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Speed Dating für Anfänger?

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Nachdem ich mit der Internetdatingsache doch nicht ganz so zufrieden war, probierte ich das allseits bekannte „Speed Dating“ aus. Wer hatte es erfunden? Nein nicht die Schweizer, nicht dieses Mal, sondern, die Amerikaner. Na ja besser gesagt die Jüdische Gemeinde um die Ehen mit Gleichgesinnten zu fördern. Ein ganz großer Trend hier in München, den ich natürlich sofort ausprobieren muss. Das Kennen lernen für Menschen mit wenig Zeit.

Es saßen ungefähr 10 Männer und genauso viele Frauen in einer kleinen Bar in Schwabing West. Eine Reihe mit Tischen und Stühlen standen aufgestellt in einem Raum und ich musste einen Zettel ausfüllen. Alter, Größe, Beruf und E-mail Adresse. Dann wurde mir von einer wirklich sehr, drücken wir es nett aus, energiegeladenen Frau, erklärt, dass mein potenzieller Traummann zu 100% dabei sei, aber im gleichen Atemzug mir versicherte, dass sie nicht dafür haften würde, wenn es nicht klappt. Ich glaube Otto- Normal Verbraucher stand auf Prozentsätze oder warum wurde dieses Mittel immer wieder genommen um sich anzupreisen? Es waren 10 potentielle Kandidaten in Aussicht, die mein Traummann sein könnten. Und ich hatte 3 Minuten Zeit um diese Männer kennen zu lernen. Um wahrscheinlich die Schuhe der Frauen nicht zu belasten wechselten die Männer die Stühle, während wir sitzen bleiben durften, eindeutig Frauengerecht, gab schon mal auf der Liste ein großes Plus. Auf den Zettel, den wir vorher von Miss Energie bekommen hatten, sollten wir neben der Nummer entweder ankreuzen „nein, möchte ich nicht kennen lernen“ „ja würde ich gerne näher kennen lernen“ und „noch unsicher“, wenn uns der Gegenüber gefiel. Ich fühlte mich leicht in die Schulzeit versetzt, als wir noch Zettel bekamen mit der Frage „Willst du mit mir gehen? Kreuze an: ja, nein oder vielleicht!“ Ich habe übrigens nur zweimal in meinem Leben so einen Zettel bekommen. Das lag wohl daran, dass ich in eine reine Mädchenschule ging und das einer dieser Zettel von Jennifer kam und der andere war von meinem Nachbarsjungen. Und das mit dem Nachbarsjungen hatte sich schnell erledigt, als ich erfuhr, dass er diesen Zettel noch 4 anderen Mädchen aus meiner Klasse geschrieben hatte. Na ja jetzt war meine Gelegenheit. Die Glocke wurde geläutet und der erste Kandidat hieß Gerhard und war ungefähr 55. Glattes Nein! Er fragte mich, was ich mache, wo ich herkäme und erklärte mir, dass er schon immer mal nach England wollte. 3 Minuten können wirklich schnell vorbei sein. Glück für mich. Danach folgte Tony, 28, Fitnesstrainer, ihm standen übrigens die Schweißtropfen auf der Stirn und ich war erst seine zweite Frau. Er erzählte mir von seinen Plänen mit einer eigenen Fitnesskette und ich sollte dringend darauf achten, etwas für meinen Bauch zu tun. Crosstrainer wäre die perfekte Lösung. Hatte ich es nicht gesagt. Nein mit drei Ausrufezeichen. 3 Minuten später folgte Daniel, 40, Informatiker, und sonst konnte ich nichts herausfinden, er starrte die ganze Zeit konsequent auf meinen Busen und bei jedem Räuspern meinerseits lief er knallrot an. Ich glaube er hatte zuvor noch nie eine Frau leibhaftig vor sich gesehen, geschweige denn mit einer überhaupt geredet. Ich erfuhr von Chris, dass seine Ex-Frau ihm das ganze Geld abgeknöpft hätte und er sie am liebsten umbringen würde. Sigfried spielte gerne mit seinem kleinen Hund und ging in Musicals. Ich steckte ihm unauffällig einen Zettel mit der Nummer von meinem schwulen Freund zu. Und von meiner Nachbarin Hausfrau, Klara, 42, erfuhr ich, dass sie das schon zum fünften Mal mache und jedes Mal hoffe sie auf die große Liebe.

Am Ende mussten wir die Zettel abgeben, wer an uns Interesse hätte und wenn es auf Gegenseitigkeit beruhen würde, bekämen wir eine Email. Also ich war mir sicher, dass ich keine Email bekommen würde. Es stellte sich heraus, dass ich zehnmal nein angekreuzt hatte.

Das Fazit meines Speed Datings: Am Besten für Menschen geeignet, die zu schüchtern sind um andere anzusprechen. Doch 3 Minuten sind einfach viel zu wenig Zeit um sich einander kennen zu lernen. Ich glaube auch, dass hier noch niemand seine große Liebe gefunden hat, aber es macht wirklich Spaß und man lernt interessante Menschen kennen. Wobei Interessant hier eine Auslegungssache ist.

Ich sah zu Tanja, die sich lebhaft mit Tom, 34, Elektriker unterhielt. Er war wirklich der Einzige von den 10 Männern gewesen, den ich unter „würde ich gerne näher kennen lernen“ angekreuzt hätte, wäre nicht Tanja gewesen, die mir mit Handzeichen klar gemacht hatte, wenn ich auch nur in Erwägung ziehen würde „ja“ anzukreuzen, würde sie mich töten, oder so ähnlich. Tanja winkte mir aufgeregt zu und mit einem Seufzen trabte ich zu den Beiden.

„Das ist meine Freundin…“- „Betty, 28, Journalistin!“, nahm Tom Tanja die Antwort ab.

„Tom, 34, Elektriker!“, lächelte ich.

„Genau, hey Betty, Tom will noch in die 089 Bar, hast du Lust mitzukommen?“, fragte sie mich aufgeregt. Mit zwei flirtwilligen Personen in einen Club gehen oder nach Hause vor den Computer sitzen und hoffen, dass mich durch Zufall jemand über meinen Blog entdeckt? Eine schwere Entscheidung.

„Wir treffen dort einen Freund von mir!“, erklärte mir Tom sofort, als hätte er meine Gedanken lesen können. Na ja war ja auch nicht ganz so schwer, mein Blick sprach wohl einige Romane. Doch der bettelnde Blick Tanjas, den ich versuchte auszuweichen, ließ mich zu einem Nicken animieren. Auf der Fahrt rief ich Moritz an.

„Moritz wo bist du?“

„Im Babys! Warum?“

„Komm sofort in die 089 Bar biiiiitte!“, flehte ich ihn leise an, während Tanja im Auto vorne mit Tom flirtete.

„Keine Lust!“

„Moritz! Biiittte, ich bettele dich an, nur dieses eine Mal oder soll ich deinen Vater anrufen und ihm von der Leidenschaft zum Gärtner berichten?“, zog ich alle Register.

„Ich bin schon unterwegs, du bist ein Biest.“

„Danke Schatz!“, lächelte ich selig und legte auf. Wie sollte ich es sonst ertragen, wenn nicht Moritz dabei wäre.

„Übrigens Moritz kommt auch!“, flötete ich zufrieden nach vorne.

„War ja klar, dass du es nicht einmal ohne deine schwule Hälfte aushältst!“, zischte es von vorne. Ja und, jede Frau braucht mindestens einen schwulen Freund, vor allem wenn es darum ging, sich womöglich irgendwelche Spinner vom Hals zu halten.

Moritz war schneller als wir und wartete schon ungeduldig auf uns. Als wir näher kamen und er sah, warum ich ihn unbedingt dabei haben wollte, flüsterte er nur: „Schwul, eindeutig!“

„Nicht jeder ist gleich schwul, der manikürte Hände hat!“, zischte es von den billigen Plätzen. Ich kicherte und stieß Moritz freundschaftlich in die Seite.

„Ach übrigens Miss Betty Caruso ich habe für sie einen potentiellen Kandidaten aufgetan. Der wird dir gefallen. Ein richtiger Mann und bestimmt nicht schwul!“, hackte er sich bei mir unter.

„Wo hast du denn den so schnell aufgegabelt?“, sah ich überrascht hoch.

„Ich habe ihm heute die Haare geschnitten und er ist quasi wie für dich gemacht. Er steht total auf Elvis Presley!“ Oh das macht es natürlich einfacher, gut, dass niemand sonst Elvis Presley mag.

„Und nicht schwul?“, sah ich ihn mit fragenden Augen an, während wir in den Club gingen.

„Natürlich nicht! Er ist Schauspieler und er fand die Idee klasse mit dir auszugehen!“, seine Stimme überschlug sich vor Begeisterung. Schauspieler? Oh nein, das erinnerte mich an Marcus. Er war Schauspieler in einer Daily Soap und mit ihm Sex zu haben, war nur toll, wenn man auf 2- Minuten Sex mit einem Spiegel über dem Bett stand. Es ist sowieso schon irritierend genug mit jemanden Sex zu haben und sich dabei dann noch selbst zu beobachten war einfach nur abtörnend.

„Hast du ihm etwa erzählt, dass ich 20 Männer in 20 Tagen daten soll?“, sah ich ihn geschockt an.

„Nein natürlich nicht, ich meinte nur, dass du verzweifelst nach einem Date suchst!“, schüttelte er den Kopf. Das machte es natürlich noch viel Besser, jetzt war ich bestimmt für ihn eine verzweifelte Frau, die dringend Hilfe brauchte. Wer würde bitte da zusagen? Ich nicht. Ich würde denken, diese Frau gehört eindeutig in die Klapse.

„Du triffst dich morgen mit ihm um 18 Uhr im 'Hans im Glück'!“, erklärte er mir. So gingen also Blind Dates? Jemand nannte mir Ort und Zeit und ich müsste da sein.

„Und wie erkenne ich ihn?“, sah ich ihn fragend an.

„Er wird dich erkennen und jetzt komm!“, zog er mich zu einem freien Tisch. Er würde mich erkennen? Woher sollte er wissen…oh nein, Moritz hatte ihm doch nicht etwa? Nein, das konnte er doch nicht tun. Nein!

„Moritz du hast ihm doch nicht etwa dieses bescheuerte Foto von mir gezeigt?“, schrie ich ihn fast an.

„Das ist total süß, du siehst so niedlich darauf aus!“- „Ich sehe da Scheiße aus!“, schüttelte ich entsetzt den Kopf. Wie konnte er noch immer das Foto mit sich herumschleppen, was mich kurz nach meinem Umzug aus der WG in die erste eigene Wohnung zeigte, mit hochrotem Kopf, Holzfällerhemd und total verschwitzt. Sexy nenne ich was anderes!

„Hey, da ist ja dein Blinddate!“, zeigte er auf einen untersetzt wirkenden Mann, mit blonden Locken und absolut nicht der Typ, den ich bevorzugte.

„Willst du mich verarschen Moritz, du spinnst ja wohl, ich geh doch nicht mit so einem Typen aus!“, schüttelte ich vehement den Kopf.

„Wieso denn nicht? Er sieht doch gut aus!“, sah mich Moritz fragend an.

„Bitte? Also von dir hätte ich etwas anderes erwartet! Du hast doch sonst auch einen tollen Geschmack!“, war ich entsetzt. Der Typ war mindestens 40 und sah aus, wie eine Mischung aus Zuhälter und Pornoregisseur.

„Vergiss es, mit dem gehe ich nicht aus! “, verschränkte ich beleidigt meine Arme, der frisst doch kleine Kinder zum Frühstück und wenn ich in sein Haus gehe, sehe ich dort seine tote Mutter im Schaukelstuhl sitzen, nee nee.

„Also Betty, sei mal ganz ehrlich, was besseres wirst du nie treffen!“, zog mich Moritz hoch. „Jetzt stell dich nicht so an, wir gehen dahin!“ Wie bitte? Ich würde nie etwas Besseres finden? Halloo? Ich habe schon zigtausend andere Typen gedatet, die weitaus besser waren als er und ich war überhaupt nicht anspruchsvoll. Na ja nicht fast. Außerdem hatte ich erst 10 andere Dates gehabt heute und da waren angesichts dieses Mannes bestimmt 9, die besser geeignet waren….na ja okay ich war Anspruchsvoll, aber der ist überhaupt nicht mein Typ.

„Lieber bleibe ich ewig Single!“, trottete ich beleidigt hinter ihm her.

„Schätzchen, jetzt sei nicht so arrogant und komme!“, zog mich Moritz regelrecht zu diesem blond gelockten Mann. Ich hasste Moritz, ich hasste Moritz ich hasste Moritz ich hasst….nein tat ich doch nicht. Als Moritz den potentiellen Blinddate Typen begrüßte. Das war gar nicht der Typ, sondern jemand, der mit dem Rücken zu uns, neben ihm stand.

„Hey Max, was machst du denn hier?“, umarmte er mein Blinddate. Blinddate war wohl zu viel gesagt, mein Traumdate passte eher. Mir stockte der Atem und mir wurde schwindelig. Aber das lag wohl daran, dass ich weiteratmen sollte.

„So ein Zufall, dass du hier bist, darf ich dir dein morgiges Blinddate vorstellen. Betty, Betty, Maximilian!“, stellte er uns Beide vor.

„Maximiliaaaan!“, seufzte ich wohl doch etwas zu laut auf.

„Na ja du kannst mich auch nur Max nennen ist kürzer!“, lächelte er und umfasste meine kalte Hand mit seinen beiden warmen Händen. Maximilian Steiner, das war ja wohl ein schlechter Scherz. Ich konnte ja wohl schlecht mit Maximilian Steiner ausgehen, dem momentan heißesten Schauspieler Deutschlands, das war ausgeschlossen, ich war doch gar nicht in seiner Liga. Das war ja, als würde der FC Bayern München gegen den 1.FC Buxtehude spielen. Das ging eindeutig nicht.

„Miss Betty Caruso jetzt benehme dich mal!“, zischte mir Moritz wütend ins Ohr. Aber das ging doch nicht, wie sollte ich benehmen, wenn gerade vor mir ein unglaublich attraktiver Mann stand. Groß, einen modernen Haarschnitt, die dunkelblonden Haare halblang. Einen Dreitagebar, schön gepflegt und machte ihn sehr interessant. Es war als würde ich mich automatisch in die Teenagerzeit zurück beamen. Doch der strafende Blick von Moritz brachte mich sofort wieder in die Realtität zurück. Ich war 28, Journalistin und eine erwachsene, schlagfertige Frau und er nur ein Mann! Aber was für ein Mann! Gott, was war ich noch mal?

„Betty Caruso? Was für ein witziger Name!“, versuchte nun Max das Thema zu wechseln.

„Ja hähähä Eltern witzig!“, stotterte ich völligen Müll vor mich hin. Max sah mich fragend an. Betty Caruso jetzt reiß dich aber mal zusammen! Ich atmete einmal tief durch, sammelte mich kurz und lächelte dann.

„Moritz hat mir erzählt, dass du unbedingt ein Date brauchst!“, wechselte er nun geschickt das Thema, war auch richtig so, eine Endlosdiskussion über meinen Namen zu führen war nicht mein Ziel des Abends.

„Na ja so dringend nicht, aber ich brauche halt ein Date! Er hat sicher übertrieben!“, sah ich zu meinem besten Freund, der es sich zur Aufgabe gemacht hat uns zu zuhören, aber trotzdem so zu tun, als wäre er mit etwas anderem beschäftigt.

„Er meinte, ob ich Lust hätte mit einer Freundin von ihm, also dir, morgen Abend auszugehen. Ich fragte, wie du aussiehst, er zeigte mir ein Foto und ich bejahte sofort.“, erklärte mir Max mit einem Grinsen. Sollte ich mir darauf etwas einbilden?

„Du sahst da so, sagen wir es nett, abgekämpft aus!“, grinste er sofort. Na schlepp du mal 30 Kisten, ein Kühlschrank, eine Waschmaschine und eine Couch von dem dritten Stock in den zweiten! Ich glaube du würdest genauso bescheiden aussehen wie ich an dem Tag!

„Und auf so etwas stehst du? Wenn ja, sollte ich wohl einmal um die Tanzfläche joggen und dann bin ich sexy genug für dich!“, lächelte ich ihn an.

„Würde ich gerne dabei zusehen! Ich glaube aber, dass du dann nicht mehr lange in dem Club sein würdest!“

„Ach ich würde doch mit meinem Charme punkten und wenn alle Stricke reißen, kann ich den Besitzer sicherlich noch anderswie überzeugen, dass ich nicht rausgeschmissen werden sollte.“ Ha! Ich sah ihn von unten nach oben an und zog wissentlich eine Augenbraue hoch. Max schien sich gerade an seinem Wasser zu verschlucken und sah mich mit großen Augen an. Ich lachte und erwiderte: „Natürlich mit Geld versteht sich!“ Max musterte mich lange und fing dann an zu lachen. „Betty Caruso, du bist mir eine.“ Ich bin ihm eine? Bitte bitte lass mich dir noch eine ganz andere sein.

„Das wirst du wohl jetzt nie wieder vergessen oder?“, fragte ich ihn angesichts der Tatsache, dass er das wiederholt hatte.

„Ähm nein ich glaube bis morgen kann ich mir das noch merken, wird schwer, aber ich denke ich schaffe das!“

„Das will ich ja wohl hoffen Maximilian Steiner, geboren am und geboren wo, weiß ich auch nicht!“, zutschte ich am Strohhalm und sah ihn auffordernd an.

„Tja dann solltest du das wohl schnellstens herausfinden! Ich kann dich jedenfalls googlen!“

„Ich dich auch und ich wette, ich kriege mehr heraus als dir lieb ist.“, das musste ich wirklich mal machen. Wäre interessant, was über ihn geschrieben steht.

„Tu das, aber ob du da die Wahrheit herausfindest, das sei dahin gestellt! Bis morgen will ich eine komplette Reputation über mich haben!“ Reput…was? Seit wann konnte ein Schauspieler Fremdwörter…mist…jetzt musste ich doch nicht wirklich wieder mein „Fremdwörter for Dummies!“ rausholen. Och nee, einfach so tun, als ob du wüsstest was das sei.

„Das war wohl das einzige Fremdwort was du kennst oder?“, zwinkerte ich ihn lachend an. Immer ran an die Backen, ein bisschen Ärgern Schadet niemanden!

„Erwischt. Hab ich heute in der Financial Times gelesen!“, gab er kleinlaut zu.

„Lag die etwa im Friseursalon?“, blickte ich ihn verwirrt an. So einen Intellektuellen konnte ich ja gar nicht haben. Wer mir erzählt, dass er auf intelligente Männer steht war noch nie mit Kevin im Bett. Das war so anstrengend, andauernd warf er mir Fremdwörter an den Kopf, und wenn ich dachte, er würde mich beleidigen, waren es Komplimente?!?!? Zwischenzeitlich hatte ich sogar ein Fremdwörterbuch dabei, nur damit ich später durchlesen konnte, was er zu mir sagte. Und ja es kratzte an meinem Ego, wenn mein Mann intelligenter war als ich. Max sah mich lange an und nickte dann unschuldig.

„Die hatte jemand wohl vergessen, denn ich glaube nicht, dass Moritz freiwillig in seinem Laden so etwas abonniert!“, gab er kleinlaut zu. Das war mein Moritz, schwul bis zum geht nicht mehr, hätte man schwul erfinden müssen, wäre Moritz das Vorbild dafür gewesen.

„Ja nicht schlimm, wenigstens kennst du jetzt schon ein Fremdwort mehr als ich. Das ist doch was!“, legte ich kurz meine Hand auf seinen Arm. Das hatte ich mal in einem Buch „Flirten for dummies“ gelesen. Ja ich stand auf solche „for Dummies“ Bücher, klein, praktisch, quadratisch, gut! Wer liest denn schon freiwillig Bücher, die mehr als 30 Seiten ohne Bilder haben? Ich ganz sicher nicht. Ein Freund von ihm kam und flüsterte Max etwas ins Ohr. Dieser nickte und sah mich lächelnd an.

„Tut mir leid, ich muss, aber wir sehen uns ja morgen bei unserem Blinddate. Ich weiß nur noch nicht, ob wie wir uns morgen erkennen werden?“ Das war die große Frage, würde ich Maximilian Steiner, jemals bei Tageslicht erkennen? Ich glaube ja!

„Wir können ja beide eine Rose am Revers tragen! Dann wissen wir, dass wir es sind!“, lachte ich.

„Hoffentlich werden wir die Einzigen sein mit einer Rose. Wäre sonst blöd, nicht dass ich dann eine Wildfremde Frau anquatsche….“- „Sie würde sich freuen!“

Max nickte und gab mir ein Küsschen auf beide Wangen. Ich werde sie nie wieder waschen. Nie wieder. Na gut, ich musste sie ja irgendwann waschen, sonst gäbe das nur unschöne Pickel und dann würde mich nie wieder ein Mann daten können. Na ein Kompromiss, die nächsten Stunden würde ich es nicht mehr waschen.

„Bis morgen Betty Caruso!“- „Bis morgen Maximilian Steiner!“, sagte ich ihm, als er ging. „Denk an die Reputation!“, drehte er sich noch einmal zu mir hin und lächelte. „120 Seiten, Schriftgröße 20. Kein Problem!“, lachte ich und betrachtete ihn noch solange, bis er aus dem Club gegangen war.

„Moritz, du bist der Beste! Das ist Maximilian Steiner!“, sprang ich vor Moritz aufgeregt auf und ab. Ich würde morgen ein Blind Date mit Maximilian Steiner haben, ladidadida! Maxie und Betty sitting on a tree all the want do is k-i-s-s-i-n-g!

“Ich weiß, ich hab dir gesagt, er ist ein richtiger Mann!”, lachte Moritz mich aus.

„Er ist nicht nur ein richtiger Mann, er ist ein Sexgott!“, seufzte ich auf und ich würde mit einem Sexgott ausgehen. Oh Gott, was würde ich nur anziehen? Zählte das jetzt eigentlich als Blind Date? Nein, jetzt musste ich auch noch ein Blind Date suchen und ob das noch einmal so ein Glückstreffer werden würde. Mist. Aber nach dem ich mich so weit aus dem Fenster gelegt hatte wollte er sicherlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

„Moritz wir haben ein Problem, ich brauche noch 10 Dates! Na gut, das morgige zählt nicht, das ist ein Ausnahmedate. Es ist Maximilian Steiner und mit ihm hat man kein Date, mit ihm hat man ein Erlebnis!“, grinste ich über dieses Date. Ich konnte es noch immer nicht fassen, ich durfte mit Maximilian Steiner essen gehen. Hach was für ein Abend.

Am nächsten Vormittag saß ich mit meinem Laptop auf dem Balkon und tippte in die Google Suchmaschine „Maximilian Steiner“. 1.340.204 Treffer zeigte mir auf Anhieb die Suchmaschine mit dem Namen. Ich klickte auf die Bilder. Er war tatsächlich so gutaussehend wie auf den Werbebildern, die mir entgegen sprangen. 1.85m groß, braune Haare, die etwas länger waren und eine Locke schelmisch in sein schönes, markantes ebenmäßiges Gesicht fiel, seine Augen so blau wie das Mittelmeer bei einem Sonnentag. Ein Vollbart der zum Kraulen einlud. Seine Lippen voll, sein Lächeln unwiderstehlich und seine Ausstrahlung die Tatsache, warum er ein bekannter Schauspieler war, der nicht nur Filme drehte, sondern diese auch noch selber schrieb und produzierte.

Maximilian war nicht nur schwerreich, sondern auch schwer Frauenvernaschend. Seine Liste der potentiellen Kandidatinnen las sich in der deutschen Klatschpresse wie das Who is who der A, B, C Prominenten. Ich war leicht nervös und etwas beeindruckt. Er war heiß, erfolgreich, jung, sexy und reich und er stand anscheinend auf Sex. Also das erste Attribut und das letztere fand ich unglaublich anziehend.

Ich schaute mir die Klatschseiten an und stieß auf eine, die mir genau das sagte, was ich mir gedacht hatte. „Ist Maximilian Steiner schwul?“ Ich lies den Artikel kurz durch, das übliche, ein Freund eines Freundes von ihm, bestätigte, dass Maximilian schwul war und seit Jahren eine heimliche Beziehung führte. Ich hatte es doch geahnt, so ein Mann von einem Mann war niemals hetero. Leise seufzte ich auf. Nichts desto trotz, es könnte sicherlich ein tolles Date werden mit ihm. Wenigstens ein teures. Denn das Restaurant, in dem er mich ausführen wollte war sehr teuer und ich suchte mir bereits das Essen aus, was ich nehmen wollte.

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