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1.2Data Science und angrenzende Gebiete

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In der aktuellen Diskussion rund um die neuen Entwicklungen im Bereich der Informations- und Entscheidungssysteme kann man eine polyphone Stimmenvielfalt feststellen, die so manchen Betrachter verwirrt und manchmal sogar ratlos zurücklässt. Dabei stehen gerade die Abgrenzungen der Begriffe künstliche Intelligenz (aka KI, AI oder Artificial Intelligence), Data Science und Machine Learning im Fokus.

Historisch betrachtet wurde zunächst der Begriff künstliche Intelligenz geschaffen. Im Sommer 1956 fand am Dartmouth College in den Vereinigten Staaten eine von John McCarthy organisierte Konferenz zum Thema »Artificial Intelligence« statt. Im Laufe der nächsten Jahre wurden verschiedene Konzepte im Bereich der KI-Forschung verfolgt und zum Teil heftige Dispute über die Ausrichtung der KI und die zu verwendenden Werkzeuge ausgetragen.1 Nachdem verschiedene Forschungsansätze auf konzeptionelle, zunächst unüberwindlich erscheinende Probleme gestoßen waren, folgte der sogenannte »AI-Winter« in den 1980er-Jahren. Neue Forschungsansätze (z.B. mehrschichtige neuronale Netze, der Backpropagation-Algorithmus oder rekurrente neuronale Netze), stark verbesserte Technologien in Form von Rechenleistung sowie das aufkommende Big-Data-Phänomen mit der damit einhergehenden Flut an zur Verfügung stehenden Daten führten nicht nur zu einem Revival der KI, sondern dazu, dass KI heute als die wichtigste und möglicherweise entscheidende Kompetenz für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes gesehen wird.2

Das Gebiet künstliche Intelligenz ist extrem facettenreich und stark interdisziplinär geprägt. Hier liegt auch der Grund, warum eine Definition von KI so schwer ist. Nach Winston lässt sich formulieren:

»Künstliche Intelligenz ist die Untersuchung von Berechnungsverfahren, die es ermöglichen, wahrzunehmen, zu schlussfolgern und zu handeln.«3

Damit versucht die KI-Forschung die menschlichen Wahrnehmungs- und Verstandesleistungen zu operationalisieren. Folgt man Görz, Schmid und Wachsmuth [Görz et al. 2013], kann man vereinfacht feststellen, dass es das Ziel der KI ist, Computerprogramme für Problembereiche zu entwickeln, die bislang nur von Menschen lösbar sind. Für sie ist KI als Teil der Informatik eine Ingenieurwissenschaft und als Teil der Kognitionswissenschaft auch Erkenntniswissenschaft. Entsprechend lassen sich zwei Ausprägungen unterscheiden: die starke KI und die schwache KI. Während die starke KI das Ziel hat, menschliche Problemlösungskreativität, Selbstbewusstsein und Emotionen abzubilden, fokussiert die schwache KI auf die Lösung konkreter Anwendungsprobleme durch Simulation von Intelligenz durch Methoden der Informatik, der Statistik und der Mathematik.

Hinsichtlich dieses hohen Maßes an Interdisziplinarität gibt es eine große Überlappung zur Data Science. Der Ursprung dieses noch recht jungen Zweigs wird zeitlich unterschiedlich verortet. Gehen Kelleher und Tierney [Kelleher & Tierney 2018] und andere häufig von Jeff Wus [Wus 1997] gehaltener Vorlesung »Statistics = Data Science?« aus, so führt Cao den Namen auf die Nennung des Begriffs im Vorwort eines 1974 publizierten Buches zu Berechnungsmethoden zurück, in dem es heißt, Data Science sei »the science of dealing with data, once they have been established, while the relation of the data to what they represent is delegated to other fields and sciences« [Cao 2017, S. 3]. Noch weiter zurück geht Donoho, der erste Ansätze bereits Mitte der 1950er-Jahre sieht [Donoho 2015, S. 1]. Bei Donoho findet sich auch die folgende Definition für Data Science:

»This coupling of scientific discovery and practice involves the collection, management, processing, analysis, visualization, and interpretation of vast amounts of heterogeneous data associated with a diverse array of scientific, translational, and interdisciplinary applications.«

Neben der Interdisziplinarität der Data Science rückt Donoho damit auch die Verknüpfung von wissenschaftlicher Entdeckung und Praxis in den Vordergrund. Die Data Science Association sieht ihre Wissenschaft wie folgt:

»›Data Science‹ means the scientific study of the creation, validation and transformation of data to create meaning. […] Data science uses scientific principles to get meaning from data and uses machine learning and algorithms to manage and extract actionable, valuable intelligence from large data sets.«4

Entsprechend ist der Data Scientist »[…] a professional who uses scientific methods to liberate and create meaning from raw data […] The data scientist has a solid foundation in machine learning, algorithms, modeling, statistics, analytics, math and strong business acumen […].«

Damit wird deutlich, dass Machine Learning oder maschinelles Lernen eine der Methoden ist, die neben zahlreichen anderen in der Data Science zum Einsatz kommt. Maschinelles Lernen ist nach Wrobel, Joachims und Mrozik:

»[…] ein Forschungsgebiet, das sich mit der computergestützten Modellierung und Realisierung von Lernphänomenen beschäftigt« [Wrobel et al. 2013, S. 406].

Bei den eingesetzten Lernverfahren unterscheidet man das überwachte Lernen (supervised learning), das unüberwachte Lernen (unsupervised learning) sowie das Verstärkungslernen (reinforcement learning). Vielfach kommen hier neuronale Netze zum Einsatz, doch werden je nach Kontext und Fragestellung auch andere Verfahren genutzt. Die Autoren sehen Machine Learning, Data Mining und die »Knowledge Discovery in Databases« (KDD) als Teilgebiete der KI, die in den vergangenen Jahren zunehmend Eingang in praktische Anwendungen in Industrie und Wirtschaft gefunden haben. Die klassische Definition von KDD stammt von Fayyad, Piatetsky-Shapiro und Smyth:

»Knowledge Discovery in Databases describes the non-trivial process of identifying valid, novel, potentially useful, and ultimately understandable patterns in data« [Fayyad et al. 1996].

Data Mining ist dabei als der Teilschritt dieses Prozesses zu sehen, der sich mit der Analyse beschäftigt. Im kommerziellen Bereich verschwimmt die Unterscheidung zwischen KDD und Data Mining jedoch häufig.

Die Entwicklungen rund um Data Science fußen nicht zuletzt auf der enormen Menge an Daten, die Wissenschaftlern, Regierungen und natürlich auch den Unternehmen heute zur Verfügung stehen. Unter dem Schlagwort Big Data wird diese Entwicklung zusammengefasst. Big Data umfasst Methoden und Technologien für die hochskalierbare Integration, Speicherung und Analyse polystrukturierter Daten. Dabei bezieht man sich häufig auf die sogenannten 3Vs (Volume, Velocity und Variaty), die zum Teil durch weitere Vs, wie etwa für Value, ergänzt werden (vgl. [Cai & Zhu 2015, S. 2]). Skalierbarkeit bezieht sich insbesondere auf die in der Regel hohen Datenvolumina (Data Volume), das schnelle Anfallen der Daten und die dafür notwendige hohe Datenverarbeitungs- und analysegeschwindigkeit (Data Velocity) sowie eine breite Quellen- und Datenvielfalt (Data Variety) (vgl. [Dittmar 2016, S. 56 f.]).

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