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„Ich muss jetzt zur Arbeit“, weckte Katrin Fabian am nächsten Morgen. „Du kannst aber gerne noch etwas liegen bleiben. Schließ bitte nur die Wohnungstür ab, wenn du gehst und schmeiß den Schlüssel in den Briefkasten.“

„Normalerweise sind das die Sprüche von uns Männern“, gab Fabian grinsend zurück. Katrin lächelte.

„Kaffee ist in der Küche. Und Fabian?“

Fragend blickte er hoch.

„Ich hätte nichts dagegen, wenn du noch hier wärst, wenn ich wiederkomme.“

„Sehr schmeichelhaft“, entgegnete er. „Aber du weißt doch, ich bin kein Mann für mehr als zwei Nächte.“

„Leider“, seufzte sie.

Er zog sie zu sich. „Aber zwei Nächte und ein Morgen sind durchaus drin“, murmelte er, während er ihren Mund mit seinem verschloss.

„Jetzt komme ich wirklich zu spät“, stellte Katrin eine halbe Stunde später nach einem Blick auf ihre Uhr fest. „Aber für einige Dinge lohnt es sich, zu spät zu kommen.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn allein.

Fabian stand auf und ging ins Bad. Nachdem er sich fertig gemacht hatte, betrat er die Küche und nahm sich eine Tasse Kaffee. Seine Gedanken schweiften zu dem gestrigen Tag und zu Tony.

Ihm war keineswegs entgangen, wie sie auf seinen Kuss reagiert hatte. Genauso wenig war ihm ihre Wut auf sein Verhalten danach entgangen. Normalerweise benahm er sich nicht so gegenüber Frauen. Er hatte durchaus Respekt vor ihnen. Und wenn er ehrlich war, hatte Tony ihn sogar ein wenig beeindruckt als sie ihn an dem ersten Abend geküsst hatte. Aber er ließ sich nun mal nicht gerne die Zügel aus der Hand nehmen. Und nichts anderes wollte er ihr mit seinem Kuss zeigen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er los musste. Er stellte die leere Tasse in die Spüle und verließ Katrins Wohnung.

„Wie war dein Wochenende?“, fragte Silke, eine Kommilitonin und Freundin von Tony als sie am nächsten Tag völlig fertig die Uni verließen und in Richtung Parkplatz gingen.

„Algebra lastig. Ich träume schon davon.“

„Du hast doch nicht etwa dein Wochenende damit verbracht, die kompletten zwei Tage zu lernen?“, fragte Silke fassungslos.

Tony zuckte mit den Schultern. Silke kannte sie lange genug als das sie sich die Antwort auf diese Frage selber geben konnte. Nun gut, diesmal war sie Samstagabends ausgegangen. Aber im Großen und Ganzen war es ein solches Desaster gewesen, dass sie Silke nicht unbedingt davon erzählen wollte. Als sie ihre Autotür aufschloss, sah sie aus den Augenwinkeln Fabian, der sich grade von einer jungen Frau verabschiedete. Auch das noch, war ihr erster Gedanke.

„Was ist denn das für ein Wahnsinnstyp“, machte Silke sie auf ihn aufmerksam. „Den habe ich hier ja noch nie gesehen. Der wäre mir bestimmt aufgefallen.“

Tony drehte sich in Fabians Richtung. Er trug wieder Blue Jeans und dazu ein schlichtes weißes T-Shirt. Und war sich seiner Wirkung absolut bewusst, dessen war sich Tony sicher. Scheinbar uninteressiert warf Tony ihre Bücher auf den Beifahrersitz. Fabian hatte die beiden entdeckt und kam auf sie zu.

„Hallo“, begrüßte er sie.

Silke blickte ihn erstaunt an, während Tony genervt die Augen verdrehte.

„Verfolgst du mich?“, fragte sie ihn gereizt.

Er blickte sie belustigt an und entgegnete: „Das ist wohl eher ein Wunschgedanke von dir, Spatz. Ich habe eine Freundin hergefahren.“

Bevor Tony zu einer Erwiderung ansetzen konnte, wandte Fabian sich an Silke: „Da Antonia keinerlei Anstalten macht, dich mir vorzustellen, muss ich das selber in die Hand nehmen. Mein Name ist Fabian und ich freue mich sehr, dich kennenzulernen.“

„Ich heiße Silke“, antwortete sie mit ihrem besten Augenaufschlag und ergriff seine dargebotene Hand.

Tony gab es langsam auf, sich über Fabian zu ärgern. Hatte ja sowieso keinen Sinn. Anscheinend legte er es jedes Mal, wenn sie sich trafen, darauf an, sie zu provozieren. Oder warum sonst gab er Silke lediglich die Hand, während er sie gleich geküsst hatte? Mit Sicherheit hatte er von seinem Bruder gewusst, dass sie Begrüßungen solcher Art überhaupt nicht leiden konnte. Und dann hatte er sie den ganzen Abend und den folgenden Tag kühl und arrogant behandelt, während er Silke mit Respekt gegenübertrat. Tony verabschiedete sich von Silke, ignorierte Fabian absichtlich und fuhr nach Hause.

Als sie grade den Wohnungsschlüssel in die Tür stecken wollte, wurde diese von Judit aufgerissen.

„Oh, ich dachte es sei Jonas. Er wollte für uns was vom Griechen holen. Ich rufe ihn schnell an und sag ihm, er soll dir auch was mitbringen. Du hast doch Hunger?“

Tony, die tatsächlich den ganzen Tag über nur zwei Bananen gegessen hatte, nickte. Während Judit ihren Freund anrief, ging Tony in ihr Zimmer und pfefferte wütend ihre Tasche in die Ecke. Dann atmete sie tief durch. Warum ließ sie sich von Fabian bloß so aus der Fassung bringen? Noch bevor sie ihn kennengelernt hatte, hatte sie doch schon gewusst, dass solche Typen keinen einzigen Gedanken wert sind. Und trotzdem ließ sie sich provozieren. Tony beschloss, sich über Fabian kein Kopfzerbrechen mehr zu machen und holte ihr BWL Buch aus der Tasche, um die Zeit bis zum Essen nicht ungenutzt zu lassen.

Eine halbe Stunde später rief Judit, dass das Essen da sei. Tony klappte den Wälzer zu. Sie streckte sich. Langsam merkte sie doch, dass es ein langer Tag war. Für heute reicht es mit dem Lernen, beschloss sie und verließ ihr Zimmer. Als sie die Küche betrat, blieb sie abrupt stehen. Nicht nur Judit und Jonas sassen am Tisch, auch Fabian war da und griff grade nach dem Besteck.

„Was willst du denn hier?“, fragte sie erstaunt. „Ich dachte, du seiest mit Silke beschäftigt.“

Fabian blickte sie amüsiert an. „Eifersüchtig?“

„Ist wohl ein Wunschgedanke von dir“, schlug Tony ihn mit seinen eigenen Worten. „Ich hatte nur gehofft, dich so schnell nicht wiedersehen zu müssen.“

„Mit Silke treffe ich mich morgen Abend. Wir wollen ins Kino“, erwiderte er ohne auf Tonys Provokation einzugehen.

„Tolle Idee fürs erste Date. Da kann man sich auch so gut kennen lernen“, bemerkte Tony sarkastisch.

„Das kann man allerdings“, entgegnete Fabian mit einem schmutzigen Grinsen. „Muss an der Dunkelheit liegen. Soll ich dich aufklären, was genau man alles im Kino anstellen kann?“

Tony rollte genervt mit den Augen. Hatte sie noch vor einer halben Stunde beschlossen, sich nicht mehr von ihm herausfordern zu lassen, sprang sie doch sofort auf seine letzte Äußerung an.

„Du bist echt ein absolut oberflächlicher Typ“, regte sie sich auf und setzte sich ihm gegenüber. „Frauen sind nicht nur auf der Welt, um dir Freude zu bereiten.“ Seine letzte Anspielung ignorierte sie einfach.

„Ich schätze die Frauen, sogar sehr“, entgegnete Fabian.

„So sehr, dass du mit ihnen ins Kino gehst anstatt irgendwo hin, wo man mit ihnen reden kann“, konterte Tony ironisch.

„Ist dir schon mal die Idee gekommen, dass manche Frauen gar nicht reden wollen?“

Erstaunt blickte Tony Fabian an. „Was meinst du denn damit?“

„Dass es Silkes Idee war, ins Kino zu gehen“, antwortete er gelassen.

„Niemals“, protestierte Tony, obwohl sie dich durchaus vorstellen konnte, dass dem so war. Aber sie wollte einfach nicht klein beigeben. „Das glaube ich nicht.“

Fabian zuckte mit den Schultern. „Ist mir ziemlich egal, ob du es glaubst oder nicht.“

Da war sie wieder, seine Arroganz. Warum ließ sie sich mit ihm auch auf eine Diskussion ein? Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, fügte er hinzu: „Manche Frauen wollen im Gegensatz zu dir eben ein wenig Spass im Leben haben.“

Tony, der grade eine bissige Antwort auf der Zunge lag, blieb der Mund offen stehen. Empört funkelte sie ihn über den Tisch hinweg an.

„Nur weil ich nicht dahin schmelze, wenn ich in deiner Nähe bin, heißt das noch lange nicht, dass ich keinen Spass haben kann. Du bist ein bisschen zu sehr von dir eingenommen.“

„Ich weiß eben, was ich wert bin“, entgegnete er und stand auf. Und wieder mal hatte Fabian es geschafft, Tony auf 180 zu bringen.

„Da fällt mir echt nichts mehr zu ein“, presste sie mühsam hervor.

Fabian wandte sich an Judit und Jonas: „Macht´s gut, ihr zwei. Danke für das Essen. Ich muss jetzt los.“ Tony warf er ein charmantes Lächeln zu. „Und dir viel Spass beim Lernen, Spatz!“

„Ich lerne heute nicht mehr!“, rief sie ihm wütend hinterher. Gleichzeitig ärgerte sie sich, dass sie sich zu so einer Aussage hatte hinreißen lassen. Sie war Fabian schließlich keine Rechenschaft schuldig.

Moira

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