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4.2 Neurobiologische Implikationen für die Sexualität

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Die neurobiologischen und endokrinologischen Prozesse der Sexualität zu untersuchen ist schwierig, weil das klinische Untersuchungssetting stark von der üblich gelebten Sexualität abweicht, sodass Intimität schwer aufgebaut werden kann. Aus diesem Grund werden neurobiologische Untersuchungen der Sexualität häufig an Tieren oder aus methodologischen Gründen nur an einem Geschlecht durchgeführt, woraus resultiert, dass der aktuelle Wissensstand auf diesem Gebiet noch eingeschränkt ist (Biedermann, 2018). Dennoch gibt es Befunde, die dabei helfen, sexuelle Funktionen und Funktionsstörungen besser zu verstehen.

Die sexuelle Funktion bedarf einer feinen Abstimmung des autonomen Nervensystems. Hier greifen die Gegenspieler Sympathikus (Stresssystem) und Parasympathikus (Entspannungssystem) ineinander: Sexuelle Stimulation aktiviert zunächst den Parasympathikus, da insbesondere der dorsale Vagus die Geschlechtsteile enerviert. Das führt zur verstärkten Durchblutung der Genitalien und damit zum Anschwellen der Geschlechtsorgane sowie zur Lubrikation. Gleichzeitig aktivieren die sexuellen Reize aber auch den Sympathikus, was beispielsweise eine Erhöhung der Atemfrequenz und des Blutflusses nach sich zieht und die Ausschüttung von Noradrenalin und Testosteron bewirkt. Mit steigender Erregung kommt es zusätzlich zu einem Anstieg von Oxytocin und Östrogen (Biedermann, 2018).

Während der sexuellen Aktivität verändert sich auch die Gehirnaktivität: So werden je nach visueller oder genitaler Stimulation unterschiedliche Hirnareale aktiviert. Mit steigender Erregung kommt es, kurz gesagt, zu einer nachlassenden Aktivität der Amygdala und des Präfrontalkortex – also des Alarmsystems und des bewussten Verstandes; beim Orgasmus werden beide Bereiche sogar weitgehend deaktiviert (Biedermann, 2018) und ältere Hirnteile übernehmen die Führung, d. h. wir »lassen uns fallen«.

Um sowohl die Erregung als auch den Genuss zu steigern, ist die Bewegung des Körpers hilfreich: Bestimmte Muskeln arbeiten, während ihre Gegenspieler sich entspannen (Schiftan, 2019). Der Körper ist also im Mobilisierungsmodus und im Entspannungsmodus gleichzeitig. Das ist wichtig, denn für einen Anstieg von Genuss und Erregung braucht es das Zusammenspiel der beiden Nervensysteme: Nimmt die sympathische Aktivierung dabei überhand, so wird der Mensch leicht ablenkbar und seine Gefühle und Gedanken färben sich negativ. Übernimmt der Relaxmodus die Führung, ist die Aktivität zwar wohltuend und entspannend, die Erregung reicht aber nicht für einen Orgasmus.

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