Читать книгу Das Suchen kommt vor dem Finden - Nadja Hoffmann - Страница 6
Speed- Flachlegen!
ОглавлениеMeine Dating Expertin riet mir mich an Orten aufzuhalten, wo es viele potentielle Männer gibt. Und was läge ferner, als selbst einen Sportkurs zu besuchen. Am Besten, wo die Männeranzahl höher ist, als die Frauenanzahl. Also Step-Aerobic und Yoga fallen da schon mal aus. Step- Aerobic ist mir zu anstrengend, mich von einer hochmotivierten „Ich bin glücklich und will das jeden zeigen“ Frau anschreien zu lassen ist nicht mein Ding. Und Yoga ist mir zu langweilig. Ja ich hatte es mal ausprobiert, nachdem alle möglichen Stars davon so schwärmten. Ich war einmal da gewesen, aber gleich mal 150 Euro gezahlt, schließlich war mein Gedanke. Wenn Madonna da hingeht, werd ich nach einer Stunde sicherlich auch so aussehen. Doch nachdem die Frau neben mir beim meditieren zu schnarchen anfing und mich bei meinem Schlaf störte, ließ mein Ich Ich sein. Übrigens suche ich noch immer mein inneres Gleichgewicht, falls es jemand sieht, bitte Bescheid geben! Außerdem sind bei solchen sportlichen Höchstleistungen, wenn überhaupt ein oder zwei Männer dabei und die sind meistens weiblicher, als jede Frau zusammen. Also besuchte ich den Karate Schnupperkurs für Anfänger im FitnessFirst. Ein Fitness Studio für die Schickeria von München. Ein guter Ort für einen guten Fang.
Und es war ein voller Erfolg. Männeranteil 99%! Davon alle durchtrainiert und sehr sportlich. Also Frauen werdet aktiv, ran an die Männer und schmeißt sie zu Boden! Das bitte im wahrsten Sinne des Wortes. Man kommt nicht nur den Männern sehr nah, nein man kann sie auch noch richtig in die Mangel nehmen und es macht wirklich Spaß.
Nachteil? Man schwitzt und man sollte auf keinen Fall sich vorher schminken, wenn dann bitte nur wasserfesten Mascara, sonst wird man schnell abgestempelt.
Mir hat es jedenfalls ein Date mit einem Mann namens Lorenz Müller (38) gebracht. Zwischen einem Soto- Uke und einem Jiyu-Ippon-Kumite erzählte er mir, dass er Architekt sei. Und als ich auf der Matte lag war das Date gemacht. Wenn er nicht mein Traummann war, wusste ich jetzt zumindest, wie ich mich verteidigen muss, falls ein Mann mich mal mit einem Renzuki angreifen würde. Ich würde einfach wegrennen oder die Polizei anrufen, denn ich glaube nicht, dass ich mit meinem „Haiiiiischu!“ ihn wirklich beeindrucken könnte! Ich hatte zwar nach dieser Erfahrung richtig Hunger auf Sushi, aber um ein Date erfolgreicher.
Karateka (Karatefrauen) los ab in die KarateCenter und schmeißt die Männer auf die Matten, sie werden sich freuen!
Ich kam fünf Minuten zu spät und stürmte völlig außer Atem in die Halle hinein. Na okay, ich tat so, als wäre ich hier hergerast, als ginge es um Leben und Tod!
„Ah da kommt ja unser letzter Neuzugang!“, rief ein kleiner Asiate zu mir.
„Tut mir leid, ich habe den Verkehr vollkommen unterschätzt!“ Oder die Zeit, die ich benötigte um das passende Outfit auszusuchen.
„Na dann holen sie sich schnell einen Karategi und kommen sie wieder her!“ Einen was? Wo? Wie?
„Das sind die Kampfanzüge, die finden sie gleich einen Raum weiter!“, bemerkte er meine Unwissenheit. Wie ich hatte also ganz umsonst einen Trainingsanzug zugelegt? Warum sagt mir das vorher keiner. „Gut mach ich!“, schnappte ich meine Tasche und rannte wieder hinaus. Das artete so langsam in Arbeit aus.
„Na stellen sie sich erst einmal zu unserem weiteren Neuzugängen Max und Chris!“, zeigte er auf… Ich konnte es ja nicht fassen, was ging denn hier ab. Das war doch unmöglich. Vor mir stand Maximilian Steiner frech grinsend in einem weißen Karategi. Meiner war 20 Nummern zu groß und sicher für einen Basketballer gedacht, aber seiner passte natürlich genau. War ja klar. Ich hasse Murphys Gesetz! Ich hasse es!
„Hi!“ Hi, ein einfaches Hi???? Ich meine es gibt bestimmt tausend Karatecenter und er musste unbedingt an dem gleichen Tag, im gleichen Center auftauchen wie ich. Das ging ja wohl gar nicht. Moment mal der Einzige der davon wusste…Moritz, du gemeines Biest. War das deine Rache, weil ich dich aus der Milchbar geholt habe? Das war, hinterhältig und gemein. Der kriegt das heimgezahlt.
„Was machst du denn hier?“, zischte ich ihn unfreundlich an.
„Ich wollte mal ein bisschen an meinem Körper arbeiten und du?“, lächelte er einfach in mein Gesicht. Na klar und das ausgerechnet im gleichen Center. Natürlich.
„Ja na klar, was hast du Moritz gezahlt, damit er mit der Info rausrückt?“, fragte ich ihn leise.
„Ich brauchte Moritz nichts bezahlen!“, flüsterte er zurück.
„Okay sie, sie kommen mal nach vorne!“, sprach der Asiate anscheinend mit mir. Och nöö ich hasste es, wenn ich als erstes irgendwo nach vorne musste, vor allem wenn ich von nichts eine Ahnung hatte. Aber ich tat was mir befohlen wurde, denn ganz blamieren wollte ich mich dann doch nicht, vor allem nicht wenn Maximilian Steiner im selben Raum war. Arsch der! Moritz, dass kriegst du definitiv wieder! Aber darauf kannst du dich gefasst machen, ich kann jetzt nämlich Karate. Plötzlich kam ein Schrei von dem 1,40 m Asiaten und ich lag mit einem Schlag auf dem Boden. Hey, das tat weh! Ich sah ihn mit großen Augen an.
„Ich habe ihnen doch gesagt, sie sollen sich über die Schulter abrollen!“, schrie er mich wütend an. Hey hier hatte mir niemand etwas gesagt. Seit wann sollte mich über meine kleine zerbrechliche Schulter rollen lassen. Die arme Schulter, die brauchte ich doch noch.
„Ich war noch nicht fertig!“, sagte ich leise und stand auf. Autsch, das war ein doppelt gebrochener Wirbel. Er stellte sich wieder in Kampfposition. Warum nur ich? Warum nicht Maximilian Steiner, der hätte es verdient auf der Matte zu liegen und nicht ich! Na wenigstens wurde ich in den Tagen von einem Mann auf den Rücken gelegt, auch wenn er nur halb so groß war wie ich. Wumms, schon wieder lag ich auf dem Rücken. „Aua!“, zischte ich leise und hielt meine Hand auf die Hüfte, von wo aus ein stechender Schmerz kam. Ich bin doch kein Kopfkissen, ich bin alt, zerbrechlich und unsportlich!
„Waren sie etwa wieder nicht fertig? In der wirklichen Welt wartet auch kein Vergewaltiger auf sie, bis sie fertig sind!“ Echt nicht? Verdammt, warum denn nicht, ich dachte, die machen so was andauernd.
„probieren wir es mal mit ihnen!“, zeigte er auf Max. Genau, legen sie ihn flach! Aber tun sie ihm so richtig weh. Ich stand mühsam auf und ging an ihm vorbei. War ja klar, er konnte auf wundersame Weise sich perfekt abrollen. Warum auch nicht, der machte das bestimmt täglich. Der hatte sicher genug Geld um sich jemanden zu leisten, der sich freiwillig für ihn abrollen lassen würde.
„Sehen sie, so müssen sie das machen, üben sie das jetzt mit Lorenz!“, deutete auf er auf einen wirklich gut aussehenden Mann. Mindestens 1,80 und bestimmt ein Model oder mehr. Groß, gut gebaut, braune kurze Haare, blaue Augen und sonnengebräunt. Hallo, von dem lass ich mich gerne auf die Matte legen, aber nicht nur einmal.
Als das Training vorbei war, war ich um ein Date reicher und um zwei Wirbel kleiner. Ich konnte förmlich die Muskeln, die ich normalerweise gar nicht hatte, spüren. Ich weiß Muckies, die Schokolade und die Couchdiät ist mir auch viel lieber. Ich ging in die Damenumkleide duschen und machte mich fertig.
„Na so schnell hätte ich nicht gedacht, dass wir uns wieder sehen!“, strahlte mich Max förmlich an, als ich aus der Halle kam. Wollte er mich schon wieder abblitzen? Oder sollte ich es wagen ihn abblitzen zu lassen.
„Ja wirklich was für ein Zufall.“ Wirklich so ein Zufall! Moritz, ich mache Sushi aus dir!
„Also warum bist du hier?“, zündete ich mir endlich eine Zigarette an.
„Weil ich mal was Neues ausprobieren wollte!“ Natürlich, was denn sonst. Ist ja klar, mache ich auch immer. Ich bin auch immer rein zufällig am gleichen Tag in der Karateschule, wie du!
„Ernsthaft, wie viel hat Moritz von dir bekommen, dass er die Information herausrückt und vor allem wozu?“, funkelte ich ihn böse an.
„Moritz hat gar nichts gesagt, ich hatte ihn noch nicht mal gesprochen. Ehrlich!“ Und ich sehe so aus wie Kate Moss. Na gut, jemand sagte mir mal, ich würde Charlize Theron ähnlich sehen, aber im Film Monsters. Erst dachte ich, was für ein nettes Kompliment, bis ich den Film sah. Und ich doofe Kuh, hatte mich noch den ganzen Tag darüber gefreut.
„Na dann, war nett dich wieder zu sehen, wir telefonieren!“, drückte ich meine halb gerauchte Zigarette aus und wollte gehen. Ja ich bin eingeschnappt, er wollte mich nicht, also warum sollte ich jetzt nett zu ihm sein.
„Betty, hättest du Lust auf einen Kaffee?“, kam er mir hinterher. Auf den Blödsinn falle ich nicht noch mal rein. Einmal reichte, zweites Mal wäre dämlich, da könnte er auch George Clooney höchstpersönlich sein, verarschen konnte er jemand anderen. Ich sah zwar dämlich aus, aber so dämlich nun auch wieder nicht.
„Nein danke, ich gehe gleich zu Moritz und mache mit ihm irgendwelchen komischen Maki Griffe!“, lehnte ich lächelnd ab und nahm meine Tasche hoch.
„Nein wirklich, ich würde gern mit dir einen Kaffee trinken gehen.“, folgte er mir. Maximilian Steiner folgte mir, ach sollte er noch eine Weile folgen, ich konnte ja jetzt Karate und außerdem so schnell kriegt er mich nicht mehr.
„Betty, es tut mir Leid wegen gestern. Aber ich bin nicht so gut in erste Dates!“, entschuldigte er sich bei mir. Ich blieb stehen und drehte mich um. War das gerade eben eine Entschuldigung vom Schauspieler persönlich? Lebte ich noch? War ich auf komischer Weise ein Geist geworden? Hatte mich dieser Asiatische Kampfhund getötet? Aber wenn ich tot war, warum konnte ich jeden einzelnen Knochen spüren? Max musterte mich kritisch. Ach er erwartete eine Antwort.
„Na gut, dann lass uns einen Kaffee trinken, hier um die Ecke ist ein Starbucks. Wenn du willst?“, fragte ich ihn nun. Er nickte und wir gingen gemeinsam in den nächsten Starbucks.
„Ich habe dein Buch gestern gelesen!“, lächelte er mich an.
„Oh dann bist du der vierte!“, nuckelte ich an meinem Grande Caramell Moccachino mit Vollmilch. Ich hatte ja trainiert und das würde doch alles gleich doppelt verbrennen oder nicht? Auch egal!
„Ich find es wirklich gut und verstehe nicht, warum das kein Kracher geworden ist.“
„Da sind wir wohl die Einzigen!“, nickte ich kurz. Ich war schon etwas stolz über mein erstes und einziges Buch, aber nachdem mich die Presse so zerrissen hatte, wollte ich nie wieder eins schreiben. Nie wieder.
„Ach lass dir nichts einreden, ich fand es toll Betty!“, drückte er mir kurz den Arm. Moment flirtete hier etwa jemand? War das eben ein eindeutiger Armstreichler? Nummer 1 im Flirthandbuch?
„Danke Max, sehr lieb von dir!“, nickte ich kurz und konnte noch immer diese außergewöhnliche Wärme auf meinem Arm spüren. Er war schon wirklich süß, aber gestern war gemein. Eindeutig gemein. Da konnte er noch so oft meinen Arm tätscheln unter mindestens einen Kuss und einmal auf die Matte schmeißen, aber auf die Betty Art, ging nichts.
„Sei ehrlich Max, warum bist du bei diesem Karatedings aufgetaucht?“, sah ihn nun fragend an. Er seufzte hörbar gelangweilt auf. Ja und auch wenn ich nerve, ich will die Wahrheit hören und ich kann extrem gut nerven.
„Hab ich dir doch schon gesagt Betty, ich wollte mal was anderes ausprobieren.“ So und da unbedingt Karate? Na ja man will ja keine schlafenden Hunde wecken.
„Und wirst du es weiter machen?“, schüttelte ich den Kaffee und zutschte ein bisschen verträumt an den Strohhalm.
„Ähm nein, mir tun alle Knochen weh. Ich glaube, zwei meiner Wirbel sind verrenkt!“, hielt er sich den Rücken fest. Oh ja, er sprach mir aus dem Rücken.
„Wem sagst du das, ich glaube ich kann mich morgen nicht mal mehr bewegen!“, seufzte ich auf.
„Und dann gehst du mit Lorenz aus?“, fragte er mich neugierig. Verdammt noch mal woher wusste er das denn schon wieder? War er Gott? Wusste er alles?
„Ach Männer reden ja in der Umkleide! Ich vergaß!“, sah ich ihn an. Wie konnte ich das vergessen, wenn mir jemals jemand erzählt, dass Männer nicht tratschen, dem sollte sofort ein riesiger Amboss auf den Kopf fallen. Männer sind die größten Tratschtanten die es gibt.
„Ja er hatte mir das erzählt!“, nickte er kurz lachend. Wenn du ihm irgendwas von mir erzählt hast, dann Gnade dir Gott, ich kann mir noch immer ein Nudelholz kaufen, das ist kein Problem und jetzt wo ich diese komischen Essenstritte kann, tut es bestimmt gleich doppelt so weh.
„So so, interessant. Aber ja, wir gehen übermorgen aus. Sicher ist sicher.“, lächelte ich und rührte in meinen Kaffee um. Denn ich glaubte nicht, dass ich am nächsten Tag mich überhaupt bewegen konnte.
„Du musst ja für deine Kolumne recherchieren! Ich habe sie gelesen.“ Was er so alles von mir liest. Um Gottes Willen, warum interessiert er sich für meine Dinge? Ich hatte noch nicht einmal mich für sein Zeug interessiert. Na gut, ich hab mir ein paar Filme angeschaut aber, nach der gestrigen Abblitzsache, wollte ich nicht einmal mehr seinen Namen hören.
„Und sie ist witzig, genauso wie dein Buch. Ich bin wirklich gespannt, wie du das mit den 20 Männern in 20 Tagen schaffen willst. Ich meine wie viele hast du jetzt gedated?“, fragte er mich weiter, nach dem er von mir keine Antwort bekam. Was sollte ich auch auf die Tatsache, dass er meine Kolumne liest antworten? Jeder dritte Bürger aus München tat es, na ja übertreiben wollen wir ja nicht. Fast jeder dritte und am nächsten Tag wird mit meinem Bild irgend ein Fisch eingewickelt. Deprimierend aber wahr, ich hatte das mal selbst gesehen. Mein Kopf zierte einen hässlichen Fisch. Seitdem weigerte ich mich auch vehement frische Fische einkaufen zu gehen, die aus der Tiefkühltruhe mussten reichen, wenn überhaupt.
„Mit dir gestern 11, aber da du ja nicht zählst, weil ich ja das Date nicht erwähnen will 10. Ich meine Gott sei dank muss ich das Date nicht erwähnen, denn es war ehrlich gesagt Scheiße!“ Hatte ich das gerade laut gesagt?
„Tut mir leid, aber weißt du ich denke etwas und es kommt ungefiltert direkt vom Gehirn aus meinem Mund heraus. Also versteh mich nicht falsch, das Essen war fantastisch…“- „Schon okay, ich weiß das Date war miserabel, aber ich war so angespannt, weil ich wusste, dass du von der Presse bist und ich wollte nicht das du von mir irgendetwas erwartest. Weil jeder andauernd etwas von mir erwartet!“, seufzte er auf. Ich erwartete doch nur von ihm Sex mit mir zu haben, der Rest war mir egal.
„Ich wollte es doch sowieso nicht erwähnen, weil ich meine klar, ich muss mein Liebesleben in den nächsten 20 Tagen irgendwie witzig und charmant auf Papier bringen, aber das hier ist Privat. Das gehört nicht zur Kolumne, außerdem aus Scheiße kann ich leider auch kein Gold machen!“ Verdammt ich sollte aufhören immer das zu sagen, was ich dachte. Max sah mich lange an und fing dann an zu lachen. Gut, er hatte den Witz verstanden.
„Na dann wärst du ja sonst Rumpelstilzchen!“
„Verrate es niemandem!“, zwinkerte ich lachend. Moment mal, wenn er mit Moritz nicht geredet hat.
„Und wo wirst du mit deinem Date hingehen?“ Wolltest du dort etwa auch wieder auftauchen?
„Jedenfalls nicht ins Medici Restaurante. Okay das Essen war gut, aber der Rest,….schweigen ist manchmal goldwert!“, sah ich ihn grinsend an. Komm lass mich etwas an deinem Ego kratzen, meins hatte seit gestern eine große Kerbe.
„Du hast es ja nun schon oft genug erwähnt. Ja ich weiß, das es ein Scheiß Date war.“, klang er genervt. Ach ich bin nachtragend du auch?
„Nun Max, danke für den Kaffee, aber die Pizza wartet und natürlich Moritz auch, aber die Pizza ist viel wichtiger!“, strich ich über meinen Bauch.
„Oh willst du schon gehen?“
„Ja ich muss. Wir sehen uns bestimmt bald wieder!“, lächelte ich und verabschiedete mich mit einem Kuss auf die Wange von ihm. Max sah mich überrascht an. Ja, dieses Mal versuchte ich es nicht und dieses Mal bin ich es der dich abblitzt.
„Okay ich ruf dich mal an!“, nickte er und beobachte mich noch, bis ich über die Strasse war. Hach manchmal war ich einfach toll.
Fast betrunken saß ich auf der Couch von Moritz, neben mir ein etwas aufgeregter Lars. Lars war Moritz neuer Freund und unglaublich süß. Gerade einmal frische 23, sehr hübsch, sehr gestylt, sehr nett. Ich mochte ihn auf Anhieb und vermutlich er mich. Jedenfalls waren wir nach der dritten Flasche Champagner so etwas wie Blutsbrüder. Nach dem Karate war ich direkt zu Moritz gefahren, mit einer riesigen Pizza und hatte mich beschwert, dass er Maximilian Steiner erzählt hatte, was ich für Sport machte.
„Glaube mir Schätzchen, ich habe ihm gar nichts erzählt. Warum sollte ich?“
„Weil du dir in den Kopf gesetzt hast, dass Maximilian Steiner und ich perfekt zusammen passen würden und du immer noch der Meinung bist, dass du der ultimative Cupido bist!“, mein Blick war mittlerweile verschoben und ich konzentrierte mich ihn nicht doppelt zu sehen.
„Das ist so was von gar nicht wahr!“, lallte Moritz.
„Oh doch!“
„Nein!“
„Doch!“
„Na gut, ihr seid aber auch süß zusammen und er würde so perfekt in unsere Gruppe passen. Wir brauchen noch einen berühmten Schauspieler!“, verschränkte er kichernd die Arme.
„Aber nicht ihn!“, ließ ich mich beleidigt nach hinten fallen.
„Jetzt benimm dich nicht wie ein kleines Kind Bettina Caruso!“ Lars saß zwischen uns und ihm war sichtlich unwohl bei unserem Gespräch.
„Deswegen versuchst du mich mit ihm zu verkuppeln, weil wir einen berühmten Schauspieler in unserer Gruppe brauchen?“, ich war überaus empört.
„Natürlich und weil du dringend mal wieder Sex brauchst. Deine Haut wirkt leicht vertrocknet.“ Ich blickte Moritz mit großen Augen an. Im Grunde hatte er Recht. Ich brauchte dringend wieder Sex und zwar am Besten sofort. Darauf konnte ich nun wirklich nichts mehr sagen.
Nach einer weiteren Flasche Champagner saß ich zu Hause und dachte über Max nach. Er war wirklich sexy und er roch so gut und seine Ausstrahlung war so anziehend. Ich wollte am liebsten sofort Sex mit ihm. Betrunken kam ich auf die besten Ideen.
Ich hatte die Nummer von ihm und wenn er jetzt noch wach wäre…dann…oh Gott darüber wollte ich gar nicht nachdenken….Ich holte mein Handy und wählte die Nummer von Max. Huch was wenn er nicht mehr wach wäre, was wäre denn meine Ausrede. Verdammt…ich sollte wohl darüber erst einmal nachdenken.
„Hallo?“ Scheiße, Scheiße, Scheiße. Was sollte ich denn jetzt sagen? Auflegen! Einfach auflegen. Eine Minute später klingelte mein Handy. SCHEISSE! Wieso hatte ich nicht vorher die Nummer unterdrückt, verdammtes Ding. Sollte ich rangehen? Ich musste, er wusste, dass ich ihn angerufen hatte. Tu so als seist du betrunken! Genau. Einfach so tun, als wärst du total besoffen und hättest dich verwählt. Das schlimmste daran, ich war betrunken.
„Tanja, bist du das?“, ging ich ran. Gute Strategie, einfach so tun als hättest du dich verwählt.
„Warum hast du mich angerufen?“, hörte ich eine müde Stimme. Oh er schlief. Scheiße.
„Wer bist du?“, log ich ihn frech an.
„Max!“, hörte ich es aus meinem Ohr.
„Wieso rufst du mich an!“ Gott der denkt, ich wäre total beknackt. Egal, wir mochten ihn ja sowieso nicht. Verletzter Ego Stolz, aber süß klang er schon, so ganz verschlafen.
„Du hast mich angerufen Schätzchen!“, raunte er müde in mein Ohr. Gott, da bekommt man ja gleich eine Gänsehaut und noch vieles mehr.
„Oh ich…ich dachte ich rufe Tanja an. Sorry, hab mich wohl verwählt.“, manchmal konnte ich auch knallhart sein.
„Tanja fängt mit T an und ich mit M! Wie kannst du dich da verwählen.“ Scheiße, wieso musste er noch mitdenken, er war doch im Schlaf. Scheiße! Was könnte ich denn nur sagen.
„Ja du kommst halt direkt unter ihr. Ich habe doch keine Freunde!“, seufzte ich auf.
„So so, Schade ich dachte das wäre jetzt ein Booty Call!“ Er war im Schlaf, wie konnte er da nur an Sex denken. Moment mal, wieso dachte er jetzt an Sex und wenn er welchen für umsonst hätte haben können wollte er nicht. Wer bist du Maximilian Steiner?
„Mmh, und wenn es einer gewesen wäre?“, hörte ich mich kokett sagen. Moment, wir mochten ihn doch nicht! NEIN WIR WOLLTEN IHN NICHT!
„Dann hätte ich nicht nein gesagt!“, flüsterte er.
„Nun soll ich jetzt sagen, es ist ein Booty Call?“ Was machte ich hier? Na eine Nacht wäre doch nicht so schlimm oder? Außerdem so konnte ich wenigstens herausfinden ob er wirklich schwul war. Und es wäre eine neue Recherchemethode. Wie lange konnte ich das eigentlich als Ausrede nutzen. Oh ja so eine Sexnacht wäre jetzt wirklich toll, auch wenn es nur Max wäre. Aber so ein bisschen Sex.
„Wie spät ist es eigentlich?“, was interessierte es mich, wie spät es war. Ich wollte Sex mit dir du Idiot und wehe du servierst mich noch einmal ab. Dann überfalle ich dich und stelle mit dir die schlimmsten Dinge an. Oder noch gemeiner ich mach es wahr mit der Kolumne. Maximilian Steiner!!!!
„Halb 4.“
„Erst verdammt, ich bin so müde.“, seufzte er hörbar aus. Okay, du hast noch drei Sekunden Zeit, dann musst du dir eine Antwort einfallen lassen. 3…2…21/2…21/4….1…0,5….0,49….Stopp Betty, sei nicht so notgeil. Verkauf dich nicht unter Wert! Du bist immer noch eine Frau und sollten Männer nicht betteln? Du hast es nicht nötig! Hab ich es nicht? Moment wann hatte ich das letzte Mal Sex? Uuh…..okay verkauf dich unter Wert. Wusste ich es doch!
„Was trägst du jetzt?“, fragte er plötzlich.
„Ähm meinen Hello Kitty Pyjama!Und du?“ Moment was redete ich denn hier? Ich glaube nicht, dass er das sexy findet, wenn ich ihm von meinem uralten Hello Kitty Pyjama erzählst, den mir meine Oma zum 22. geschenkt hatte. Ja so etwas bekam ich immer von ihr. Sie dachte wohl, dass ich mit diesem Pyjama nie einen Mann vor meiner Hochzeitsnacht ins Bett bekommen würde. Womit sie ja Recht hatte, aber sie hätte auch dran denken können, dass ich auch nackt schlafen könnte. Aber Omis halt.
„Ich bin nackt!“ Musste er mir so etwas sagen, während ich gerade inhalierte. Nackt…ein nackter Max am Telefon…nein so genau sollte ich nicht darüber nachdenken. Ich meine er sieht sexy aus, ohne Frage, aber ich weiß nicht. Ab den Oberkörper abwärts gibt es bei Männern nichts Unerotischeres als DAS!!!! Ich hab bis jetzt noch keinen hübschen Pipimann gesehen, nein stimmt nicht, Moritzs sieht schön aus. Ja ich durfte ihn schon mehr als einmal bewundern. Aber der ist schwul und da zählt es nicht! Ich sollte gar nicht über Moritzs Pipimann Bescheid wissen.
„Du bist also nackt….“, fragte ich nun Max.
„Ja und du trägst einen Hello Kitty Pyjama! Was ist besser?“, hörte ich es am anderen Ende meiner Leitung. Stimmt was war besser? Der Pyjama eindeutig!
„Nichts gegen meinen Pyjama Schätzchen, der ist unheimlich sexy!“, konnte ich mir das Lachen kaum verkneifen.
„Ach so….ähm Kitty Kat, können wir das auf später vertagen? Ich bin ziemlich müde und muss morgen früh raus!“, fragte mich nun Max. Oh danke. Du bist toll, du lässt mich nicht entscheiden.
„Natürlich, entschuldige noch mal für die Störung. Es war wirklich ein Zufall! Schlaf schön weiter. Nacht!“, antwortete ich schnell und ehe er etwas sagen konnte hatte ich auch schon aufgelegt.