Читать книгу Flow-Jäger - Michele Ufer - Страница 24
ОглавлениеZugegeben, liebend gern würde ich einmal einen Lung-Gom-Pa-Mönch interviewen oder eine Weile in einem entsprechenden Kloster verbringen, wenn das überhaupt möglich wäre. Praktikabler schien mir zunächst aber ein anderer Weg: zeitgenössische Läufer aus dem näheren Umfeld befragen. Ich dachte da an Sportler, die nachweislich ebenfalls viel, lange und schnell laufen können und dabei auch noch ausgesprochen erfolgreich sind. Wer im Training und Wettkampf viel unterwegs ist, hat sicherlich eine ganze Menge Interessantes zu erzählen. Womöglich auch über Flow. Drei Topläufer haben mir schließlich zu exakt den selben Fragen Rede und Antwort gestanden. Neugierig auf die Antworten? Ob sie gleich ausfallen? Lass uns mal schauen, was dabei rauskam.
FLORIAN REICHERT
Steckbrief: Florian (Jahrgang 1982) wurde beim München Marathon im Jahr 2012 Gesamt-Achter und Mannschaftsmeister. Auch wenn er auf kurzen Strecken über 10 km einige erste Plätze verbuchen konnte, zog es ihn zunehmend auf die längeren, schwierigeren Distanzen. Er gewann viermal in Folge die Brocken-Challenge, wurde u. a. Neunter bei der Skyrunning-WM in Chamonix, 13. bei der Berglauf-WM in Zermatt und im Jahr 2016 Deutscher Meister im Ultratrail-Lauf sowie Dritter im Team bei der Trail-WM.
»Flow« ist ein zunehmend populäres Konzept im Sport und in der Psychologie. Die Definition von Flow kann je nach Läufer unterschiedlich ausfallen. Was bedeutet Flow für dich? Was genau erlebst du, wenn du in einem Flow-Zustand bist?
Für mich bedeutet »Flow«, dass mir ein hohes Tempo bzw. eine schwere Strecke leicht fällt. Die Landschaft und die Umgebung fließt einfach dahin, ich bewege mich gleichmäßig, ruhig und doch schnell vorwärts. Dabei denke ich eigentlich an gar nichts, sondern genieße zu 100 Prozent das »In-Bewegung-Sein«.
Was sind die Zutaten/Voraussetzungen für Flow-Erleben? Was braucht es, um in einen Flow-Zustand zu gelangen?
Einen Flow-Zustand erreiche ich niemals auf den ersten Kilometern. Es ist schwierig zu sagen, ab wann sich ein solcher Zustand einstellt. Dies variiert sehr, mal ist es eine halbe Stunde, dann wieder anderthalb, bis dieser Zustand erreicht ist. Ich denke, es hängt sehr von der Tagesform ab – und natürlich auch davon, was sonst noch im Alltag vor sich geht. Habe ich das Gefühl, auch im Alltag ausgeglichen und erholt zu sein, stellt sich der Zustand eher ein.