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DIE GEISSLEIN

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Ich gebe es gerne zu, ich bin manchmal ziemlich chaotisch. Dabei braucht Basti klare Ansagen. Ich wollte an diesem Tag einkaufen fahren.

»Ich gehe einkaufen und komme in zwei Stunden wieder.«

Eine klare Ansage, aber ich würde exakt in zwei Stunden wiederkommen müssen, sonst würde Panik ausbrechen. Basti könnte die Polizei rufen, Möbelstücke zerschlagen oder sonst wie austicken.

Ich beeilte mich daher, schnappte meinen Einkaufskorb, warf in aller Eile Geldbörse und Einkaufszettel hinein, verließ das Haus und schlug die Tür hinter mir zu. Als ich mein Auto aufschließen wollte, begann das Dilemma. Ich hatte meinen Schlüsselbund im Haus liegen lassen. Ich also zurück und geklingelt.

Nur wenige Sekunden später hörte ich Bastis Stimme etwas gedämpft durch das geschlossene Fenster im ersten Stock: »Wer da?«

Ich hatte ihm ja beigebracht, dass er Fremden die Tür nicht öffnen soll und rief fröhlich zurück: »Ich bin es!«

»›Ich‹ ist keine gültige Ansage. – Wer da?«

»Ich bin es«, wiederholte ich mich und fügte hastig hinzu, »deine Mutter!«

»Meine Mutter ist nicht da, die kommt erst in zwei Stunden wieder … Wer da?«

Meine Stimme war nun nicht mehr ganz so fröhlich: »Ich bin es, deine Mutter, LASS MICH REIN!«

»Meine Mutter ist nicht da, die kommt erst in zwei Stunden wieder … Wer da?«

Der kurze Eindruck eines Déjà-vu überkam mich und verflog sofort wieder.

»DEINE MUTTER!« Meine Stimme wurde lauter.

»Das sagten Sie bereits. Meine Mutter ist nicht zu Hause. Sie kommt erst …«

Ich unterbrach ihn, denn langsam verlor ich die Geduld.

»Ich hab meinen Schlüssel vergessen. Mach die Tür auf.«

»Meine Mutter hat gesagt, ich darf keinem Fremden die Tür aufmachen.«

»ICH BIN ABER KEIN FREMDER! ICH BIN DEINE MUTTER!«

Anscheinend hatte nun auch er begriffen, dass es wenig Sinn ergibt, ständig den gleichen Satz zu wiederholen: »Beweise?!«

Ich ergriff sofort diese Chance: »Mach das Fenster auf und beug dich heraus, dann siehst du mich.« Hoffnung machte sich in mir breit und wurde gleich wieder zerschlagen.

»Das ist ein Trick, damit Sie mich durch das offene Fenster überfallen können, darauf fall ich nicht rein.«

Tolle Logik! Ein neues Argument musste her: »Du erkennst mich doch an meiner Stimme!«

Und nun folgte der alles entscheidende letzte Ruf meines Sohnes, der mich die nächsten 110 Minuten auf der Treppe hat sitzen lassen: »Das hat der Wolf bei den sieben Geißlein auch gesagt!« Damit war die Diskussion beendet, denn Basti antwortete nun nicht mehr auf meine Zurufe oder mein Klingeln.

Ein Glück nur, dass der Tag warm war und ich mir auf der Treppe nicht auch noch den Hintern abfror.

Pünktlich nach der verabredeten Zeit klingelte ich erneut. Basti fragte, wer da sei und ließ mich sofort ins Haus, als ich mich als seine Mutter zu erkennen gab. Stolz berichtete er mir, sobald ich die Wohnung betreten hatte, dass ein Fremder dagewesen sei, der sich als seine Mutter ausgegeben hätte, dass er aber auf keinen Trick hereingefallen wäre und diesen Fremden nicht ins Haus gelassen hatte. Ich erklärte ihm, dass das tatsächlich ich war und kein Fremder.

»Aber du hast gesagt, du kommst in zwei Stunden wieder und die waren noch nicht um. Du hättest ja gleich sagen können, dass du schon nach wenigen Minuten wieder rein willst.«

Weitere Diskussionen wären im Leeren verlaufen, ich habe seitdem immer einen Schlüssel bei der Nachbarin hinterlegt.

Bastis Welt

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