Читать книгу Sarah Boils Bluterbe - Nicole Laue` - Страница 72
Ich bin ja nicht bei Trost, was treibe ich hier eigentlich? Und wo bin ich?
Оглавление„Das ist Fort X. Nachdem die Preußen 1815 Köln übernommen hatten, wurde der gesamte Bau erweitert. Die Umwallung war nötig, sie sorgte dafür, dass keine Kugel mehr durch die Mauern dringen konnten. Das waren noch Zeiten. Die Preußen, ein seltsames Völkchen.“
„Du sollst es lassen, ich mag es nicht, wenn du meine Gedanken liest. Hör endlich auf damit.“
„Tut mir leid, dumme Angewohnheit.“
Ein freches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Du warst zu der Zeit schon da?“ fragte ich ungläubig und Neugier tat sich in mir auf.
„Wie alt bist du wirklich?“
Er ging weiter und lächelte. „Das willst du nicht wirklich wissen.“
„Doch, das will ich sehr wohl wissen. Wenn ich mir schon einen imaginären Vampir einbilde, dann will ich alles über ihn wissen.“
Ehe ich mich versah, riss er mich an seine harte Brust und fauchte: „Hör endlich auf damit, ich bin real. So real wie du.“
Sein Aftershave lag wie eine Meeresbrise in der Luft. Sanft streichelte sie meine Haut. Sein kalter Atem strich über mein Gesicht und betörte meine Sinne. Die Wirkung glich einer Droge. Ich fiel in einen tranceähnlichen Zustand und blieb wie angewurzelt stehen. Seine Augen blitzten ganz kurz goldgelb auf, wandelten sich aber sofort wieder in das helle Blau, dass mich in den Wahnsinn trieb. Ich zweifelte an meinem Verstand. Vielleicht war er wirklich real, wobei ich davon ausgehen musste, denn sonst wäre das Gespräch mit meiner Mutter nicht zustande gekommen. Konnten zwei Menschen die gleichen Gedanken haben und genauso verrückt sein? Nein, das war eigentlich ausgeschlossen. Verwirrt trottete ich neben ihm her und beschloss alles loszulassen. Die Dinge, die geschehen, konnte man nicht aufhalten und manchmal konnte man sie ebenso wenig erklären. Wir erreichten ein altes, großes Eisengitter, an dem ein großes, rostiges Schloss prangte. Durch die Gitterstäbe hindurch, konnte man einen Blick in den großflächigen Innenhof werfen. Alles um mich herum war ungewöhnlich friedlich und still. Meine Schuhe tapsten über den grauen Asphalt. Lionel schlich geräuschlos und leise über den Weg. Seine Füße glitten wie eine Feder kaum wahrnehmbar über den steinigen Boden. Wir hielten uns linksseitig der Festung, passierten das Gemäuer und liefen einen Hügel hinauf. Oben angekommen erschlossen sich vor uns unzählige Rosenbeete, fein säuberlich aneinander gereiht und sehr gepflegt. Im Mondlicht konnte man das Ausmaß ihrer wundervollen und farbigen Blüten nur erahnen.
Überall rankten Rosen und die Bäume, die an den Seiten des Weges standen, waren ebenso gepflegt wie alles andere, dass ich mit bloßem Auge erkennen konnte. Ein Ort der Stille, ein Ort der vollkommenen Schönheit mitten in einer hektischen Großstadt.