Читать книгу Flow-Jäger - Michele Ufer - Страница 8

EINLEITUNG

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Mitte 2016 war ein großer Moment. Nach rund zwei Jahren intensiver Arbeit habe ich meine sportpsychologische Doktorarbeit über die Entstehung und Auswirkung des Flow-Erlebens beim Laufen, insbesondere bei extremen Ultramarathonläufen, fertiggestellt. Ich war stolz wie Oskar. Die Arbeit war absolut neuartig. Das Thema hatte bis dato noch niemand angepackt. Und auch das Vorgehen war bisher einmalig. Um Antworten auf meine Fragen zu erhalten, bin ich zu acht Rennen auf vier Kontinenten gereist und habe knapp 600 Athletenbefragungen über das Flow-Erleben durchgeführt. Die meisten davon während der Rennen selbst. Während der Wettkämpfe? Ja, genau. Wie ich das angestellt habe und warum, wirst du noch erfahren. Die Reise führte mich zu besonderen Menschen und an außergewöhnliche Orte: unter anderem in den Amazonas-Regenwald, in die Kalahari-Wüste, zum winterlichen Polarkreis, in indische Teeplantagen und zu einigen besonderen Läufen in Deutschland. Die Bedingungen vor Ort waren mitunter extrem. Die Teilnehmer der Läufe sind an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit gekommen. Ich als Forscher ebenfalls. Du kannst dir vorstellen, dass man bei so einem Trip viele spannende Dinge erlebt, zumal ich einige der Läufe nicht nur als Wissenschaftler untersucht, sondern auch als Läufer selbst unter die Füße genommen habe. Da kommt viel Stoff zusammen.

Aber was passiert eigentlich mit einer Doktorarbeit, nachdem diese fertiggestellt ist und man sich den ersehnten Titel gesichert hat? Oft leider nicht allzu viel. Die Arbeit verstaubt nicht selten in irgendwelchen Universitätsbibliotheken, wird hier oder da mal von anderen Wissenschaftlern zitiert: Das war es manchmal auch schon. Sie gerät größtenteils in Vergessenheit. Ich hatte jedoch das unbestimmte Gefühl, dass das nicht alles gewesen sein konnte. Als ich die Arbeit einigen Freunden zur Lektüre in die Hand gedrückt habe, kam unisono folgende Rückmeldung: »Michele, das ist echt total interessant, nur den Statistikkram, den hab’ ich nicht verstanden.«

Genau das wollte ich hören. Und so nahm meine Idee Formen an.

Mir ging Folgendes durch den Kopf: Du hast so viele spannende Dinge in den zwei Jahren erlebt. Schreib das Buch einfach neu. Nicht für den akademischen Elfenbeinturm, sondern für Läufer. Nicht nur für Ultramarathonläufer, sondern für alle Läufer. Und auch für alle anderen Menschen, ob Sportler oder nicht, die sich für das Thema Flow und für Abenteuergeschichten interessieren. Schmeiß den Statistikkram raus und erzähle stattdessen von deinen Erlebnissen. Du hast so viele tolle Bilder mitgebracht, die die Stimmung vor Ort transportieren. Die müssen da auch rein. Nimm die Informationen zur Flow-Forschung und fasse sie so zusammen, dass sie für Nicht-Wissenschaftler gut lesbar und interessant sind und dass sich schnell Anknüpfungspunkte zum Alltag finden lassen. Während die Idee Konturen annahm, wurde mir zudem bewusst: Diese zweijährige Forschungsarbeit ist nicht in einem Vakuum entstanden. Sie ist Teil einer noch größeren Geschichte, die im Jahr 2011 ihren Anfang nahm. Das Jahr, in dem ich zum Flow-Jäger wurde.

Flow-Jäger

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