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Fabian traf sich am folgenden Abend mit Silke vor dem Kino.

„Hallo, Schönheit“, begrüßte er sie. „Pünktlich auf die Minute.“

„Meine Mutter hat mir beigebracht, gutaussehende Männer nicht warten zu lassen. Sonst schnappt sie dir eine andere weg, hat sie immer gesagt.“

„Ich wäre mit keiner anderen mitgegangen“, gab Fabian zurück. „Schließlich weiß ich, auf was für eine hübsche Frau ich hier warte.“ Er warf einen bewundernden Blick auf ihre langen, roten Haare, die sie heute offen trug. Ihre Sommersprossen hatte sie überschminkt, was Fabian ein wenig bedauerte. Ihn faszinierten rothaarige Frauen mit grünen Augen und Sommersprossen.

„Dann bin ich beruhigt.“ Silke strahlte ihn an. „Laß uns reingehen. Der Film fängt gleich an.“

Sie ergriff seine Hand und gemeinsam betraten sie das Kino.

Ungefähr nach der Hälfte des Filmes beugte Silke sich zu Fabian und flüsterte ihm ins Ohr, dass der Film ziemlich langweilig sei.

„Möchtest du gehen?“, fragte er leise zurück.

„Nicht wirklich“ antwortete sie und blickte ihn herausfordernd an. Er legte eine Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich. Während sie sich küssten, führte Silke seine freie Hand unter ihr Top. Fabian dachte einen kurzen Moment an Tony und was sie hierzu sagen würde. Mit Sicherheit hätte sie einiges dazu zu sagen. In sich hinein lächelnd widmete er sich wieder Silke.

Nachdem der Film zu ende war, verließen sie Hand in Hand das Kino. Fabian schlug vor noch etwas trinken zu gehen. Ganz in der Nähe kannte er eine recht gute Cocktailbar. Silke war einverstanden. Gemeinsam betraten sie etwas später die Bar und fanden einen Tisch, der ziemlich in einer Ecke stand, sodass sie sich ungestört unterhalten konnten. Fabian dachte wieder an Tony, die ihm unterstellt hatte, er würde sich mit seinen Eroberungen nicht unterhalten wollen. Tja, sie kannte ihn eben nicht. Er liebte gute Gespräche. Nur konnte er diese mit den meisten Frauen, die er kannte, nicht führen. Nicht, dass die Frauen alle dumm waren, bei weitem nicht. Es lag wohl eher daran, dass Fabian die Frauen am Anfang aufforderte etwas über sich selber zu erzählen. Fast alle kamen dieser Aufforderung nur zu gerne nach. Und bevor das Gespräch auf ihn kommen konnte, landeten sie meistens bei ihm oder ihr in der Wohnung. Streng genommen war Tony die erste Frau, die wirklich mit ihm redete. Auch wenn diese Gespräche immer provokant waren.

Nachdem sie bestellt hatten, wandte Fabian sich an Silke. „Du studierst also mit Tony zusammen.“

Diese nickte.

„Kanntet ihr euch schon vorher?“

„Nein, wir haben uns erst auf der Uni kennen gelernt. Tony hat mir Nachhilfe in Buchführung gegeben. Sie ist ein absolutes Ass.“

„Ist wohl auch nicht schwierig, wenn man seine Nase nur in Bücher steckt“, warf Fabian ein.

„Stimmt. Aber irgendwann wird schon jemand auftauchen, der ihr zeigt, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt.“

Fabian blickte Silke an. „Hatte sie denn noch nie einen Freund?“

„Bist du blind?“, fragte Silke zurück. „Glaubst du allen ernstes, dass eine Frau wie Tony noch nie einen Freund hatte.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Natürlich hatte sie schon Freunde. Aber meistens konnte sie recht schnell mit denen machen, was sie wollte. Tony sagt `spring` und sie fragen wie hoch. Ziemlich blöd, da Tony für jeden dieser Männer einiges empfunden hat. Und jedes Mal wurde sie unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Am Anfang waren die Männer noch interessant und vor allen Dingen charmant. Und als sie endlich mit Tony zusammen waren, mutierten sie zu willenlosen Werkzeugen, an denen Tony recht schnell das Interesse verlor. Aber sie war jedesmal am Boden zerstört, wenn eine Beziehung zu ende ging. Irgendwann hatte sie dann die Faxen dicke und beschlossen, dass es wohl anscheinend keine richtigen Männer auf der Welt gäbe und sich ganz auf ihr Studium konzentriert. Meiner Meinung nach braucht sie einfach nur einen Mann, der sie herausfordern kann. Irgendwo wird es den schon geben.“

Fabian hatte interessiert zugehört. So hätte er Tony auch eingeschätzt. Dann fragte er sich, warum ihn das überhaupt interessierte. „Genug von Tony. Erzähl mir ein bißchen was über dich“, forderte er Silke auf.

Sie unterhielten sich die nächsten zwei Stunden über Silkes Träume und Ziele im Leben. Fabian hörte ihr aufmerksam zu.

„Fabian“, sagte Silke nach drei weiteren Cocktails.

„Ja?“, fragte er.

„Ich finde, wir haben genug über mich geredet. Was hältst du davon, wenn du mir deine Wohnung zeigst?“

Fabian lächelte sie an. „Du weißt wirklich sehr genau, was du willst.“

Er winkte die Kellnerin herbei, bezahlte ihre Cocktails und verließ mit Silke die Bar.

Wenig später betraten sie seine Wohnung. Silke schaute sich neugierig um. Das Wohnzimmer war schick eingerichtet. Unter dem großen Fenster stand ein weißes Sofa. Direkt davor befand sich ein kleiner schwarzer Tisch. Zu dem Sofa gab es zwei farblich passende Sessel, die links und rechts vom Tisch drapiert waren. Vor dem Tisch lagen zwei beige Sitzkissen auf dem Boden. Das ganze Bild rundete ein farblich passender Läufer ab, der ein wenig größer war als der Tisch unter dem er lag. Im kompletten Raum war dunkles Parkett verleg, was dem ganzen Zimmer etwas Gemütliches verlieh. Auf einer Kommode gegenüber der Sitzecke stand der Fernseher. Ansonsten gab es noch zwei weitere kleinere Schränke. Aufmerksam betrachtete Silke sich die Bücher in den Regalen. Fabian hatte einige über Cocktails und deren Zubereitung, aber auch Romane wie „Illuminati“ oder „Die Päpstin“, was Silke ziemlich beeindruckte. Sie kannte wenig bis gar keine Männer, die sich durch so dicke Wälzer quälten. Direkt ans Wohnzimmer schloss sich eine Wohnküche, die vom Wohnbereich durch einen Tresen mit drei Stühlen davor getrennt war. Das Wohnzimmer war in warmen Orangetönen gestrichen, während die Küche in weiß gehalten war.

„Deine Wohnung ist sehr geschmackvoll eingerichtet.“

„Vielen Dank. Möchtest du noch etwas Trinken?“

„Sehr gerne.“

„Ich hätte einen guten Rotwein hier“, sagte Fabian und hielt die Flasche hoch.

Silke nickte. Dann setzten sie sich zusammen aufs Sofa. Fabian schaltete den CD Player mit Hilfe einer Fernbedienung an. Aus den Lautsprechern klangen die sanften Töne einer von Meat Loaf gesungenen Ballade.

„Ich sollte dir fairer Weise sagen, dass...“, fing Fabian an, doch Silke legte ihm den Finger auf den Mund.

„Ich kenne deinen Ruf, Casanova“, lächelte sie ihn an. „Ich habe mich über dich erkundigt. Und du kannst mir glauben, dass es genau das ist, was ich möchte. Keine Verpflichtungen. Und vor allen Dingen kein blödes Gelabere morgen früh, dass es toll war, aber das du leider nicht für eine Beziehung geeignet bist.“

„Klingt, als hättest du das schon erlebt.“ Fabian nahm einen Schluck aus seinem Glas und blickte sie aufmerksam an.

„Ab und zu schon. Du glaubst nicht, wie wichtig sich manche Männer am nächsten Tag nehmen. Auch wenn man vorher abgeklärt hat, dass es eine einmalige Sache bleibt. Anscheinend können sich die wenigsten Männer vorstellen, dass es auch Frauen gibt, die für Beziehungen nicht geeignet sind“, sagte Silke ein wenig verzweifelt.

„Keine Sorge. Ich verspreche dir, dass wir Spaß haben werden und morgen früh zusammen frühstücken ohne blöde Phrasen.“

„Das wäre sehr schön.“

Er nahm ihr das Weinglas aus der Hand, hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen wartete Silke vor der Uni auf Tony.

„Oh mein Gott, was für ein Mann“, begrüßte sie ihre Freundin, während sie in ihren Vorlesungssaal gingen.

„Ich wünsche dir auch einen guten Morgen“, entgegnete Tony. „Ich nehme mal an du redest von Fabian?“

Silke nickte.

Ich möchte mal einen Tag den Namen Fabian nicht hören, dachte Tony. Noch vor fünf Tagen kannte sie ihn nur vom Hörensagen und jetzt schien er sie förmlich zu verfolgen. Verzweifelt versuchte sie, sich auf die Vorlesung zu konzentrieren. Silke, die neben ihr saß, schrieb fleißig mit.

„Hast du mit ihm geschlafen?“, flüsterte Tony ihr nach einer Weile zu und fragte sich im selben Augenblick warum sie das überhaupt interessierte.

„Was?“, fragte Silke entsetzt. „Mit wem?“

„Mit Fabian natürlich. Oder meinst du ich rede vom Prof.?“

Silke kicherte. „Ich mag keine Männer mit Glatze“, erwiderte sie mit einem Blick auf ihren Professor.

„Sehr witzig. Und, hast du?“

„Ja, habe ich“, gab Silke ohne Umschweife zu, da sie schon immer ein ehrlicher und direkter Typ war.

Eine Weile schwieg Tony. Dann beugte sie sich wieder zu Silke und fragte: „Hast du es bereut, mit ihm geschlafen zu haben?“

„Antonia“, entgegnete diese. „Ich kann mich nicht auf dich und den Prof. gleichzeitig konzentrieren. Können wir das später klären?“

„Schon gut.“ Nach weiteren fünf Minuten sagte Tony: „Du kannst doch wenigstens schon ja oder nein sagen.“

Seufzend klappte Silke ihr Laptop zu und sagte zu ihr: „Laß uns verschwinden. Du gibst ja sowieso keine Ruhe.“

Vorsichtig um nicht groß aufzufallen, schlichen sie aus dem Vorlesungssaal.

In der Cafeteria angekommen, besorgte Tony zwei Tassen Latte Macchiato und setzte sich mit Silke an einen Tisch. Da noch Unterricht war, war die Cafeteria relativ leer, sodass sie sich in Ruhe unterhalten konnten und nicht von neugierigen Zuhörern belauscht wurden.

Silke berichtete, dass sie nach der Cocktailbar zu ihm gegangen seien. Dann schwärmte sie eine Weile von seiner sehr geschmackvoll eingerichteten Wohnung. Gar nicht so, wie man das normalerweise von Junggesellen gewohnt sei. Und sauber sei sie auch gewesen. Grade als Tony sich fragte, ob sie auch mal auf den Punkt kommen würde, erzählte Silke, wie der Abend weiterverlaufen war. Fabian hätte ihr das Gefühl gegeben, sie sei die einzige Frau auf der Welt für ihn. Er war sehr einfühlsam und hätte nicht nur an sich gedacht. Ganz im Gegenteil. Ihrer Meinung nach habe er sich ziemlich lange zurückgehalten.

„Ausserdem konnten wir gemeinsam lachen währenddessen. Mit den meisten Männern kannst du beim ersten Mal nicht mal reden geschweige denn lachen. Die machen da immer so eine ernste Angelegenheit daraus.“

„Und es hat dich nicht gestört, dass er dich nur benutzt hat?“, harkte Tony nach.

„Es war von Anfang an klar, dass es nur eine einmalige Sache bleibt. Leider muss ich im Nachhinein sagen. Ich könnte mich an ihn gewöhnen. Wir haben sogar heute Morgen noch zusammen gefrühstückt. Er ist wirklich sehr unkompliziert. Aber meiner Meinung nach“, fügte Silke hinzu, „bricht er jeder Frau früher oder später das Herz. Man sollte sich von Anfang an bewusst sein, dass Fabian nur für eine Affäre zu haben ist.“

Tony war doch ein wenig erstaunt über das, was Silke von Fabian berichtete. Das klang nicht nach dem Fabian, den sie kannte; und erst recht nicht nach einem Frauenheld, dem alles außer ihm selber egal war. Aber noch war sie nicht bereit sich einzugestehen, dass sie sich in ihm getäuscht hatte. Warum auch? Schließlich behandelte er sie ganz anders als Silke.

Silke wechselte das Thema, indem sie Tony fragte, ob sich bei ihr in letzter Zeit „Männertechnisch“ etwas getan habe. Diese erzählte ihr von Matthias, der ihr leider mittlerweile total auf den Wecker fiel. Er riefe ungefähr tausendmal am Tag an. Sie war richtig froh, dass er ihre Handynummer nicht hatte. Sonst wäre ihr Speicher mit seinen SMS bestimmt schon voll.

„Ganz schön traurig“, kommentierte Silke das Verhalten von Matthias. „Ob Männer gar nicht merken, dass sie uns mit zuviel Aufmerksamkeit eher verschrecken.“

„Das sag ich dir. Ich habe das Gefühl, dass ich keinen Schritt ohne ihn machen kann. Ich fühle mich schon total kontrolliert, obwohl wir uns nur zweimal im Leben gesehen haben.“

„Das kannst du laut sagen“, warf Silke ein. „Ich kannte auch mal so einen Mann. Robert. Leider habe ich dem meine Handynummer gegeben. Das Ende vom Lied war, dass ich mir eine neue Nummer geben lassen musste.“

„Den perfekten Mann müssen wir uns eben noch backen.“

„Perfektes Schlusswort“, lachte Silke und stand auf, um wenigstens die nächste Vorlesung noch mitzubekommen. Tony brachte die beiden Tassen weg und folgte ihrer Freundin.

„Puh, dafür, dass wir diese mega langweilige Vorlesung bis zum Schluss ertragen haben, haben wir uns ein Eis verdient“, stellte Silke fest, streckte sich und blickte Tony an.

Tony drückte ihren Rücken durch, der vom Sitzen ganz steif war und nickte zustimmend. Dann fuhren sie gemeinsam mit Tonys Auto zu Piedro´s.

Als sie die Eisdiele betraten, mussten sie feststellen, dass mehrere Leute auf dieselbe Idee gekommen waren. Alle Tische waren besetzt.

„So ein Mist“, schimpfte Silke laut. „Ich habe keine Lust, mir ein Eis zu kaufen und dann wieder zu gehen. Ich wollte mich einfach einen Moment hinsetzen und entspannen.“

Tony ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und entdeckte in einer Ecke Judit mit Jonas.

„Können wir auch“, lächelte Tony. Sie bahnte sich einen Weg durch die ganzen Tische und Stühle, während sie Silke hinter sich herzog. Dort angekommen ließen sie sich erschöpft auf die Stühle fallen.

„Hi“, sagte Judit erfreut. „Was macht ihr denn hier?“

„Wir hatten anscheinend die gleiche Idee wie die Hälfte der Stadt. Man gut, dass ihr schon hier seid.“

„Gedankenübertragung“, grinste Jonas. „Wir wussten, dass ihr dringend ein Eis benötigt.“

„Dann habt ihr doch sicherlich auch schon für uns bestellt, damit wir nicht so lange warten müssen“, konterte Tony.

„Mist, ich wusste, dass wir irgendwas vergessen haben.“

Tony warf Judit einen verzweifelten Blick zu und hielt nach der Kellnerin Ausschau.

„Morgen Abend ist in der Bar, in der Fabian arbeitet, ein Cocktailwettbewerb“, erzählte Jonas. „Habt ihr Lust, mitzukommen?“

„Was ist denn ein Cocktailwettbewerb? Und warum arbeitet Fabian in der Bar?“, fragte Tony.

„Da sind sieben oder acht Barkeeper, die jeder einen selbst kreierten Cocktail mixen und eine Jury entscheidet dann, welcher der beste ist. Keine große Sache, aber sicher sehr lustig. Und mein Bruder arbeitet dort, weil das sein Beruf ist. Er ist Barkeeper.“

„Fabian ist Barkeeper?“, fragte Tony nach.

„Ein verdammt guter“, erwiderte Jonas. Stolz auf seinen Bruder klang in seiner Stimme mit. „Ich bin mir sicher, dass er gewinnen wird.“

Tony, die immer noch nicht bereit war, ein gutes Haar an Fabian zu lassen, dachte „Jetzt weiß ich, wo er die ganzen Frauen, die ihm nachgesagt werden, kennenlernt. Einfacher konnte es ein Mann wohl kaum haben.“

Silke lehnte schweren Herzens ab, da sie schon einen Termin hatte, den sie unmöglich absagen konnte.

Tony lehnte ebenfalls ab, da sie noch lernen müsse. Nichts lag ihr ferner als Fabian auch noch bei seinen diversen Flirts zu beobachten.

Moira

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