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Denken als sinnliches Vergnügen

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Denken als sinnliches Vergnügen also, als Erfindergeist, als Entdeckerfreude, so wie uns zum Beispiel Bertolt Brecht hier seinen Galileo präsentiert. «Ich glaube an den Menschen, und das heißt, ich glaube an seine Vernunft!», sagt der Forscher zu seinem Freund. «Ja, ich glaube an die sanfte Gewalt der Vernunft über die Menschen. Sie können ihr auf die Dauer nicht widerstehen.» Und euphorisch setzt er hinzu: «Das Denken gehört zu den größten Vergnügungen der menschlichen Rasse.» Der Wissenschaftler, der das sagt, ist ein Mann des 17. Jahrhunderts, das, von der Renaissance infiziert, dem Zeitalter der Aufklärung entgegenstrebt. Der Stückeschreiber, der ihn das sagen lässt, ist ein ebenso besessener Denker gewesen: Denken war für Brecht ein sinnliches Vergnügen, vielleicht das sinnlichste überhaupt – und das will bei ihm etwas heißen, denn in Sachen Sinnlichkeit war er ein absoluter Gourmand.

In dem «sinnlichen Vergnügen» stecken eben auch die Erfolgserlebnisse, die sich beim Erkennen von (komplexen) Zusammenhängen einstellen. Das berühmte Aha-Erlebnis, wie bei uns das griechische «Heureka!» genannt wird, braucht Denken, das Zusammenhänge erkennt, ihre Wichtigkeit anerkennt und in Entscheidungen einbezieht. «Vernetztes Denken» nannte Frederic Vester das, ein Schlagwort, das in den Achtziger- und frühen Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts sehr populär war, aber leider nicht weit über den Schlagwort-Charakter hinausgekommen ist.

In einem Zeitalter, das als Wissensgesellschaft in die Geschichte eingehen möchte, muss Denken die gängige Währung sein. Anstatt Wissen managen zu wollen (eine absurde Idee!), sollte Denken als skill geschult werden. Skills sind Fertigkeiten, nicht Fähigkeiten, und jeder Handwerker, jede Künstlerin oder nur schon jede(r), der Auto fährt, weiß, dass man Fertigkeiten immer wieder verfeinern kann. Denken als entwicklungsfähige Fertigkeit anzuschauen und in Firmenschulung nachzuholen, was im eigentlichen Schulsystem versäumt worden ist, wäre für die Kapitalträger unserer Wirtschaft – um Missverständnissen vorzubeugen: das sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ein echter Aktivposten in ihrer beruflichen Weiterbildung:

 Es könnte sie befähigen, das als normal anzusehen, was wettbewerbsorientierte Unternehmen heute dringend brauchen: Aus Daten Information zu machen, diese Information an bereits vorhandenes Wissen anzudocken, dieses Wissen laufend neu zu bündeln und immer wieder in neue Zusammenhänge zu stellen.

 Es würde sie lehren, Kreativität gewollt und gezielt oder ganz spontan einzusetzen, um neue Lösungen zu finden.

 Es dürfte aus ihnen lösungsorientierte statt problemfixierte Menschen machen.

Allerdings braucht es dafür andere Unternehmenskulturen. Dieses Buch will aufzeigen, wie man Mitarbeitende zu anderem Denkverhalten veranlassen kann, indem man ihnen sowohl das dafür nötige Handwerkszeug – thinking tools - als auch das ebenso nötige Umfeld – thinking pools sozusagen – zur Verfügung stellt.

Auf den folgenden Seiten werden Sie dem Denker aller Zeiten, Leonardo da Vinci, begegnen. Lassen Sie sich ein auf die Bekanntschaft, geknüpft über fünf Jahrhunderte hinweg. Schauen Sie sich an, wie dieser Renaissancemensch par excellence die Denkkultur unserer Tage beurteilen könnte. Reflektieren Sie, wie weit entfernt von seinem umfassenden Denken und Wissen unsere Gesellschaft heute ist, aber entdecken Sie auch, wie viel davon wir noch in unser Jahrhundert hinein retten könnten, wenn wir dem Denken den Raum zugestehen, den es in unserem Leben einnehmen sollte.

Die bedeutende Schweizer Kulturzeitschrift «du», die sich an denkende Menschen im deutschsprachigen Raum richtet, hat in den letzten Jahren mit dem Bild eines Schimpansen geworben, mit dem wir, gemäß neuesten Forschungsergebnissen, 99 Prozent unserer genetischen Basis gemeinsam haben sollen. Daneben steht: «Verkleinern Sie die Ähnlichkeit.»

Denken Sie auch darüber mal nach?!

Wo lassen Sie denken? - 7 Schritte zur Innovation

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