Читать книгу Sarah Boils Bluterbe - Nicole Laue` - Страница 94
Jetzt bist du zu weit gegangen Bursche.
ОглавлениеLionel musste verrückt geworden sein. Schließlich hätte auch Martin die Post in die Finger bekommen können. Verdammter Spinner. Ich werde ihn das nächste Mal einfach umbringen. Ach ja, einen Holzpflock brauche ich dann ja wohl. Aber wo bekomme ich den bloß her? Und benutzt man die Teile wirklich gegen Vampire? Vermutlich schon. Ich konnte doch schlecht in den Baumarkt gehen, und fragen, hey, wo liegen denn hier die angespitzten Holzpflöcke, oder haben sie sonst noch irgendein Insektenspray gegen Vampire? Ich war verloren, ganz klar. Ich hätte meine Mutter anrufen können, aber ich wollte sie nicht tiefer mit hineinziehen, als unbedingt nötig. Davon abgesehen, wusste ich immer noch nicht, ob alles, was hier geschah, real war. Ich sprang erneut auf, und holte noch einmal die Karte aus dem Pappkarton. Sie fühlte sich echt an. Sie sah echt aus. Also musste ich mich in der unzweifelhaften Realität befinden. Dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Was war, wenn ich wirklich multipel war und die Zeilen an mich selbst geschrieben hatte? Mir lief ein Schauder über den Rücken. Der Klingelton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich stolperte durch den Flur und riss dabei meine afrikanischen Holzfiguren um, die auf dem Boden gleich neben der Wand standen.
„Ja, Mertens.“ Hechelte ich und rieb mir ächzend über mein Schienbein.
„Hey, ich bin`s. Mary. Was stöhnst du denn so? Stör ich gerade?“ Ich konnte ihr selten hämisch Grinsen genau vor mir sehen. Ich schüttelte den Kopf, wobei mir einfiel, dass sie mich gar nicht sehen konnte.
„Nein, ich hab diese dämlichen Geistervertreiber aus Afrika gerade umgerannt.“
„Na, wenn`s nur das ist. Geht es dir ansonsten besser?“
Ich konnte Marys Belustigung durch das Handy anhand ihrer Stimme hören und erwiderte: „Nein, nicht wirklich. Aber ich brauche dich jetzt. Kann ich zu dir rüber kommen?“
Mary willigte sofort ein und tat gleich ihre Freude kund. Ich machte mich in Windeseile fertig und brauste wenige Augenblicke später los. Nach einer halben Stunde saß ich wie eingefalteter Schmetterling auf ihrem Sofa und starrte sie nach meiner Beichte erwartungsvoll an. Mary zog die Augenbrauen hoch und lugte durch ihre rote, glänzende Brille. Sie verdrehte die Pupillen und kräuselte die Lippen, als wollte sie just in diesem Moment einen Fisch knutschen. Ein quietschendes und schnalzendes Geräusch quäkte durch ihre Zähne.
„Sag mal, Spaß beiseite, nimmst du Drogen? Ich meine, rede doch mit mir. Oder hat Martin dir irgendwas getan?“
Ich seufzte, es klang alles auch wirklich zu verrückt. Wieso sollte sie mir auch glauben schenken. Es klang nicht nur verrückt, es war verrückt.
„Nein Mary, nein. Hör mir bitte zu. Das ist kein Traum, ich nehme keine Drogen, und Martin weiß von alledem nichts. Verdammt glaub mir doch. Entweder ich bin völlig geistig gestört oder die Welt ist wirklich ein merkwürdiger Planet. Ich war heute morgen im Studio und wenn ich mir das nicht eingebildet habe, dann scheint sich auch mein Körper zu verändern. Etwas passiert mit mir und Lionel wird wohl der Auslöser zu sein. Oder das plötzliche Erscheinen meines Vaters.“
Mary nickte kurz, sie brauchte eine Weile, um das alles zu verstehen. Dann grinste sie und prustete: „Gehen wir jetzt auf Vampirjagd? Ich meine so wie Buffy?“
„Mary, jetzt hör aber mal auf. Das ist nicht witzig.“
Schuldbewusst schenkte mir meine beste Freundin einen unschuldigen Hundeblick und schlug die Augen unter ihrer kleinen Brille theatralisch auf.
„Klaro, ich will es mal so ausdrücken. Wenn diese Vampire, die es ja gibt, wie du sagst, eine Art Weltherrschaft erlangen wollen, dann würden sie uns ja alle auffressen wollen…ähm..ich meine Austrinken….“
Sie gluckste kurz und fuhr mit einem krampfhaft unterdrücktem Lächeln fort.
„Aber das wäre doch absoluter Blödsinn, denn wenn sie alle Lebewesen mit der Zeit vernichten, und keine Menschen mehr da wären, dann würden sie ja irgendwie gar nicht mehr existieren können. Welche Quelle sollten sie dann noch anzapfen? Also wo sollte der Sinn darin liegen?“
Sie verdreht die Augen und blickte mich ein wenig fassungslos an. Ich rieb mir durchs Gesicht und versuchte die Anspannung zu lösen.