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Auf-er-stehend
ОглавлениеIn dieser Nacht wurde es kalt, bitterkalt.
Vereinzelung an jedem Ort.
Die Seelen zogen wie lichtfremd gewordene Eulenfalter
entfernter und entfernter allverbindender Helle fort.
Da gab es dann nur noch dunkelste Dunkelheit.
Und was blieb? Es blieb leises, fast summendes Tönen,
welches mir zusehends als einzig` Orientierung verblieb,
mich hin - zu vollkommen geöffnetem Lauschen führte.
Und da - von einem Mal zu Mal - vernahm ich
Unterschiedliches, Getrenntes
und doch melodiehaft Verbundenes.
Einjede Seele begann
aus Erstarrtheit und Vereinzelung heraus sich zu lösen,
ihren Ton zu suchen, und damit zu spielen.
Und so war ich dem Hören geöffnet
blickte mit weiten Sinnen
in die finstere Nacht.
Und auch ich begann zu klingen,
meinen Ton zu suchen und vorsichtig
aus meiner Herzensmitte heraus zu antworten.
Manches Mal blieb es überall still, eine Zeit,
und ich hatte in aufkommender Bangigkeit
bloß zu atmen, mich zu gedulden.
Dann konnte es geschehen,
dass eine Vielzahl von Stimmen
sich unvermittelt zum gemeinsamen Konzert erhob.
Es gelang mit der Zeit
über die wahrgenommenen und so unterschiedlichen
Töne des Mit-Menschen
all das zu erlauschen, was notwendig war,
ihn als ganzes, unverwechselbares Wesen
in Schönheit zu erkennen.
Da geschah es,
dass am Horizont, im zarten Rot-Ton
der kommende Tag sich ankündigte.
Die in der Nacht gereiften Seelen
besaßen nunmehr den Mut der Helle
unabgelenkter Selbstbestimmtheit
- ließen mit dem Geschehen der Sichtbarkeit
ihren ewig eigenen Ton des Herzens
nicht mehr im Stich;
sie gewöhnten sich daran
ihren Körper unter das Dirigat der Fülle
gegebenen inneren Klanges zu stellen;
― und so brach der Tanz zu gewolltem All-Tag durch.