Читать книгу 900 Seiten Lust - Nick Perado - Страница 14
Meine Strategie
ОглавлениеEine Freundin, der es ähnlich ergeht, gab mir den Tipp für eine Internetseite. Dort trägt man sich ein, wenn man ohne weitere Verpflichtung oder finanzielle Interessen einfach nur sexuelle Abenteuer haben möchte. Je nachdem, wie man sich in der Community vorstellt melden sich sodann nur Männer oder Männer und Frauen. Übrigens ist eines merkwürdig: wenn man als Frau auch einen noch so eindeutigen Text zur Suche nach einer lesbischen Beziehung einstellt melden sich trotzdem jede Menge Männer. Da fragt min sich schon …
Wenn sich jemand meldet kann man sich erst mal am Bildschirm ein Urteil über den Bewerber bilden, bevor man sich mit ihm trifft.
Ich habe also ein Bild von mir hochgeladen, auf dem ich mit meinen Reizen nicht geize. Dazu habe geschrieben, dass ich einen Kerl suche, der es mir richtig besorgt. Und in einer Liste meiner sexuellen Vorlieben habe ich nahezu alles angekreuzt, um endlich auch mal Dinge zu erleben, die ich noch nicht kenne.
Kaum hatte ich mein Bild und die Daten hochgeladen, kam auch schon ein Ansturm von Bewerbungen. Offensichtlich traf ich den Geschmack von vielen Männern. Aber was soll ich sagen. Die Welt ist verrückt. Viele der Männer sind irgendwie seltsam neben der Spur: in wenigen Stunden hatte ich eine Sammlung von Schwanzbildern auf meinem Laptop die alles sprengte, was ich mir jemals vorstellte. Anstatt dass die Jungs mir ihr Gesicht zeigen, eine breite Brust oder ein schönes Hinterteil, bekomme ich diese Schwänze zugesandt. Ohne Gesicht, ohne Brust, ohne Bauch, ohne Hinterteil. Ich habe seit dieser Zeit großen Respekt vor Pinkelbecken. Die sehen so etwas jeden Tag. Mein Gott.
Ein paar wenige Männer waren wenigstens so schlau und haben etwas neben ihre Schwänze hin platziert. Damit kann sich Frau ungefähr vorstellen, wie groß das Ding ist. Ein erigierter Schwanz, aufgenommen ohne Vergleichsmöglichkeit, sagt nämlich nichts aus. Ein erigierter Schwanz, neben dem eine Kaffeetasse aussieht wie eine Streichholzschachtel, wäre dann schon eher von meinem Geschmack.
Dreiviertel der Bilder sind sowieso unerträglich. Entweder weil der Schwanz hässlich ist. Oder weil die Belichtung nicht stimmt oder weil sie mit ihrem Handy zu nahe dran waren und alles unscharf wird oder oder oder.
Ein paar waren natürlich dabei, da hätte ich nicht nein gesagt. Aber ohne den restlichen Körper am Schwanz reagiere ich nicht.
Eigentlich gab es nur ein paar wenige, die sich etwas mehr Gedanken machten. Sie schienen sich in eine Frau hineinversetzen zu können. Von denen erhielt ich Bilder mit Kopf drauf oder Bilder mit Brust drauf, Ganzkörperbilder oder Kopfkinobilder. Das war ganz o.k.
Unter diesen Protagonisten will ich mir ein paar aussuchen, die in eine Kartei kommen. Meine Vorstellung ist nämlich, dass ich immer dann, wenn ich Lust habe, diese Kartei zurate ziehe und denjenigen talentierten Stecher anrufe, mit dem ich mir Sex wünsche.
Das soll also nicht immer der gleiche Typus Mann sein. Im Gegenteil. Ich suche die harten Typen, die Weichen, die Kuscheligen, die Machos, die Haushaltstypen. Sie müssen aber alle eine Mindestgröße aufweisen, auf dem Kopf Haare besitzen und rings um den Schwanz herum sollten Sie rasiert sein. Und ganz wichtig: sie müssen als sexuelle Mindestvoraussetzung allesamt gerne eine Frau lecken wollen.
Meine Erfahrung war leider bislang: Männer, die sich weigern, eine Frau zu lecken, haben die Frau oder zumindest ihr Geschlechtsorgan nicht verstanden. Und Unterricht geben, wie man eine Großstadt-Muschi bedient, möchte ich weiß Gott nicht mehr.
Nun sitze ich vor dem Rechner und muss aussuchen. Vorneweg muss ich mich mit den Auserwählten ein erstes Mal treffen. Und wenn es zu passen scheint, dann möglichst mit den Jungs ins Bett. Und daraus schlussfolgern, wer in meine Kartei kommt. Treffen/Auswahl-Bett/Auswahl-Karteikärtchen, ein dreistufiges Verfahren zur Qualitätssicherung – ich könnt mich kugeln bei dem Gedanken – so etwas wie ISO 9000 fürs Ficken. Ich sollte mal über eine Patentanmeldung nachdenken …