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EINLEITUNG

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Das Ziel dieses Buches ist es, einen Überblick über grundlegende Strukturen der Entwicklung gesellschaftlicher Kommunikation und ihrer Medien zu geben.1 Die leitende Frage lautet: Wie und mit welchen Medien funktionierte gesellschaftliche Kommunikation zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Gesellschaften? Dabei erfolgt die Darstellung nicht durchgängig chronologisch, sondern teilweise auch systematisch. Geografisch stehen weitgehend das heutige (West-)Europa sowie der deutsche Sprachraum und die Schweiz im Mittelpunkt; an manchen Stellen wird die Perspektive jedoch auch ausgeweitet.2 Die – im Laufe der Darstellung zunehmende – Fokussierung auf die Schweiz und den deutschen Sprachraum ergibt sich zum einen aus dem Entstehungshintergrund dieses Buches (siehe Vorwort). Zum anderen wurde in der Literatur mehrfach darauf hingewiesen, dass zur Schweiz eine »integrale« Mediengeschichte bzw. »einführende Überblickswerke« bislang fehlen (vgl. MEIER 2010: 8; CLAVIEN/SCHERRER 2015: o. S.).3

Inhaltlich liegt der Fokus auf dem Funktionieren gesellschaftlicher Kommunikation und damit vorwiegend auf dem je aktuellen Austausch von Nachrichten und Sichtweisen; Medienunterhaltung wird somit eher am Rande thematisiert.4 Der Blick richtet sich vor allem auf die gesellschaftliche Kommunikation selbst, die aber im Zusammenhang mit den jeweiligen historischen Rahmenbedingungen betrachtet wird. Es geht in erster Linie um Kommunikationsgeschichte, also um die Formen von Kommunikation, mittels derer Gesellschaften sich »im Laufe der Jahrhunderte konstituiert, stabilisiert und reproduziert haben« (DEPKAT 2003: 10). Aber selbstverständlich sind dabei auch alle Medien zu betrachten, mittels derer diese soziale Kommunikation jeweils realisiert wurde. Ziel ist es, grundlegende Strukturen und Entwicklungslinien aufzuzeigen. Deshalb konzentriert sich diese Darstellung auf die Makroebene (Wandel des Mediensystems und der Medien, Entwicklung des Journalismus).5

Zu Beginn werden die entscheidenen Entwicklungsschritte der Geschichte gesellschaftlicher Kommunikation kurz vorgestellt sowie einige zentrale Begrifflichkeiten erläutert, die für die weitere Argumentation von Bedeutung sind (Kap. 1). Anschließend werden die einzelnen Entwicklungsschritte im Detail dargelegt: zunächst die Versammlungskommunikation als Ausgangspunkt der Entwicklung (Kap. 2). Diese Kommunikationsform kam im Zuge des Anwachsens und der Ausdifferenzierung von Gesellschaften jedoch an ihre Grenzen; ein gesellschaftsweiter Austausch war damit allein nicht mehr möglich. Daher wurde sie zunehmend durch Formen von »Kommunikation über Distanz« (WAGNER 1995: 21) ergänzt bzw. ersetzt. Die Weiterentwicklung der Kommunikation über Distanz mündete schließlich, in der Frühen Neuzeit, in die Entstehung periodischer (also regelmäßig erscheinender) Zeitungen und damit des Journalismus. Damit verbindet sich ein tiefgreifender Umbruch in der Kommunikationsgeschichte, indem die Versammlungskommunikation als zentrale Form gesellschaftlichen Austausches durch journalistisch vermittelte Kommunikation ersetzt wurde. Diese Entwicklungen sowie ihre Voraussetzungen sind Gegenstand von Kapitel 3.

Die anschließende Ausdifferenzierung der Pressemedien im 18. und 19. Jahrhundert sowie das Aufkommen elektronischer Medien ab dem 19. Jahrhundert, vom Telegrafen bis zum Internet, und die damit verbundenen Veränderungen gesellschaftlicher Kommunikation sind Gegenstand des vierten Kapitels. Im abschließenden Kapitel 5 des Buches erfolgen eine kurze Zusammenfassung der Entwicklungen von der Versammlungskommunikation bis heute sowie ein Ausblick im Kontext der Digitalisierung.

1Ein erster solcher Überblick findet sich in einem früheren Aufsatz (vgl. SCHÖNHAGEN 2008a), der hier aufgegriffen und – insbesondere mit Fokus auf die Schweiz – deutlich erweitert wird.

2Zur Diskussion, inwieweit eine (gesamt-)europäische Perspektive auf Kommunikations- und Mediengeschichte sinnvoll ist, siehe die beiden dem Thema gewidmeten Sonderhefte von medien & zeit, 3/2011 und 4/2011 (vgl. MCLUSKIE/KINNEBROCK/SCHWARZENEGGER 2011a und 2011b) sowie, in Kurzform, die Einleitung zum Handbook of European Communication History (vgl. PRESTON/ARNOLD/KINNEBROCK 2020: 9-13).

3Für die Westschweizer Presse hat Clavien (2017) ein solches vorgelegt.

4Einen kurzen, aber breit gefassten Überblick über die Geschichte von Unterhaltungsmedien gibt Zillmann (2000). Siehe auch den Exkurs VIII: Zur Geschichte der Unterhaltungsmedien [S. 97].

5Dies geschieht im Gegensatz zu der häufig zu beobachtenden Tendenz innerhalb der Mediengeschichte, die (isolierte) Geschichte einzelner Medien darzustellen, wie z. B. Presse- oder Radiogeschichte, aber auch zu Ansätzen, die von allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen ausgehen und danach fragen, wie sich diese auf die Medien ausgewirkt haben. Problematisch bei beiden Ansätzen ist aus unserer Sicht, dass ein Gesamtüberblick über die Entwicklung der gesellschaftlichen Kommunikation so kaum möglich ist.

Kommunikations- und Mediengeschichte

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