Читать книгу Kreise schließen sich - Nika Vero - Страница 7
DIE FAMILIE
ОглавлениеWir wohnten bei einer Menschenfamilie, die aus zwei Erwachsenen und drei Kindern bestand. Ein Sohn von 8 Jahren und zwei Töchtern von 6 und knapp 4 Jahren. Dann gab es zwei Rennmäuse im Haus, die des Nachts ganz schön aktiv waren. Und draußen campierten außerdem noch drei Häschen. Meine bzw. unsere Großmutter mütterlicherseits lebte ebenfalls hier. Die Familie war offensichtlich sehr tierlieb.
Die Großmutter mit Namen PÜNKTCHEN war bunt gescheckt: rot und graugetigert mit viel weiß, also dreifarbig und eine sogenannte ``Glückskatze``. Sie konnte uns alle nicht leiden, nicht einmal ihre eigene Tochter! Sie wollte einfach nichts von uns wissen und fauchte uns sogar an! Es kam soweit, dass die Menschen-Familienmutter meiner Mutter und der Großmutter unterschiedliche Ausgänge und Futterplätze zuweisen musste. Zugegebener Weise hätte ich meine Großmutter gerne näher kennengelernt, denn sie hatte einen „Tick“, den ich nur kurze Zeit später, in einer etwas abgewandelten Form übernehmen sollte. Und von der Ahnengeschichte her betrachtet, wäre es bestimmt interessant gewesen zu erfahren, welch ungelöster Konflikt dahinter steckte und wie weit dieser zurücklag. Irgendwann aber hatte Großmutter wahrscheinlich die Nase so voll von uns, dass sie das Weite suchte und schließlich für immer verschwand. Man sah sie hier und da noch mal, aber nach Hause kam sie nicht mehr zurück.
Es war immer etwas los bei unserer Menschenfamilie, besonders bei den Kindern. Diese hatten fast täglich Besuch von anderen Kindern, die natürlich auch unseretwegen kamen. Manchmal wurde es mir wirklich zu viel, weil sie nicht immer zaghaft mit uns umgingen. Manche Kinder waren harmlos, andere hingegen trieben es hin und wieder ein wenig zu weit! Sie waren grob und hatten keinerlei Feingefühl. Das hatte natürlich auch mit ihrem Alter zu tun, aber trotzdem riss mir ein Kind fast den Arm heraus, so fest zog und ruderte es an meinem Pfötchen. Ein anderes legte mir sein kleines Patschhändchen um den Hals und hob mich hoch – es hätte mich fast erhängt! Ganz zu schweigen von dem Lärm, den sie jedes Mal machten, mit ihren feinen Stimmchen! In dem Haus, das wir mit bewohnen durften, war uns ein bestimmter Raum zugeteilt. In diesem stand nicht viel Mobiliar, so dass uns der Hall in den Ohren manchmal unerträglich wurde. Katzen haben bekanntlich ein sehr feines Gehör! Wir waren diesen Prozeduren so lange ausgesetzt, bis die Menschenmutter Erbarmen mit uns hatte und eingriff, um uns von diesen kleinen Quälgeistern zu befreien. Nun konnten wir uns bis zum nächsten Angriff der Kleinen erst einmal erholen.
Unsere Unterkunft war ein separater kleiner Wintergarten von etwa acht Quadratmetern. Hier wurde unsere Mutter und später auch wir von den Menschen gefüttert. Mama Lisa hatte zu ihren Lebzeiten direkten Zugang zum Garten, wenn sie mal musste oder Lust und Appetit auf Mäuschen hatte. Tür und Rollladen waren so eingestellt, dass sie rein und raus gehen konnte. Wir waren noch zu klein, um ihr zu folgen, also bestand keine Gefahr, dass wir wegliefen. Dies war also unser kleines Reich, in dem der darin stehende Kratzbaum unseren Lebensmittelpunkt ausmachte, weil uns seine Höhle unbeschreiblichen Frieden und Geborgenheit schenkte. Waren Kinder anwesend, wurde es ganz schön eng in unserer Unterkunft. Weglaufen oder verstecken war undenkbar; sie waren immer schneller! Ein Schnapp und sie hatten uns in ihren Fängen. Wir waren ihnen gewissermaßen hilflos ausgeliefert. Auch Mama Lisa hatte wenig Einfluss darauf, uns vor ihnen zu schützen. Also stellten wir uns diesen Herausforderungen und machten das Beste daraus, sahen das Ganze positiv und übten uns in Toleranz und Loyalität. Eigentlich waren sie ja manchmal auch ganz süß, die kleinen Menschenkinder. Sie waren genauso verspielt wie wir – nur für uns leider eine Nummer zu groß.
In das danebenliegende Wohnzimmer, das durch eine Glasschiebetür abgetrennt war, durften wir nur selten und wenn nur unter Aufsicht der Menschen. Dieses Wohnzimmer war größer als unser Raum und man konnte sich wunderbar verkriechen. Hier waren wir vor den Kindern sicher und freiwillig kamen wir sicherlich nicht mehr aus unseren Verstecken heraus.
Seit wir eine Woche alt waren, besuchte uns regelmäßig ein großer weiblicher Mensch, jede Woche ein Mal. Ihr reichte es, uns einfach nur beim Spielen oder Toben zu beobachten. Sanft und behutsam nahm sie auch schon mal einen von uns in die Hand und streichelte uns, während sie jedem von uns liebe Worte zuflüsterte. Sie lernte auch noch unsere Mutter Lisa kennen und gab ihr zu verstehen, welch bezaubernde Babies sie doch habe. Wir hatten das Glück, dass sie es war, die in der Woche, in der unsere Familie Urlaub machte, nach uns schaute und Mama Lisa, Großmutter Pünktchen und die anderen Tiere versorgte. Wir fanden sehr schnell Vertrauen zu ihr, denn sie schenkte uns viel von ihrer Zeit. Zwei Mal brachte sie jemanden aus ihrer Familie mit, dem sie uns mal vorstellen wollte. Ein Mal war es ihr Junge, das nächste Mal ihr männlicher Partner. Alle waren ausgesprochen freundlich und nett. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich einmal mehr mit ihnen zu tun haben würde.