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Die Entstehung von “Märchenmond”

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Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre bewegt sich Wolfgang Hohlbein in der Fantasy- und Science-Fiction-Szene. Er besucht - oft gemeinsam mit Dieter Winkler - Lesungen, trifft sich mit Gleichgesinnten, unterhält sich mit spezialisierten Buchhändlern, liest entsprechende Zeitschriften und Anthologien, durchforstet regelmäßig den Katalog von „Transgalaxis“ und anderen Publikationen und selbstverständlich verschlingt er weiterhin alle Neuerscheinungen seiner Lieblingsautoren. Manchmal gibt es Treffen von Science-Fiction-Fans in Köln, Düsseldorf oder Neuss. Wolfgang Hohlbein und Dieter Winkler erinnern sich lachend an verrauchte Hinterzimmer in Kneipen und an Privatwohnungen, wo sich die Szene traf, wo Privatdrucke oder im Selbstverlag veröffentlichte Texte ebenso zum Kauf angeboten wurden wie Bestseller aus Publikumsverlagen. Dort wurde öffentlich gelesen und diskutiert. Die Fantasten tauschten sich aus. Von der Literaturkritik wurden sie kaum ernst genommen, aber die Fanbasis war groß und heute sitzen die Leser von damals in Feuilletonredaktionen, weshalb ein neuer Stephen King – und manchmal auch ein neuer Hohlbein – dort vorgestellt werden.

In jenem Umfeld stößt Wolfgang Hohlbein 1982 auf eine Anzeige des Carl Ueberreuter Verlages. Das angekündigte Preisausschreiben verheißt nicht nur ein Honorar, sondern verspricht auch die Veröffentlichung der Geschichte als Hardcover. Das klingt verlockend für Wolfgang Hohlbein, der bis anhin nur Groschenheftchen veröffentlicht hat.

Er sitzt zwar gerade an einem sehr großen Projekt, das er sich schon vor Jahren mit Dieter Winkler ausgedacht hat, aber ob daraus wieder eine Heftchen-Serie werden soll oder endlich einmal richtige Bücher, das steht noch in den Sternen. Das Projekt trägt den Arbeitstitel “Enwor”, eine eigene Fantasy-Welt mit Science-Fiction-Elementen. Der Name soll an das Englische “End of the World” erinnern, ist eine Zusammenziehung der beiden Schlüsselworte.

Wolfgang Hohlbein erzählt seiner Frau vom Ueberreuter-Wettbewerb, die ohnehin mit der bisherigen Entwicklung nicht zufrieden ist. “Warum schreibst du nicht einmal etwas richtig Schönes?” Heike Hohlbein vermisst in den Heft-Stories ihres Mannes Anmut, Poesie und Zauber. Sie liest ungern Action- und Gewaltszenen, zieht Fantasy vor. Entsprechend missmutig ist Wolfgang Hohlbein, der gerne für sein nächtliches Schaffen auch etwas Anerkennung von seiner Frau bekommen möchte. Schließlich schuftet er wie kaum ein anderer seiner Freunde in Neuss: Damals haben die Hohlbeins zwei kleine Kinder und leben in einer 70-Quadratmeter-Wohnung. Schreiben kann der angehende Bestseller-Autor nur nachts, wenn die Kinder schlafen. Diesen Rhythmus hat er bis heute beibehalten. Ungestört von Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten entfalten sich nachts die abenteuerlichen Welten am besten. Das Telefon klingelt nicht. Draußen ist es still und dunkel. Keinerlei Ablenkungen locken. Nur die Geschichte wartet darauf, erzählt zu werden. Und die Dämonen blicken über die Schulter.

Wolfgang Hohlbein liebt seine Frau - damals wie heute. Und er hört auf sie. Da sagt sie das magische Wort: “Märchenmond”.

Das Wort steht im Raum und wird die ganze Familie Hohlbein - und unzählige Leser - fortan begleiten.

Es ist ein romantisches Wort: “Märchenmond”. Es ist melodiös und enthält jene M-Alliteration, die eine magische Anziehungskraft auf viele Menschen ausübt, die es hören. Es vereint die Welt der Gebrüder Grimm und anderer Schöpfer unsterblicher Sagen und Legenden mit dem strahlenden Gestirn über uns, das am nächtlichen Himmel immer in Bewegung ist und dabei zu- und abnimmt, Ebbe und Flut bestimmt und manchmal unerreichbar fern, manchmal erschreckend nah erscheint.

Der Mond, dieser Märchenmond führt auch den Science-Fiction-Fan Wolfgang in Versuchung, der sich endlich vornimmt, nun auch intensiver auf die Gefühle seiner Helden einzugehen.

Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk

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