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Warmes Verständnis

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Katja war gottseidank da und nach den ersten drei Sätzen, bat sie ihren Mann darum, doch im Hobbyraum weiter fern zu sehen. Dann holte sie eine Flasche Wein und hörte zu. Im Laufe des Abends wurden es dann drei Flaschen Wein und letztlich war sie auf der Couch eingeschlafen. Am Morgen erwachte sie von den Sonnenstrahlen und einer Hundezunge im Gesicht. Sie ließ den Pudel Mix in den Garten und atmete tief durch. Dank einer guten Sorte Wein, fühlte sie sich zwar gerädert, hatte aber kein Kopfweh. Gut, dass ihr nicht schlecht geworden war, das hätte Katja auch nicht gefallen. Katjas Mann Rainer rumorte in der Küche und Kaffeeduft stieg ihr in die Nase. Nach einem dringenden Besuch auf der Toilette und ein paar Händen Wasser im Gesicht ging sie in die Küche. Rainer saß am Tisch, trank seinen Kaffee und für Marilotta stand schon ein dampfender Becher bereit. Sie schüttete noch einen Schluck Milch, gleich aus dem Tetrapack, hinein und vernichtete den Inhalt der Tasse so heiß wie möglich. Besser, viel besser! Ohne große Worte verließ sie das Haus der Freundin und stieg ins Auto. Sie würde sich später bei ihr bedanken. Jetzt hatte sie erst mal zu tun. Schließlich hatten sie gestern Abend viele böse Gedanken erörtert und einen Schlachtplan entwickelt. Sie fuhr in ihr „Noch zuhause“. So wollte sie es von nun an nennen, hatten sie gestern beschlossen. Sein Auto, was ihr noch nie gefallen hatte, stand immer noch vor Veras Haus. Hoffentlich war er auch dortgeblieben. Sie schloss auf und ging vorsichtig rauf in Richtung Schlafzimmer. Nein, keiner da. Erleichtert schnappte sie sich frische Klamotten und ging ins Bad. Seine Seite des Badezimmerschrankes war komplett geräumt. Gut so! Nach einer heißen Dusche und in frischer Bekleidung war sie bereit für den Kampf. Sie hatte der Aushilfe von gestern noch am selben Abend eine Nachricht aufs Handy geschrieben. Sie möge bitte heute Morgen den Laden aufsperren. Marilotta käme etwas später. Sie fuhr direkt zur Bank und bat um einen kurzfristigen Termin beim Kundenberater. Sie ließ die Kontovollmacht des Geschäftskontos ändern. Nur sie allein war nun zugangsberechtigt. Das war kein Problem, schließlich war sie die Inhaberin. Das Geschäft lief auf Marilottas Namen. Damals hatten sie das aus steuerlichen Gründen so gemacht und dann nie mehr geändert. Sie holte gleich noch Kontoauszüge und fuhr zum Laden. Die Aushilfe Nina konnte noch bis Nachmittag bleiben, was Marilotta sehr recht war. Sie ging in das winzige Bürozimmer und schnappte sich die Akten. Heute war der 28. des Monats. Das war für ihr Vorhaben sehr praktisch. Sie schrieb eine Kündigung für ihren Mann, der bei ihr angestellt war. Als letzten netten Satz teilte sie ihm mit, dass er für die drei Monate Kündigungszeit von der Arbeit freigestellt sei und er keinen Zugang mehr zum Laden hätte. Der Schlüssel sei im privaten Haus in den Briefkasten zu werfen. Die Unterlagen nebst Zeugnis würde sie bei Vera in den Briefkasten legen. Sie kündigte ebenfalls das Ladenlokal. Auch dieses hatte drei Monate Kündigungsfrist. Marilotta konnte sich eine Weiterführung des gemeinsamen Geschäftes absolut nicht vorstellen und wollte einen klaren Schnitt.

Beim Schreiben der Kündigungen fühlte sie sich irgendwie mutig, wie eine Ausbrecherin aus dem Gefängnis. Raus und in eine ungewisse Zukunft aber frei!

Als die wichtigen Briefe per Einschreiben/Rückschein bei der Post abgesandt waren, rief sie ihren Rechtsanwalt an und bat ihn um Beistand. Der empfahl ihr einen Notar. Sie kontaktierte diesen und teilte ihm mit, dass sie ihre Hälfte des gemeinsamen Reihenhauses verkaufen wollte. Er übernahm den Fall und wollte sich nach Eingang der Hausunterlagen um alles kümmern. Der Rechtsanwalt empfahl ihr ebenso einen Scheidungsanwalt, den sie ebenfalls sofort engagierte. Dann fuhr sie nochmals zur Bank und überwies als letzte Tat in dieser Sache, auf das gemeinsame Privatkonto die drei Monate Gehalt für ihren Mann. Das riss zwar ein dickes Loch in das Konto, aber nun war sie ihn, wenigstens für das finanzielle Thema, los. Das war es ihr wert. Sie eröffnete noch ein neues Giro-Konto für sich und bat um schnelle Bearbeitung. Danach war sie erst mal richtig außer Puste und gönnte sich im Café in der Nebenstraße ein sehr leckeres Stück Torte. Nach zwei Tassen Kaffee war sie mit ihren Aktionen sehr zufrieden. Wieso war sie eigentlich noch nie in dem Café gewesen?

Abends, wieder zurück in ihrem „Noch zuhause“ stelle sie fest, daß ihr Mann offensichtlich etliche Dinge aus dem Haus geholt hatte. Sie machte sich Notizen darüber und fotografierte den Rest des Hausrates, um überhaupt einen Nachweis darüber zu haben. Eigentlich war es ihr egal was er mitnahm. Aber leichtmachen würde sie es ihm nicht. Die Hauptsache für Marilotta war, daß sie ihn nicht mehr sehen muss. Den morgigen Samstag ließ sie das Geschäft geschlossen. Das Wochenende war einfach nur friedlich und ruhig. Am nächsten Montag fuhr sie wie gewohnt zum Laden und um kurz vor 9.00 Uhr hörte sie wie die Türe aufgeschlossen wurde. Natürlich, der Jürgen!

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