Читать книгу Unsere tägliche Krise gib uns heute - Mirja Du Mont - Страница 5
ОглавлениеGOTT UND DIE FRAUEN
Ganz klar, die Menschheitsgeschichte muss neu geschrieben werden. Bereits der Beginn kann nicht als authentisch gelten und so nur von einem weiblichen Wesen beschrieben worden sein. Nachdem davon auszugehen ist, dass Gott ein Mann ist, muss eine Frau das erste menschliche Lebewesen auf dieser Erde gewesen sein. Sie fragen sich nun sicher, warum.
Bekanntermaßen hat Gott sieben Tage für die Erschaffung dieser wenig vollkommenen Welt gebraucht. Ich bitte Sie: Stellen Sie sich vor, Sie sind allmächtig. Würden Sie sieben Tage für all das brauchen? Höchstens einen halben Tag!
Also, womit hat Gott dann die restlichen sechseinhalb Tage verplempert? Genau, er hat in dieser verbleibenden Zeit versucht, die perfekte Frau zu erschaffen, und genau das hat sich so hingezogen.
Das erste Modell wollte einen kleineren Po und einen größeren Busen. Aber bei der Statik von Busen-groß-Po-klein fiel natürlich der erste Prototyp ständig nach vorne um. Dann wollte das nächste Modell blond sein, das andere schwarzhaarig ... und so ging es ständig weiter.
Schlussendlich sah unser Herr ein, dass es ein Fehler gewesen war, der Frau schon bei ihrer Konstruktion einen eigenen Willen zu geben, denn damit hatten seine Probleme begonnen.
In dem göttlichen Bemühen, ein Wesen zu erschaffen, das der männlichen Perfektion, seinem Ebenbild, annähernd gleichkommen würde, verbrauchte Gott also den größten Teil der Schöpfungswoche. Er erkannte deprimiert, dass er für ein fehlerfreies weibliches Modell Jahrzehnte gebraucht hätte.
Die Erschaffung des Mannes war dagegen ein Spaziergang. 85 Prozent Geschlechtstrieb, der locker auch noch als Hirn fungieren konnte, 5 Prozent innere Organe, wobei die Leber besonders stark ausgeprägt und belastbar sein musste, und 10 Prozent Muskeln; schon war der erste Prototyp Mann fertig.
Zurück zur Urlüge, Gott hätte zuerst den Mann erschaffen und dann das Weib aus dessen Rippe geformt. Eine Behauptung, die sich über Jahrtausende hartnäckig und unwidersprochen gehalten hat. Kein Wunder. Da Gott ein Mann ist, ist natürlich sein Gedächtnis mit wichtigeren Dingen beschäftigt, als sich daran zu erinnern, was er vor Millionen von Jahren kreiert haben soll. Das männliche Hirn hält sich nämlich mit solch unerheblichen Dingen nicht lange auf. Es sind die wichtigen Fragen des Lebens, die zählen: Wo steht im Eisschrank das Bier? Mit wie vielen Toren muss Schalke gegen Madrid gewinnen, um in die nächste Runde zu kommen? Oder: Wie viel PS hat der neue Porsche?
Es ist außerdem eine lächerliche Behauptung, dass der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies mit einem Apfel begonnen haben sollen. Man stelle sich einmal vor: Eva (natürlich unbekleidet) lockt Mann mit einem Apfel. Mann nimmt Apfel und beißt hinein. Völlig unglaubwürdig. Es müsste heißen: Frau lockt nackend mit Apfel, Mann zerrt Frau ins Gebüsch, Apfel bleibt zurück. Oder, in der Alternativversion: Frau lockt (nackend) mit Flasche Bier, Mann trinkt Bier und zerrt Frau trotzdem ins Gebüsch. Leere Flasche bleibt zurück.
Egal welche Version, das Gebüsch bleibt immer das gleiche. Was schließen wir daraus? Es muss anders gewesen sein!
Die Frau war also fraglos zuerst da, aber schlau wie sie nun mal ist, begab sie sich mit gespielter Unterwürfigkeit auf die zweite Position und behauptete, sie sei erst nach dem Mann erschaffen worden (wohl wissend, dass sich Gott nach der langen Zeit und all dem Stress nicht mehr daran erinnern würde). So kann sie sich ruhig zurücklehnen und alle Fehler dem Mann in die Schuhe schieben, ganz nach dem Motto: Wer zuerst da war, ist immer an allem schuld! „Hä? Wie kann es dann sein, dass ihr Männer uns Frauen jahrhundertelang die Schuld an der ganzen Apfelgeschichte zugeschoben habt? Und wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass Gott nur ein Mann sein kann? Das ist so was von fantasielos! Typisch Mann!“
Was dieses Buch soll
Nein, dieses Buch hilft nicht, Vorurteile abzubauen. Und es ist keine theologische Arbeit. Alle Frauen dürfen sicher sein: Wir geben Ihnen in diesem Buch recht. Alle Männern übrigens auch. Wenn Sie Gründe suchen, Beweise, Ausreden – hier werden Sie fündig.
Wo Sie sich bestätigt sehen, berufen Sie sich gerne auf uns. Wo Sie sich missverstanden fühlen, betrachten Sie alles, was wir hier schreiben, als fatalen Irrtum. Und wo Sie der Meinung sind, das ist zwar Unsinn, aber amüsant, empfehlen Sie uns gerne weiter.
TYPISCH FRAU
Es gibt eine Menge Vorurteile über Frauen. Die meisten davon sind selbstverständlich richtig. So weit die gute Nachricht. Die schlechte: Meine Frau bestätigt die meisten davon – nicht. Sie parkt besser ein als ich, sie ist besser im Kopfrechnen, und den Schraubenzieher schwingt sie in unserem Haushalt sowieso. Dennoch ist sie eine typische Frau, und Frauen erwarten alle das Gleiche.
Schauen wir uns doch das mal genauer an: Natürlich sollen wir Männer einfühlsam sein und rücksichtsvoll. Wir sollen zuhören können und gelegentlich auch mal etwas zum Gespräch beitragen. Sensibel hätten uns die Frauen gerne und feinsinnig. Dabei nicht ungalant, sondern ganz Gentleman der alten Schule. Die Rechnung zahlen? Klar, so emanzipiert, dass sie sich nicht einladen ließen, sind doch nur militante Feministinnen.
Der Mann sei also Lamm und Araber aus edlem Gestüt, gleichzeitig ein bisschen Schmusekater und wenn nötig auch ein Löwe. Nicht selten außerdem eine Mischung aus bester Freundin, Schmusedecke und Daily Soap. Aber den Rasen mähen muss er können. Und die Hecke schneiden. Er soll sich mit Handwerkern herumschlagen, wenn er nicht sowieso gleich selbst zum Werkzeug greift (wobei der kluge Impuls dazu gerne von der Frau kommen darf). Ein guter Mann sollte die Waschmaschine nicht nur bedienen, sondern sie auch gleich reparieren können. Darüber hinaus darf er die Wände streichen, verklebte Einmachgläser öffnen, den DVD-Player programmieren, den Müll raustragen, muss den Mülleimerdeckel wieder anbringen können und sämtliche elektrischen Leitungen im Haus mit Vornamen kennen – und selbstverständlich in der Lage sein, sie ab- und umzuklemmen. Ach ja, es ist darauf zu achten, dass er keinen Schmerbauch entwickelt, kinderlieb und abends sowie an Wochenenden familiär verfügbar ist. Während er den Abwasch erledigt, soll er aussehen wie George Clooney, wenn der mal einen richtig guten Tag hat.
Solch ein Mann ist, wenn er den weiblichen Vorstellungen entsprechen soll, eigentlich nichts weniger als ein überirdisches Wesen mit praktisch unbegrenzten Fähigkeiten. Und das sagt viel über die Frauen aus.
Was mir – leider erst sehr spät – aufgefallen ist, ist, dass Männer und Frauen meist Spiegelbilder sind. Vielleicht kommt es daher, dass wir einander so lange Zeit gefallen wollen. Bis wir irgendwann einsehen, dass das dauerhaft gar nicht möglich ist. Jedenfalls aus männlicher Sicht. Denn die Anforderungen an den Mann wachsen leider mit der Zeit. In dem Maße, in dem wir Männer dem ursprünglichen Ideal näherkommen, steigen die Ansprüche, und je länger eine Frau an ihrem Mann herumerzieht (denn, seien wir doch mal ehrlich, das tut fast jede, und zwar andauernd), umso ehrgeiziger wird sie dabei.
Leider bemerken die meisten Frauen nicht, dass sich ihr Ziel immer weiter verschiebt, je mehr sie sich ihm nähern. Mit anderen Worten: Das Ganze ist eine unendliche Geschichte. Und so kommen wir nie zusammen: wir Männer und die Übermenschen, die wir sein sollten.
Gleichzeitig tendieren die meisten Frauen dazu, wegen dieser unerwarteten Blindgängerei entweder zunehmenden Unmut zu entwickeln – oder eine ausgeprägte Resignation. Idealerweise resigniert die Frau jedoch freundlich-liebevoll, indem sie einsieht, dass das nie was wird und dass sie ihren Mann trotzdem lieb hat (den kleinen Versager).
Zum Trost sei den Frauen versichert: Die Frustration auf männlicher Seite ist nicht geringer. Ständig sollen und wollen wir ein anderer, ein besserer Mann sein – und kaum haben wir ein Problem in den Griff gekriegt, da stellen sich ein halbes Dutzend neue Herausforderungen.
Das heißt, die Frauen stellen sie uns.
Es ist also nicht leicht, ein für beide Seiten befriedigendes Zusammenleben von Frau und Mann zu erreichen.
Ein guter Freund von mir sagt immer: Wenn du glücklich werden willst, heirate. Wenn du nicht unglücklich werden willst, heirate nicht.
Klar ist, wir alle, ob Frau oder Mann, lassen uns nicht über einen Kamm scheren. Aber es ist schon was dran: Männer sind anders. Und Frauen erst recht.
Die Natur hat es freundlich so eingerichtet, dass uns jedenfalls nie langweilig wird in dieser Konstellation. Nur die ganz Unbegabten öden sich an. Alle anderen haben immer an sich und am Partner zu arbeiten. Letzteres macht natürlich viel mehr Spaß.
TYPISCH MANN
Klar, den typischen Mann, den gibt es. Millionenfach. Männer sind einfach komplett andere Wesen. Und die Vorurteile stimmen. Jedenfalls fast alle und fast immer. Auch bei Sky.
Wenn es immer wieder Paare gibt, bei denen es mit so einem Mann gut geht, ist das selbstverständlich das Verdienst der Frau. Das liegt vor allem daran, wie unterschiedlich sich Frauen die Männer wünschen und Männer die Frauen!
Wenn ich zum Beispiel überlege, was Sky über die Frage denkt, wie Frauen sich Männer vermutlich vorstellen, dann fallen mir nur zahme Tugenden ein. Er soll treu, kinderlieb, humorvoll, verlässlich – und natürlich ein Gentleman sein. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber viele Frauen wünschen sich eher den verwegenen Typ. Der muss nicht schön sein, schon gar nicht gestriegelt. Doch eine wilde, ein bisschen animalische Ausstrahlung wie bei dem Kerl aus der Deowerbung würde nicht schaden und wirkt äußerst anziehend. Frauen wollen Helden!
Und die Männer? Die hätten natürlich gerne eine verständnisvolle Frau, die nicht herummotzt, wenn er mal wieder einen Abend mit Fußballgucken zubringt oder am Stammtisch. Tolerant soll sie sein, wenn er im Büro festsitzt, und erst recht, wenn er wieder nicht vom Computer loskommt (und von seinen bescheuerten Games). Am besten holt sie ihm dann ein Bier, weil er ja nicht wegkann. Also lieb und nett soll sie sein. Aber wenn sie sich enthüllt, dann natürlich supersexy und auf keinen Fall zurückhaltend im Bett. Dabei sind Männer, was das Äußere angeht, längst nicht so speziell wie man allgemein annimmt. Denn sie sind vor allem bequem. Wenn die Servicestation Frau funktioniert, geben sie sich durchaus tolerant.
Frauen sind anders als Männer
Dies ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Männer scheinen aus einer anderen Galaxie zu kommen. Sie sind fremdgesteuert, um nicht zu sagen triebgesteuert. Frauen dagegen sind musik-, geruchs-, stimmungs- und konsumgesteuert. Der Kauf einer neuen Handtasche oder neuer Schuhe schüttet bei Frauen dasselbe Glückshormon aus wie Sex beim Mann.
Erstaunlich eigentlich, dass Frauen trotzdem so oft den Falschen erwischen. Denn die Sache mit der Intuition, die ja angeblich weiblich ist, die gibt’s, das schwöre ich. Und so ganz grundlegend ändert sich der Typ auch gar nicht mehr, wenn man ihn mal an der Angel hat.
Deshalb müsste eine Frau, wenn sie auf ihren Bauch hört, eigentlich immer die richtige Wahl treffen. Und doch liegen so viele falsch. Oder jedenfalls ein bisschen daneben.
Zum Trost sei gesagt: Man kann da etwas tun, das Geheimnis lautet Erziehung. Es gibt schließlich kein Naturgesetz, wonach die Frau kochen und bügeln muss, auch wenn sich das viele Kerle so wünschen.
Sky bügelt übrigens, ich koche, hier ergänzen wir uns prima. Zugegeben, ich habe da einen Glücksgriff getan. Was in meinem Fall auch bitter nötig war, denn meine Mutter hat mich immer zur Hausarbeit gedrängt und anschließend Abnahme gemacht. Das Ergebnis war, dass ich schließlich überhaupt keine Lust mehr hatte, zu putzen oder aufzuräumen, und nach dem Motto lebe: Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen. In diesem Punkt hat sich in unserer Partnerschaft das klassische Rollenklischee ganz einfach umgedreht.
Wir müssen die Frage, wozu es überhaupt Männer gibt, also nicht beantworten mit dem alten Spruch: „Weil ein Vibrator nicht den Rasen mähen kann“, sondern können als Grund angeben: Weil es doch noch Hoffnung gibt auf ein Happy End.