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Japan: Individuelle Unterstützung vs. Gleichbehandlung Schulsystem in Japan

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• vor der Schule: ab zwei Monate Kinderkrippe, Kindergarten im Alter von drei bis fünf Jahren

• Schulpflicht von neun Jahren

• sechs Jahre Grundschule

• drei Jahre Mittelschule

• 98 % der Schüler besuchen nach der Mittelschule freiwillig eine der weiterführende Schulen

− nach einer Aufnahmeprüfung drei Jahre Oberschule, Abschluss ist mit unserem Abitur vergleichbar

− Fachoberschulen mit einer Ausbildungsdauer von fünf Jahren

• während der Schulpflicht kein Sitzenbleiben, jeder Schüler wird automatisch versetzt

Japan hat ein hochentwickeltes Schulsystem. Chancengleichheit und Gleichbehandlung werden in Japan groß geschrieben. 98,2 % aller schulpflichtigen Kinder sind in Regelklassen eingeschult.

Im japanischen Sonderschulwesen gab es bis 2007 drei Schienen: Schulen für Sehgeschädigte, Schulen für Hörgeschädigte sowie Schulen für anders Behinderte, die auch Körperbehinderte, intellektuell Behinderte, sowie Kinder, die einer medizinischen Betreuung bedürfen, aufnahmen. Schulen für Lernbehinderte oder für Kinder mit Störungen im emotionalen Bereich waren nicht vorgesehen. Kinder mit Entwicklungsstörungen wie Lernstörungen, ADHS oder Störungen aus dem autistischen Spektrum wurden ohne weitere Unterstützung in wohnortnahe Regelklassen gegeben. Ein gesetzliches Anrecht auf Unterstützung gab es nicht.

Das hat sich 2007 geändert. Jetzt werden diese Kinder in speziellen Unterstützungsschulen, Unterstützungsklassen oder im schulinternen Tsukyu-Unterricht (Stütz- und Förderunterricht) gefördert. Die notwendigen Kenntnisse in Unterstützungspädagogik erhalten die Lehrer in Aus- und Weiterbildungen. Auch die Lehrziele für Kinder mit Behinderung wurden angepasst. Das Ziel besteht nicht mehr darin, die Schüler nur zu pflegen und zu trainieren, sondern darin, sie zu befähigen, ein selbständiges Leben zu führen.

Die Bemühungen um individuelle Unterstützung zeigen noch nicht überall Erfolge. In Japan gilt nach wie vor, dass der Gedanke der Gleichbehandlung vor das Prinzip der Individualisierung gestellt wird. Das widerspricht einem auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmten Vorgehen. Neue Unterrichtsmethoden zielen auf eine Differenzierung von gleichen Themen ab. Differenziert wird dabei nach Unterthemen, Schwierigkeitsgraden, Anforderungsgraden und Unterstützungsgraden.

Das japanische Schulwesen hat den Weg eingeschlagen, eine Schule für alle Kinder anzubieten. Die Herausforderung bleibt, jedes Kind seinen Bedürfnissen gemäß zu fördern.15

Vielfalt leben - Inklusion von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen

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