Читать книгу Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk - Nicola Bardola - Страница 12

Wenig Reflexion, viel Handlung

Оглавление

Immer noch wird “Märchenmond” oft mit Michael Endes “Unendlicher Geschichte” verglichen. Wolfgang Hohlbein wehrt sich dagegen. Er habe nicht die Absicht gehabt, sich so tiefschürfende Gedanken in “Märchenmond” zu machen wie Michael Ende in seinen Romanen. Ihm sei es von Anfang an um das packende Abenteuer gegangen. Wenig Reflexion, viel Handlung. Er wollte einen Schmöker schreiben. Es sei schon möglich, dass Impulse von Michael Ende ausgegangen sind, aber “Märchenmond” sei doch ganz anders und verzaubere auf eigene Weise die Leser. Damit erfülle “Märchenmond” die erste und wichtigste Aufgabe von Fantasy.

“Märchenmond” erzählt die Geschichte von Kim. Wie so oft bei Wolfgang Hohlbein beginnt es dramatisch und steigert sich langsam weiter. Das ist möglich, weil nach dem ersten Knalleffekt in der realen Welt die phantastische Fortsetzung in anderen Phantasie-Welten stetige Steigerungen möglich machen. Auf Seite zehn, dreißig oder spätestens siebzig bricht das Irreale in Wolfgang Hohlbeins Romanen ein: Phantastisches, Erschreckendes, Verzauberndes oder schlichtweg Unbegreifliches und Überforderndes. Jetzt geht es hin und her zwischen Diesseits und Jenseits. Was ist da schon Wirklichkeit? Im Alltag ist sie jedenfalls oft unbefriedigend. Daher das Bedürfnis, sie in Büchern auszudehnen.

Der Auftakt in “Märchenmond” ist erschreckend und berührend: Nach einer Blinddarmoperation wacht Kims kleine Schwester nicht mehr aus der Narkose auf. Sie liegt im Koma. Die Stimmung in der Familie ist gedrückt, als Kim an diesem Abend ins Bett geht. Da sieht er in einer Ecke seines Zimmers plötzlich einen alten Mann. Der Alte erklärt Kim, seine Schwester werde im Land Märchenmond vom bösen Boraas gefangen gehalten. Mit einem Raumgleiter aus einem Science Fiction Roman macht sich Kim auf, um seine Schwester zu retten. Doch er hat Pech und landet mitten im Reich von Boraas, auf der besetzten Seite des friedlichen Märchenlandes. Unter großen Gefahren gelingt es Kim, vor Boraas zu fliehen, und in der Verkleidung eines feindlichen schwarzen Ritters gelangt er mit Boraas Armee über das Schneegebirge nach Märchenmond. Dort erfährt er, dass er zunächst den König des Regenbogens suchen muss, der noch weit hinter dem Ende der Welt lebt. Zusammen mit seinen neuen Freunden macht sich Kim auf seinen abenteuerlichen Weg. Das Wagnis findet ein glückliches Ende, aber natürlich lässt sich der Faden später wieder aufnehmen.

Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk

Подняться наверх