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Was geschieht hier eigentlich mit mir?

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Das beklemmende Gefühl wurde immer stärker und ich rang nach Luft. Atme durch, das bildest du dir jetzt alles ein. Du hast über Nacht keine Superkräfte bekommen. Ich musste dringend duschen, ich riss den Spind auf, schlüpfte schnell in meine Klamotten, warf die Sporttasche über meine Schulter, preschte die Treppe hinauf und fuhr schnurstracks heim. Im Treppenhaus angekommen, fischte ich im Briefkasten nach der Post, spurtete die wenigen Stufen hinauf, schloss die Wohnungstüre auf, warf den Stapel Briefe unbeachtet in die Küche und stellte mich erst mal unter die Dusche. Das Wasser tat gut. Es floss warm über meine Haut. All die Gedanken, die meinen Geist lähmten versickerten allmählich im gluckernd im Abfluss. Das leise Prasseln der feinen, kleinen Wasserstrahlen beruhigte mich ein wenig. Doch es war nur von kurzer Dauer. Meine noch aktiven Gehirnzellen ließen sich nur kurz ablenken. Ich schloss die Augen. Mein Gehirn rief erneut die Daten des letzten Tages ab. Doch plötzlich erschien Lionel in seiner ganzen Gestalt vor meinem geistigen Auge. Ein vertrautes und befremdliches Gefühl zu gleich. Wer war er?

Und vor allem, was wollte er wirklich von mir? Und zu guter Letzt, war er nun Wirklichkeit, oder gehörte ich schnellstens in eine Klinik damit meine neurotische und schizophrene Persönlichkeitsspaltung behandelt wurde? Der Gedanke machte mir Angst. Erschrocken riss ich die Augen auf, stutzte für einen Moment über das Gefühl, das unerwartet durch meinen Körper fuhr und sah mich erschrocken um. Ich fühlte mich auf seltsame Weise beobachtet und zog den Duschvorhang dichter zu. Der nächste Griff galt dem Waschgel. Eingeschäumt, abgeduscht und mich wieder frisch fühlend, schaltete ich endlich das warme Wasser aus. Ich schnappte mir mein Handtuch und wickelte es provisorisch um meinen Brustkorb. Der große Spiegel über dem Waschbecken war beschlagen. Im Badezimmer dampfte es wie in einem türkischen Hamam. Es war mir, als läge der Nebel aus den Träumen der letzten Nacht plötzlich in meiner Wohnung. Und wieder war da dieses seltsame Gefühl, dass ich nicht alleine war. Als wäre jemand ganz nah hinter mir. Spürbar nah! Ich wandte mich blitzschnell um. Doch da war niemand. Kopfschüttelnd griff ich nach einem weiteren Handtuch und wollte gerade über den Spiegel reiben, als sich dort ganz verschwommen und schemenhaft ein Schatten auftat. Ich stolperte erschrocken einen Schritt zurück. Ein Schrei entwich meiner Kehle.

Sarah Boils Bluterbe

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