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Grundwissen zu Komplexen und ihren koordinativen Bindungen

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1 Komplexe entstehen durch den Austausch von Elektronenpaaren zwischen einem Zentralatom und einem oder mehreren Liganden, die sich geometrisch um das Zentralatom herum anordnen (Koordination).

Abb.: Komplexe sind oft farbig – Lösungen komplexer Verbindungen(eig. Foto)

1 Zentralatome sind Kationen oder Metallatome mit freier, innerer „Elektronenlücke (zumeist Nebengruppenelemente, diese haben freie 3d- und 4dOrbitale), Beispiele:Cu2+, Ag+, Fe2+, Fe3+, Cr3+, Co2+, Ni2+, aber auch Ni, Pb2+, Bi3+ u.a.


1 Liganden sind Moleküle oder Anionen, die freie Elektronenpaare zur Verfügung stellen können.

Beispiele:NH3 (Name als Ligand: -ammin-), H2O (-aquo-), CO (-carbonyl-), NO (-nitrosyl-), F-, Cl-, Br-, I- (-fluoro-, -chloro- usw.), CN-, SCN- (-cyano-, -thiocyano-) , OH- (-hydroxo-), O2- (-oxo-), S2- (-thio- / -sulfo-), S2O22- (-thiosulfato-) usw., aber auch große Moleküle wie EDTA, Eiweiße u.a.


Ethylendiamin (ED) Dimethylglyoxim (DMG)

Auch die Verbindungen Ethylendiamin (links, am Stickstoffatom sitzt jeweils ein freies Elektronenpaar) und D i m ethyl g lyoxim ( DMG , rechts, hier sitzen freie Elektronenpaare an den beiden Stickstoffatomen) sind gute Komplexbildner. DMG bindet sich z.B. an Ni 2+ -Ionen (himbeerroter Niederschlag von Nickel-DMG):


Das Molekül der Verbindung Ethylendiamintetraacetat (EDTA, "Komplexon") weist sogar 6 Koordinationsstellen auf, mit denen es über jeweils ein freies Elektronenpaar ein Metall-Kation binden kann (an jedem der vier negativ geladenen O-Atome und an jedem der zwei N-Atome):



1 Komplexe weisen koordinative Bindungen auf („höherer Ordnung“, nicht ionisch!) und werden in Formeln durch eckige Klammern dargestellt (Zentralatom vorne, Liganden in Klammern). Beispiele:Cu2+ + 2 Cl- CuCl2 (eine „normale“ ionische Bindung entsteht, ein Salz), aber:CuCl2 (gelöst) + 2 Cl-[Cu(Cl)4]2- (eine koordinative Bindung wird gebildet: Cu2+ + 4 Cl-[Cu(Cl)4]2-, neongrün ).

Ähnlich bilden Kupfer(II)-ionen auch mit Wassermolekülen (!) und mit Ammoniakmolekülen (II) farbige Komplexe:

(I) CuSO4 (fest, trocken farblos) + 4 H2O [Cu(H2O)4]2+ (hellblauer Komplex) + SO42- Kupfer(II)-sulfat (weiß) + Wasser Tetraquokupfer(II)-Komplex + Sulfat-Anion (gelöst) (II) Cu2+ + 4 NH3[Cu(NH3)4]2+ (tiefblau, koordinative Bindung).

1 Komplexe reagieren anders als freie Ionen. Ihre Reaktionsform ist derLiganden-Austausch.

Beispiele: Cu2+ + Fe Cu + Fe2+ (Redox), aber: [Cu(NH3)4]2+ + Fe zeigen keine Reaktion!


[Cu(NH3)4]2+ (tiefblau, pH >7) + 4 Cl- [Cu(Cl)4]2-(hellgrün) + 4 NH3


[Cu(H2O)4]2+ (hellblau, pH <7) + 4 Cl- [Cu(Cl)4]2- (hellgrün) + 4 H2O


[Cu(H2O)4]2+ (hellblau, pH <7) + 4 NH3 [Cu(NH3)4]2+ (tiefblau, pH >7) + 4 H2O


CuSO4 (farblos, fest, trocken) + 4 H2O [Cu(H2O)4]2+ (hellblau)

1 Komplexe sind oft farbig, weil die Elektronen über den ganzen Komplex verteilt werden und deshalb mit Licht(teilchen) in Wechselwirkung treten können. Ihre Bildung eignet sich gut für Nachweisreaktionen.

Beispiele: [Cu(NH3)4]2+ (tiefblau) [Cu(H2O)4]2+ (hellblau) [Cu(Cl)4]2- (hellgrün) [Bi(I)4]- (orange) [Fe(NO)(H2O)5]2+ (braun) [Fe(CN)6]4- (rot) [Fe(H2O)6]2+ (schwach grünlich) [Fe(SCN)3] (blutrot, verdünnt orangegelb) H[Co(SCN)4] (in Amylalkohol blau) Nickel-DMG (himbeerrot, vgl. Merksatz 104).


Hinweis:Komplexe sind in der Chemie oft bedeutsame Farb- und Naturstoffe oder auch Katalysatoren.Chlorophyll (Blattgrün, ein Magnesiumkomplex) und Hämoglobin (der rote Blutfarbstoff, ein Eisen-Komplex) sind z.B. wichtige Komplexe (Biochemie). Ausnahmsweise farblose Komplexe sind: [Fe(F)6]3-, [Ag(NH3)2]+, [Ag(S2O3)2]3-, [Zn(OH)4]2-, [Al(OH)4]- u.a.


1 Die Namen von Komplexen werden bei Kationen aus den Zahlsilben, den Liganden- und den Metallnamen mit Ladungszahl gebildet. Bei den anionischen Komplexen geht man bei Metallen von lateinischen Namen aus und setzt die Endung –at (wie bei Anionen).Beispiele:[Cu(NH3)4]2+ Tetramminkupfer(II)-Komplex[Cu(Cl)4]2- Tetrachlorokuprat(II)-Komplex[Ag(NH3)2]+ Diamminsilber(I)-Komplex [Ag(S2O3)2]3- Dithiosulfatoargentat(I)-Komplex[Fe(CN)6]4- Hexacyanoferrat(II)-Komplex[Fe(CN)6]3- Hexacyanoferrat(III)-Komplex[Bi(I)4]-. Tetraiodobismutat(III)-Komplex [Fe(NO)(H2O)5]2+ Pentaquonitrosyleisen(II)-K.

2 Die geometrische Struktur der Komplexe richtet sich oft nach dem Zentralatom (der Anordnung / Koordination von Liganden um das Zentralatom): Bei zwei „einzähnigen“ Liganden (Koordinationszahl = 2) ist der Komplex linear, bei Koordinationszahl 4 tetraedrisch oder quadratisch-planar, bei Koordinationszahl 6 ist er oktaedrisch.Beispiele: [Ag(NH3)2]+linear, [Fe(F)6]4-oktaedrisch,

Ni(Cl)42-tetraedrisch,Ni(CN)64-oktaedrisch

[Fe(CN)6]4-ebenfalls oktaedrisch cis/trans-Formen

Bildquellen: Tetrachloroniccolat-Komplex: Von Leyo - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8467529, Hexacyanoniccolat-Komplex: Philnate, über: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CisoktaKomplex.svg (ebenf. gemeinfrei)

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