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2. Ach, dass du den Himmel zerrissest (Jes. 63, 19b) – Gottesdienst zum 2. Advent

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Am Eingang erhalten die Besucherinnen und Besucher Stifte und ein Blatt Papier, auf dem das Wort Advent in großen Buchstaben untereinander geschrieben ist:

A wie

D wie

V wie

E wie

N wie

T wie

• Musik zum Eingang

• Gesprochener Ruf: Freut euch, ihr Christen. Freuet euch sehr. Schon ist nahe der Herr!

• Eingangslied: Wir sagen euch an den lieben Advent (EG 17, 1-2)

Die Kerzen am Adventskranz werden angezündet. Ein Vorsänger oder eine Vorsängerin singt die Strophen ohne Orgelbegleitung; die Gemeinde antwortet, begleitet von der Orgel, mit dem Kehrvers „Freut euch, ihr Christen“.

• Votum

• Liturgischer Gruß

• Psalmgebet, im Wechsel gesprochen

Es ist die Zeit der Wunder.

Blumen blühen im Schnee.

Bestaunt von Rehen

streift ein Kamel durch den Wald.

Im Osten geht ein Stern auf.

Es ist die Zeit der Wunder.

Enttäuschte verlieben sich neu.

Alte Wunden heilen.

Tote Herzen regen sich in Mitgefühl.

Die Begabung für Freundschaft wächst.

Es ist die Zeit der Wunder.

Träumer werden frech.

Zyniker werden ganz leise.

Im Wind flüstert Engelsgewisper.

Im Rot des Abends backt Gott Brot.

Es ist die Zeit der Wunder.

Draußen im Stall lacht ein Kind.

• Gloria

• Eingangsgebet

Im Advent, Gott,

ist manches so anders,

das Licht, die Düfte,

der Geschmack

nach Orangen und Lebkuchen.

Lass manches anders sein,

lass manches anders werden,

lass den Himmel aufreißen,

ab und an

schreib die Zeichen deiner Nähe an den Horizont.

Verschlag den Vielrednern die Sprache,

leg den Verstummten Wünsche in den Mund,

gib den Teenagern Geduld mit dieser seltsamen Welt,

den allzu Ernsten schick einen Kicheranfall.

Zyniker trällern ein sorgloses Lied.

Augenblicke, in denen er schon ganz nah ist,

dein Himmel.

• Kyrie

• Gnadenzusage

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht (Lukas 21, 28).

• Bittlied: Dein König kommt in niedern Hüllen (EG 14, 6)

• Tagesgebet

Gib uns dein Licht, Gott,

wo die Sorge alle Farben dämpft,

wo die Angst die Sonne verschluckt,

wo wir den Weg nicht mehr sehen und im Dunkeln tappen,

gib uns ab von deinem Licht.

• Lesung: Lukas 21, 25-33

• Gebetsruf

O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf,

reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für (EG 7,1).

• Hauptlied: O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7, 1-3)

• Predigt zu Jes. 63, 19b – 64,3: Ach, dass du den Himmel zerrissest

Jedes Jahr neu erlebe ich den Advent wie ein Hineingehen in eine andere Welt. Als würde ich ein Zimmer betreten, das sich jedes Jahr nur für kurze Zeit öffnet im Haus meines Lebens. Hier riecht es anders – nach Mandeln und Zimt. Hier schmeckt es anders, nach Orangen und Lebkuchen. Es gibt ganz eigene Klänge, Posaunen, die ein Schiff über den Horizont ziehen lassen, Spieluhren mit Kurrendesängern. Ich summe vor mich hin: O Heiland, reiß den Himmel auf. Es ist Advent.

Wie riecht der Advent für Sie? Wonach schmeckt er? Wie klingt er?

Advent ist wie das Hineingehen in eine andere Welt. Gehen zu Sehnsuchtsorten. Dann wäre ich manchmal gern wieder Kind. In dieser Zeit, als die Welt noch vollkommen ein Zuhause war. Wie es sich angefühlt hat, Warten auf Weihnachten. Für mich riecht dieses Warten nach Schnee. Und für Sie? Sehnsuchtsorte. Wie Weihnachten einmal war und nicht mehr sein kann, weil ein Mensch fehlt, ohne den es nicht Weihnachten werden kann. Ach, dass doch der Himmel aufrisse. Ich würde noch einmal so gern deine Hand berühren und deine Stimme hören, wie sie meinen Namen ruft. Ach, dass doch der Himmel aufrisse. Ich würde es so gern erleben, dass die Völker wirklich inne halten. Manche von den Machthabern dürfen ruhig auch ein wenig zittern. Dass die Schlote, die den Dreck in den Himmel pusten, zu schwanken anfangen. Dass das Artensterben endlich aufhört. Dass Friedenskonferenzen den Namen wirklich verdienen.

Ach, dass du den Himmel zerrissest. Wir warten auf dich. Wir brauchen dich so sehr.

Ach, dass du den Himmel zerrissest. Das ist das Warten des Propheten. Dass Jerusalem endlich Frieden findet.

Ach, dass du den Himmel zerrissest. Das ist das Warten Marias. Als Jesus geboren wurde, da gab es viele Marias. Der Name war sehr beliebt, in Erinnerung an Miriam, die Schwester des Mose. Eine herrliche Tat hat Gott getan, hat sie gesungen, als das Volk aus Ägypten in die Freiheit zog. Maria, so heißt die Sehnsucht nach Befreiung in einem Land, das unter römischer Besatzung ächzt. Mit jedem Kind, das den Namen Miriams bekam, wurde die Sehnsucht nach Befreiung wach gehalten. Die Sehnsucht, dass Gott den Himmel zerreißt.

Ach, dass du den Himmel zerrissest. Für die vielen, die auch heute auf dich warten.

Manchmal fallen Funken des großen Lichts in den Schatten. Manchmal wird es schon ganz hell. Der Himmel geht ein bisschen auf. Der Sinn leuchtet auf. Das Geheimnis des Glaubens entschlüsselt sich. Das Licht ist noch nicht da. Wir gehen noch darauf zu. Aber ist da nicht schon manchmal ein kleiner Riss, der schon das Licht durchlässt?

Als Sie nach Zeiten der Ungewissheit erkannt haben: Alles wird gut.

Als Sie auf dem Berggipfel standen und die Welt ganz weit wurde und der Himmel ganz nah kam.

Als Sie ein Neugeborenes auf dem Arm gehalten haben und gespürt haben, wie das Geheimnis des Lebens direkt in Ihr Herz greift.

Der Himmel hat einen Riss bekommen und Funken von Licht fallen auf die Erde.

Wenn Kerzen Mauern zum Einsturz bringen.

Wenn die Kinder der Täter vor den Gedenksteinen für die Opfer nieder knien.

Wenn auf den Feldern im Rhein-Neckar-Gebiet der Feldhamster wieder seinen Bau gräbt, wo er doch schon als ausgestorben galt.

Ach, dass du den Himmel zerrissest. Es war lange nicht klar, ob sie Weihnachten noch zusammen feiern würden. Lange stand das Wort Trennung im Raum. Wenn er abends nach Hause kam und den Schlüssel ins Schloss steckte, war oft viel Anspannung in ihm. Als er heute nach Hause kommt, ist sie schon da. Sie hängt die Wäsche auf, die er morgens in die Maschine gestopft hat. Sie dreht sich zu ihm um. Ich liebe dich doch, sagt sie. Nicht mehr. Aber das reicht. Eine Last fällt von ihm ab. Es ist, als hätte der Himmel einen Riss bekommen und würde das Licht herein lassen. Für einen Augenblick.

Ach, dass du den Himmel zerrissest. Die Enkelin sitzt nachts am Bett ihrer sterbenden Oma. Der Arzt hat gesagt, dass es nicht mehr lange dauern wird. Die Enkelin hat die Nachtwache übernommen. Sie kann nichts mehr tun. Sie kann nur noch die Hand der Großmutter halten und ab und an mit etwas Wasser ihre Lippen befeuchten. Manchmal flüstert sie der Oma ein paar Worte zu. Manchmal summt sie ein Lied. Ganz langsam tröpfelt die Zeit. Die Enkelin denkt an früher, wie es war, als sie ein Kind war. Sie ist oft bei Oma und Opa gewesen. Und dann nur noch bei Oma, als der Opa gestorben war. Die Kindheitserinnerungen kommen ganz nah. Die Zeit tröpfelt. Die Oma im Bett ist ganz ruhig. Ihr Gesicht ist so friedlich. Es ist, als würde sie ganz sanft und leise davon gehen. In den langen Nachtstunden kehrt eine leuchtende Stille, ein großer Friede in das kleine Krankenzimmer ein. Als hätte der Himmel einen Riss bekommen und schon etwas von dem Frieden durchgelassen, auf den die Oma zugeht und den jetzt auch die Enkelin findet, die am Bett sitzt und wacht. Leise summt sie ein Lied. Ich erkenne die Melodie. Es ist ein Adventslied.

Es ist „O Heiland, reiß den Himmel auf“ (Wenn es für Sie stimmig ist, dann summen Sie die Melodie des Liedes und singen oder sprechen Sie dann die Worte der ersten Strophe).

Ach, dass du doch den Himmel zerrissest. Im Advent wächst die Sehnsucht, dass Licht durch die Ritzen fällt, energischer als in anderen Zeiten. Dass die Herzwände Risse bekommen. Dass die Einsamkeit Risse bekommt. Dass die verschlossenen Türen Risse bekommen. Dass in festgefahrenen Verhandlungen die Haltungen Risse bekommen. Risse, durch die das Licht fällt, Himmelslicht. Himmelslicht einzulassen in das Herz, das oft so mutlos ist, so verschlossen und so verzagt. Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt? Komm, denn wir warten auf dich.

• Predigtlied: O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7, 4-7)

• Fürbitten

Reiß den Himmel auf, gnädiger Gott.

Komm zu uns, denn wir brauchen dich so sehr,

dein Licht in unserem Dunkel,

deinen Geist in unserer Fantasielosigkeit,

dein Lachen im Grau unseres Alltags.

Reiß den Himmel auf.

Komm in deine Welt, denn sie braucht dich so sehr.

Dein Frieden im Unfrieden dieser Erde,

deine Sanftmut, wo alle sich bewaffnen,

deine Gerechtigkeit angesichts ungerechter Verteilung deiner Gaben.

Komm zu uns Gott. Wir brauchen dich so sehr.

• Vaterunser

• Aktion

Zu meditativer Musik wird das eingangs erhaltene Blatt ausgefüllt. Wenn in der Vorwoche eine Gemeindegruppe sich schon Gedanken darüber gemacht hat, können verschiedene Beispiele als Anregung vorgelesen werden:

A wie Ankunft

D wie Duft von Plätzchen

V wie Vorbereitung

E wie Elisenlebkuchen

N wie Nähe

T wie Tür

• Schlusslied: Das Volk, das noch im Finstern wandelt (EG 20, 1-4. 7-8)

• Segen

Gott segne dich mit seinem Licht.

Frieden für dein Haus,

Freude für dein Leben,

Liebe für dein Herz,

Kraft für deinen Tag,

Heil für deinen Leib.

• Musik zum Ausgang

Freut euch, der Herr ist nahe!

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