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KAPITEL SECHS

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Edmund lag weinend in einem kleinen, dunklen Zimmer. Nichts war so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Er hatte Esther wehgetan, war von Madame Obsidian ausgenutzt worden und würde nun nie wieder in die Schule für Seher zurückkehren können. Wenn Professor Amethyst je herausfand, was er getan hatte, würde er ihn mit Sicherheit verstoßen.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Edmund setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ja?“

Die Tür öffnete sich. Ein rothaariges Mädchen streckte den Kopf hinein. „Madame Obsidian hat nach dir gefragt.“

Edmund wurde schwer ums Herz. Es gab keinen Ausweg. Nachdem er die Schule betrogen hatte, war er von einem gewalttätigen Beben geweckt worden. Dann war Madame Obsidian erschienen und hatte ihm einen Platz in ihrer Schule angeboten. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, als anzunehmen.

Er stand auf, sein Körper schwer wie Blei, und folgte dem rothaarigen Mädchen aus dem Zimmer.

„Ich bin übrigens Madeleine“, sagte sie, als sie ihn durch die dunklen Korridore führte.

Aber Edmund war zu niedergeschlagen, um ihr zu antworten.

„Du wirst dich daran gewöhnen“, meinte sie aufmunternd. „Es ist eine tolle Schule.“

„Sicher“, murmelte er, aber er wusste, dass dem nicht so sein würde.

Madame Obsidians Schule für Seher war ein furchtbarer Ort. Während seine alte Schule hell und modern gewesen war, handelte es sich hierbei um eine schäbige, alte Burg. Es war kalt. Es roch feucht. Er war erst seit einer Nacht hier und hasste es bereits.

Madeleine hielt an einer großen Holztür und klopfte mit ihren Fingerknöcheln an.

„Herein“, rief eine Stimme im Inneren.

Edmund erkannte sie sofort. Madame Obsidian. Die Frau, die ihn ausgetrickst hatte, seine Liebe, Esther, zu betrügen.

Madeleine öffnete die Tür und winkte Edmund zu, ihr zu folgen.

Im Inneren des Raumes befand sich eine Art Büro. Es gab einen großen Tisch mit vielen Stühlen; auf jedem einzelnen saß ein Obsidian-Schüler. Am Ende thronte Madame Obsidian.

Edmund sah sich die Schüler im Raum an. Ein sehr merkwürdig aussehender Junge mit schwarzem Haar und knochigem Gesicht war so blass war, dass er einem Totenkopf ähnelte. Seine Augen dagegen waren so leuchtend blau wie er es noch nie gesehen hatte. Neben ihm saß ein großes Mädchen mit dunklem Augenmakeup. Sie hatte die Arme verschränkt und strahlte große Boshaftigkeit aus. Neben ihr saß ein rundlicher Junge mit dunklem Haar und vollkommen schwarzen Augen. Sein Blick war auf die Tischplatte gerichtet. Er sah aus, als wäre ihm erst kürzlich etwas Traumatisches passiert.

Madeleine, das rothaarige Mädchen, setzte sich auf den einzigen freien Stuhl neben dem hinterhältig dreinblickenden Jungen, während Edmund alleine stehen blieb.

„Das ist Edmund“, kündigte Madame Obsidian an und lächelte kühl. „Mein Insiderinformant. Mein Spion der Extraklasse.“

Edmund spürte ein Rütteln tief in seiner Magengegend. Wie konnte sie es wagen, so zu tun, als wäre er ein Teil ihres Plans gewesen. Als hätte sie ihn nicht ausgetrickst, ihr zu helfen.

„Ich dachte, es sei vielleicht gut, wenn du den anderen selbst erklärst, was in der Schule für Seher vorgefallen ist“, fuhr die Schulleiterin fort. „Da du ja ein so entscheidender Teil der Mission warst.“

Edmund knirschte mit den Zähnen. Er schauderte, als er an das Beben in der Schule dachte. Wie die Wände begonnen hatten, in sich zusammen zu fallen. Wie die Äste des Kapok-Baums zerbrochen und die Verbindungsgänge zu Boden gekracht waren. Wie seine Lehrer und Klassenkameraden – und seine Freunde – durch die Notausgänge hatten flüchten müssen.

„Die Schule wurde evakuiert“, murmelte er und ließ schamvoll den Kopf hängen.

„Und warum wurde sie evakuiert?“, forschte Madame Obsidian nach.

Sie genoss die Situation offensichtlich. Edmund begann, Gefühle des Hasses ihr gegenüber zu entwickeln, wie er sie nicht einmal für Oliver, seinen Rivalen, empfunden hatte.

„Weil sie in sich zusammengefallen ist“, fuhr er fort. Die Verbitterung, die er fühlte, war auch in seiner Stimme zu vernehmen.

Die Obsidian-Schüler im Zimmer begannen zu applaudieren. Sie schienen begeistert zu sein und flüsterten aufgeregt miteinander. Edmund fühlte sich immer schlechter und beschämter.

Madame Obsidian dagegen sah vollkommen zufrieden aus. „Amethysts Schule für Seher steht vor dem Ruin“, kündigte sie an und gestikulierte wie wild mit den Händen. „Jetzt ist also der perfekte Zeitpunkt gekommen um ein Angriffskommando loszuschicken.“

Edmund keuchte auf. „Nein. Bitte, tun Sie das nicht! Was gibt es dort denn noch zu holen? Haben Sie nicht bereits alles bekommen, was Sie wollten?“

Madame Obsidian schnaufte verächtlich. „Edmund, Edmund, Edmund. Mein lieber, dummer Junge. Die Schule für Seher enthält einige der wichtigsten Artefakte der Menschheit. Professor Amethyst hat so viele Schriftrollen und Texte, so viele Archive, hinter Schloss und Riegel aufbewahrt, wie kein anderer. Er sitzt auf so viel Wissen. Er hält sich selbst für eine Art Pförtner und glaubt, dass nur ihm selbst und einer kleinen Anzahl von Sehern in der Geschichte des Universums, die Geheimnisse der Seher anvertraut werden können. Aber ich glaube an das Teilen von Informationen. Ich möchte das Wissen befreien, das er seit Jahrhunderten für sich behalten hat.“

Edmund sah, wie die Seher-Schüler am Tisch zustimmend nickten. Das war also die Lüge, die Madame Obsidian ihnen eingetrichtert hatte, dachte er. Während sie seine Liebe für Esther ausgenutzt hatte, um ihn unter ihr Kommando zu bringen, hatte sie auch für ihre eigenen Schüler eine Geschichte erfunden. Sie alle hielten Professor Amethyst für einen furchtbaren Mann, der alle Seher-Geheimnisse für sich behält. Aber Edmund kannte die Wahrheit. Er wusste, dass Professor Amethyst der beste Seher des Universums war und eine große Last auf seinen Schultern trug. Sein Herz war rein und sein einziger Wunsch bestand darin, seine Schüler gut zu unterrichten, sodass sie gemeinsam das Universum beschützen konnten.

Edmund wurde langsam klar, dass er den besten Mentor betrogen hatte, den es gab und dass es ein Privileg gewesen war, ihn zu kennen. Die Schule, die er liebte, war verloren. Und es war seine Schuld. Er fühlte sich niedergeschmettert. Hoffnungslos. Einsam.

Madame Obsidians Augen flackerten böswillig. Sie klatschte laut in die Hände. Plötzlich erschien ein wirbelndes Portal am anderen Ende des Raumes.

Ein Windstoß rauschte durch das Buero und Edmund keuchte, als der Wind auf ihn einschlug.

Madame Obsidian stand langsam von ihrem Thron auf und lächelte. Das Licht des Portals glitzerte in ihren Augen.

„Madeleine. Natasha. Malcolm“, sagte sie. Das mürrische Mädchen mit den schwarzen Haaren und der seltsame Junge mit dem Totenkopfgesicht standen gehorsam auf, genau wie Madeleine. Madame Obsidian sah zu dem rundlichen Jungen. „Und Christopher.“

Auch er stand auf. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, dachte Edmund. Er wirkte unmenschlich, ruhelos, traumatisiert. Und er sah fies aus, als wolle er sich rächen.

„Ihr seid mein Team“, kündigte Madame Obsidian an. „Meine besten und glänzendsten Schüler.“

Während sein Magen vor Scham brodelte, sah Edmund zu, wie die vier Obsidian-Schüler sich auf das Portal zubewegten um die Zerstörung der Schule für Seher ein für alle Mal zu besiegeln. Ein Prozess, den er angefacht hatte, als er sich mit der teuflischen Madame Obsidian verbündete.

„Es ist Zeit“, brüllte sie und stieß ihre Faust in den Himmel. „Zeit, die Geheimnisse der Seher zu offenbaren!“

Die vier Kinder verschwanden durch das Portal und Edmund spürte, wie seine Schultern zusammensackten. Die Schule für Seher war verloren.

Das Feuerzepter

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