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Die willenlose Jugend

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Es ist nicht leicht sich einzugestehen, dass man zu einer Minderheit gehört. So ist das immer mit Problemen verbunden, mit vielen schwierigen Situationen voller Unannehmlichkeiten. Dennoch muss klargestellt werden, dass man als politischer und dazu noch kritischer Jugendlicher einer Minderheit angehört.

Eine im Jahre 2008 veröffentlichte Studie der Universität Hohenheim, welche im Spiegel abgedruckt wurde,1 zeigte sehr eindrucksvoll auf, wie wenig die meisten Jugendlichen eigentlich von der Politik mitbekommen. Als Beispiel wurde angeführt, dass viele junge Menschen weder den Begriff Opposition kennen, noch wissen, was Wolfgang Schäuble beruflich macht. Die allgemeine Debatte, ob das Wahlalter auf 16 Jahre abgesenkt werden soll, ist nach Studien wie dieser immer ziemlich schnell abgeebbt.

Eigentlich sollte uns das traurig machen, denn die jungen Menschen sollten doch selbst Einfluss auf ihre Zukunft nehmen können. Wenn man jedoch beobachtet, wie klein das Interesse an politischer Bildung bei der jungen Generation häufig ist, kann man sogar sehr froh über das aktuelle Wahlrecht sein. Wer mit 16 nicht weiß, wie auch nur ein einziges Mitglied des Bundestags heißt, der kann auch nicht ernsthaft über die Zusammensetzung von selbigem mitbestimmen.

Nun wäre es aber vermessen, meinen Altersgenossen die alleinige Schuld für ihr Unwissen zu geben. Jeder ist erst einmal unwissend, bis er sich Wissen aneignet. Hier muss die Frage erlaubt sein, ob es in unserer Gesellschaft denn überhaupt gewünscht ist, Schüler zu kritischen Menschen zu erziehen? Meine eigenen Erfahrungen besagen da eindeutig Gegenteiliges: In der Schule lernt man, Befehle auszuführen. Man lernt, sein Denken auf eine bestimmte Art und Weise anzupassen, um einen bereits vorgezeichneten Lösungsweg zu begehen. Da gibt es Lehrpläne und Normen, vorgegebene Denkmuster und Arbeitsaufträge.

Diese Art zu unterrichten mag sinnvoll sein, wenn man mathematische festgeschriebene Gesetze vermittelt oder grammatikalische Regelungen einer Fremdsprache. Geht es jedoch um politische Bildung, um Gemeinschaftskunde und Allgemeinwissen, dann befinden wir uns hier auf einem gewaltigen Irrweg. Wer immer nur ein Denkmuster aufzeigt, der vermittelt keine Bildung, sondern nutzt Indoktrination.

Man muss sich nur einmal anschauen, welche Themen in den Fächern behandelt werden, die eigentlich der politischen Bildung dienen sollen. Man lernt Fakten über die Funktion der indirekten Demokratie, kritisch hinterfragt wird diese aber nie. Der Lehrer spricht über das deutsche Parteiensystem, beleuchtet vor der Klasse aber meistens nicht, wie undemokratisch und prinzipienlos es in diesem oft zugeht, wenn beispielsweise Koalitionen gegen den Wählerwillen gebildet werden. Es geht nämlich nur um das Vermitteln von theoretischem Wissen. Dass junge Menschen das herrschende System allgemein eher kritisch beobachten, dies ist nach meiner Erfahrung meist gar nicht gewünscht.

Ich bin nicht so arrogant, um zu sagen, ich würde mich den meisten jungen Menschen politisch überlegen fühlen, denn wer weiß wie intelligent und eloquent meine Altersgenossen wären, wenn sie vom System nicht willenlos gemacht worden wären. Ich würde eher sagen, dass ich unverschämtes Glück hatte. Ich war schon immer immun gegen Massenmeinungen, schon immer immun gegen Gruppenzwang. Es ist wohl nicht einmal so, dass ich nicht gerne zu einer Gruppe gehört hätte. Vielmehr war es mir immer unmöglich, einfach auf bestehende Narrative und Dogmen zu setzen. In mir hat sich immer etwas gesträubt, wenn in meiner Schulzeit ein Lehrer im Politikunterricht Propaganda für eine bestimmte Ideologie gemacht hat. Auch wenn es immer der einfachere Weg gewesen wäre, einfach alles hinzunehmen und mein Weltbild im Laufe meiner Schulzeit dem Mainstream anzupassen, ich konnte es nicht.

Gerne würde ich sagen, dass mein „Anderssein“ auf Willensstärke und Geisteskraft fußt, aber die Wahrheit ist eher, dass ich gar nicht anders kann, als zu denken, wie ich eben denke. Ich hätte die Lügen gerne alle geglaubt, aber ich konnte es einfach nie. Da geht es mir ein wenig wie den Menschen, die gerne an Gott glauben würden, aber es einfach nicht schaffen, ihren Verstand ernsthaft davon zu überzeugen. Es war mir oft eine innere Hölle, dabei zusehen zu müssen, wie willenlos und lenkbar meine Altersgenossen doch sind und wie ihre Naivität ausgenutzt wird. Ich hatte eigentlich immer nur einen Wunsch: sie aufzuwecken.

Hierbei muss selbstverständlich angemerkt sein, dass ich mich nicht auf Personen beziehe, die eine andere Meinung haben als ich selbst. Wenn jemand in meinem Alter alle politischen Fachkenntnisse hat, aber überzeugter Marxist ist, ist das vollkommen in Ordnung, auch wenn das nicht mein Gedankengut ist. Aufwecken möchte ich diejenigen, welche mit knapp 20 Jahren immer noch nicht wissen, was das Wort „Opposition“ bedeutet. Meine Motivation ist nicht Besserwisserei oder Selbstüberhöhung, so wie es vielleicht für manche klingen mag. Man darf gerne in vielen Bereichen unwissend sein, das bin ich selbst. Der politische Bereich aber ist der eine, in dem man es nicht sein darf. Nicht umsonst gibt es die Redewendung: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in einer Diktatur auf!“.

Mein Weckruf für Deutschland - Neverforgetniki

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