Читать книгу Das Suchen kommt vor dem Finden - Nadja Hoffmann - Страница 5
Der Gang zu Doktor Love!
ОглавлениеFür jedes Wehwechen gibt es einen Arzt. Wenn man sich das Knie verletzt hat, ist der Chirug da, bei Zahnschmerzen der Zahnarzt und selbst, wenn man mit seinen Busen unzufrieden ist, gibt es da immer noch die Ärzte, die das ganz schnell und ganz gut hinbekommen. Also gibt es auch Ärzte, die einem Helfen den Traummann zu finden. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Wir sind in einer Welt der Unbegrenzten Möglichkeiten, hier ist alles möglich. So auch ein Arzt, der sich darauf spezialisiert dich Datingfit zu machen. Und das nicht zu knapp. Nur durch eine gute Freundin und der Angabe, ich sei von der Presse bekam ich einen Termin bei Doktor Love persönlich. Rebecca Schneider. Doktor der Psychologie und auf Datings spezialisiert. Auch hier stand in der Broschüre zu 99,9% finden sie ihren Traummenschen. Zu 0,1% also nicht. Was für Erfolgschancen. Rebecca Schneider eine Frau um die Mitte 40 oder 50, hier in München ist das bei den guten Chirurgen immer schwer einzuschätzen, fragte mich als erstes über meine Eltern aus. Was hatten die denn mit meinem potentiellen Ehemann zu tun? Erklärung, die Beziehung der Eltern zeigt auch die Beziehung des künftigen Ehelebens. Gut, meine Chancen eine glückliche Ehe zu führen sind gerade in den Keller gerutscht. Danke Papa! Danach gingen wir in unserer ersten Stunde meine letzten Beziehungen durch. Ähm ja, was soll man dazu noch sagen, sie stempelte mich wohl als total Beziehungsunfähig ab. Dafür zahl ich 200 Euro die Sitzung, damit mir jemand sagt, was ich schon wusste. Ja ich bin Beziehungsunfähig und schuld daran war mein Vater. Gut das man nie die Schuld bei sich selbst suchte. Danach erklärte sie mir die gängigen Flirttechniken und erzählte mir das, was in jedem Ratgeber stand. Ein bisschen nett lächeln, ihn berühren, kurz und natürlich zufällig, aber nicht zu zufällig und nicht zu lang. Bei einer Berührung sollte man das beachten. Es gibt sogar eine richtige Do and Don’t Liste des Flirtens. Die ich nach längerem Studieren bis zur nächsten Sitzung auswendig kennen sollte. Da würden wir es ausprobieren. Kein Problem, ich bin die Meisterin im Flirten, ich flirte sogar mit dem Hausmeister, aber wer sonst baut mir so liebevoll ein Regal zusammen und macht freiwillig die Wasserrohre neu? Ich nicht.
Als ich ihr von meinem Date am Abend erzählte, sagte sie sofort. „Ein großes No Go! Niemals beim ersten Date zu Abend essen! Niemals!“ Dabei betonte sie das Wort Niemals sehr genau. Der Grund, man wäre beim Abendessen viel gezwungener sich mit einem Mann zu unterhalten, als bei einem lockeren Tee oder Kaffee. Außerdem könnte man nicht sagen, dass man nur eine Stunde hat, falls das Date katastrophal wäre. Gut zu wissen, mein Date würde also eine reine Katastrophe werden! Wer will übernehmen?
„Hy, was kann ich für sie tun!“, lächelte mich eine wunderschöne Empfangsfrau an. Einmal Maximilian Steiner nackt bitte! Warum zum Teufel musste ich mir auch unbedingt diese tollen halbnackten Fotos von ihm zur Einstimmung anschauen? Ich war doch nur wieder auf eins aus. Er sah aber auch toll aus.
„Ich bin hier mit einem Maximilian Steiner verabredet!“, lächelte ich sie an.
„Ja folgen sie mir!“, ging sie voraus. Oh er war schon da, wie er war schon da. So ging das aber gar nicht. Ich war doch schon fast pünktlich mit meinen 10 Minuten Verspätung, warum war er denn dann da? War er etwa wirklich pünktlich. Okay, schnell eine Ausrede einfallen lassen….Keinen Parkplatz gefunden, Stau? Nee zu langweilig! Die Mutter, der Freundin, meiner Bekannten hatte einen Wasserschaden….
„Hallo!“, stand er vor mir, lächelte und gab mir zwei Küsschen auf die Wange. Er hatte eine rote Rose im Revers. Oh mein Gott, ich will sofort mit ihm ins Bett, jetzt hier auf der Stelle, vor allen Leuten.
„Die wichtigsten Personen kommen immer am Schluss!“, lächelte ich ihn an.
„Deshalb hatte ich ja auch gedacht du wärst zu erst da!“, grinste er frech.
„Natürlich nicht, ich bin extra noch einmal eine Runde um den Block gefahren!“, tja mein Lieber so leicht aus der Fassung zu bringen, bin ich nicht! Außer du machst dich jetzt nackig und reißt mir meine Klamotten vom Körper, dann wäre ich Sprachlos und ich glaube noch viel mehr.
„Mit Rose sogar!“, bedachte er meine Rose im Haar.
„Ja als Wiedererkennungswert, ich dachte, falls du mich seit gestern vergessen hast! Und die Reputation habe ich auch dabei!“, zog ich ein paar Seiten mit Informationen über ihn aus dem Internet hervor.
„Ich bin beeindruckt!“
„Ich habe ja auch 10 Stunden dafür gebraucht.“, grinste ich, während Max kurz durchblätterte.
„Wie langsam ist denn dein Internet?“, lachte er frech. Hey, das war so nicht geplant, ich wollte doch eine Lobhymne haben.
„Eigentlich sehr schnell, aber bei 1.340.204 Einträge bei Google, ist das wirklich schwer, dass passende herauszufinden.“
„1.342.000 Einträge!“, zwinkerte er mich an. Oh oh oh…
„Ohhhhkaaay die 2.000 Einträge mehr machen den Kater auch nicht mehr fett!“, lachte ich.
„Nein, übrigens du hast nur 40 Einträge bei Google!“, zwinkerte er mich lieb an. Mich konnte man bei Google finden? Oh hoffentlich nicht bei irgendwelchen peinlichen Seiten oder Partyfotos. Das wäre wirklich nicht gerade vorteilhaft.
„Und was kann man über mich herausfinden?“, bitte keine schmutzigen Details, keine peinlichen Einträge bei www.ichliebeSchnulzenromane.com.... Bitte bitte nicht.
„Also du schreibst Kolumnen bei der Zeitung InsideStyle und bist dort quasi so etwas wie Dr. Sommer für verzweifelte Frauen, hast einen Roman geschrieben mit dem Titel „Prada, Valentino und Jimmy Cho, sind die wahren Männer!“. Du bist mit 12 von Aalen nach Würzburg gezogen, dein Vater ist mit 10 abgehauen, deine Mutter arbeitet als Sekretärin. Du bist mit 24 nach München gezogen, nachdem du in Würzburg deinen Abschluss in deutscher Literaturwissenschaft gemacht hast. Hier hast du erst in einer kleinen Agentur gearbeitet, bevor du beim Sender Pro7 als Redaktionsassistentin angefangen hast. Und letztes Jahr wurdest du als Kolumnistin eingestellt. Du bist also auf der bösen Seite. Willst du noch etwas über dich wissen?“, sah er mich grinsend an. Ich war überrascht, was er so alles über mich herausfinden konnte. Das war ja, als ob er mein ganzes Leben studiert hätte. Ich war sprachlos. Natürlich nur innerlich, äußerlich durfte ich so etwas nie sein.
„Tja da hast du ja mein Leben perfekt in Szene gesetzt! So dann kann ich ja jetzt gehen!“, nickte ich und nahm ein Wasser.
„Ja kann ich dich um etwas beten?“, fragte er nun vorsichtig. Er konnte mich um alles bitten, ich würde ihm sogar mein Erstgeborenes versprechen, wenn er das wollte.
„Natürlich!“
„Könntest du bitte in deiner Kolumne, falls du das vorhast nichts von mir erwähnen. Ich bin nicht scharf darauf von der Presse verurteilt zu werden!“, sah er mich lange an.
„Klar kein Problem!“, das hieß, ich brauchte noch ein Blind Date. Wo doch dieses Blind Date so toll war. Na wer weiß, vielleicht wäre der Nächste ja Manuel Neuer oder Moritz Bleibtreu, obwohl gegen Justin O'Shea, den Buying Director von mytheresa.com ich auch nichts hätte. Sollte ich wohl mal Moritz Bescheid geben. Aber ich habe doch keine Ansprüche. Nein überhaupt nicht. Halt ich wollte mich doch voll und ganz auf meinem Gegenüber konzentrieren. Gott sah er scharf aus, in diesem weißen Hemd und der Krawatte und diesem schwarzen Sakko. Das war doch bestimmt Prada oder Yves Saint Laurent. Wie das weiße Hemd wohl an mir aussehen würde nach dem Sex am Morgen? Das würde mir doch bestimmt sehr gut stehen. Ich muss einfach mit ihm ins Bett, das verlangt mein Körper nur so von ihm. Und wer war nicht leichter ins Bett zu bekommen als der größte Sexgott himself. Hatte er nicht mal gesagt, er hätte mit über 500 Frauen geschlafen? Das muss doch ganz einfach sein.
„Ich werde dich nicht erwähnen!“, nickte ich und sah ihn verführerisch an. Das sollte ich wohl lassen, verführerisch gucken sah bei immer aus, als würde ich gerade auf der Toilette sitzen. Also lieber normal gucken. Ich brauchte eine Strategie, eine ganz einfache Strategie. Warum waren wir beim Date Doktor nicht schon bei dem Thema Sex gelandet? Doch hatte sie nicht gesagt, keinen Sex beim ersten Date? Aber da gab es doch bestimmt Schlupflöcher, vor allem wenn es um Maximilian Steiner ging. Das war doch ein einziges Schlupfloch. Im Grunde genommen war es ja auch nicht unser erstes Date, ich würde sagen, es war 11/2te Date. Ja genau, Maximilian Steiner war die Ausnahme!
„Was willst du nehmen?“, fragte mich Max, während wir die Speisekarte lasen, besser gesagt er. Ich überlegte zwischen einem Birkenwaldburger oder einem Geißbockburger, wie ich ihm am Besten verständlich machen sollte, dass ich heißen, hemmungslosen und wilden Sex von ihm wollte.
„Und hast du dich entschieden?“, fragte er mich einmal. Ach ja, ich sollte ja sagen, was ich wollte. Ich nehme den mit Ziegenkäse oder doch Kräuterfrischkäse. Oder sollte ich lieber Salat essen? Nein ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und wenn, sollte er lieber ein Model daten und nicht mich.
„Ich nehme diesen Geißbockdingsda!“, lächelte ich ihn an.
„Gute Wahl, also zuerst nehmen wir zweimal den Thai Beef Salat, dann einmal den Geißbockdingsda und für mich eitlen Gockel und als Nachspeise die Kokusnuss Invasion! Als Wein, was könnten sie für die Dame empfehlen? Du trinkst doch Alkohol oder?“ Ich ja, natürlich…auf jeden Fall.
„Einen leichten Weißwein aus Südafrika.“, lächelte uns der Kellner an.
„Dann den bitte!“, bestellte er höflich. Ein Mann mit Manieren! Ich will dich jetzt hier, sofort auf der Stelle, Scheiß auf das Essen. Nein stopp, nicht scheiß auf das Essen, ich hatte Hunger!
„Und was hast du heute schönes gemacht?“, fragte er mich nachdem wir die Karten abgegeben haben.
„Ich habe doch an deiner Reputation gesessen!“, ich musste ja nicht zwingend erwähnen, dass ich zwei Stunden bei dieser Datingtante war und den Rest des Tages damit verbracht hatte Moritz dabei zuzusehen, wie er andere Frauen die Haare stylte.
„Stimmt, 10 Stunden und irgendwelche Fragen über mich?“ Wie bist du im Bett?!
„Warum bist du von Berlin nach München gegangen?“
„Ich wollte einfach meine Ruhe haben und in München ist es einfacher, als in Berlin und ich mag die Lebensart.“, erklärte er mir.
„Ist doch aber dann viel schwerer Frauen abzuschleppen oder?“, grinste ich ihn verschmitzt an.
„Na ja, es hält sich in Grenzen, wenn ich ihnen „Das Leben ist die Liebe“ zeige, sind die Damen immer ganz schnell begeistert. Also das ist nicht das Problem!“ Dieser Schwerenöter, wollte ich wirklich eine weitere Kerbe im Bettpfosten sein? Ja! Ja! JA!
„Den Film habe ich auch noch nicht gesehen!“, zwinkerte ich grinsend. Komm das war ja wohl mehr als eindeutig.
„Du kannst ihn dir ja bei Amazon kaufen, da ist er glaub im Sonderangebot, für 5 Euro! Oder du lädst ihn dir runter!“, bitte was? Das war doch mehr als nur ein Angebot. Wie konnte er das nur ablehnen??????? Moment hier geht etwas eindeutig schief. Mein Gesichtsausdruck sprach wohl Bände, Max lächelte und wechselte schnell das Thema:
„Ich habe mir übrigens dein Buch besorgen lassen!“
„Dann habe ich ja bis jetzt 10 Bücher verkauft!“, lachte ich.
„So viele Verwandte hast du?“- „Nein, ich habe selbst 5 Exemplare!“, grinste ich. Die hatte ich mir damals im Eifer des Gefechts gekauft, in der Hoffnung, das Buchgeschäft würde vielleicht nachbestellen. Tat es aber nicht. Dabei war das Buch doch so toll.
„War es denn so schlecht?“, sah er mich überrascht an. Gut er hatte das Buch noch nicht gelesen!
„Ich sag es mal so, in anderen Sachen bin ich besser.“, komm eine hervorragende Vorlage, Herr Steiner, die könnten sie ja schlecht entgehen lassen.
„Dann solltest du vielleicht darüber schreiben. Ich schreibe meine Filme auch immer über meine eigenen Gefühle!“, sah er mich gelangweilt an. Was geht denn hier los? Wo hatte sich denn Mister Sexgott versteckt? War ich wirklich so sexuell unattraktiv?
„Mmh du hast Recht. Aber ein weiteres Buch wird es von mir wohl nicht geben, dazu bin ich gerade zu sehr in meinen Kolumnen verstrickt!“, seufzte ich leise auf. Ich glaube dieser Date Doktor hatte Recht, ein Abendessen war nicht die Beste Wahl was das erste Date anbelangte. Nächstes Mal unbedingt darauf achten, dass wir nicht Abendessen gehen. Wenn es überhaupt ein nächstes Mal geben würde. Im Moment sah es nicht so aus. Während wir aßen, unterhielten wir uns mehr über blabla Dinge, als alles andere. Und nicht einmal die Blabla Dinge waren wirklich erwähnenswert. Es musste eindeutig eine neue Strategie heran, ich wollte Sex und zwar am liebsten Sofort! Am Besten in die Offensive gehen, ihm direkt sagen, was ich wollte. Vielleicht hatte ich einfach nur die falschen Signale gesendet. Aber ich hatte mich doch an alles gehalten, meine Haare zurückgestrichen, meinen Hals berührt, die Lippen benetzt, gezwinkert, gelächelt, kurz die Hand auf seinen Arm gelegt. Dabei aufgepasst, dass es der richtige Moment ist. Ihm zugehört, ihm Fragen gestellt. Keine Abwehrhaltung signalisiert. Also all das, was ich gelernt hatte. Doch es kam nichts zurück. Ich hatte das Gefühl, als säße mir gegenüber ein Eisblock. Wo war dieser charmante, witzige Mann von gestern hin?
Als wir vor dem Restaurant standen, hatte ich noch eine letzte Chance. Einfach in die Offensive. Ran an den Mann! Mach ihm klar, dass du ihn willst. Da hat noch nie ein Mann nein gesagt.
„Danke für dieses tolle Essen.“, bedankte er sich höflich und jetzt will ich den Nachschlag.
„Ja das hat wirklich Spaß gemacht, ich hätte noch Lust auf einen Kaffee! In der Nähe gibt es ein tolles kleines Café!“, eindeutiger ging es wohl gar nicht?
„Ja ein Espresso wäre jetzt toll!“, nickte er. Ein Taxi kam und er hielt die Tür auf. Jippieh, er steigt darauf ein. Er will mit mir noch einen Kaffee trinken und jeder weiß, dass das Synonym für Kaffee Sex war. Ich war doch nicht so sexuell attraktiv.
„Also viel Spaß bei deinem Kaffee. Wir telefonieren!“, gab er mir einen Kuss auf beide Wangen und stieg in das Auto. Moment, was ging denn hier ab. Bitte was? Er fuhr tatsächlich weg. Er ist einfach weggefahren! Hat mich hier stehen lassen. Was war mit dem Kaffee? Aber…aber……..das gab es ja wohl noch nie. Ich bin eiskalt bei ihm abgeblitzt. Aber so richtig eiskalt.
„Benötigen Sie ein Taxi?“, hielt ein Taxi vor mir und ließ das Fenster herunter.
„Danke!“, stotterte ich immer noch überrascht von dem Ereignis und stieg ein. Maximilian Steiner hat mich eiskalt abblitzen lassen. Das hat es wohl noch nie gegeben. Ich war deprimiert. Das ging ja gar nicht. Ich musste das verdauen. Zur nächsten Tankstelle. War ich wirklich so schrecklich, dass mich nicht mal ein Mann nahm, der sonst jede Frau poppte?