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II. Sonntag, 28. November (1. Advent): Tom Petty & the Heartbreakers - Christmas All Over Again

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Ich liebe es, sonntags etwas eher in der Kirche zu sein. Erstens habe ich so meinen Stammplatz sicher, den ich so gewählt habe, dass man sich beim Singen der Lieder, deren Texte ein Beamer auf eine große Leinwand projiziert, nicht den Hals verrenken muss, und zweitens ist es einfach spannend, sich Gedanken darüber zu machen, was in den anderen gerade vor sich geht.

Entspannt sitze ich auf einem Stuhl in der vierten Reihe von hinten und begutachte die Menschen, die nach und nach eintrudeln. Blumbergs, das wahrscheinlich älteste Seniorenpaar unserer Gemeinde, kommen herein und klopfen sich die Jacken ab. Sie hat sich bei ihm eingehakt und in trauter Zweisamkeit zuckeln sie mit kleinen Trippelschritten an uns vorbei ganz nach vorn. Eine Schar Teenies balgt sich um die besten Plätze in der letzten Reihe und die Kinder begrüßen sich lautstark in ihren Bankreihen, von denen aus sie bald zum Kindergottesdienst aufbrechen werden.

Jetzt wird es interessant. Hans-Peter und Wilhelm sind fast gleichzeitig eingetroffen und eilen mit dem schnellsten Schreiten, das ihnen die Würde des Alters noch erlaubt, auf den Platz vorn am Fenster zu. Beide lieben diesen Platz, denn wer dort sitzt, kann mit ein bisschen Glück die jungen Frauen aus der WG gegenüber beim Aufstehen beobachten. Ich habe ja den Verdacht, dass die Mädels das wissen und sich am Sonntagmorgen zwischen zehn und elf besonders eifrig vorm Fenster recken, aber so alt bin ich noch nicht, dass ich mich mit den beiden Gockeln deshalb um diesen Platz streiten muss. Hans-Peter gewinnt heute den stummen Wettstreit mit drei Schritten Vorsprung und macht sich mit zufriedenem Grinsen auf dem Stuhl breit. Missmutig setzt sich Wilhelm neben ihn, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ich schmunzle in mich hinein, während sich um uns herum schnell die Plätze füllen. Yvette neben mir bekommt von all dem kaum etwas mit. Sie ist wie immer mit dem Inhalt ihrer Handtasche mehr als beschäftigt.

Als die Band ihre Instrumente bereitmacht, stupse ich sie an. Erschreckt zuckt sie zusammen, lässt ihr Smartphone in die Tasche fallen und schaut schuldbewusst zu mir herüber. „Vera.“, flüstert sie, als ob sie sich bei mir entschuldigen müsste.

Die Band beginnt zu spielen und enthebt mich so einer Antwort. Ich stimme in den Gesang ein und versuche, die Lautstärke von Familie Krone zu übertönen. Alle fünf singen in diversen Chören und versuchen immer, den Gesangspart der gesamten Gemeinde zu übernehmen. Nicht nur ich scheine mich daran zu stören, denn immer, wenn Krones da sind, singen alle anderen extra laut. Das klingt dann zwar nicht sehr gut, macht aber allen eine Menge Spaß.

Der Lobpreisteil ist für mich sowieso das beste am Gottesdienst. Dafür gehe ich hin. So wie jetzt nehme ich mir fast jeden Sonntag vor, mal bei einer der Bands anzufragen, ob sie nicht noch einen Sänger brauchen, aber nach dem Gottesdienst trau ich mich dann doch nie. Also lebe ich meine geheime Begabung im Wettstreit mit Leuten wie den Krones aus.

Yvette geht lieber wegen der Predigten in die Kirche. Ich gebe gern zu, dass die meisten davon durchaus interessant sind, aber heute weiß ich schon, was kommen wird. Es ist schließlich erster Advent und alles andere als das Thema „Ankunft und Mitmenschlichkeit in der Nachfolge Jesu“ wäre eine arge Enttäuschung. Es gibt einfach gewisse Dinge im Leben, die einen festen Platz im Jahreskreis haben und die Adventspredigten gehören dazu.

Ich richte mich schon gemütlich auf meinem Stuhl ein, als ich bemerke, dass heute nicht unsere Pastorin, sondern ein älterer Herr, den ich noch nie gesehen habe, das Podium erklimmt. Helga, die den Gottesdienst moderiert, erklärt uns, dass Pastorin Hainchen erkrankt und deshalb der pensionierte Pastor Mühlenstein kurzfristig eingesprungen ist. Gespannt blicke ich zum Rednerpult, auf das der Pastor bedächtig eine fette Bibel und ein paar Zettelchen legt.

Mit einer sonoren Stimme leitet er die Predigt ein, ganz so, wie man es von einem gesetzten Herrn fortgeschrittenen Alters erwartet. Ich sehe, wie sich die Leute vor mir auf ihren Sitzen zurechtruckeln, um bequem zu sitzen, falls sie während der Ansprache einschlafen sollten. Meine Gedanken schweifen ab. Ich betrachte die anderen Gottesdienstbesucher ausgiebig. Mein Blick bleibt wieder bei Hans-Peter und Wilhelm hängen. Hans-Peter sitzt starr auf seinem Platz und schaut zum Fenster hinaus. Wilhelm versucht, sich so nach hinten zu beugen, dass er über Hans-Peters Schulter nach draußen schauen kann. Er hat mir einmal erklärt, dass es nur ein sehr kleiner Blickwinkel ist, durch den man in das Fenster der Studentinnen-WG schauen kann. Offenbar scheint sich dort gerade etwas zu tun.

Ich fahre aus meinen Gedanken hoch, als der Pastor plötzlich mit der Faust auf das Rednerpult schlägt und einen lauten Schrei ausstößt. Mehrere ältere Damen vor mir zucken verstört aus ihrem Halbschlaf hoch, ein kleines Mädchen fängt an zu weinen und von den Teenies schallt ein zustimmendes AMEN herüber.

Plötzlich schallt die Stimme des Pastors viel lauter durch den Raum. Die Worte sprudeln aus ihm heraus, wilde Gesten unterstreichen seine Worte. Er scheint sich förmlich in Rage zu reden. Wie gebannt hängen alle an seinen Lippen. Er spricht von Mitmenschlichkeit, Vergebung und Toleranz, davon, dass wir alle dafür verantwortlich sind, wie diese Welt aussieht und ob sie dem entspricht, was wir von ihr erwarten. Immer wieder nicken einige Leute zu seinen Worten oder klatschen spontan Beifall. Ich spüre, wie mir eine Gänsehaut den Rücken hinabläuft. Ich schaue kurz zu Yvette. Auch sie ist fest gefangen in der Magie des Augenblicks.

Ein Poltern und ein erschreckter Schrei brechen ein paar Minuten später den Bann, in dem wir alle gefangen waren. Alle Augenpaare richten sich wie auf Kommando in die Ecke vorn, in der Hans-Peter und Wilhelm sitzen. Wilhelm scheint sich mit seinem Stuhl zu weit nach hinten gelehnt zu haben und ist umgekippt. Dabei ist die Lehne des Stuhls auf Frau Kortnagels Knien gelandet. Ihr ausladender Busen, auf dem Wilhelms Kopf noch ein paar Mal nachfedert, polsterte seinen Sturz nach hinten ab. Mehrere Hände greifen hastig zu, ziehen Wilhelm wieder nach oben und befreien die mit Zornesröte im Gesicht laut vor sich hin schimpfende Frau Kortnagel von ihrer Last. Nur Hans-Peter rührt sich keinen Millimeter und schaut weiter angespannt zum Fenster hinaus, so als sei nichts gewesen.

Als sich alle wieder einigermaßen beruhigt haben und auch das Gezeter von Frau Kortnagel durch gutes Zureden ihres Mannes auf Flüsterlautstärke gesenkt werden konnte, setzt der Pastor seine Predigt fort. Aber es ist nicht mehr das selbe. Die Magie stellt sich nicht wieder ein. Zum Glück scheint er das wichtigste bereits gesagt zu haben und kommt, mit einem letzten tadelnden Blick auf Wilhelm, bald zum Ende.

„Wow, das war ja mal eine geile Predigt.“, bestürmt mich Yvette regelrecht, kaum dass das Amen des Abschlusssegens verklungen ist. Und ich muss ihr Recht geben.

„Der Typ hat es voll drauf. Hätte ich gar nicht gedacht, als ich gesehen habe, wie er nach vorn geschlichen ist.“

Yvette nickt zustimmend. „Ja, da siehst du wieder mal, dass man die Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen soll.“

„Wie er das mit der Mitmenschlichkeit gesagt hat, das war echt eingängig.“, sinniere ich laut. „Aber es ist schon schwer, immer in jedem nur das Gute zu sehen, oder?“

„Er hat ja auch nicht gesagt, dass es leicht ist.“, klärt Yvette mich auf, für den Fall, dass ich doch nicht die ganze Predigt verstanden haben sollte. „Aber wir sollen uns bemühen und über die Fehler der anderen hinwegsehen.“

Mir kommt eine spontane Idee: „Heißt das, ich kann die Küche weiter so putzen wie bisher?“

Sie schaut mich skeptisch an. „So würde ich das jetzt auch nicht interpretieren.“ Dabei stemmt sie kampflustig die Hände in die Hüften, ein sicheres Zeichen dafür, dass ein weiteres Diskutieren aussichtslos ist. „Aber ich vergebe dir deine genetische Prädisposition zur Unordnung und finde, dass du ein ganz passabler Mann bist.“, fügt sie mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht hinzu.

„Ganz passabel?“ Noch während ich diese Worte empört hervorstoße, wird mir klar, dass Yvette es wieder geschafft hat. Ich habe mich so auf diese letzten Worte fixiert, dass ich gleichzeitig mit meinem Protest indirekt zugegeben habe, das ein oder andere Problem beim häuslichen Reinemachen noch nicht ganz im Griff zu haben. Obwohl das doch nun wirklich Ansichtssache ist, oder?

„Lass uns Kaffee trinken, so lange er noch heiß ist.“, versuche ich, das Thema zu wechseln, aber ich sehe am Funkeln in ihren Augen, dass sie weiß, dass ich weiß, wer gerade den Kürzeren gezogen hat.

Beim Kaffeetrinken nach dem Gottesdienst ist es wesentlich voller als an normalen Sonntagen. Ich habe immer den Eindruck, dass der erste Advent für viele Leute tatsächlich eine Art Erweckungsdatum ist, an dem sie feststellen, dass es unbedingt mal an der Zeit ist, wieder in die Kirche zu gehen. Am zweiten Advent sind es dann schon wieder weniger, die den Weg in den Gottesdienst finden und nach Heilig Abend ebbt die Beteiligung sehr schnell wieder auf Normalnull ab. Umso spannender ist es, herauszufinden, was die Leute hier so treiben. Ich stelle mich an einen Tisch neben einer Gruppe von Leuten, die mir völlig unbekannt sind. „Und wie die sich wieder aufgetakelt hat. Völlig daneben.“, höre ich eine Frau in grauem Kostüm lästern. Ob die überhaupt etwas von der Predigt mitbekommen hat? Mitmenschlichkeit, andere so akzeptieren wie sie sind und auf sie zugehen?

Die übrigen Kirchkaffeetrinker am Tisch beteiligen sich eifrig daran, über andere herzuziehen. Über fast jeden der Anwesenden und erst recht der Nichtanwesenden scheinen die Damen und Herren ihre Meinung zu haben und scheuen sich nicht, diese mit anderen zu teilen. Ich komme mir ein bisschen vor wie auf Facebook, nur in echt. Ich spüre, wie sich ein kleiner Knoten in meinem Magen bildet und langsam größer wird. Bevor er vom Bauch über den Hals zum Mund hinaufkriechen kann und ich mich mit unangebrachten Worten in die Debatte einmische, kommt Yvette auf mich zu und zieht mich Richtung Ausgang.

„Aber, ich hab doch meinen Kaffee noch gar nicht ausgetrunken.“, protestiere ich halbherzig.

„Später kriegst du neuen. Jetzt müssen wir erst mal nach Hause und die Wohnung schmücken. Es ist schließlich nur einmal im Jahr erster Advent.“, trällert sie fröhlich, während ihr fester Griff um meinen Oberarm keine Zweifel daran lässt, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als mich in mein Schicksal zu fügen.

Zu Hause angekommen, mache ich mich sofort zum Dachboden auf. Irgendwo hier oben müssen die beiden Kartons mit dem Weihnachtszeug sein. Ich schiebe mehrere Ivar-Randteile in verschiedenen Höhen und ein altes Bügelbrett beiseite, um mich dann den vielen Umzugskartons zu widmen, die unseren Boden bevölkern. Ich öffne die ersten Kartons voller Elan, sehe aber auf einen Blick, dass es sich definitiv nicht um Weihnachtssachen handelt. Alte Bücher, das angeschlagene Geschirr aus Omas Gartenhäuschen, jede Menge Fahrradreparaturkrimskrams und die Klamotten, die wir beim Malern im Flur letzten Juli eingesaut haben, finde ich in den vordersten Kisten. Ich schüttle den Kopf. Was sich in einem Jahr alles so ansammelt. Hier oben muss dringend mal aufgeräumt werden.

Wie jedes Mal, wenn ich hier etwas suche, denke ich mir, wie praktisch es wäre, die Kisten zu beschriften, und wie jedes Mal nehme ich mir vor, beim nächsten Besuch einen Stift mitzubringen. Ich krame mich weiter durch den Kistenstapel. Trotz der Kälte hier oben komme ich langsam ins Schwitzen. Das ständige Bücken lässt mir außerdem das Blut in den Kopf steigen. Ich muss mich kurz abstützen, um ein leichtes Schwindelgefühl zu unterdrücken.

Unter dem Gewicht meines Körpers bricht der Deckel eines der Kartons. Ein leises Knacken unterrichtet mich davon, dass soeben im Inneren der Kiste etwas zerbrochen ist. Vorsichtig öffne ich den Deckel. Aha, das Weihnachtszeug. Kiste Nummer eins ist gefunden, dann kann die zweite ja nicht weit sein. Ich schaue an der Stelle nach, in die sich meine Hand gebohrt hat. Langsam hole ich eine größere Holzkonstruktion heraus. Verdammt, der Schwibbogen, den Tante Elfriede uns vor vielen Jahren geschenkt hat. Es ist so ein echter erzgebirgischer mit Schnitzer und Klöpplerin. War, muss ich mich korrigieren, als ich ihn in der Hand halte. Der obere Teil des Bogens steht unnatürlich nach hinten ab. Eine scharfe Bruchkante zeigt mir, dass eine kosmetische Reparatur zwar möglich wäre, auf die Schnelle aber nicht ausreichen würde, den Schwibbogen so wiederherzustellen, dass er als Weihnachtsschmuck taugen könnte. Zerknirscht nehme ich ihn ganz aus dem Karton und verstaue ihn erst einmal hinter einigen anderen Kisten, unter denen ich auch den zweiten Weihnachtskarton finde. Dann stelle ich die zwei Weihnachtskisten übereinander, schiebe den restlichen Inhalt des Dachbodens mit dem Fuß wieder so zurecht, dass ich den Verschlag schließen kann und begebe mich mitsamt meiner Last zurück in die Wohnung.

„Warum hat das denn so lange gedauert?“ Yvette hat den Tisch bereits leergeräumt und ist wie immer ganz begierig loszulegen.

„Musste erst noch die Kisten suchen“, brumme ich hinter den Kisten hervor.

„Wir sollten die Kisten mal beschriften, dann findet man sich viel besser zurecht.“, schlägt Yvette vor.

„Jaja.“, ist mein einziger Kommentar. Dieses „Wir“ kenne ich. Es ist unser familieninterner Code für Aufgaben, die ich erledigen sollte. Aber ich werde mich hüten, diese Diskussion anzubrechen. Schließlich ist erster Advent. Also halte ich die Klappe und stelle die Kisten mit dem Weihnachtsschmuck vorsichtig auf dem Tisch ab.

Ich lasse mich auf die Couch fallen und erwarte den nächsten Dejavú-Moment der Jahreszeit. Gleich wird Yvette schwungvoll die Kisten öffnen und ihren Inhalt akribisch auf den Tisch sortieren. Jeder von uns bekommt seine klar umrissenen Zuständigkeitsbereiche, damit auch ja nichts schiefgeht beim festlichen Schmückmarathon.

Mit Schwung öffnet Yvette die Kisten und sortiert deren Inhalt akribisch auf den Tisch. Vor mir liegt bald eine längliche Schachtel. In einer zweiten Ecke stapeln sich die Weihnachts-CDs und Räuchermännchen - ich nehme mal an, dass Rocco dafür zuständig sein soll, alles andere landet auf dem größten Haufen, für den Yvette zuständig ist. Obwohl wir diese Prozedur nun schon seit Jahren über uns ergehen lassen, gelingt es mir doch, an die Zeit zurückzudenken, als das adventliche Schmücken noch eine lustige, eher unkoordinierte Angelegenheit darstellte. Es war ein Bisschen wie Ostern, wir zogen immer ein Packet aus der Kiste, packten den Inhalt aus und platzierten ihn wahllos in unserer Bude. Allerdings hatten wir damals auch nur einen Schuhkarton voll Weihnachtszeug, zwei Zimmer und vor allem Yvettes Schwester kein Kind, das den Großteil der Adventszeit bei uns verbringen würde.

Seit Roccos erstem Advent bei uns, also seit ziemlich genau 14 Jahren, hat Yvette die Vorzüge von gut organisierter Adventsdeko entdeckt. Es fing damit an, dass sie mit der Krabbelgruppe bei Johanna war. Die hatte bereits ihr drittes Kind, steckte also schon mitten drin im unausgesprochenen Wettbewerb um den Titel „Mutter des Jahres“ und hatte dementsprechend jede Menge Erfahrung im Umsetzen dieser geschmacklosen Dekovorschläge aus den Frauenzeitschriften. Yvette war hin und weg von Johannas Wohnung und als eine Woche später die Krabbelgruppe zu uns kam, war unsere liebevoll-chaotische Zurschaustellung unserer Weihnachtskleinodien nicht mehr gut genug. Zwei Abende lang sprang sie hin und her und um mich herum, bis sie mit dem Erscheinungsbild unserer nun mit vier Zimmern deutlich größeren Wohnung zufrieden war. Ich fragte sie lieber nicht, ob für Tanten nicht andere Kriterien galten als für Mütter.

Der Rest ist schnell rekapituliert. Jedes Jahr kauften wir einige unentbehrliche Accessoires hinzu und Yvette übernahm das Kommando bei der Frage, was wo womit am besten zur Geltung kommen könnte. Für mich blieb irgendwann nur noch der eine Karton übrig, der jetzt vor mir auf dem Tisch liegt.

Ich angle mir die längliche Packung und öffne sie vorsichtig. Eine Plastetüte mit Metallklammern fällt mir entgegen. Mit spitzen Fingern ziehe ich vorsichtig die Pappkonstruktion heraus, die den Rest des Inhalts schützen soll. Ich nehme alles auseinander und stelle die vielen großen und kleinen Drei- und Viereckspyramiden vor mir auf.

Inzwischen ist Yvette in Fahrt gekommen und spurtet mit diversem Blumenschmuck durch die Wohnung. Eine Zeitlang folge ich ihrem hektischen Treiben mit den Augen, unfähig, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Ich weiß nicht genau, was mich mehr fertig macht, das irre Tempo, mit dem sie durchs Wohnzimmer wuselt, oder die Tatsache, dass sie die Nussknacker, Engelchen, Pyramiden und sonst irgendwie weihnachtlich aussehenden Gegenstände immer wieder von einem Platz auf den anderen weiterrückt, dreht, abstaubt und wieder umstellt. Hin und wieder kommt sie am Tisch vorbei, schnappt sich Nachschub und bedenkt meine unbeweglich dasitzende Gestalt mit einem halb neugierigen, halb missbilligenden Blick.

Endlich ist Yvette fertig mit dem Wohnzimmer und schleppt einen Arm voll Weihnachtsausrüstung in die Küche. Ich atme erleichtert auf und beuge mich langsam über die drei- und viereckigen Spitzen. Als ich die erste große Pyramide in der Hand halte und eine kleinere daran anlege, kommt Rocco herein und schnappt sich seinen kleinen Stapel. „Na, du bist ja schon echt weit, Klaus.“, kommentiert er meinen Arbeitsfortschritt mit ironischem Unterton.

Ich hebe meinen Zeigefinger und doziere mit spielerisch-belehrender Stimme: „Ein Herrnhuter Stern benötigt Langmut und Konzentration. Überstürzte Eile führt nur ins Desaster.“

Rocco guckt mich verwirrt an, dann dreht er sich zum Musikregal, um die CDs einzusortieren. Ich widme mich wieder dem Zusammenstecken der Einzelteile. Nach einer gefühlten halben Stunde ist die Hälfte meines Kunstwerks fertig. Ich begutachte meine Fortschritte und bin sehr zufrieden. Wenn die Spitzen nicht so steif wären, gäbe das Ding doch eine gute Narrenkappe ab. Ich stülpe die igelförmige Halbkugel auf den Kopf und rufe Rocco, der sich in den Ledersessel gefläzt hatte, zu: „He, guck mal.“

Rocco wendet den Blick kurz von seinem Smartphone, grunzt etwas unverständliches und lässt dann seine Finger wieder flink über die Tasten schweben. Ein leichtes Lächeln zeigt mir aber, dass er den Witz wie jedes Jahr lustig fand. Vielleicht hat er auch schon darauf gewartet?

„Sag mal, sonst hast du keine Probleme, oder?“, schreckt mich Yvettes Stimme von der Tür her auf. „Du machst das Ding noch mal kaputt!“ Dabei deutet sie mit einem anklagenden Zeigefinger auf meinen Kopf. Mit schuldbewusster Miene ziehe ich meine Bastelei vom Scheitel und schnappe mir eine weitere Spitze nebst Klammer.

„Hast du eigentlich alles vom Dachboden mitgebracht?“, fragt mich Yvette mit nachdenklicher Miene.

Meine Gedanken rasen. Kann es sein, dass sie mich beobachtet hat? Kann sie Gedanken lesen? „Äh, ja, ich denke schon. Wieso?“, frage ich mit so unschuldiger Miene wie möglich.

„Die bunten Sterne, die wir letztes Jahr im Schlafzimmerfenster hatten, sind weg. Ich kann sie nirgends finden.“

Mit einem gewissen Grauen denke ich an die roten, lilafarbenen, gelben und blauen Sternchen, die den ganzen Advent über an unserem Fenster herumgeblinkert hatten. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich nicht besonders traurig war, als die Lichterkette Anfang Januar ihren Geist aufgegeben hatte. „Haben wir weggeschmissen. Die Lichter waren kaputt. Hat nichts getaugt, die Kette.“, sage ich, und kann mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen.

„Oh.“ Yvettes Antwort fällt ungewohnt knapp aus. „Stimmt ja. Schade eigentlich.“ Erleichtert wende ich mich wieder meiner Bastelei zu. „Aber hatten wir nicht zwei Schwibbögen? Es stand doch immer einer hier und einer in der Küche, oder?“

Mist, jetzt hat sie mich doch erwischt. Und das so schnell. „Ähm, ja, stimmt. Aber der eine war doch kaputt, glaube ich. Die Lichter gingen nicht mehr und er hatte ein bisschen verbrannt gestunken“, improvisiere ich.

Yvette schaut mir direkt in die Augen. Ich kann förmlich sehen, wie die Gedanken im Inneren ihres Kopfes arbeiten. „Bist du sicher?“, fragt sie dann zögerlich. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern.“

„Nee, sicher bin ich mir nicht. Aber mir war so.“, verschaffe ich mir wieder etwas Raum zum Navigieren.

„Naja, dann wird es wohl so sein. Schade eigentlich. Der war so schön.“, sagt Yvette mit verträumter Stimme. Sie schaut mir noch eine Weile zu, wohl um sicher zu gehen, dass ich nicht gleich wieder neuen Blödsinn verzapfe oder auch in der Hoffnung, dass mir doch noch etwas zum Thema Schwibbogen einfällt, dann zieht sie mit dem Rest ihres Stapels von dannen. Ich wische mir eine Schweißperle von der Stirn. Nun muss ich nur noch den kaputten Schwibbogen unauffällig entsorgen, wenn Yvette nicht zu Hause ist. Jetzt muss ich mich aber erst einmal mit meinem Stern beeilen. Schließlich bin ich immer kurz vor Yvette fertig.

Die restlichen Papppyramiden sind schnell eingesetzt und ich begutachte den nun entstandenen gelben Stern mit den roten Spitzen voller Stolz. Ich habe gar nicht so viel Zeit gebraucht, und das diesmal ganz ohne Anleitung. Ich höre Yvette immer noch im Schlafzimmer werkeln, also steige ich schnell auf den Wohnzimmertisch, nehme vorsichtig den Lampenschirm aus buntem Glas ab und stelle ihn neben mich auf den Tisch. An seine Stelle wird für die nächsten sechs Wochen der Stern treten.

„Fertig!“ Mit einem fröhlichen Jauchzer kommt Yvette ins Wohnzimmer gehüpft und klatscht dabei in die Hände. Mit beiden Händen über dem Kopf und dem Blick gen Decke gerichtet verliere ich meistens einen Teil meiner Wahrnehmungsfähigkeit. Deshalb schrecke ich zusammen, als sie so unvermittelt vor mir auftaucht und taumle leicht zur Seite. Dabei stoße ich mit dem Fuß gegen den Glaslampenschirm. Ich spüre, wie er vom Tisch gleitet, halte aber mit einer Hand das Lampenkabel, mit der anderen den Stern. Mein Gehirn reagiert viel zu langsam, als das ich irgendetwas zur Rettung des Lampenschirms tun könnte. Mein Magen krampft sich zusammen.

Nach einigen Sekunden entkrampft er sich langsam. Der von mir befürchtete Knall mit anschließendem lauten Klirren, Tränen, Anschuldigungen und Stress beim Neueinkauf bleibt aus. Verdutzt senke ich langsam meinen Blick. Zu meinen Füßen hockt Yvette, die mit einem breiten Lächeln den Lampenschirm in den Händen hält. Sie begutachtet meine Bemühungen mit einem skeptischen Blick, dann sagt sie trocken: „Diesmal war ich schneller.“

Ich weiß nicht genau, ob sie jetzt das Dekorieren im Allgemeinen oder die Rettung des Lampenschirms im Speziellen meint, deshalb nicke ich nur huldvoll, froh, aus der Situation so glimpflich herausgekommen zu sein. Ich wische mir die Schweißperlen von der Stirn, lasse mich langsam vom Tisch herunter auf das Sofa gleiten und sacke in mir zusammen. „Puh, dieses Dekorieren ist doch immer wieder anstrengend.“, schnaufe ich. Yvette sieht mich scheel von der Seite an, schenkt mir dann ein breites Lächeln und verschwindet in Richtung Küche.

Ich steige vorsichtig vom Tisch und folge ihr, werde aber schon im Flur von Rocco abgefangen: „Du Klaus, ich brauch Geld fürs Kino.“, stößt er aufgeregt hervor.

„Wie viel?“, frage ich und ziehe eine Augenbraue in die Höhe.

„Nicht so schnell, Klaus.“, geht Yvette dazwischen, die in der Küche wohl Roccos Anfrage mitbekommen hat und nun im Türrahmen auftaucht. „Was ist denn mit deinem Taschengeld?“

Rocco verdreht verlegen die Augen. „Yvette, es ist der 28. November. Mein Taschengeld ist alle.“

„Dann musst du mit dem Kino eben bis zum Dezember warten.“, stellt Yvette mit der Logik der kühl kalkulierenden Finanzministerin fest.

„Aber, Yvette.“ Als Rocco Yvettes starren Blick bemerkt, dreht er sich zu mir. „Klaus. Tine hat mich gefragt, ob ich mit ins Kino komme. Und Sven kommt auch. Wenn ich da nicht dabei bin, schnappt der mir Tine weg.“ Seiner weinerlichen Stimme entnehme ich, dass es ihm wirklich ernst ist.

„Wieviel?“, frage ich noch einmal, ohne auf das empörte Schnaufen aus Yvettes Richtung zu achten.

„Zwanzig Euro?“ Es ist mehr eine Frage als eine Antwort.

„Pass auf. Ich geb dir fünfzehn, und dafür bringst du die ganze Woche den Müll runter.“, sage ich und zwinkere Yvette zu.

„Klar, abgemacht. Klaus, du bist der Beste!“, jubelt Rocco.

Ich krame in meinem Portemonnaie, reiche ihm einen Zehner und einen Fünfer und ermahne ihn noch einmal: „Nur fürs Kino. Und mit dem Müll fängst du heute an.“

„Ja, wird gemacht.“, sagt Rocco. „Dann stürmt er zurück ins Wohnzimmer und drückt sich sein Handy wieder ans Ohr. „Es klappt. Ich komme. Bis gleich.“

„Denk dran, du bist erst vierzehn. Spätestens um zehn bist du wieder zu Hause!“, ruft ihm Yvette mit dem letzten Bisschen strenger Autorität, das ich ihr gelassen habe, hinterher. Dann richtet sich ihr anklagender Blick auf mich. Sie durchbohrt mich förmlich damit.

Ich hebe abwehrend die Hände. „He, ich lasse ihn für das Geld arbeiten. Damit lernt er was fürs Leben.“, beschwichtige ich sie.

„Das werden wir ja sehen. Ich wette mit dir, dass der Müll heute Abend nicht leer ist.“

„Wette angenommen.“, antworte ich großspurig. „Der Verlierer kocht das Weihnachtsmahl.“ Ich strecke ihr meine Hand entgegen.

Ein verschmitztes Lächeln stiehlt sich auf Yvettes Gesicht. Sie greift mit ihren zierlichen Fingern meine Pranke. „Abgemacht!“, sagt sie für meinen Geschmack eine Spur zu siegessicher mit fester Stimme.

„Kannst du schon mal die Kartons wegpacken?“, versucht Yvette die Kaffeemaschine zu übertönen. Ich raffe mich auf und sammle das Verpackungsmaterial, das auch für einen mittleren Umzug ausreichen würde, zusammen. Ich verstaue alles möglichst effektiv in einem der Kartons. Gerade als ich diesen verschließe, kommt Yvette schon mit einem großen Tablett ins Wohnzimmer und versucht, es abzustellen, ohne etwas zu verschütten.

„So, Kaffee ist fertig.“, kommentiert sie ihre Aktivität, für den Fall, dass ich das noch nicht mitbekommen habe.

Ich setze mich schnell an den Tisch. Wenn es ums Essen geht, sollte man Yvette nicht warten lassen. Sie wird mich ihren Ärger nicht direkt merken lassen, aber jedes Mal, wenn ich zu lange brauche, um zum Essen zu kommen, bekomme ich ihren Unmut über mehrere Stunden hinweg in homöopathischen Dosen zu spüren. Es sind diese kurzen bösen Blicke, der genervte Gesichtsausdruck, die kleinen abweisenden Gesten, die mich so nerven, dass ich irgendwann Magenschmerzen bekomme und mich genötigt fühle, die Situation wieder einzurenken. Warum soll ich mir also den Stress antun, wenn ich auch alles ganz entspannt haben kann? Mann muss sich seine Kämpfe gut aussuchen.

Ich angle mir einen der überteuerten Lebkuchen und schiebe ihn mir langsam zwischen die Zähne. „Mmmmh, lecker.“, nuschle ich mit dem Gebäck im Mund. Yvette nimmt sich auch eines der teuren Backwerke und kaut nachdenklich. Langsam entspannt sich ihr Gesicht. Ein Leuchten tritt in ihre Augen. „Mann, die sind wirklich gut. Die sollten wir öfter kaufen.“

In Gedanken rechne ich schon mal durch, was uns das über die Adventszeit verteilt kosten würde. Bevor ich aber Yvettes Stimmung mit meinem kühlen Geiz verderben kann, beiße ich schnell noch einen Happen ab und bewege meinen Kopf so hin und her, dass man daraus keine genauen Schlüsse über meine Meinung ziehen kann.

„Du kannst Rocco nicht immer so verwöhnen.“, sprudelt es plötzlich aus Yvette heraus.

Ich bin etwas perplex über den abrupten Themenwechsel, kann aber aufgrund jahrelanger Übung meine Überraschung schnell überwinden. „Das ist doch kein Verwöhnen. Er steckte in einer herzenstechnischen Notsituation und ich habe ihm aus der Klemme geholfen.", versuche ich mich zu rechtfertigen.

„Herzenstechnische Notsituation?", wiederholt Yvette und rollt mit den Augen.

„Genau.", lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen. „Außerdem arbeitet er für sein Geld."

„Das werden wir noch sehen.", antwortet sie genüsslich. „Wir können ihm trotzdem nicht alles durchgehen lassen.", meint sie dann entschieden.

„Er ist doch nicht unser Sohn. Für die Erziehung der Kinder sind immer noch die Eltern verantwortlich.", entgegne ich genervt.

„Fang nicht schon wieder damit an.", weißt mich Yvette gereizt zurück. „Du weißt, dass Babette es schwer genug hat. Sie braucht unsere Hilfe und Rocco auch. Und da du sowieso keine Kinder willst, ist Rocco für mich ohnehin der Sohn, den ich nie haben werde." Die Augen zu Schlitzen verengt schaut sie mich herausfordernd an.

„Was meinst du, ob er diesen Sven ausstechen kann?", versuche ich verzweifelt, die Kurve zu kriegen.

Yvette zuckt nur mit den Schultern. „Ich finde es nicht gut, dass er noch gar nicht richtig angekommen ist und gleich wieder verschwindet.", jammert sie plötzlich.

„Naja, er wird halt erwachsen. Mit uns alten Säcken will er da nichts mehr zu tun haben.“, entgegne ich nonchalant

Yvette guckt mich aus traurigen Augen an.

„Du bist immer noch die schönste Frau für mich.“, versuche ich sie zu beruhigen. „Nur für Rocco, naja, da sind wir eben schon ein bisschen überreif.“

„Überreif.“, wiederholt sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme.

Auweia, da habe ich ja wieder etwas gesagt. „Du weißt schon, wie ich das meine. Lass es uns doch trotzdem gemütlich machen!“ Ich gehe herum, zünde die Kerzen an, die Yvette im ganzen Raum verteilt hat und stelle ein Räucherkerzchen auf den Tisch. Dann schaue ich ihr tief in die Augen und setze mein gewinnendstes Lächeln auf.

Sie lächelt bemüht zurück, aber ich spüre, dass sie langsam auftaut. „Und, was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“, säuselt sie.

Oha, jetzt muss ich Fingerspitzengefühl zeigen. Wir sind zu zweit, Rocco wird erst später kommen, Kerzen und ein angenehmer Weihrauchduft sorgen für eine romantische Atmosphäre. Alles ist vorbereitet. Es gibt eigentlich nur eine Möglichkeit, wie wir diesen Abend noch schöner machen können.

„Strippoker?“, schlage ich mit einem verschwörerischen Lächeln vor.

Yvettes Gesichtszüge entgleisen. Entgeistert starrt sie mich über den Tisch hinweg an. „Du bist so ein Idiot, Klaus. Hast du denn überhaupt keine Ahnung von Romantik?“

Verdammt, jetzt muss ich mir wirklich was einfallen lassen. Ich greife nach einem letzten spontanen Strohhalm, um den Abend noch zu retten. „Doch, doch. Ruf mich mal an!“

Wenn das überhaupt noch möglich ist, guckt Yvette jetzt noch irritierter: „Geht es dir noch gut? Ich sitze direkt vor dir.“

„Ja, genau.“ rufe ich begeistert. „Ruf einfach mal an!“ Mit strahlenden Augen schiebe ich ihr Handy vor sie.

Mit spitzen Fingern nimmt sie es hoch und wählt meine Nummer. Ich schicke ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, dass die Programmierer meiner App einen guten Geschmack hatten. Aus meiner Hosentasche dröhnen die ersten Töne von Christmas All Over Again. Puh, Glück gehabt. Wenn das mal nicht romantisch ist! Ich lege mein Handy neben Yvettes und nehme ihre Hand, bevor sie den Anruf abbrechen kann. Schnell ziehe ich sie hoch und wiege sie sanft hin und her. Tanzen ist schon immer eine unserer größten Leidenschaften gewesen. Wenn ich sie damit nicht besänftigen kann, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Nach einem kurzen Sträuben schmiegt sie sich an mich und wir schweben zur Musik durch den Raum, in einen Abend ganz für uns zwei hinein.

Oh Du Fröhliche

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