Читать книгу Luzy Bloom: Ab heute will ich S...x - Sabine Howe, Mizzi Malone - Страница 6

Kapitel 2

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Öffne dein Lustschloss und spüre den heißen Hauch des Südens

Mein erstes Date soll auf jeden Fall ein Erfolg werden. Also in erotischer Hinsicht kann ich das natürlich nicht vorher wissen, aber ich möchte zumindest sichergehen, dass es am Ende dorthin führt, wo ich hin will: ins Bett (im übertragenen Sinne, von mir aus könnte es auch auf dem Küchentisch passieren oder auf einer Parkbank). Deshalb gehe ich im Geiste meine naheliegenden Optionen durch. Da ist dieser niedliche Kellner in dem Coffeeshop, bei dem ich mir morgens nach dem Joggen immer meinen Hafer-Latte hole. Das habe ich mir nach der Trennung von David-Alexander angewöhnt – also beides: das Joggen und den Hafer-Latte. Der niedliche Kellner heißt Gary, kommt aus Australien, ist, würde ich sagen, Ende 20 und hat so einen süßen Akzent. Er ist mindestens 1,90 Meter groß, was schon mal gut ist, und trägt einen dunkelblonden Dutt. Ja, ich weiß, ist nicht jedermanns beziehungsweise -fraus Sache, aber ich stehe nun mal drauf. Allerdings ist er nicht meine erste Wahl für mein Auftakt-Date. Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist er mir eine Spur zu schmächtig. Er trägt seine Jeans im Baggy-Style, und ich habe immer Angst, dass ihm die Hose gleich völlig abrutscht, weil da irgendwie kein richtiger Hintern drin ist. Meistens hat er dazu ein T-Shirt mit V-Ausschnitt an. Insgesamt hat er eine sexy Ausstrahlung und inmitten seines Hipster-Barts ein wirklich anziehendes Lächeln.

Trotzdem: Ich nehme mir vor, Gary erst einmal aufzuschieben. Wer weiß, vielleicht lecke ich mir nach ein paar Reinfällen noch alle zehn Finger nach ihm.

Also weiter: Neulich habe ich auf einer kleinen Party bei Dina ihren neuen Kollegen kennengelernt, Alex. Typ Werber, was kein Wunder ist, weil Dina in einer Werbeagentur arbeitet, also was machen wohl ihre Kollegen?! Haha, schlaue Luzy! Alex sieht echt gut aus: groß, schlank, trainiert, kurzes blondes Haar und hellblaue Augen. Sehr selbstbewusst – und seine Anekdote, wie er sich vor der ersten Präsentation vor einem neuen Kunden für Slipeinlagen noch eben die Hände waschen wollte, die Seife aus dem Spender dann auf seinem Hosenschlitz landete, er den peinlichen Fleck wegwischen wollte und das ganze Dilemma immer größer und größer wurde, bis es am Ende so aussah, als hätte er sich in die Hose gemacht, war wirklich zu komisch.

„Wie ist es ausgegangen?“, fragte ich.

„Ich habe dem Kunden vorgeschlagen, über ein entsprechendes Einlageprodukt für Männer nachzudenken, und wir haben alle herzlich gelacht.“

Typisch. Männer kommen aus ihren eigenen Geschichten immer als Gewinner raus – selbst aus den peinlichsten Situationen. Also Alex muss ich mir erst zutrauen, und dafür muss ich meinen Erfahrungsschatz vergrößern.

Ich durchforste meine Kontakte auf dem Handy.

1. Addy, ehemaliger Schulfreund, Computernerd mit leichtem Bauchansatz und komplett asexuell – kommt beim besten Willen nicht infrage.

2. Chris, kenne ich aus meiner Zeit im Gym – sexy, sehr trainiert, groß, blond, ein bisschen naiv, aber ganz süß. Mal sehen …

3. Daniel – mein allerbester Freund, Ende 30, Musiker, spielt Schlagzeug, superlustig, schlau, schlagfertig, gut aussehend mit dunkelroten Locken und einer Topfigur, sensationeller Tänzer. schräg und immer ‚up-to-date’. „In den USA verletzen sich jedes Jahr 11.000 Menschen bei erotischen Experimenten.“ So was muss man erst mal wissen! Also Daniel wäre mein Mr. Right – gäbe es da nicht eine Sache: Daniel ist … Nein, nicht schwul. Er ist nur 1,65 Meter groß, und das ist mir definitiv zu klein.

„Das sagt aber nichts über meine Penisgröße!“

Mag sein, geht aber trotzdem nicht!

4. Gil – ein ehemaliger Studienkollege von mir, groß, ein bisschen schlaksig, Typ Cordanzug, hip, mit einem ausgeprägten Sinn fürs Romantische, liebt und schreibt Gedichte – wäre einen Versuch wert. Ich habe allerdings lange nichts von ihm gehört, womöglich ist er längst in einer Beziehung und liest seinen Kindern Goethe vor

5. Herbert – hat um die Ecke von meiner Wohnung ein Architekturbüro. Anfang 40, sehr lässig, wuschelige Locken, ein Lächeln wie Ryan Gosling, Topbody – ist leider gerade frisch verliebt, sonst wäre er meine erste Wahl gewesen

6. Kasimir, Haus- und Hofhandwerker meiner Eltern. Er kommt aus Polen, dürfte so um die 40 sein, hat ebenfalls einen sehr süßen Akzent (ich merke gerade, dass ich auf Akzente stehe), trägt Glatze (steht ihm sehr gut), arbeitet gerne mit freiem Oberkörper, ist etwa so groß wie ich und hat diese erotische Ausstrahlung eines Stahlarbeiters. Ziemlich sexy.

7. Mike – guter Freund von Dina. Nicht hübsch, nicht hässlich, Typ Jeff Bezos in jung. Immer ungebunden, feiert gerne und lässt nichts anbrennen. Möglich, aber kein Muss.

8. Robin ist Ende 30. Ihn habe ich mal im Bus kennengelernt. Arbeitet in einer Szenebar. Ich war schon ein paarmal da, und er ist wirklich total niedlich: ein bisschen zerzaust, offenes Gesicht, dunkelblonde Mähne, strahlendes Lächeln, kleine Lachfältchen um Augen und Mund, nicht sehr groß, aber größer als ich, immer im sehr lässigen Outfit – Jeans und Hemden mit Blumenmuster. Ich bin mir aber nicht sicher, ob er schwul ist.

9. Und dann, ebenfalls unter „R“, stoße ich auf Ramon. Treffer! Ramon ist der Salsa-Lehrer, von dem Dina mir schon seit zwei Jahren vorschwärmt. „Der ist so wahnsinnig sexy – wenn ich nicht vergeben wäre, würde ich sofort mit ihm in die Kiste steigen!“

„Susan aus unserem Kurs hat mit Ramon eine Nacht verbracht – die ist völlig hin und weg.“

„Ramon hat mich heute so angetanzt, das hat mich total angemacht.“

Inzwischen ist Dina von Salsa mit Ramon zu Vinyasa Yoga mit Vidya gewechselt. „Es wurde mir einfach zu heiß mit Ramon – ich suche mir jetzt nur noch Kurse, in denen Frauen unterrichten.“

Ramon! Das bedeutet: Ich muss mich zum Salsa-Kurs anmelden. Dabei ist Tanzen nicht gerade meine Stärke. Meine Kondition lässt auch zu wünschen übrig. Und Sport im Allgemeinen gehört sowieso nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Immerhin jogge ich jetzt seit zwei Monaten – das dürfte ein bisschen helfen. Auf keinen Fall kann ich da einfach so auftauchen und direkt mitmachen. Ich muss mich vorbereiten. Vor allem optisch. Deshalb kaufe ich mir erst mal ein neues Sportoutfit. In der Umkleidekabine überfallen mich übelste Selbstzweifel, weil das Licht von oben auf meinen Körper fällt. Sehe ich da erste Dellen auf meinen Oberschenkeln? Seit wann wölbt sich mein Bauch über dem Gummizug? Sind die verlorenen vier Liebeskummer-Kilos heimlich zurückgekehrt? Kann man mit Mitte 30 überhaupt noch bauchfrei zum Sport gehen? Und wie sieht das Ganze in Bewegung aus? Ich hüpfe in schwarzen Shorts und einem weißen Sport BH vor dem Spiegel auf und ab.

„Alles in Ordnung da drin?“, fragt eine männliche Stimme vor der Kabine, und in einem übermutigen Impuls öffne ich den Vorhang und frage:

„Ich weiß nicht. Was meinen Sie?“

Der junge Verkäufer, der aussieht wie der jüngere Bruder von Boris Johnson, wird rot und stammelt:

„Also, ich find’s cool.“

„Danke“, flöte ich und ziehe den Vorhang wieder zu. Ich kaufe die Shorts eine Nummer größer, dann quetscht nichts mehr, und nehme noch ein schwarzes weites Oberteil mit riesigen Armausschnitten, durch die ein bisschen Haut und weißer Sport-BH durchblitzen.

Zuhause vor dem Spiegel drehe ich mich zufrieden um mich selbst und wähle Ramons Nummer. „Oi! Ramon hier.“

„Oi! (Oh mein Gott, habe ich das gerade wirklich gesagt?) Äh, hier spricht Luzy. Ich bin eine Freundin von Dina. Sie war mal bei dir im Salsa-Kurs. Ich weiß nicht, ob du dich erinnerst …“

„Querida – wenn ich mich an alle Frauen erinnern würde, die bei mir im Kurs waren, dann hätte ich keine Zeit mehr zu tanzen.“

‚Na, hoffentlich erinnerst du dich wenigstens an die, die du gevögelt hast’, schießt es mir durch den Kopf.

„Ist ja auch nicht so wichtig“, sage ich. „Ich rufe an, weil ich gerne mal eine Probestunde bei dir machen würde.“

„Allein?“, fragt er.

Meine Stunde hat geschlagen!

„Ja, am liebsten allein.“

„Das ist nicht billig, eine Einzelstunde kostet 50 Euro. Zu zweit 30 Euro und in der Gruppe 15 Euro.“

„Einzelstunde“, beharre ich.

„Esta bem, Querida. Ich könnte übermorgen um 10 oder um 18 Uhr.“

„Um 18 Uhr.“

Auf jeden Fall abends!

„Super.“

Er gibt mir die Adresse des Studios, und wir legen auf. Ich weiß überhaupt nicht, wie Ramon aussieht, deshalb gehe ich ins Internet und tippe „berühmte Brasilianer“ ein. Neymar, Ronaldinho, Ronaldo – alles Fußballer. Ich kenne keinen und finde einen unattraktiver als den nächsten. Deshalb beschließe ich, nicht weiter zu forschen und mich überraschen zu lassen. Schließlich will ich ja auf Abenteuerreise gehen, und Abenteuer lassen sich nicht planen. Aber wenn Dina ihn so umwerfend findet, dann wird da ja was dran sein.

Meine Lässigkeit hält bis zu dem Moment, in dem ich in meinem Mini Cooper Richtung Salsa-Studio fahre.

‚Wenn er dir nicht gefällt, musst du ja nichts mit ihm anfangen’, beruhige ich mich.

‚Aber was, wenn ich ihm nicht gefalle?’, ätzt eine andere Stimme in mir. ‚Was, wenn er nicht die geringsten Anstalten in Richtung Flirt macht?‘ Der Blick in den Rückspiegel entstresst mich ein wenig. Ich sehe gut aus, nur wenig geschminkt, die Haare zu einem sportlichen Dutt hochgebunden, leicht rote Wangen, vielleicht vor Aufregung. Ich trage ein hellblaues sportliches Hemdblusenkleid, das vorne mit Druckknöpfen verschlossen ist, und dazu weiße Turnschuhe. Meine Sportsachen will ich vor Ort anziehen. Ramon soll mich schließlich erst einmal als Frau wahrnehmen.

Als ich am Studio ankomme, steht die Tür weit offen, aus dem Inneren dringt brasilianische Musik. Ich trete in den gut 100 Quadratmeter großen, komplett verspiegelten Raum, und mir strahlt ein ausgesprochen gut geschnittenes Gesicht mit blendend weißen Zähnen entgegen, das auf einem sehr trainierten, nicht allzu großen Körper sitzt.

‚Hoffentlich ist er nicht kleiner als ich’, schießt mir Regel Nummer 8 durch den Kopf. Ramon kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu, umfasst meine Schultern und küsst mich zur Begrüßung mit drei Küsschen auf die Wange: links, rechts, links.

„Oi, meine Schöne.“

Ich verkneife mir ein weiteres ‚Oi‘ und belasse es bei einem halbwegs entspannten „Hi.“

„Komm rein.“

Wir plaudern ein wenig über das Wetter, das Studio und Brasilien. Dann sagt er:

„Willst du dich noch umziehen? Ich zeige dir die Kabinen.“

In der Umkleide schlägt mir das Herz doch tatsächlich bis zum Hals. Ramon ist total heiß. Er bewegt sich wie eine geschmeidige Katze, mit sehr lässigem Hüftschwung und aufrechtem Gang. Er ist charmant, flirty und sexy. Und: Er ist definitiv nicht kleiner als ich.

‚Gute Wahl, Luzy’, sage ich mir und wage mich in meinem Sportdress in die Höhle des Löwen.

„Schon mal Salsa getanzt?“, fragt er mich.

„Nicht wirklich – deshalb wollte ich ja auch eine Einzelstunde.“

„Ach ja?“

Er lächelt, und ich weiß nicht recht, was ich antworten soll.

„Dann stell dich mal hier vor den Spiegel.“

Er schaltet die Musikanlage an, platziert sich direkt hinter mir, umfasst meine Hüften und beginnt, mich langsam hin und her zu wiegen.

„Schön lockerlassen.“

Es dauert ein paar Sekunden, aber dann bewege ich mich im Rhythmus zu seinem Hüftschwung. Erst von rechts nach links, dann kreisend. Unsere Blicke begegnen sich im Spiegel. Ramon lächelt und setzt einen Fuß nach rechts. Ich folge ihm, Fuß zur Mitte, Fuß nach links. Ich fühle seinen Atem in meinem Nacken, und mir stellen sich die Härchen auf. „Nicht nachdenken, Querida!“, flüstert er. „Konzentrier dich nur auf meine Bewegungen.“

Sein Körper schwingt warm und geschmeidig hinter meinem. Seine Hände wandern von meinen Hüften zu meiner Taille. Er dirigiert mich sanft zu der Musik, lässt mich los, dreht mich zu sich, zieht mich an sich, schiebt mich wieder weg, wirbelt mich zurück. Das Ganze mit einer Anmut und Eleganz, die mir die Sinne rauben. Seine Handgriffe sind bestimmt, aber nicht fordernd. Wir kommen uns ganz nah und entfernen uns wieder voneinander. Mein Atem geht schneller, aber mein Herz klopft im ruhigen Rhythmus der Vertrautheit. Wir tanzen wie Liebende, die sich verlieren, suchen und wiederfinden.

In einer weiteren Drehung zieht Ramon mich ganz nah an sich heran und streift mit seinen Lippen leicht meine Wange, beim nächsten Mal berührt seine Hand wie zufällig meinen Busen. Als ich mit dem Rücken zu ihm stehe, zieht er mich an sich, und ich spüre, während unsere Hüften im Gleichklang kreisen, seine Erregung. Wieder stößt er mich von sich weg, hält dabei meine Hand, wirbelt mich herum, und während mir vor Aufregung schwindelig wird, tanzt Ramon mich Richtung Sofa. Wir gleiten hinein, und er flüstert ganz leise:

„Nicht bewegen.“

Was dann passiert, habe ich eingangs beschrieben: Ich erlebe den besten Orgasmus meines bisherigen Lebens, und während ich noch bebe, fährt Ramon mit seinem harten Penis in unseren verschränkten Händen auf und ab, bis er sich leise stöhnend auf meinem Bauch entlädt. Er lächelt mich strahlend an.

„Zufrieden?“

„Mehr als das. Du bist ein Magier“, sage ich. „Woher weißt du, was Frauen lieben?“

„Ich weiß es, weil ich die Frauen liebe!“

Und ich liebe Ramon. Zumindest in diesem Augenblick.

Auf dem Heimweg überdenke ich meine Regeln. Maximal drei Treffen. Das ist hart. Am liebsten würde ich Ramon von nun an jeden Tag sehen. Aber ich reiße mich zusammen.

‚Wenn du etwas erleben willst, Luzy, dann bleib’ nicht gleich an der ersten guten Geschichte hängen.’

Ich nehme mir vor, Ramon im Laufe meiner Abenteuerreise noch zwei weitere Male zu treffen – irgendwann zwischendurch, wenn mir der Sinn nach gutem Sex steht.

Luzy Bloom: Ab heute will ich S...x

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