Читать книгу GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME - Monika Niehaus - Страница 11

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»Das Universum der Düfte« lädt dazu ein, die Welt durch die Nase wahrzunehmen.

Weiber!

»He, Quoxx, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«

Willi, das Wurmlochwiesel, gab dem vierschrötigen Kuiper-Belter, der trübsinnig in sein Bier starrte, einen Rippenstoß.

Der seufzte tief. »Die Laus heißt Miranda!«

»Und?«, drängte Willi.

»Ihr wisst, dass ich in der Import-Export-Branche tätig bin. Und ich bilde mir ein« – Quoxx rieb sein gewaltiges Riechorgan –, »eine Nase fürs Geschäft zu haben …«

Wieder versank er in brütendem Schweigen.

»Und?«

»Diesmal hätte sie mich um ein Haar die Haut gekostet.«

Wir rückten erwartungsvoll zusammen, und Donna stellte ein frisches Tablett auf den Tisch.

»Ich benötigte noch Luxusware für meinen Trip zu einem stinkreichen Hinterwäldlerplaneten, und so suchte ich Miranda auf. Wir hatten uns einmal recht nahegestanden und ich war mir nicht sicher« – Quoxx bleckte seine Eckzähne – »was sie für mich fühlte, aber sie hat nun mal die besten Stoffe im ganzen Belt. Sie begrüßte mich recht kühl und erklärte, nichts Passendes auf Lager zu haben, doch aus einem Regal stieg mir ein wunderbarer Duft in die Nase. Dieser Stoff war wirklich etwas Besonderes. Und je mehr Miranda sich zierte, desto entschlossener war ich, meiner Nase zu folgen. Wir feilschten, und schließlich gelang es mir, sie auf einen erstaunlich günstigen Preis herunterzuhandeln. Während ich die Stoffe in mein Schiff lud, fiel mein Blick auf den Packzettel ‚Vor Insektenbefall schützen’, doch wegen ein paar Kleidermotten machte ich mir keine Sorgen. Meine Gedanken kreisten um Miranda – sie musste wohl doch noch gewisse Gefühle für mich hegen.«

Donna servierte ihm ein frisches Glas. »Prost, Don Juan!«

Quoxx grinste schief und nahm einen tiefen Schluck.

»Die Kleider waren ein Hit und wurden mir auf Geld-stinkt-nicht förmlich aus den Händen gerissen. Grüne Kleider verströmten einen angenehmen Limonenduft, violette rochen nach Pflaumen, rote erinnerten an das Bukett sonnengereifter Kirschen, und da sich jeder Duft auf der Haut seiner Trägerin anders entwickelte, trug jede Frau ihre ganz eigene erotische Duftnote. Die Damen waren hingerissen, und das Geschäft boomte.

Dann kamen die ersten warmen Frühlingstage, und die Präfektin lud zum romantischen Gartenfest im Park. Die Kapelle spielte zum Tanz auf, und die Präfektin in einem scharlachfarbenen, sinnlich duftenden Ballkleid wiegte sich in meinen Armen. In mir begannen sich nicht nur romantische Gefühle zu regen, als ich plötzlich über den Bäumen eine dunkle Säule sah, die sich wie eine Windhose auf uns zubewegte. Wenige Augenblicke später wurden die Walzerklänge von einem hohen, wütenden Summen erstickt, und ich erkannte voll Entsetzen, dass die Windhose lebendig war, ein riesiger Schwarm, der gezielt auf unsere Plattform zusteuerte. Sekunden später verschwanden die Tanzenden in einer wirbelnden Wolke Wespen, die sich wie ausgehungert auf die »reifen Früchte« stürzten. Die Frauen stießen spitze Schreie aus und schlugen wie wild um sich, aber das machte die Plagegeister nur noch wütender. Panik brach aus. Einige begannen, sich die Duftkleider vom Leibe zu reißen, andere sprangen ins Wasser – es war ein Albtraum!«

Quoxx wischte sich den Schweiß von der Stirn.

»Als wir uns schließlich in einen nahe gelegenen Stall gerettet hatten, warf ich einen vorsichtigen Blick in die verquollenen, zerstochenen Gesichter der Präfektin und ihrer Gäste. Während die Männer grimmig schauten und etwas von Schadensersatz murmelten, waren die Frauen eindeutig auf mein Blut aus. Auf diesen Hinterwäldlerplaneten ist man nicht wählerisch, und schon griffen die ersten zarten Hände zur Mistgabel. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Ort des Desasters unter Zurücklassung all meiner Habe Hals über Kopf zu verlassen …«

Donna grinste breit. »›Vor Insekten schützen‹ – der Punkt geht an Miranda!«

Quoxx nickte düster. »Ich habe mich von diesem Teufelsweib an der Nase herumführen lassen wie ein Trottel!« Er barg stöhnend seinen Kopf in den Händen.

Und dann geschah etwas Unerhörtes: »Weiber!«, meinte Willi nur und schob seinem Erzfeind ein frisches Bier zu: »Geht auf meinen Deckel!«

Wir alle waren so verblüfft, dass es uns zunächst die Sprache verschlug, doch dann klopften wir Quoxx und Willi gleichermaßen auf die Schulter, und Donna gab sogar eine Lokalrunde aus. Wenn es hart auf hart kommt, sind wir in Donnas Kneipe hier auf Terra am Rande der Milchstraße eben doch eine große Familie.

»Universum der Düfte«, Hrsg. Thomas Le Blanc, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2013

GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME

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