Читать книгу Mhou - Miriam C. Förster - Страница 12

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Was Mhou in Straußterreich erlebt

„Tuuut – tuuut, Straußach, Straußach, Straußach in Straußterreich!“

„Wie bitte?“ Mhou sah sich um. Er hatte dort erwartet, dass sie nicht nach Straußach, sondern an die Grenze Straußland-Straußterreich fuhren, und das war doch tatsächlich ein Stückchen zu viel.

„Herr Schnurributz, wo haben Sie uns jetzt hingelotst?“ Charles war empört. Er konnte es nicht leiden, wenn er sich nicht mehr auskannte.

Als sich Herr Schnurributz umsah, sah er lauter wütende kleine Sträußchen, die ihn mit bösen Blicken anstarrten.

„Ach, ist ja auch egal. Kommt, aussteigen!“, übernahm er das Kommando.

Doch sie hatten nicht mit der Passkontrolle gerechnet.

„Wo ist Ihr Ausweis?“ Zwei Polizisten kamen auf Herrn Schnurributz zu. „Zeigen Sie sofort Ihren Ausweis!“

„Aber ich habe keinen Ausweis!“, erklärte Herr Schnurributz.

„Aha, wieso sind Sie dann mit einer Gruppe Kindergartenkinder hierhergekommen, ohne Ausweis? Sagen Sie es uns!“

„Äh, äh, äh, ich wollte eigentlich gar nicht nach Straußach, sondern an die Grenze Straußland-Straußterreich, doch ich habe wohl Gleis 10 mit Gleis 9 verwechselt.“

„Ach, sind Sie aus Versehen das falsche Gleis gefahren? Das kann ja mal passieren. Doch müssen Sie aber bei uns trotzdem Ihren Ausweis zeigen!“

„Aber ich habe doch gar keinen – mhou, mhou, mhouuuuuu!“

„Jetzt mhouen Sie gefälligst nicht so“, schimpfte der erste Polizist. „Kommen Sie lieber mit auf unser Revier!“

„Ja genau“, rief Straußenspotter keck. „Sperren Sie den bösen Herrn Schnurributz ein! Er hat mich die ganze Fahrt über angeschrien und wollte mich auch noch aus dem Zug werfen!“

„Aber das ist doch gar nicht wahr!“, rief Herr Schnurributz empört.

„Stimmt das, was der Junge sagt?“, fragte der andere Polizist ernst. „Kommen Sie mit!“

„Aber was wird denn aus den kleinen Sträußchen und aus meiner Frau?“

„Ach, Sie haben eine Frau? Das haben wir noch gar nicht gewusst. Wieso ist sie nicht mitgekommen?“

„Sie ist zu Hause geblieben. Sie wollte den Kindergarten für morgen vorbereiten.“

„Aber sie hätte doch genauso gut als Aufsichtsperson mitkommen können, oder nicht?“

„Trödelt jetzt nicht so lahm herum, ihr faulen Polizisten“, rief Straußenspotter lachend, „sperrt den Doofmann endlich ein!“

„Ja, wie redest du denn mit uns? Wie heißt du überhaupt?“, entgegnete der Polizist mit donnernder Stimme und blickte irritiert auf das Sträußchen mit der Ganovenmaske herab.

„Strau-ßen-spot-ter hei-ße ich“!

„Jetzt hör mir mal gut zu, Straußenspotter! Wir unterhalten uns jetzt mit eurem Erzieher, in der Zwischenzeit seid ihr alle brav und wartet. Ihr dürft da vorne auf der Wiese spielen gehen – aber ja nicht ausreißen!“

Straußenspotter nickte.

„Ja, wir dürfen spielen! Das machen wir!“, ertönten lauter kleine Sträußchenstimmen.

„Wartet mal!“, rief Herr Schnurributz ihnen hinterher.

Aber niemand hatte ihn gehört, außer Mhou.

„Ach, mein lieber Mhou, könntest du mir einen Gefallen tun? Pass bitte mit Charles auf die ganze Kindergartengruppe auf, und wenn ich in einer Stunde noch nicht zurück bin, dann fahre bitte mit ihnen nach Hause zurück zum Kindergarten. Wenn meine Frau fragt, dann antworte ihr einfach: Wir sind die falsche Strecke gefahren, und ich sei jetzt auf dem Revier von Straußach in Straußterreich. Und dass sie mich dort abholen könnte.“

„Verlassen Sie sich auf mich, Herr Schnurributz“, sagte Mhou, „ich mache alles richtig.“

„Kommt, meine Lieben, lasst uns Verstecken spielen“, rief Mhou, als die Sträußchen nach einem ersten Spiel auf der Wiese alle wieder in einem Kreis zusammensaßen. „Wer sich am längsten versteckt hält, darf aussuchen, was wir als Nächstes spielen.“

Mhou hatte den anderen kleinen Sträußchen inzwischen alles erzählt und sie hatten ihm hoch und heilig versprochen, ihm zu gehorchen.

Charles half Mhou bei seiner Aufgabe, so sehr er nur konnte: „Gibt es einen Freiwilligen, der gerne suchen möchte?“

„Ja, ich“, sagte Anni.

„Okay, du darfst bis 30 zählen und wir verstecken uns inzwischen.“

„In Ordnung, Mhou“, versprach Anni, stellte sich vor einen Baum, hielt sich mit ihren Flügelhänden die Augen zu und begann zu zählen.

„Mhou, mhou, mhou, mhou, mhou, mhou …“

Inzwischen hatten sich alle versteckt. Es dauerte nur zehn Minuten, da hatte sie 20 Sträußchen, die sich versteckt hatten, eingefangen. Mit ihr waren es 21.

„Huhu, aus dem Versteck heraus! Egal, wer du bist!“

Da streckte sich ein frecher Kopf aus dem Gebüsch. Es war Johannes.

„Also Johannes, so was Gerissenes aber auch. Dich im Dornenbusch zu verstecken! Also wirklich, wie hast du das ausgehalten?“

„Ich war gar nicht im Dornenbusch, ich hab mich überall versteckt, und außerdem schaue ich doch erst jetzt hinter dem Dornenbusch hervor, oder nicht?“

„Ach ja, stimmt!“ Anni schlug sich vor die Stirn.

„Juhu, ich hab gewonnen“, jubelte Johannes. „Jetzt darf ich doch aussuchen, was wir spielen, oder?“

„Richtig!“

„Dann weiß ich auch schon was! Wir spielen Fangen!“

Alle freuten sich. Nachdem sie Fangen und Flaschendrehen gespielt hatten, machten sie eine kleine Pause. Sie aßen ihre Brote auf, und als alle satt waren, ging es weiter. Beim Flaschendrehen hatte Lina gewonnen, und sie entschied sich für Weitsprung.

Straußenspotter kam am weitesten. Und er bestimmte, dass sie jetzt auch noch Hochsprung übten. Doch als er dran kam, warf Charles, damit Straußenspotter nicht gewinnen würde, einen Stecken, mit dem er direkt auf den Hals von Straußenspotter zielte.

„Autsch!“ Straußenspotter verlor das Gleichgewicht und fiel hinunter.

Im Hochsprung gewann also Charles und er bestimmte, dass sie sich aus den Stängeln von Blumen eine Vase flechten sollten. Wer das am besten konnte, der durfte alle anderen Vasen dem Herrn Schnurributz überreichen, wenn er wieder von der Befragung kommen würde. Aber es gab zwei Preise: einen Jungenpreis und einen Mädchenpreis. Bei den Mädchen gewann Emma und bei den Jungen gewann Mhou.

Und tatsächlich: Etwas später kam Herr Schnurributz wirklich zurück. Emma trug die eine Hälfte der Vasen und Mhou die andere, und sie brachten sie zu Herrn Schnurributz.

„Wo waren Sie denn? Wo waren Sie denn? Sehen Sie mal, was wir für Sie alles gemacht haben!“, riefen Emma und Mhou gleichzeitig.

„Stellt euch vor, ich war auf dem Revier und habe dem Polizeidirektor alles erzählt, was sich zugetragen hat. Zum Glück hat er mir geglaubt und erlaubt, dass ich gleich zu euch zurückkehren dürfte. Und da haben mir meine lieben kleinen Sträußchen gleich so eine Überraschung bereitet!“

Gerührt sah sich Herr Schnurributz alle Vasen genau an. Er lachte auf, als er eine zerschrumpelte Vase sah, die immer wieder umfiel. „Was für ein Glück, dass diese nicht aus Glas ist! Wer hat sie denn gemacht?“

„Straußenspotter!“, riefen Emma und Mhou wie aus einem Mund.

Straußenspotter, der hinter ihnen stand, kochte vor Wut. An diesem Mhou würde er sich bei allernächster Gelegenheit rächen!

„Aber jetzt kommt, wir wollen ja wieder zurück!“

„Nein, wir wollen hier bleiben“, riefen alle Sträußchen des Kindergartens im Chor.

„Das geht nicht! Ihr müsst doch heim. Was sollen denn sonst eure Eltern denken?“

„Sie haben recht, Herr Schnurributz.“ Die Sträußchen gaben sich endlich geschlagen.

„Aber Mhou, du hast ziemlich gut aufgepasst, finde ich. Du und Charles, ihr dürft gleich nach mir die Gruppe in den Zug führen.“

Alle jubelten.

Nur Straußenspotter murrte: „So ein Mist! Ich muss immer der Letzte sein. Und nur, weil die beiden doofen Streber dem noch viel dooferen Herrn Schnurributz einen Gefallen getan haben.“

Sein Glück war, dass ihn niemand hörte. Sie stiegen in den Zug ein und plötzlich ging alles ganz schnell. Es erschien Mhou wie zwei Minuten, bis sie wieder daheim waren. Sie stürmten aus den Zügen und rannten wie aufgescheuchte Hühner den Gehweg entlang. Wieder am Kindergarten angekommen, rannte Mhou gleich in die Arme seiner Mutter.

„Mami!“, rief er, „oh Mami, war das toll!“

„Und mein Sohn, wie war’s denn an der Grenze Straußland-Straußterreich?“

Da musste Mhou laut lachen. „Stell dir vor, Mami, wir waren gar nicht an der Grenze Straußland-Straußterreich. Wir waren in Straußach, also mitten in Straußterreich, weil Herr Schnurributz Gleis 9 mit Gleis 10 verwechselt hat. Aber an allem schuld war nur Straußenspotter! Herr Schnurributz musste ihn dreimal ermahnen, weil er immer Doofmann zu ihm gesagt hatte. In der Eile hat er nicht auf die Zielanzeige gesehen und ist mit uns in den falschen Zug eingestiegen. – Ist Papi auch schon da?“

„Aber natürlich“, erwiderte die Mutter. „Er wartet schon auf dich.“

Kaum war Mhou wieder zu Hause, begrüßte er seinen Papi und erzählte ihm alles, was passiert war. Dann ging er in den Garten und spielte das Abenteuer nach, das er erlebt hatte. Auch beim Abendessen spielte er heimlich mit den Erbsen, dass sie die Sträußchen seien, die gekochte Karotte der Herr Schnurributz und die Maiskolben die Polizisten. Als die Eltern das merkten, lachten sie.

Wie immer ging Mhou gleich nach dem Abendessen ins Bett. Das Abendessen war aber bei ihnen auch ziemlich spät, um 19.30 Uhr. Es dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde. Also musste Mhou um 20.15 Uhr ins Bett. Aber das machte ihm nichts aus.

Diesmal lag Mhou aber nicht so lange wach wie sonst. Er reckte seine Glieder, gähnte laut, zog den Hals ein, steckte seinen Kopf in das Gefieder, strampelte noch etwas mit den Füßchen, um sich zuzudecken, und rückte seinen Körper noch einmal zurecht, um seinen Kopf gemütlich auf das Kissen zu bugsieren.

Dann versteckte er die Beine unter seinen Federn, schloss die Augen und schlief nach wenigen Minuten ein. Und er träumte – genau, er träumte von seinem großen Abenteuer, das er heute in Straußterreich erlebt hatte.

Mhou

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