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18.42 Uhr

Kimski bemerkt sie schon von Weitem. Mit ihrem bunten Kleid fällt sie selbst in einer Menschenmasse auf den Planken auf.

Er rückt sein Jackett zurecht. Glücklicherweise hat er noch ein frisches Hemd gefunden, das er angezogen hat. Sie sitzt auf einer Bank, zwischen einer Rasenfläche des Platzes und der großen Uhr, die ein beliebter Treffpunkt ist. Als sie ihn sieht, erhebt sie sich und lächelt ihn an.

»So schnell sehen wir uns wieder.«

»Ja.«

»Sie wollen mir wahrscheinlich nicht sagen, wieso Sie Ihre Meinung so plötzlich geändert haben?«

»Nein.«

»Keine Sorge, ich werde schon dahinterkommen. Folgen Sie mir.« Sie winkt und läuft los.

»Wohin wollen Sie denn?«

»Wir müssen doch meinen Verdacht überprüfen.«

»Nur dass Sie mir noch gar nicht gesagt haben, was für einen Verdacht Sie haben!«

Sie überqueren den Paradeplatz und steuern auf das Stadthaus zu. Ein moderner Bau in Weiß und Glas, der in den Neunzigerjahren des Zwanzigsten Jahrhunderts errichtet wurde.

»Was wollen wir denn hier?«, fragt Kimski, als sie durch einen Seiteneingang das Gebäude betreten.

»Wir gehen in die Bibliothek«, sagt Eva und beschleunigt ihren Schritt.

Kimski runzelt die Stirn.

Die Stadtbibliothek liegt im dritten Stockwerk, unter der gläsernen Kuppel des Gebäudes. Als sie das zweite Stockwerk erreichen, bleibt Kimski stehen. Ein breiter schwarzer Riemen versperrt den Weg in den nächsten Stock.

»Kann es sein, dass die Bibliothek schon geschlossen hat?«

»Nein. Es ist nur so, dass montags Ruhetag ist«, sagt Eva und springt über das Absperrband.

»Moment mal«, sagt Kimski, dann folgt er ihr. Als er ein Stockwerk höher ankommt, hört er Eva fluchen.

»Mist!«

Eine massive Schiebewand versperrt den Zugang zur Bibliotheksebene.

»Sind Sie sicher, dass wir darin etwas finden, was uns weiterbringt?«

Eva nickt.

»Also gut.« Kimski sieht das Hindernis näher an. »Ist doch nur zwei Meter hoch. Kommen Sie, ich helfe Ihnen hinüber.«

Er verschränkt seine Hände ineinander und hält sie ihr hin. Sie setzt einen Fuß darauf und zieht sich hoch. Sie braucht mehrere Anläufe, dann kann sie ihren Körper über die Schiebewand hieven. Kimski wendet seinen Blick ab, um ihr nicht unter das Kleid zu sehen.

»Und wie kommen Sie jetzt rüber?«

»Kein Problem.«

Kimski greift mit seinen Händen nach oben, klammert sich an den Rand der Wand.

Ob es hier wohl Überwachungskameras gibt?, fragt er sich. Schließlich zieht er sich empor. Zehn Sekunden später steht er auf der anderen Seite.


Beethovens neunte Sinfonie reißt Pflüger aus seinem Gespräch. Er wühlt sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und nimmt ab.

»Ja?«

Keine Antwort. Der Kriminalrat blickt auf den Boden. Sie sind noch nicht weiter gekommen in der Bücherwohnung. Vom Bürgermeister ebenfalls keine Spur. Für Klingelstreiche hat er jetzt keine Zeit.

»Hallo?« Er brüllt in den Hörer, bereit, sofort aufzulegen, wenn sich am anderen Ende der Leitung nicht jemand meldet.

Die kratzige Stimme, die aus dem Lautsprecher ertönt, lässt ihn zusammenfahren.

»In der Tiefgarage des Stadthauses steht ein Koffer mit einer Bombe. Es ist besser, Sie handeln, bevor ein Unglück passiert.«

»Wer spricht da!«

»Sie haben weniger als eine Stunde Zeit. Also beeilen Sie sich.«

»Woher haben Sie diese Nummer?«

Zu spät. Der Anrufer hat aufgelegt. Pflüger wählt sich durch das Handymenü, um die Nummer des zuletzt angenommenen Gespräches anzuzeigen.

Anonymer Anrufer.

»Was haben Sie?«, fragt Vollmer, der bemerkt hat, dass der Anruf seinen Vorgesetzten nervös gemacht hat.

Pflüger hält sein Telefon hoch.

»Ich brauche eine Fangschaltung für mein Handy, falls ich noch mal angerufen werde.«

»Alles klar. Ich regle das.«

»Ja, aber vorher rufen Sie den Sicherheitsdienst an, der für das Stadthaus in N 1 zuständig ist. Ich will wissen, ob denen etwas Sonderbares aufgefallen ist.«

»Irgendwas Bestimmtes?«

»Ein herrenloser Koffer mit einem Sprengsatz zum Beispiel.«

»Oh.«

»Und dann rufen Sie das Landeskriminalamt in Stuttgart an, die sollen uns ein Bombenkommando per Helikopter einfliegen, und zwar schnell!«

Die Partie. Thriller

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