Читать книгу Das Feuerzepter - Морган Райс, Morgan Rice - Страница 18

KAPITEL NEUN

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„Was sagt der Kompass jetzt?“, fragte Simon Esther.

Sie blickte auf das Gerät aus Bronze. Die gezeigten Symbole schienen alle mit dem Ozean in Verbindung zu stehen – Boote, Fische und wieder der Anker.

„Ich glaube, wir sollten uns auf den Weg zum Hafen machen“, sagte sie.

Die Sonne schien heiß auf sie herab, als sie dem schmalen Pfad zum glitzernden Meer folgten. Viele Bootsmasten wippten auf und ab und Esther bewunderte sie. Ihre Designs waren museumsreif. Sie waren allerdings so alt, dass Esther keine Schiffswracks einfielen, die bis zur Neuzeit überlebt hatten, um in Museen ausgestellt zu werden. Sie mit eigenen Augen sehen zu dürfen, war wahrhaftig ehrfurchtgebietend.

Als sie den Hafen erreichten, fanden sie sich in einem Getümmel wieder, das dem des Marktes glich. Männer in Leinenumhängen trugen Netze mit frischem Fisch, Boote luden kostbare Fracht aus weit entfernten Ländern ab. Esther nahm an, dass es sich um ein sehr wichtiges Handelszentrum handeln musste.

Dank ihrer Kleidung blieben sie glücklicherweise fast vollkommen unbemerkt und schafften es, sich nach Hinweisen umzusehen, die ihnen verrieten, wo und wann sie sich befanden und wo das Feuerzepter sein könnte.

„Rhodos“, sagte Simon plötzlich. „Wir sind auf Rhodos.“

„Wirklich?“, fragte Esther und ihre Augen wurden groß vor Überraschung.

Rhodos war eine der Inseln, die zum Griechischen Reich gehörte. Sie fragte sich, warum der Professor sie hierher statt ans Festland geschickt hatte. Sie zerbrach sich den Kopf um sich zu erinnern, welche Philosophen des antiken Griechenlands in den Jahren vor Christus auf Rhodos gelebt hatten.

„Woher weißt du das?“, fragte Walter Simon.

Simon deutete auf einen Schriftzug, der sich auf einem Schild am Hafen befand. Es handelte sich allerdings um ein vollkommen anderes Alphabet. Walter verzog das Gesicht.

„Wie kommst du auf Rhodos?“, sagte er. „Sieht für mich nach Kauderwelsch aus!“

Simon rollte mit den Augen. „Meine Ausbildung im viktorianischen London war äußerst sorgfältig. Wir lernten sowohl Latein als auch Alt-Griechisch. Ehrlich, es gibt nichts besseres, als die alten Philosophen in ihrer Muttersprache zu lesen.“

Während die Jungs quasselten, versuchte Esther herauszufinden, in welcher Zeit sie gelandet waren. Sie erinnerte sich an den Koloss von Rhodos, eine riesige Statue, die im Meer gebaut worden war und zu den antiken sieben Weltwundern gehörte. Doch sie sah lediglich zwei Steinsäulen an der Stelle, wo die Füße einmal gestanden hatten. Sie mussten sich also in der Zeit nach dem Kollaps der Statue im Jahr 226 vor Christus befinden.

Das grenzte die Suche etwas ein. Dennoch waren sie noch weit von konkreten Zahlen entfernt.

„Da du so viel über die griechischen Philosophen weißt“, sagte Esther zu Simon, „kannst du mir sagen, wer auf Rhodos gelebt hat?“

„Naja, es gab Andronikos von Rhodos“, sagte Simon. „Er lebte hier um etwa 60 vor Christus.“

In dem Moment wurde Esthers Aufmerksamkeit auf einen älteren Mann gelenkt, der allein auf einer umgedrehten Kiste saß und aufs Meer starrte. Etwas an seinem Gesicht kam ihr bekannt vor, auch wenn sie es nicht einordnen konnte. Er starrte nachdenklich in die Weite und unterschied sich damit immens von den hektischen Menschen um sich herum. Durch seine Kleidung wirkte er reich und wichtig. Doch sein Blick und die Tatsache, dass er sich tief in Gedanken befand, deutete eher darauf hin, dass es sich um einen Gelehrten handelte. Auf seinem Knie lag ein Paket Pergament und Esther konnte geradeso erkennen, dass die Seiten mit Skizzen gefüllt waren.

Wer auch immer er war – er schien wichtig zu sein. Ein Gelehrter. Vielleicht sogar ein Philosoph. Und da die meisten Gelehrten der Vergangenheit sich als Seher entpuppten oder auf irgendeine Weise mit Sehern in Verbindung standen, entschied Esther, dass er ein guter Anfang sein könnte.

„Ist er das?“, fragte Esther und unterbrach Simons Monolog über Philosophen. Sie zeigte auf den Mann.

Simon kniff die Augen zusammen und hielt die Hand vor die Sonne. „Unmöglich zu sagen. Ich denke nicht, dass es noch existierende Portraits von Andronikos von Rhodos gibt.“

Walter zuckte mit den Schultern. „Egal. Er sieht wie ein Philosoph aus. Lasst uns doch einfach hallo sagen.“

Er ging auf den Mann zu. Simon und Esther tauschten einen Blick, zuckten dann ebenfalls mit den Schultern und folgten ihrem selbstbewussten, unbeeindrucktem Freund.

Als sie näherkamen, fiel Esther plötzlich ein, wo sie das Gesicht des alten Mannes schon einmal gesehen hatte. Es war im Geschichtsraum der Schule für Seher ausgestellt! Die Schule besaß viele Büsten von berühmten Wissenschaftlern, Mathematikern, Philosophen, Politikern und dergleichen. Dieses Gesicht, das nun faltig und alt war, gehörte Poseidonius, dem stoischen Philosophen, dessen Lehren größtenteils verloren gegangen waren.

Esther streckte ihren Arm aus und packte Simon am Handgelenk. „Ich glaube, ich weiß, wer das ist.“

Simon nickte. Er hatte offensichtlich eins und eins zusammengezählt und war zum gleichen Schluss gekommen wie Esther.

„Poseidonius!“, riefen sie einstimmig.

Der Mann sah abrupt von seiner Arbeit auf. Er betrachtete Walter, der vor ihm stand und sich mit seiner dunklen Haut trotz Toga und Sandalen extrem von den Griechen mit ihrem bronzefarbenen Teint unterschied. Dann wanderte sein Blick zu Esther und Simon. Der blasse Simon und sein zusammengewürfeltes Outfit schienen ihn genauso zu überraschen.

Er runzelte die Stirn. Die drei Kinder, die vor ihm standen, seinen Namen kannten und ihn enthusiastisch ausgerufen hatten, verwirrten ihn offensichtlich.

Er begann, zu sprechen. Doch Esther hatte keine Ahnung, was er sagte, da er die Sprache des alten Griechenlandes sprach. Sie drehte sich zu Simon.

„Kannst du übersetzen?“, fragte sie.

Simon verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während seine Wangen hellrosa wurden. „Naja, nein. Ich meine, wir haben gelernt, wie man die Sprache liest, aber nicht, wie man sie spricht.“

Walter lachte. „So viel zur ausgezeichneten Ausbildung.“

„Niemand weiß genau, wie man die alten Sprachen richtig ausspricht“, erwiderte Simon.

„Ruhe“, meinte Esther zu beiden. „Hört auf zu zanken. Wir müssen einen Weg finden, um mit Poseidonius zu kommunizieren. Er muss der Grund für unseren Aufenthalt auf Rhodos sein.“

„Wer ist er?“, fragte Walter.

„Poseidonius“, wiederholte Esther. Sie durchkämmte ihren Verstand nach Informationen, die den Philosophen betrafen. „Er hat Physik und Astrologie studiert. Und wie der Mond die Gezeiten kontrolliert. Oh und er starb 51 vor Christus im Alter von 83 Jahren.“

Sie sah den alten Mann erneut an. Er musste sich etwa in dem Alter befinden. Das war also die Zeit, in der sie gelandet waren. Rhodos im Jahr 51 vor Christus, kurz vor Poseidonius Tod.

Das Feuerzepter

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