennegmans Haus schien noch relativ sicher. Die Angreifer begnügten sich im Augenblick damit, Benderskart heimzusuchen, wo sie mehr als genug Opfer fanden.

Fennegman zog den Kopf des unter ihm liegenden Mannes zur Seite. „Und du, wenn du wirklich so wagemutig bist, dann folge mir. Wir werden versuchen, von den Menschen Benderskarts so viele wie möglich zu retten.“

Der Mann starrte ihn ungläubig an und als Fennegman von ihm abließ und in Richtung auf das Dorf rannte, nickte er und folgte dem kleinen Mann. Hinter ihnen begannen die anderen, nach kurzem Zögern, Fennegmans Anweisungen zu folgen. Immer wieder warfen sie schockierte Blicke zurück, während sie erneut zum Strand hinunter eilten, um die Boote vorzubereiten.

Die Fangboote schienen das einzige Fluchtmittel und das Meer der einzige Fluchtweg zu sein. Dazu brauchten sie Nahrung und Trinkwasser. Hastig wurden Fische von den Trockengestellen gezerrt und in die Rümpfe geworfen, Eimer und Fässer folgten, Speere und Netze wurden bereitgelegt.

Fennegman und der andere, er hieß Malteman, rannten auf Benderskart zu und je näher sie kamen, desto mehr fragten sie sich, welche Tollkühnheit sie dazu antrieb, denn alle Instinkte drängten danach, diesen Ort weit hinter sich zu lassen. Aber da waren die Menschen, die den Angreifern praktisch hilflos ausgeliefert waren.

Fennegmans Beine schmerzten. Er war körperliche Arbeit gewohnt, aber er brauchte auf seinem Boot und am Strand nie weit und schnell zu laufen. Ächzend blieb er stehen. „Warte, wir müssen sie zu uns rufen“, keuchte er. „Rufen… müssen wir.“

Malteman hörte ihn nicht. Er rannte weiter und würde bald den Rand des kleinen Dorfes erreichen. Er begann zu schreien, winkte dabei mit den Armen, um die Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Einige sahen ihn wohl, denn er deutete dann zum Strand hinunter. Fennegman warf einen raschen Blick zu seinem Haus, das ein gutes Stück abseits auf der Düne stand. Torbjong hatte es soeben erst erreicht, begleitet von einer Gruppe Jungen. Henafraw würde wissen, was zu tun war und sie würde sich beeilen.

Von Losterman und seinem Sohn war Nichts zu sehen, aber das war auch kein Wunder. Was in Benderskart vor sich ging war unübersichtlich. Soweit Fennegman sehen konnte, bewegten sich nur noch die Bestien in den Straßen. Lediglich auf dem Marktplatz schien es noch schwachen Widerstand um Schloochman und den Ältesten zu geben. Leblose Menschen lagen in den Straßen und viele von ihnen waren grausam verstümmelt. Der Tod machte keinen Unterschied in Geschlecht und Alter.

Zwei Frauen und zwei Kinder rannten auf Fennegman zu, herbeigerufen durch Maltemans Geschrei. Fennegman winkte. „Zum Strand! Hinunter zu den Booten!“

Er glaubte nicht, dass sie ihn überhaupt hörten. Die weit aufgerissenen Augen schienen fern jeden Verstehens. Eine der Frauen presste einen Säugling an ihre Brust, stolperte und fing sich gerade noch. Fennegman seufzte schwer und sah erneut nach Benderskart hinüber.

Er glaubte für einen Augenblick, Losterman erkennen zu können, war sich aber nicht sicher. Fennegman ballte die Hände hilflos zu Fäusten. Hätte er eine wirkliche Waffe besessen, so hätte er kaum gezögert, sich in den Kampf zu stürzen. Vielleicht war es daher gut, dass er keine besaß. Er wäre, wie die anderen, einen sinnlosen Tod gestorben.

Am Ortsrand von Benderskart tauchte nun tatsächlich Losterman auf und Fennegman winkte ihm hastig zu. Der Fischer zerrte seine Frau und seine Töchter mit sich, von seinem Sohn war nichts zu sehen. Eines der Mädchen knickte ein und ihr Vater zog es rücksichtslos mit sich, ihre Beine schleiften strampelnd über den Sand. Fennegman begriff, welches Grauen die Familie erlebt haben musste und es war noch nicht vorbei.

Hinter den Fliehenden erschien der chitingepanzerte Leib eines Angreifers und er zögerte nicht, die Verfolgung aufzunehmen.

„Beeilt euch!“, schrie Fennegman und eilte der Familie entgegen. Er hatte keine Vorstellung, was er gegen die Bestie unternehmen könnte, aber er konnte auch nicht tatenlos zusehen, wie sich der Tod Losterman und den Seinen näherte.

Diese Kreaturen bewegten sich unglaublich schnell. Dabei schienen sich ihre Leiber zwischen die sechs Gliedmaßen zu ducken und die Unterseiten der drei Körpersegmente berührten fast den Boden. Fennegman fiel auf, wie ruhig der Körper wirkte, während sich die Gliedmaßen hektisch bewegten. Die Kieferzangen waren leicht geöffnet und die Facettenaugen des Wesens wirkten matt und ohne Leben.

Losterman befand sich zwischen Fennegman und dem Verfolger und der würde die Familie lange vor dem kleinen Mann erreichen. Fennegman beeilte sich, spürte schmerzhafte Stiche in der Seite und überlegte fieberhaft, welche Waffe ihm verfügbar war. Er hatte nur das Fischmesser, welches in seinem Gürtel steckte. Eine kümmerliche Waffe gegen die mächtigen Kieferzangen. Er tastete an die Scheide und berührte dabei auch den Gürtel. Der Gürtel…

Immerhin, der Gürtel bestand aus breitem und dickem Leder und er hatte eine schwere Metallschließe. Wenn man mit Wucht zuschlug, konnte diese Schnalle üble Verletzungen hervorrufen, vielleicht sogar bei dieser Kreatur. Jedenfalls würde sie Fennegmans Reichweite vergrößern. Während des Laufes löste er die Schnalle, nahm das Fischmesser in die eine und den kräftigen Lederriemen in die andere Hand.

Das Wesen hatte die Lostermans fast eingeholt und machte im vollen Lauf einen Satz nach vorne. Die Frau war ein Stück hinter ihrem Mann, die Bestie sprang auf ihren Rücken und die Zangen schlossen sich. Losterman schien das nicht bemerkt zu haben, aber das kleine Mädchen, das er mit sich zerrte, sah die Bestie und schrie gellend. Ihre Schwester, durch die Hand der toten Mutter festgehalten, hatte keine Chance. Schon setzte der Angreifer zum nächsten Sprung an. In diesem Moment wandte sich der fliehende Fischer um und sah das springende Rieseninsekt.

Er hob abwehrend einen Arm und Fennegman schrie wütend auf, als er den Freund zu Boden stürzen sah, unter dem Leib des Angreifers begraben. Aber Losterman lebte noch, strampelte mit den Beinen und versuchte, den Kopf des Insekts von sich fort zu drücken. Wieder schlossen sich die Kiefer und der abwehrend erhobene Arm fiel abgetrennt zu Boden.

„Verfluchte Bestie!“ Fennegman war heran und instinktiv schlug er mit der schweren Metallschnalle nach dem schwarzen Facettenauge. Die Kreatur stieß ein Pfeifen aus, sprang instinktiv von Losterman fort, der sich schreiend aufrichtete und taumelnd auf die Füße kam.

Der schwer verletzte Fischer ließ seine kleine Tochter los, umklammerte den Armstumpf und torkelte weiter zum Strand, angetrieben vom Instinkt. Das Mädchen stand da, schrie in wahnsinnigem Schreck und war zu keiner Bewegung fähig.

Fennegman versuchte abermals, das Auge des Wesens zu treffen, doch es wich aus, die Zangen packten das Kind und töteten es. In ohnmächtigem Zorn schleuderte der kleine Mann sein Messer und es drang in das verletzte Auge. Es drang bis über den Griff ein, doch die Kreatur schien es nicht sonderlich zu behindern. Zwischen ihre Gliedmaßen geduckt, schien sie Fennegman zu belauern und ihre blutigen Zangen schlossen und öffneten sich langsam.

Dann sprang die Kreatur.

Fennegman ließ sich auf den Rücken fallen und schlug mit dem Gürtel zu.

Irgendwo verhakte sich die Schnalle zwischen den gespreizten Zangen, als die Kreatur über den Fischer hinweg flog. Fennegman hielt sich krampfhaft an seiner kümmerlichen Waffe fest und spürte, wie er von einer unwiderstehlichen Gewalt mitgezogen wurde, als das Wesen über ihn hinweg setzte.

Fennegman war klein, aber er war außerordentlich kompakt und schwer. Er wirkte wie ein Anker, und die Kreatur wurde im Sprung herumgerissen. Fennegman glaubte, sein Arm werde aus der Schulter getrennt, spürte harten Chitin an seinem Leib, als der Angreifer einen regelrechten Überschlag machte und krachend auf dem Rücken landete. Pfeifend blieb das Wesen liegen und strampelte schwach mit seinen Gliedmaßen.

Der kleine Mann spürte den zuckenden Unterleib des Wesens an seinem eigenen Körper, riss den Gürtel instinktiv frei und nutzte die Gunst des Augenblicks. So schnell ihn seine Beine trugen, hastete er zum Strand hinunter.

Links von sich sah er eine Gruppe Menschen, die aus der Richtung seines Hauses kamen und gerade die Boote erreichten. Er sah Henafraw und wusste, sie würde in Sicherheit gelangen.

Sein Boot war das einzige, was schon tief genug im seichten Wasser lag, um schnell abgestoßen zu werden. Die anderen lagen noch halb auf dem Strand und die Fischer und ihre Söhne, wenigstens jene, die dort zu sehen waren, halfen einem halben Dutzend Dorfbewohnern, die es irgendwie zum Strand hinunter geschafft hatten.

Fennegman erreichte Losterman, der durch den Blutverlust geschwächt war und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. So gut es ging, stützte er den Freund.

Torbjong eilte seinem Vater entgegen und gemeinsam gelang es ihnen, den Schwerverletzten ins Boot zu heben.

„Sie kommen!“

Köpfe ruckten herum, Augen weiteten sich erschrocken, als dunkle Schatten auf dem Kamm der Düne erschienen.

„Stoßt ab, wir müssen ins tiefe Wasser“, keuchte Fennegman und griff nach einem der Paddel.

Torbjong griff sich das andere und Henafraw knotete notdürftig einen Tuchstreifen um Lostermans Armstumpf, damit er nicht verblutete. Auch Wandeman war im Boot und griff nach der Ruderpinne. Sie ruderten verzweifelt und das Boot begann sich langsam, aber stetig, ins tiefere Wasser zu bewegen.

An den anderen Booten schrien Menschen. Während die Einen entsetzt auf die Kreaturen starrten, die nun über die Düne strömten, schoben die Anderen die Fischerboote vom Sand ins Wasser.

Die Kreaturen kamen ihnen zuvor.

Hilflos mussten Fennegman und die anderen zusehen, was am Strand geschah.

Sie waren in Sicherheit, sie wussten es, denn die Kreaturen schienen davor zurückzuschrecken, ins Wasser zu springen. Hätten sich die anderen Boote nur wenige Meter weiter im Wasser befunden, ihre Insassen wären wohl gerettet gewesen.

„Lasst uns rudern“, murmelte Fennegman.

Henafraw und Wandeman schluchzten leise. Torbjong starrte benommen zum Ufer zurück und Losterman war nun bewusstlos geworden, so dass ihm der Anblick erspart blieb.

Fennegman räusperte sich. „Kommt, wir müssen hier fort.“

„Wo… Wo sollen wir denn hin?“, stöhnte Wandeman.

„Wir fahren nach Swagenkart. Rund fünfzig Kilometer die Küste entlang.“ Fennegman deutete instinktiv in die Richtung. „Dort werden wir Hilfe finden. Und wir müssen die Truppen des Königs verständigen.“

„Sie sind tot“, flüsterte Henafraw. „Sie sind alle tot.“

„Nicht alle“, erwiderte Fennegman heiser. „Wir sind noch am Leben. Aber wenn wir jetzt nicht rudern, kann sich das schnell ändern.“ Er stieß seinen Sohn auffordernd an. „Vorwärts, mein Sohn, wir werden den Mast aufrichten und das Segel setzen. Das macht es leichter.“

Hinter dem kleinen Fischerboot blieb Benderskart zurück.

Ein kleines Dorf, das ihnen Heimat gewesen und nun ein Ort des Todes war.

Zwerge der Meere

Подняться наверх