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Der Mann rät: Achten Sie auf die unausgesprochene Einladung der Frau

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Was Mann wissen sollte: Frauen tun den ersten Schritt. Auch wenn sie gar nichts tun! Aber sie sind es, die das Signal geben: „Du darfst.“ Frauen können so schnell den Laden zumachen, dass sich jede weitere Bemühung erübrigt, wenn dieses erste Signal fehlt – oder wenn der Eingeladene nicht in der gewünschten Weise reagiert hat. Klar: Frauen wissen, was sie wollen. Und manchmal wollen sie eben den Mann. Dann sprechen sie wortlos die Einladung aus: „Ja, ich will angeflirtet werden.“ Oder eben nicht. Letzteres ist für manchen Mann ein nachhaltiger Schock. Aber da müssen wir eben durch.

Es war ein eiskalter Donnerstag im Januar. Der Bitte eines Regisseurs, mit dem ich gerade einen eher mittelmäßigen Film gedreht hatte, doch unbedingt mit zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises zu kommen, konnte ich nur mit fadenscheinigen Ausreden begegnen. Sie ahnen es: Es gelang mir nicht, aus der Nummer herauszukommen, also sagte ich widerwillig zu. Hätte ich gewusst, dass dieser Abend mein Leben verändern würde – und wie er es verändern würde –, ich wäre freudig bereits fünf Stunden vor Beginn der Veranstaltung da gewesen.

Da meine hellseherischen Fähigkeiten in der Regel jedoch dürftig sind und die Lust auf diesen Abend sich in Grenzen hielt, nahm ich mir vor, möglichst früh wieder zu gehen, während ich mich in einen viel zu engen Anzug zwängte und ins Hotel Vier Jahreszeiten schleppte. Dort hatten wir uns verabredet.

Und klar, wie sollte es auch anders sein, der Regisseur und seine Entourage fehlten. Der Gedanke, diesen Wink des Schicksals zu nutzen und mich aus dem Staub zu machen (ich warte äußerst ungern), wurde von der Ankunft einer blonden, unbeschreiblich attraktiven Frau zunichte gemacht, denn meine Hormone feierten in diesem Augenblick eine wundersame Wiederauferstehung.

Mirja war in mein Leben getreten. Natürlich ahnte ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber ich fühlte deutlich, dass etwas Bedeutendes geschehen war.

In den folgenden Jahren haben wir immer wieder über diesen ersten Blick, diesen ersten Moment gesprochen. Mirja weiß bis zum heutigen Tag, was ich anhatte, was ich sagte und wie dämlich ich sie angesehen haben muss. Mein Bewusstsein war, hormonell bedingt, dermaßen beeinträchtigt, dass ich nur noch zwei Dinge in Erinnerung behalten habe: Sie trug ein rotes, knallenges Kleid, hatte Stil und einen atemberaubenden Körper. Naja, das mit dem Stil habe ich natürlich erst viel später bemerkt, zunächst war ich überwiegend optisch beschäftigt.

Unsere tägliche Krise gib uns heute

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