Читать книгу Freut euch, der Herr ist nahe! - Monika Lehmann-Etzelmüller - Страница 8

II. Gottesdienste 1. Mache dich auf und werde Licht (Jes. 60, 1) – Gottesdienst zum 1. Advent

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• Musik zum Eingang

• Gesprochener Ruf: Freut euch ihr Christen. Freuet euch sehr. Schon ist nahe der Herr!

• Eingangslied: Wir sagen euch an den lieben Advent (EG 17)

Dazu wird die erste Kerze am Adventskranz angezündet. Ein Vorsänger oder eine Vorsängerin singt die Strophen ohne Orgelbegleitung; die Gemeinde antwortet, begleitet von der Orgel, mit dem Kehrvers „Freut euch, ihr Christen“.

• Votum

• Liturgischer Gruß

• Psalmgebet: Psalm 24 (EG Baden 711.2)

• Gloria: Macht hoch die Tür (EG 1,1)

• Eingangsgebet

Jesus, wir machen uns auf den Weg zu dir

und du kommst uns entgegen.

Wir folgen dem Stern unserer Sehnsucht,

am Himmel flammt er auf,

wir folgen dem Flüstern der Engel, die uns rufen:

Kommt und seht,

eine junge Frau ist hoch schwanger,

ein Kind wird geboren.

Wir folgen der Stille, die im Dunkeln leuchtet,

Wir folgen deinem Blick, der uns liebevoll anschaut.

Wir suchen nach dir.

Komm uns entgegen auf dem Weg.

• Adventskyrie (EG 178.6), im Wechsel gesungen

• Gnadenzusage

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer (Sach. 9,9).

• Gloria

• Loblied: Macht hoch die Tür (EG 1,5)

• Tagesgebet

Gott, es ist Winter geworden.

Die Kälte nistet zwischen den Steinen

und du kämmst die letzten Blätter aus den Ästen.

Die Nacht braucht immer länger,

um das Dunkel wegzuschicken,

damit das Licht kommt

auf grauen Stiefeln.

Auch mein Licht wird kleiner,

es flackert im Wind.

Darum komm, Jesus,

mit dem sanften Licht der Sterne,

mit dem zärtlichen Flüstern von Engelsflügeln,

komm mit Worten gegen die Angst.

• Lesung: Matthäus 21, 1-9

• Lobspruch: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn (Vers 9).

• Glaubensbekenntnis

• Hauptlied: Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16)

• Predigt zu Jes. 60, 1

Heute am ersten Advent beginnt ein Weg. Der Weg zum Stall nach Bethlehem. Mache dich auf – das verstehe ich so: Mache dich auf den Weg. Advent verfliegt immer so schnell, so höre ich es oft. Die Zeit rast. Schwupp, steht Weihnachten vor der Tür. Da ist es gut, einen Anfangspunkt zu setzen, so wie Sie es heute tun, wenn Sie in den Gottesdienst kommen. Ich mache einen Anfang. Jetzt gehe ich los.

Der Advent ist ein Weg. Ich nehme mir vor, diesen Weg bewusst zu gehen und zu gestalten, statt mich treiben und hetzen zu lassen. Vorsätze gehören nicht nur zu Neujahr. Die Psychologen sagen, das Wichtigste an Vorsätzen ist, dass sie realistisch bleiben. Also nicht: Jetzt wird alles anders. Eher: An diesen konkreten Situationen will ich etwas ändern. Dazu braucht es gar nicht viel. Ich verabrede mich konkret, um mit meiner besten Freundin über den Weihnachtsmarkt zu schlendern, und sage nicht: irgendwann. Ganz bewusst plane ich Zeit ein, um Adventliches zu tun: lesen bei Plätzchen und Kerzenschein, ein Konzert besuchen, selbst und nur für mich allein mein liebstes Adventslied singen, die alten Geschichten lesen, jemanden mit einem Geschenk überraschen, der bestimmt nicht damit rechnet, einem Menschen, den ich aus den Augen verloren habe, einen Brief schreiben.

Mache dich auf den Weg. Kleine Schritte reichen.

Kürzlich sagte ein Jugendlicher zu mir: Ich verstehe diese Worte ganz anders als du. Nicht: Mache dich auf wie: Mache dich auf den Weg, sondern: Mache dich auf. Mach dein Herz auf. So habe ich das nie gesehen. Aber das ist Advent. Da kommt doch einer. Nicht nur zu den Menschen in Jerusalem. Er kommt zu dir. Du musst nicht erst dein Leben aufpolieren. Du musst kein anderer werden. Er kommt zu dir, wie du bist: in die Sorgen, in die Zweifel, in die Ängste. Du musst nichts tun, nur aufmachen. Wenn du ihn einlädst: Komm, o mein Heiland Jesu Christ, komm auch zu mir – dann wird er kommen.

Mache dich auf.

Mach dein Herz auf.

Mach dein Leben auf für andere.

Singen wir die Worte doch einmal in diesem Sinn: Mache dich auf und werde Licht (EG Baden 545 wird einmal gesungen).

Mache dich auf und werde Licht.

Wenn ich in diesen Tagen unterwegs bin, dann freue ich mich an den Lichtern. Vor einer Woche waren die Fenster noch dunkel, die Bäume ungeschmückt, aber jetzt strahlt alles im Glanz vieler Lichter. Das ist schön, warm und tröstlich. Jedes Licht in einem Fenster sagt: Es soll licht und hell werden. Für mich und für dich, die du draußen vorbei gehst.

Werde Licht, das holt das Licht von außen nach innen in die Menschen hinein. Auch du sollst ein Licht sein, ein Licht werden.

Advent ist Zeit, in der das Herz verwundbarer wird, durchlässiger die Herzwände. Es ist Zeit, in der wir spüren, dass wir dieses Licht brauchen, es für unseren Weg und unser Leben erbitten, für unsere Herzen, die oft so verdunkelt sind, so verwundet und so verzagt. Im Advent nehmen wir bewusster als sonst im Jahr wahr, was wir brauchen und was andere brauchen.

Advent ist Zeit zum Üben, üben, wie man Licht wird. Viele Menschen üben, in dem sie genauer hinsehen, was sie selbst brauchen. Von Kollegen und mir selbst weiß ich: Im Advent gibt es viele Bitten um Seelsorgegespräche. Die Bereitschaft, sich Verwundungen und auch den eigenen Wünschen an das Leben zu stellen, ist größer. Viele Menschen sagen dann nicht nur: Ich will nicht mehr den Streit, die Gleichgültigkeit, die ständige Überforderung. Sie fragen auch: Was will ich dann? Im Advent wird es heller, wenn das gelingt, wahrzunehmen, was uns fehlt und neue Wege einzuschlagen, denn beides gehört ja zusammen: Mache dich auf und werde Licht.

Im Advent nehmen wir bewusster wahr, was wir selbst brauchen, aber auch was andere Menschen brauchen. Es ist, als wären die Augen offener für die Not der anderen. Den Nachbarn sehen, der so traurig und müde wirkt. Die Menschen sehen, die sehr allein sind und sich über einen Besuch freuen. Das Kind sehen, das das Lachen offenbar verlernt hat. Im Advent teilen wir, in dem wir die Aktion „Brot für die Welt“ durchführen. Viele Gruppen gehen in Altersheime, an Krankenbetten und auf Pflegestationen, und sie bringen buchstäblich Licht mit. Im Advent üben wir, Licht zu sein, damit wir es auch im neuen Jahr nicht vergessen.

Wir singen: Mache dich auf und werde Licht.

Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt.

Dennoch wäre es eine Überforderung, dieses Vorhaben, Licht zu werden, Licht zu sein. Die Dunkelheit ist in uns oft größer als das Licht. Jede Tagesschau, jedes Heute Journal zeigt uns die Dunkelheit auf unserer Erde. Aber in diese dunkle Welt fallen immer wieder Zeichen der Nähe Gottes wie Lichtfunken. Wir können nur Licht werden, weil wir auf ein Licht zugehen, das größer ist als wir selbst. Von seinem Licht werden wir beglänzt.

Es ist Anfang Advent. In der Jugendgruppe hat die Pfarrerin nachgefragt, wer denn in diesem Jahr an Heiligabend das Weihnachtsevangelium vorliest. Kim hat sich gemeldet und Benjamin. Die Pfarrerin nickt zustimmend und überlegt schon, wie sie die Geschichte aufteilen könnte. Da meldet sich noch Jan. Die Pfarrerin zögert. Denn Jan kann nicht gut lesen. Wenn er liest, beginnen die Buchstaben zu hüpfen und die Plätze zu tauschen. Jedes Wort ist ein Kampf. Oft werden seine Mitschüler ungeduldig. Jan hat auch schon erlebt, dass andere ihn auslachen. Aber jetzt will er das Weihnachtsevangelium lesen. Die Kirche wird voll sein, gibt die Pfarrerin zu bedenken. Vielleicht macht dich das ganz nervös. Auch die anderen Jugendlichen reagieren verwundert und verhalten. Aber Jan bleibt dabei. Die Pfarrerin merkt, wie ernst es ihm ist. Sie gibt nach. Sie schlägt ihm vor, vorzulesen, was der Engel verkündet: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkünde euch eine große Freude. Jetzt ist es Jan, der sich freut. Er will üben und dann in der vollen Weihnachtskirche vorlesen, was der Engel den Hirten und der weihnachtsfrohen Gemeinde zu sagen hat. An Heiligabend ist die Kirche voll. Alle Plätze sind besetzt. Hinten stehen noch welche. Viele Kinder sind da und auch die Erwachsenen sind voll gespannter Erwartung, darum ist es unruhig. Kim beginnt zu lesen: Es begab sich aber zu der Zeit, als ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging… Dann übernimmt Benjamin: Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde… Jan tritt an das Mikrofon. Er hat geübt, aber dann kommt er ins Stocken. Die Buchstaben hüpfen und tauschen die Plätze. Ganz langsam geht er von Wort zu Wort. Bei „widerfahren“ bleibt er stecken und fängt noch einmal an. Da wird es ganz ruhig in der Kirche. Selbst die Kinder merken auf. Alle schauen Jan an. Jeder versteht, dass gerade etwas Besonderes passiert. Dass da einer mit jedem Wort ringt, aber ihnen unbedingt etwas sagen will. Etwas Wichtiges. Die Botschaft eines Engels. Der Engel stottert und verheddert sich mit seinen Flügeln in den Buchstaben, aber er gibt nicht auf. Jeder begreift, dass da einer sich durch die Buchstaben tastet, damit sie es erfahren: Ihr müsst euch nicht fürchten. Denn der Heiland ist geboren. Ein Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Alle hören wie gebannt zu und begreifen, dass sie gerade ein wertvolles Geschenk bekommen, von Jan, dem das Lesen so schwer fällt. Es ist, als würde der Himmel ein bisschen aufgehen und das Licht hereinschicken mit jedem Wort, das zögernd über Jans Lippen kommt.

Wir singen: Mache dich auf und werde Licht.

Eigentlich geht der Vers noch weiter als der Kanon. In dem Vers, der beim Propheten Jesaja steht, heißt es: Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.

Was die Herrlichkeit Gottes ist, wird in der Bibel kaum beschrieben, weil sie unbeschreiblich ist. Aber es wird gezeigt, wie sie auf die Menschen wirkt. Als Mose Gottes Herrlichkeit sehen will, schützt Gott ihn im Schatten seiner Hand, damit er nicht vergeht, aber ein heller Glanz bleibt auf seinem Gesicht zurück (Exodus 33, 18-23; 34, 29). Mose verbirgt sein Gesicht, als Gott in seiner Herrlichkeit sich nähert. Elia verbirgt sich in einer Höhle, als Gott vorbeigeht und verhüllt sein Gesicht, als er Gott in einem sanften zärtlichen Windhauch erfährt (1. Könige 19, 11-13).

Wenn wir uns auf den Weg zum Stall machen, dann erfahren wir, dass die Herrlichkeit Gottes an Weihnachten eine andere werden wird. Da zeigt sie sich nicht Ehrfurcht gebietend, zerstörerisch gar. Sie zeigt sich in den verletzlichen Zügen eines Kindes. In diesem Kind wird sich die Herrlichkeit Gottes umkehren. Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein, so werden wir dann singen.

Machen wir uns auf den Weg. Wir singen: Mache dich auf und werde Licht – nun als Kanon.

Dazu wird die Gemeinde in vier Gruppen eingeteilt. Die Gruppe, die jeweils den Anfang singt, das erste: „Mache dich auf und werde Licht“ steht dazu auf, damit der Aufbruch auch leibhaftig wird.

Die Predigt kann auch als vier Impulse für Adventsandachten unter der Woche verwendet werden.

• Fürbitten

Du kommst, damit die Türen geöffnet werden und die Tore weit aufschwingen.

Wir bitten dich für alle Trauernden, dass sich ihnen Türen öffnen zu Trost und Hilfe,

wir bitten dich für Kranke, dass für sie Türen ins Leben aufgehen,

wir bitten dich für alle Verbitterten und Ratlosen,

für Enttäuschte und Suchende,

dass die Tore vor ihnen weit aufschwingen

und neue Wege sich vor ihnen auftun,

lege uns neue Wege vor die Füße, wenn wir nicht wissen, wohin.

Öffne Türen ins Leben für die Kinder unserer Gemeinde,

dass sie bekommen, was sie brauchen, an Liebe, Zuwendung und Unterstützung

und dass sie unter deiner Hut und Acht ihren Weg finden.

Öffne die Türen unserer Herzen,

dass Licht hinein fällt und Mitgefühl und Aufmerksamkeit einziehen.

Öffne die Türen, dass wir dich einlassen

in unser Herz,

in unser Leben,

in unsere Beziehungen,

in unsere Häuser.

• Vaterunser

• Schlusslied: Tochter Zion (EG 13)

• Segen

• Musik zum Ausgang

Freut euch, der Herr ist nahe!

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