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Das gibt es doch nicht.

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Das ist doch der Kerl von letzte Nacht. Der Mann aus meinem Traum. Meine linke Hand klammerte sich an eine der silbernen Stangen, wo sonst die Handtücher hingen. Ich blickte in das Gesicht meines angeblichen Vaters und schüttelte den Kopf.

„Geh weg, du bist nicht da.“ Stotterte ich nervös. „Verschwinde endlich. Dieser Albtraum muss doch endlich mal ein Ende haben.“

Trotz meiner Unbehaglichkeit verspürte ich bei seinem Anblick jedoch keine tiefer gehende Angst. Ich hörte durch das verschmierte und immer noch beschlagene Glas eine Stimme dringen: „Halte dich von Lionel fern. Er wird keine Ruhe geben, bis er hat, wonach er sucht.“

Ich beugte den Kopf ein wenig vor und betrachtete die kleine Gestalt hinter der Scheibe. Glauben konnte man das alles hier nicht. Und verstehen ebenfalls nicht. Alles war plastisch und unrealistisch. Es erinnerte mich an Lewis Carrolls: Alice im Wunderland und das Kaninchen hinter dem Spiegel.

„Ja,“ flüsterte ich. Ganz bestimmt. Er hatte Recht. Ich sollte mich schützen. Und zwar vor Lionel, mein neuer imaginärer Freund. Aber vielleicht bin ich auch das krasse Gegenteil von multipler Persönlichkeit. In mir wohnen keine zwei einander fremden Menschen, dafür projiziere ich sie in meine Außenwelt. Auch nicht schlecht.

Ich begann mit dem Handtuch über den Spiegel zu scheuern, als könnte man das Bild einfach wegradieren. Ich weiß nicht, wie lange und intensiv ich das Glas noch polierte, obwohl die Gestalt längst weg war. Irgendwann verließ ich völlig geistesabwesend das Bad. Ich schlenderte in die Küche, griff nach dem Stapel Briefe, setzte mich an den Bartisch und öffnete einen nach dem anderen. Die üblichen Werbebriefe, die täglich einflatterten stapelte ich sofort auf einen Haufen für das Altpapier. Zuletzt hielt ich einen grauen Umschlag in der Hand. Vorne prangte mein Name in kleinen, säuberlich geschriebenen Buchstaben. Ich zog eine ebenso graue Karte aus dem Umschlag heraus und schaute verwundert auf die Aufmachung. Schlicht und ohne jegliche Verzierung. Ein mit schwarzer Tinte geschriebener Text ließ langsam aber sicher eine tödliche Wut in mir aufsteigen.

Sarah Boils Bluterbe

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