Читать книгу Wenn ich tanzen will - Monika Herbrand - Страница 12
Arbeit
ОглавлениеFrage: Was bedeutet für dich Arbeit und einen Beruf auszuüben?
„Arbeit“, ein Wort mit unendlichen Bedeutungen. Ein Wort, welches seine Wertschätzung verloren hat, ein Wort, das benutzt und eingesetzt wird bei unendlich vielen Situationen, Momenten, Tun und Lassen.
Und, weißt Du es noch, was das Wort „Arbeit“ bedeutet!?
Zähne putzen, Haare kämmen, Blumen gießen, Eis essen, lachen, tanzen – alles was wir tun und wenn wir nur Ein- und Ausatmen, fällt unter die Bedeutung des Wortes „Arbeit“. Energie, Schwingungen, Zellen, Nerven und bis zu den kleinsten Teilchen der Moleküle, Atome, Ionen. All das bewegt sich (lebt, ist da, Dasein) und verändert sich jeden neuen Moment.
Die Faszination des aus dem Nichts entstandenen Anstoßes einer in aller Ewigkeit fortlaufenden Reaktion des steuerbaren Bewussten und umhüllten Unbewussten. Diese Bedeutung schenke ich dem Wort „Arbeit“ mit all ewiger Wertschätzung.
Wahrscheinlich hat man gemerkt, dass das Wort „Arbeit“ nicht mehr als ein einziges Kopfbild benutzt werden kann und stellte diesem Wort noch ein paar andere dazu.
Arbeit – Beruf, Arbeit – Job, Arbeit – anstrengend ...
„Arbeit“ auf „Beruf“ bewortet oder Job oder anstrengend... „Das war Arbeit...“ – gemeint ist aber, das war anstrengend – so habe ich es erfahren, gelernt und mittlerweile verstanden!!
Einen Beruf dagegen muss man erlernen und ausüben, das macht man so. Manche Menschen haben an ihrem Beruf Freude und Interesse, die anderen klagen, jammern und sind nicht gut gelaunt. Mein gelernter Beruf ist Verkäuferin. Meine Lehre machte ich in einem Schuhfachgeschäft. Die Schuhe waren sehr teuer. 90% meiner Lehrzeit war ich im Lager tätig, das hat mir sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht. Oben im Laden (Verkaufsbereich) war ich nicht zu gebrauchen, wie alle sagten, und ich war erleichtert, im Laden keine Kunden bedienen zu müssen. Ich habe es versucht (gezwungenermaßen), doch vor lauter Verkrampfung habe ich immer die Worte und Sätze vergessen, die man dann sagt. Ich mochte es nicht und war in Aufruhr, wenn Kunden sich mir näherten. Oft habe ich sie falsch verstanden und gedacht „man bin ich dumm und blöde“ weil ich oft nicht wusste, was sie von mir wollten. Ich war überhaupt nicht wortgewandt. Meine Kolleginnen erzählten Romane und unterhielten sich mit den Kunden – aber nicht nur über Schuhe. Einfach so, - wie machen die das??? (Heute weiß ich warum!) „Die Schuhe passen“ - „Ja“; „Die Schuhe sind schön“ - „Ja“; „Ich kaufe die Schuhe“ - „Ja“ oder „Nein“! So einfach geht das doch, das reicht doch. Schuhe anschauen, Schuhe schön, dann anziehen, passen, kaufen.
Dafür mochten meine Kolleginnen die Lagerarbeit nicht, ich fand sie klasse. Das Lager bestand fast nur aus Regalen mit vielen schmalen Gängen und in den Regalen waren die Schuhkartons aneinander einsortiert. Wenn Schuhe verkauft wurden, entstand im Regal ein Loch, eine Lücke. Es war meine Lieblingstätigkeit, die Löcher wieder zu schließen. Man musste neue Schuhkartons (neue Ware) in die Regale einbauen und die Schuhkartons hin- und herschieben, bis eine lückenlose Schuhkartonwand wieder entstand. Man hätte es mit einer Wasserwaage am Regal nachprüfen können, die Kartons saßen alle 1a. Und oft war ich innerlich etwas verärgert, weil die Kollegin schon wieder einen Karton aus dem Regal gezogen hat, naja, die müssen ja verkauft werden.
Ich hatte einige Berufsabschnitte und daher auch „Vorstellungsgespräche“. Die Gespräche sind für mich immer noch so unecht und unlogisch. Ja- und Nein-Fragen und -Antworten reichen doch. Warum unechte Momente erschaffen. Man sagte mir, dass man dieses und jenes auf gar keinen Fall bei einem Vorstellungsgespräch sagen soll/darf. Warum legt man so viel Wert auf geschauspielerte und unechte, vor allen Dingen unwahre Gespräche? Warum darf man nicht sein, wie man ist und einfach sagen: „Ja, diese Tätigkeit möchte ich versuchen auszuüben“ oder „nein“.
Meine jetzige Berufstätigkeit hat mir oftmals Überlebenshilfe geleistet (nicht finanziell, sondern therapeutisch gesehen). Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Es ist eine andere Wirklichkeit in die ich gehen muss, manchmal darf und oft unbedingt will.
Die Tage an denen ich arbeiten gehe sind mir bekannt, doch nicht die Uhrzeit, wann Arbeitsbeginn und -ende ist. Ich muss immer auf den Anruf vom Arbeitgeber warten, das ist oft das Allerschlimmste für mich. Oft schaukele ich wenn mein Arbeitgeber anruft und dann fällt es mir so unendlich schwer, von meiner Wirklichkeit in die andere Wirklichkeit zu springen. Es ist anstrengend etwas darzustellen, was man nicht ist.
Eine Videokassette – ich gehe in die andere Wirklichkeit, dann wird „play“ gedrückt. Ich fühle mich wie in einem Film auf der Videokassette und irgendwann durch Raum und Zeit wird wieder auf „stop“ gedrückt. Ich kann in die Unendlichkeit zurückspulen, doch der Film wird niemals ein Ende haben. Es gibt so vieles, was ich mehr als sehr gut kann und so vieles was ich nicht wahrnehme. Ich möchte einen Beruf ausüben, doch mich nicht mehr quälen.