Читать книгу Bauphysik-Kalender 2022 - Nabil Fouad A., Nabil A. Fouad - Страница 73
3.4.3 Bewertung von Holzwerkstoffen durch Materialfeuchte
ОглавлениеGrundsätzlich muss bei Holz und Holzwerkstoffen zwischen den jeweils relevanten Schadensmechanismen unterschieden werden. Während bei Holz die entsprechenden holzzerstörenden Pilze maßgeblich sind für die Begrenzung der Feuchtegehalte, ist es bei den tragenden Holzwerkstoffen wie OSB- oder Spanplatten die Schädigung des Klebegefüges, die bereits relevant ist, bevor holzzerstörende Pilze wachsen können. Die sogenannte Delaminierung, welche durch das Quellverhalten der Holzstreifen (strands)/Holzspäne (particle) hervorgerufen wird, bewirkt einen Verlust der Tragfähigkeit. Das relevante Feuchteniveau ist im Vergleich zur Holzzerstörung dabei sogar noch etwas niedriger.
Die DIN EN 13986 [79] legt die Anforderungen an Holzwerkstoffe fest. Dabei unterscheidet die Norm drei Feuchtebereiche: Trocken-, Feucht- und Außenbereich. Je nach Bereich und Holzwerkstoff müssen entsprechende Produktprüfungen bestanden werden. DIN 68800-2 verbindet die drei Bereiche mit entsprechenden maximal zulässigen Holzfeuchten (Tabelle 6). Die zulässige Feuchte von 18 M.-% im Feuchtbereich darf bei hygrothermischen Simulationen nach Norm geringfügig bis 20 M.-% überschritten werden, bei einer maximalen Überschreitungsdauer von 3 Monaten. Unklar bleibt, ob dies jährlich oder nur in den Anfangsjahren geschehen darf. In der Praxis wird meist von letzterem ausgegangen.
Es ist also festzustellen, dass bei statisch relevanten Holzwerkstoffen häufig die mechanischen Eigenschaften und nicht das Holzfäule-Risiko maßgeblich für den maximal zulässigen Feuchtegehalt sind.
Bild 22. Die Porenluftfeuchte in der Schalung wird als Tagesmittel über die Temperatur aufgetragen. Die im ersten Jahr (a) vorhandenen, hohen Feuchten stellen aufgrund der niedrigen Temperaturen kein Problem dar. Im dritten Jahr (b) hat sich die Feuchte weiter reduziert und zeigt mit dem starken Abfall zwischen dem ersten und dritten Jahr ein ausreichendes Trocknungspotenzial.
Tabelle 6. Zuordnung der Feuchtebeständigkeitsbereich der DIN EN 13986 zu der zulässigen Holzfeuchte nach DIN 68800-2 und Nutzungsklasse nach DIN EN 1995
Feuchtebeständigkeitsbereich nach DIN EN 13986 | zulässige Feuchte uzul der Holzwerkstoffe in der GK 0 % | Nutzungsklasse nach DIN EN 1995-1-1 |
Trockenbereich | 15 | 1 |
Feuchtbereich | 18a) | 2 |
Außenbereich | 21 | 3 |
a) Bei einem Nachweis mittels hygrothermischer Simulation nach DIN 4108-3, Anhang D kann eine vorübergehende Überschreitung bis zu 20 M.-% toleriert werden, wenn sie nicht länger als 3 Monate andauert.