Читать книгу Mhou - Miriam C. Förster - Страница 8
Оглавление*
Wie das Sträußchen aus seinem Ei schlüpft
Es war einmal in einem Ei ein winzig kleines niedliches Straußenküken. Es hatte sich hier sehr wohl gefühlt, weil es warm war und man sich, solange man klein war, frei bewegen konnte. Aber dem Straußenküken war es zu eng geworden. Es wurde größer und immer größer, und irgendwann passte es nicht mehr in das Ei hinein. Es wollte ... hinaus!
Es wollte ja auch nicht zeitlebens in einem Ei verbringen. Es wollte frei sein und die weite Welt sehen. So stemmte es sich mit seinem Nacken und mit aller Kraft gegen die Eierschale. Das machen Straußenküken nämlich, wenn sie schlüpfen wollen. Es drückte und drückte … und irgendwann machte es kracks und es konnte durch einen kleinen Riss etwas sehen. Es war sehr hell.
Dann ruhte das Sträußchen. Es hatte sich so angestrengt. Es konnte sich kaum noch bewegen in seinem Ei, doch der Platz reichte gerade noch dafür, dass es sich mit seinen Federn beruhigend über den Nacken streichen konnte.
„Irgendwie schaffe ich das schon“, dachte es, „ich glaube, ich muss noch etwas ruhen.“
So ruhte es sich noch eine halbe Stunde aus und sammelte Kräfte, damit es etwas später noch einmal drücken konnte. Es wusste ja, dass man genügend Kraft brauchte, um die Eierschale endgültig zu durchbrechen, denn Straußenküken durchbrechen die Schale nicht mit ihrem Schnabel, sondern mit ihrem Nacken und Hals. Warum wäre denn der Hals sonst so lang und kräftig und muskulös?
So strengte sich das schlüpfende Straußenküken noch einmal an und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Schale. Diesmal machte es nur ein winzig kleines krick.
„Ich muss mich in meinen Gedanken durch die Schale hindurchdenken. Dann werde ich es schaffen!“
Und es ging schon etwas besser, als es das Stemmen nach fünf Minuten noch einmal versuchte. Es war schon beinahe ein Loch in der Schale!
Es atmete noch einmal tief durch. Ein bisschen Verschnaufen würde doch nichts schaden, nicht wahr? Der Anfang des Lebens eines Vogel Straußes war schwer. Es machte aber nichts, wenn die Schale nicht schon beim ersten Versuch durchbrach. Ein Straußenküken musste sich erst einmal Mut zusprechen, wenn es das Sprengen der Eierschale nicht gleich beim ersten Mal schaffte. Es war, wie wenn man in einer Art Kampfkunst entschlossen ein hartes Ahornholz zerschlagen musste.
Genau so erging es dem kleinen Sträußchen. Erst wusste es nicht mehr weiter, aber dann dachte es sich: „Los, sei mutig, sei stark, sei tapfer! Das ist so leicht, das kannst du im Schlaf!“ Da holte es tief Luft, stemmte sich so stark wie möglich gegen die Schale – und tatsächlich! Das Kleine schaffte es!
„Nun werde ich einmal sehen, wie die weite Welt aussieht“, sagte es zu sich. „Die erste Prüfung hab’ ich bereits bestanden.“
Es blinzelte. Es war so hell da draußen. Sollte es dort wirklich wohnen?
Langsam machte es die Augen wieder auf. Es gewöhnte sich an die Helligkeit, an das Tageslicht, und als es genauer hinsah, sah es eine Straußenhenne, die auf das Kleine zuging.
„Mami?“, fragte es, „bist du das? Hilf mir mal etwas, aus der Schale zu kommen. Ich steck da schon beinahe fest. Da drin wird es langsam kalt und nass und öde und langweilig!!!“
Die Mutter brach mit ihren kräftigen Flügelfingern die Schale auseinander und hob das Junge heraus. Dann rief sie: „Aaron, komm mal schnell her, unser Junges ist geschlüpft!“
Sofort eilte ein Straußenhahn herbei. Sein Gefieder war schwarz und er hatte kräftige Beine, mit denen er sehr schnell laufen konnte.
„Ist es nicht niedlich?“ Die Mutter übergab Aaron das Junge.
„Das ist dein Vater, mein Kleines“, sagte sie.
„Hallo Papi!“, sagte das vorwitzige Küken und winkte ihm zu. „Sag mal, was machen wir denn jetzt?“
„Erst einmal ruhst du dich aus“, beantworteten die Eltern seine kecke Frage. „Die Geburt war sicher schon anstrengend genug für dich.“
„O ja“, antwortete das Sträußchen. „Am liebsten würde ich mich jetzt hinlegen und ganz, ganz lange schlafen.“
„In Ordnung. Wir wecken dich dann zum Frühstück.“
Der Vater legte das frisch geschlüpfte Sträußchen in sein Babybett. Es schlief sofort ein. Und wie es versprochen hatte: ganz, ganz lange.
Als es aufwachte, gähnte es und reckte sich und streckte sich. „Ich habe heute aber gut geschlafen“, murmelte das Sträußchen.
„Ah, du bist ja schon wach!“ Es erkannte seinen Vater, der neben ihm an seinem Bett stand. „Komm, das Frühstück ist fertig!“
„Sag mal: Was ist ein Frühstück? Ich war vorhin so müde, ich konnte euch gar nicht fragen.“
„Aber da kannst du doch nichts dafür, dass du von deiner Geburt noch so erschöpft warst. Das ist immer so. Als ich ein kleines Küken war, da ging es mir genauso. Aber ihr habt es ja heute viel gemütlicher als wir. Ich wusste damals nicht einmal, was ein Bett ist.“
„Das kann ich dir genau sagen, Papi! Ein Bett ist etwas, wo man sich hineinlegen und wunderbar schlafen kann!“
„Richtig! Aber jetzt sage ich dir erst einmal, was ein Frühstück ist. Du weißt ja, dass es einen Morgen gibt, genauso wie einen Mittag und einen Abend. Nun denk mal daran, dass es zu den bestimmten Tageszeiten auch Essenszeiten gibt. Am Morgen heißt es Frühstück, am Mittag Mittagessen und am Abend Abendessen.“
„Papi, aber das Frühstück sollte doch eigentlich Morgenessen heißen – wieso heißt es denn nicht so?“
Der Vater lachte. „Ganz einfach, mein Kind. Morgenessen hört sich nicht sehr gut an. Deswegen haben wir beschlossen, es Frühstück zu nennen. Es gibt ja auch die Zeitstufen früh und spät. Und es ist ja früh. Und das Frühstück ist ja auch ein Stück von dem, was wir essen. Und insgesamt ergibt es – rate mal, was? – das Frühstück!“
„Komm, jetzt gehen wir aber zum Morgenessen, ich meine natürlich zum Frühstück!“
Da mussten sie beide lachen. Der Vater hob sein vorwitziges Sträußchen aus dem Bett heraus und sie gingen gemeinsam zum Frühstück.